Na also ....
Europäer planen Einstieg in bemannte Raumfahrt (SpOn).
Wobei das "große Geheimnis", das SpOn da, enthüllt gar nicht so schrecklich groß war. ("Die Nachricht wurde in kleiner Runde lanciert. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Raumfahrtkonzern EADS Astrium hatten eine Handvoll Journalisten nach Bremen eingeladen. Vorab gab es kaum Informationen, nur nebulöse Andeutungen.") Jedenfalls nicht für den, der sich näher mit dem unbemannten Raumtransporter ATV befasst. Da verweise ich noch mal auf meinen Artikel Prestigeobjekt "bemannte Raumfahrt"? - In Europa eher nicht!, in dem ich darlegte, dass sich relativ "einfach" ein leistungsfähiges bemanntes Raumschiff aus dem ATV entwickeln ließe. Ein Raumschiff, dass durchaus leistungsfähiger sein könnte, als das in der Entwicklung befindliche "Orion"-Raumschiff der USA (geplanter Erstflug: 2014).
Da der "Prestige"-Effekt in der europäischen Raumfahrt eine eher geringe Rolle spielt, wird das Programm wahrscheinlich etappenweise angegangen werden, und zwar so, dass jede Etappe für sich ein voll nutzbares System ist. Die erste Etappe zum bemannten Raumschiff ist mit der erfolgreichen Flug des ATV 1 "Jule Verne" zur ISS schon zurückgelegt. Daraus aufbauend präsentierten EADS/DLR ihre Pläne für ein europäisches bemanntes Raumschiff. Dafür soll das ATV zunächst mit einer unbemannten Kapsel, mit der Nutzlasten von der ISS zur Erde zurückgeführt werden können, ausgerüstet werden. Der erst Start könnte 2013 erfolgen. Vier Jahre später, also 2017 könnte das System dann so modifiziert worden sein, dass ein erster bemannter Start erfolgen kann. Theoretisch ginge das auch schneller, wäre aber teurer - und das ist der kritische Punkt bei diesem Projekt.
Dieses Konzept wird in den nächsten Wochen/Monaten noch weiter durchgerechnet, dann könnte es im Herbst auf der Ministerratstagung beschlossen werden.
Mit einer fachkundigen Diskussion zu diesem Thema auf dem Raumcon-Forum ist zu rechnen ...
Hier eine Studie der EADS für ein bemanntes Raumschiff auf ATV-Basis (einschließlich Kostenvoranschlag): ATV Evolution - Executive Summary.
Nachtrag: Entwurf eines ATVs mit Rückkehrkapsel - als Zwischenschritt zum bemannten CTV:

ATV mit Rückkehrkapsel - Bild: ESA
Für einige Verwirrung sorgt die Nachricht, dass auch die Entwicklung eines bemannten Raumschiffs in Zusammenarbeit mit Russland geplant ist:
NZZ: Raumgleiter mit Russland geplant.
ESA und ROSKOSMOS / ENERGIJA unterzeichneten eine Vereinbarung für gemeinsames bemanntes System.
Es handelt sich um eine Kapsel (keinen Raumgleiter!) mit bis zu 6 Sitzplätzen. Die Russische Seite soll die Kapsel liefern, die ESA das Service-Modul (mit dem Antrieb). Als Träger fungiert die neue ANGARA - Startplatz soll WOSTOTZNY sein. Im Laufe des nächsten halben Jahres sollen die konstruktiven Vorarbeiten abgeschlossen sein. Beteiligt sind auf Seiten der ESA EADS Astrium und Tahles Alenia Space, auf russischer ENERGIJA. Flugtests ab 2015, erster bemannte Start 2018.
Dabei handelt es sich um ein eigenständiges Projekt für einen Sojus-Nachfolger, bei der die ESA eher "Zulieferer" wäre. Die Verhandlungen für dieses Projekt kamen lange Zeit nicht von der Stelle, so dass man darüber spekulieren könnte, ob der Durchbruch nicht mit den EADS-Plänen für ein eigenes bemanntes Raumschiff zusammenhängt. Die "Angara"-Trägerrakete ist noch nicht geflogen, deshalb der verhältnismäßig späte Zeitraum des Testflugs.
