Dienstag, 28. April 2009

Sind Blogs abgetriebene Gedanken?

Autorin und Moderatorin Else Buschheuer will nach zehn erfolgreichen Blogger-Jahren aufhören. Was mich an sich nicht stören würde, denn an und für sich sind die Gründe dafür allein ihre Sache. Leider sieht Frau Buschheuer das nicht so und legt im Spiegel-Interview auf diese Gründe öffentlich dar. "Erfolgsautorin Buschheuer "Blogs sind abgetriebene Gedanken".
Buschheuer:: Ich bin mir sicher, dass ich mein bestes Buch noch nicht geschrieben habe - und dass mein Internet-Tagebuch einer der Vorwände war, mich davon abzuhalten. Ich hab' mir dort die Seele aus dem Leib geschrieben: Bloggen, das sind viele kleine Fehlgeburten, abgetriebene Gedanken, aber eine Geschichte zu einer großen, geschlossenen Form zu bringen, das hat Majestät.
Nebenbei: ich lese ihr Blog schon lange nicht mehr. Weil es mich schlicht langweilte. Das Bloggen ist nun einmal nicht immer die angemessene Form, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Politische Themen - im weitesten Sinne - funktionieren in Blogs, Hobbies sicher auch, aber literarische Tagebücher? Ich denke: Eher nicht. Wer über Alltagserfahrungen Bücher schreiben will, der tut in der Tat gut daran, nicht alle Alltagserfahrungen sofort ´rauszuhauen. Die müssen erst mal lagern und später mit Abstand reflektiert werden, damit da guter Lesestoff draus wird. Da aber die wenigsten Schriftsteller über ihre Alltagserfahrungen schreiben, haben sie dieses Problem logischerweise nicht.

Was die gute Frau im Interview sagt, gilt also für sie persönlich und für ihre Art zu schreiben und zu bloggen.
Andere bloggende Schriftsteller trennen sorgsam zwischen Inhalten: die "für den Buchdruck" vorgesehenen, die dann allenfalls auszugsweise als Leseprobe auftauchen, und den Blog-Inhalten, die einer "kommerziellen Nutzung" entzogen sind. Dass große Verlage keine Texte wollen, die schon im Netz stehen, und dass sie deshalb bereits gebloggte Texte nicht mehr dort unterbringen kann, das weiß schließlich jeder Schriftsteller.

Dass sie sich in ihrem Internet-Tagebuch "die Seele aus dem Leib" geschrieben hat, und sie daher, das vermute ich, zu wenig unveröffentlichtes Material für das noch zu schreibende beste Buch im (vielleicht nur virtuellen) Zettelkasten hat, ist auch kein Problem der bloggenden Schriftsteller an und für sich. Wobei sie ja angibt, mehr als genügend Ideen zu haben.

Um die Frage in der Titelzeile zu beantworten: Für Autoren wie Else Buschheuer und ihre Art zu schreiben und zu bloggen, mag das richtig sein, aber verallgemeinern lässt sich diese Einsicht nicht.
Bestimmt trifft sie nicht auf mich zu - aber ich bin schließlich auch kein Erfolgsschriftsteller.

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