Ein Grund, wieso ich Wirtschaftsnachrichten misstraue ...
... liegt darin, dass nicht immer klar ist, wie statistische Aussagen zu Stande kommen.
Allerdings mag ich dem guten Professor nur zum Teil recht geben, wenn er sagt:
Wussten Sie, dass in vielen europäischen Ländern die Armut im Zuge der aktuellen Wirtschaftskrise dramatisch zurückgegangen ist? Und zwar wegen der geradezu hirnrissigen Art und Weise, wie man sie auch hierzulande misst, nämlich als Anteil derjenigen, die weniger haben als die Hälfte des Durchschnitts.Walter Krämer, Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Technischen Universität Dortmund, Autor des Sachbuch-Bestsellers "So lügt man mit Statistik" im Interview mit Welt-Online.
Allerdings mag ich dem guten Professor nur zum Teil recht geben, wenn er sagt:
Mit wahrer Armut und Sorge um das nackte Überleben hat das, was heutzutage in Deutschland als Armut kolportiert wird, nicht das Mindeste zu tun.Zum Glück ist der allergrößte Teil der (relativ) Armen in Deutschland nicht so arm dran - auch wenn es leider Ausnahmen gibt. Allerdings ist auch relative Armut (worunter ich nicht etwa "weniger als die Hälfte des Durchschnitts" verstehe, sondern "Leben am Existenzminimum oder darunter") kein Spaß und birgt reichlich sozialen Sprengstoff - zumal dann, wenn z. B. BA-Vorstandsmitglied Alt zwar Mehr Hartz IV für langjährige Beitragszahler fordert, aber zugleich Sparmöglichkeiten bei den Wohnkosten von Hartz-IV-Empfängern sieht.
Wer preiswert wohnt, hat einen höheren Anreiz, auch eine Arbeit mit niedrigerem Lohn anzunehmen.Das glaubt Alt vermutlich nur, weil er entsprechende Statistiken gelesen hat - und erstaunlich finde ich, dass er anscheinend glaubt, dass Hartz VI-Empfänger sich scheuen würden, Arbeiten mit niedrigem Lohn anzunehmen. Sie sind gar nicht in der Lage zu "scheuen", denn wer sich nicht für eine angebotene Stelle bewirbt, dem wird das ALG II empfindlich gekürzt, bei Wiederholung gesperrt.
MMarheinecke - Montag, 13. Juli 2009