Hierzu auch im englischsprachigen "Russian Space Net": The Russian-European space cooperation to face moment of truth
Wobei das "große Geheimnis", das SpOn da, enthüllt gar nicht so schrecklich groß war. ("Die Nachricht wurde in kleiner Runde lanciert. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Raumfahrtkonzern EADS Astrium hatten eine Handvoll Journalisten nach Bremen eingeladen. Vorab gab es kaum Informationen, nur nebulöse Andeutungen.") Jedenfalls nicht für den, der sich näher mit dem unbemannten Raumtransporter ATV befasst. Da verweise ich noch mal auf meinen Artikel Prestigeobjekt "bemannte Raumfahrt"? - In Europa eher nicht!, in dem ich darlegte, dass sich relativ "einfach" ein leistungsfähiges bemanntes Raumschiff aus dem ATV entwickeln ließe. Ein Raumschiff, dass durchaus leistungsfähiger sein könnte, als das in der Entwicklung befindliche "Orion"-Raumschiff der USA (geplanter Erstflug: 2014).
Da der "Prestige"-Effekt in der europäischen Raumfahrt eine eher geringe Rolle spielt, wird das Programm wahrscheinlich etappenweise angegangen werden, und zwar so, dass jede Etappe für sich ein voll nutzbares System ist. Die erste Etappe zum bemannten Raumschiff ist mit der erfolgreichen Flug des ATV 1 "Jule Verne" zur ISS schon zurückgelegt. Daraus aufbauend präsentierten EADS/DLR ihre Pläne für ein europäisches bemanntes Raumschiff. Dafür soll das ATV zunächst mit einer unbemannten Kapsel, mit der Nutzlasten von der ISS zur Erde zurückgeführt werden können, ausgerüstet werden. Der erst Start könnte 2013 erfolgen. Vier Jahre später, also 2017 könnte das System dann so modifiziert worden sein, dass ein erster bemannter Start erfolgen kann. Theoretisch ginge das auch schneller, wäre aber teurer - und das ist der kritische Punkt bei diesem Projekt.
Dieses Konzept wird in den nächsten Wochen/Monaten noch weiter durchgerechnet, dann könnte es im Herbst auf der Ministerratstagung beschlossen werden.
Mit einer fachkundigen Diskussion zu diesem Thema auf dem Raumcon-Forum ist zu rechnen ...
Hier eine Studie der EADS für ein bemanntes Raumschiff auf ATV-Basis (einschließlich Kostenvoranschlag): ATV Evolution - Executive Summary.
Nachtrag: Entwurf eines ATVs mit Rückkehrkapsel - als Zwischenschritt zum bemannten CTV:

ATV mit Rückkehrkapsel - Bild: ESA
Für einige Verwirrung sorgt die Nachricht, dass auch die Entwicklung eines bemannten Raumschiffs in Zusammenarbeit mit Russland geplant ist:
NZZ: Raumgleiter mit Russland geplant.
ESA und ROSKOSMOS / ENERGIJA unterzeichneten eine Vereinbarung für gemeinsames bemanntes System.
Es handelt sich um eine Kapsel (keinen Raumgleiter!) mit bis zu 6 Sitzplätzen. Die Russische Seite soll die Kapsel liefern, die ESA das Service-Modul (mit dem Antrieb). Als Träger fungiert die neue ANGARA - Startplatz soll WOSTOTZNY sein. Im Laufe des nächsten halben Jahres sollen die konstruktiven Vorarbeiten abgeschlossen sein. Beteiligt sind auf Seiten der ESA EADS Astrium und Tahles Alenia Space, auf russischer ENERGIJA. Flugtests ab 2015, erster bemannte Start 2018.
Dabei handelt es sich um ein eigenständiges Projekt für einen Sojus-Nachfolger, bei der die ESA eher "Zulieferer" wäre. Die Verhandlungen für dieses Projekt kamen lange Zeit nicht von der Stelle, so dass man darüber spekulieren könnte, ob der Durchbruch nicht mit den EADS-Plänen für ein eigenes bemanntes Raumschiff zusammenhängt. Die "Angara"-Trägerrakete ist noch nicht geflogen, deshalb der verhältnismäßig späte Zeitraum des Testflugs.
Hierzu auch im englischsprachigen "Russian Space Net": The Russian-European space cooperation to face moment of truth
MMarheinecke - Dienstag, 13. Mai 2008