Sonntag, 18. Februar 2007

Kein Schnee mehr auf dem Kilimandscharo

Es gibt einige Sachverhalte, die es nicht vertragen, wenn man sie zu sehr vereinfacht. Zum Beispiel der Klimawandel: Keine einfachen Wahrheiten.

Ein eingängiges Symbol der Erderwärmungs ist der schwindende Gletscher des Klimandscharo. Zwischen 1912 und 1989 verlor die Eiskappe des Haupgipfels Kibo etwa 75 % ihrer ursprünglichen Fläche und bis 2000 schrumpfte sie nochmals um fast 25%. Der "Schnee auf dem Kilimandscharo" ist also bald "Schnee von gestern". Dennoch ist die oft zu hörende Behauptung, aufgrund der gestiegenen Temperaturen würde der Gletscher abschmelzen, falsch. Was widerum nicht bedeutet, dass die schwindende Eiskappe des Kibo nichts mit gewandelten klimatischen Bedingungen zu tun hätte.

Einfach, aber hoffentlich nicht zu einfach ausgedrückt:
Es wird am Klimandscharo nicht wärmer. Die Messungen der Temperatur im ostafrikanischen Hochland zeigt im 20. Jahrhundert keinen Trend - es gab also weder eine Erwärmung noch eine Abkühlung. Auch die Satellitenmessungen zeigen seit ihrem Beginn 1979 keinen Erwärmungstrend der Region. Eine kontinuierliche Messung am Gletscher selbst gibt es erst seit relativ kurzer Zeit, die monatliche Durchschnittstemperatur beträgt -7,1 °C, mit nur geringfügigen Schwankungen. Nie wurde der Wert von -1,6° C überschritten. Das heißt: theoretisch dürfte es dort gar nicht tauen.
Der Gletscher geht aber zurück. Der entscheidende Faktor dabei ist die zunehmende Trockenheit.
Schon seit ca.1850 verändert sich das Klima in Ostafrika. Der Rückzug des Gletschers begann um 1880 als Folge eines abrupten Wechsels zu deutlich trockeneren Bedingungen. Es gibt weniger Niederschläge - also auch weniger Schnee, damit weniger "Nachschub" für den Gletscher. Es gibt außerdem weniger Wolken und dadurch mehr Sonneneinstrahlung. Durch die intensive Sonneneinstrahlung sublimiert das Eis, d. h. es geht direkt von festen Zustand in den gasförmigen Zustand über, ohne zu tauen - deshalb strömt auch nur wenig Gletscherwasser ins Tal. (Ein weiterer Faktor beim Gletscherrückgang könnte vulkanische Asche auf dem Gletschereis sein, dass die Rückstrahlung der Sonneneinstrahlung mindert. Auch vulkanische Aktivitäten - schließlich ist der Kilimandscharo einer der größten aktiven Vulkane der Erde - könnten ihren Teil zur Schmelze beitragen. Aber das sind eher Randfaktoren.)

Es hängt also durchaus am gewandelten Klima - nur, dass es nicht wärmer, sondern trockener wurde.
Möglicherweise haben auch lokale Veränderungen die Luftströmungen am Kilimandscharo beeinflusst, so dass weniger Feuchtigkeit von unten nach oben transportiert wird. Eine eventuell wichtige lokale Veränderung ist leider allzu gut aus vielen Teilen der Erde bekannt: Das Abholzen der Bäume am Berg.
Deshalb wird seit einiger Zeit am Kilimandscharo der noch vorhandene Höhen-Regenwald geschützt und in tiefer gelegenen, bereits gerodeten, Regionen aufgeforstet. In anderen von Trockenheit bedrohten Regionen Afrikas, z. B. in der Sahel-Zone hat man mit Aufforstung vielversprechende Ergebnisse im Kampf gegen die Versteppung erzielt - Bäume sind zwar keine "Regenmacher", sie haben aber guten Einfluß auf das örtliche Klima, vor allem die Leuffeuchtigkeit, und bieten Schutz vor Bodenerosion.
Aber für den Schnee auf dem Klimandscharo ist es wohl zu spät.

Berichte aus der Kilimandscharo-Region vom Verein "Bürgerpartnerschaft Dritte Welt Idstein e.V.".

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