Donnerstag, 5. Juni 2008

Max Kruse veröffentlicht religionskritischen Zukunfts-Roman

Im Jahr 2251 gibt es auf der Erde keine Kirchen oder vergleichbare Religionsgemeinschaften mehr, der Glaube an ein Jenseits ist bedeutungslos. Eine Welt ohne Moral? Fällt wirklich dort, wo Gott geleugnet wird, die Menschenwürde?
Nein, meint Max Kruse in seinem Roman "Antworten aus der Zukunft". Sie wäre besser ohne die Dogmen und Machtkämpfe der Religionen.

Nicht wenige Science Fiction-Romane beschäftigen sich mit Religion - wovon die meisten mehr oder weniger deutlich religionskritisch sind. Diese Tradition ist so alt wie die SF selbst. In jüngerer Zeit sorgte z. B. die Roman-Trilogie "His Dark Materials" des Autors Philip Pullman, bestehend aus "Northern Lights" (1995) (dt. "Der goldene Kompass"), "The Subtle Knife" (1997) (dt. "Das magische Messer") und "The Amber Spyglass" (2000) (dt. "Das Bernstein-Teleskop") für einige Aufregung unter "besorgten Christen". Es ist Science Fiction mit starken Fantasyelementen, einem religiös-sprituellem Grundton, der stark vom Schamanismus geprägt ist, und einer antiklerikalen und anti-monotheistischen Haltung. Die Trilogie wird deshalb von kirchlichen Gruppen und Medien scharf kritisiert. Pullmann hatte sie bewusst als Gegensatz zur christlich geprägten Fantasy-Reihe "Die Chroniken von Narnia" von C. S. Lewis konzipiert. (Übrigens ist die Filmversion von "Der goldene Kompass" deutlich entschäft, trotzdem reagierten nicht nur fundamentalistische Christen nicht nur in den USA auf sie ausgesprochen hysterisch.)
Ob der Roman Max Kruses, einem der erfolgreichsten Kinderbuchautoren des deutschen Sprachraums ("Urmel aus dem Eis", "Der Löwe ist los"), überhaupt Science Fiction im engeren Siine ist, weiß ich noch nicht, und mir ist auch unklar, ob er sich wie "His Dark Materials" (auch) an jugendliche Leser wendet, da ich das Buch bisher nur aus einer dürftige Pressemitteilung kenne. Antworten aus der Zukunft - Max Kruse veröffentlicht religionskritischen Roman.
Immerhin weiß ich einiges über Kruse. Kruse ist nach eigenen Einschätzung "ein in der Wolle gefärbter Agnostiker". Was etwas anderes ist als "Atheist":
Ich glaube nicht an den christlichen Gott, der diese Welt erschaffen hat und sich um jeden von uns liebevoll kümmert. Aber das letzte Geheimnis des Universums werden wir Menschen wohl auch niemals lösen.
Kruse gehört allerdings auch dem wissenschaftlichen Beirat der scharf religionskritischen und tendenziell atheistischen Giordano Bruno Stiftung an.
Bezeichnend ist, dass eine ältere Fassung des Buches unter dem Pseudonym Friedhelm Schenitz erschien: "En(t)dzauberung – Herbst des Religionszeitalters". Das war, wie ich vermute, wohl dem Umstand geschuldet, dass religionskritische Kinderbuchautoren, selbst dann, wenn sie wie Kruse oder Janosch die Religionskritik aus ihren Kinderbüchern heraus halten, schnell in das Kreuzfeuer selbsternannter oder kirchenamtlich bestellter Verteidiger des Glaubens geraten. Ich weiß nicht, was Kruse bewog, die Neufassung unter seinem Klarnamen zu veröffentlichen - ich hätte das aber im Zuge der unsäglichen Zensurversuche um das Ferkelbuch an seiner Stelle genau so gemacht: Irgendwann ist der Kampf für die Meinungsfreiheit wichtiger als die schriftstellerische Karriere. Kruse als etabliertem Autor im fortgeschrittenen Lebensalter fällt dieser Schritt sicherlich leichter als Nachwuchsautoren, die sich leider oft weltanschaulich "verbiegen" müssen, damit ihre Bücher überhaupt verlegt werden.
Die Zensurbestrebungen kirchennaher Kreise nehmen manchmal offen demokratiefeindliche Züge an, wie "Welt am Sonntag"-Kommentatorchef Alan Posener erlebt hat: Wie sich manche Christen Pressefreiheit vorstellen.

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