Musiker nehmen Gefühle in der Stimme besser wahr als Nicht-Musiker

Musiker hören selbst feinste Gefühlsnuancen aus der Stimme eines Gesprächspartners heraus: Ihr Gehirn ist durch die musikalische Ausbildung darauf trainiert, äußerst effizient komplexe akustische Signale zu erfassen und zu verarbeiten, hat ein amerikanisches Neurologenteam gezeigt. (Mehr: wissenschaft.de: Klingendes Sprachgefühl.)

Schon die Alltagserfahrung spricht dafür, dass Musiker im Durchschnitt Gefühle in der Stimme besser wahrnehmen können als Nicht-Musiker. Im Durchschnitt: denn sonst gäbe es keine Musiker, die hinsichtlich der Gefühle ihrer Mitmenschen die Sensibilität einer Abbruchkugel haben.
Anderseits habe ich die Erfahrung gemacht, dass Musiker oft besseren Zuhörer als Nichtmusiker sind. Allerdings: diese Alltagserfahrungen sind rein anekdotisch und für die Wissenschaft von geringem Wert.

Von geringen Wert ist, unabhängig davon, wie plausibel oder "überraschend" ihre Ergebnisse sind, aber auch diese Studie: An ihr nahmen gerade einmal 30 Probanden teil. Mehr als einen "ersten Eindruck" kann sie nicht geben. Übrigens beruhen viele der "sensationellen wissenschaftlichen Erkenntnisse", die durch die Massenmedien geistern, auf fragwürdigen bis unseriösen Untersuchungen.

Es fällt mir außerdem auf, dass neurowissenschaftliche Erklärungsmodelle zumindest bei den Massenmedien momentan "große Mode" sind. So wie vor einigen Jahren es "etwas mit Genen" zu tun haben musste, um Schlagzeilen zu machen, oder früher "was mit Computern" oder noch früher "was mit Atom".
Typisch scheint mir zu sein, dass die "Modeverfahren" eher mechanistische Ansätze haben - die gelten bei einem Teil des Publikums als besonders objektiv, während sie den eher metaphysisch bzw. religiös orientierten Teil der Publikums vorhersehbar auf die Palme bringen. Beides ist gut für Schlagzeilen.
Sven (Gast) - 5. Mär, 10:12

Es hat was mit "Sicherheit" zu tun

Ein mechanistisches Weltbild vermittelt "Sinn" und damit Sicherheit gegen vermeintliche Willkür des "Zufalls" und allen möglichen Beliebigkeiten. Die Wissenschaft - diese Wissenschaft - bedient inzwischen dieses Bedürfnis nach Sinn und Sicherheit. Früher war das der Job der Kirchen.

Ansgar (Gast) - 6. Mär, 11:14

Die Statistik und der Eisberg

Hiho Martin,

das Problem ist leider noch viel größer und umfassender. Wie beim berühmten Eisberg, bei dem man gewöhnlich nur die Spitze sieht...

Nicht nur bei diesem populistisch ausgeschlachteten "wissenschaftlichen" Erhebungen ist die Probandenzahl, oder ganz allgemein die Loszahl, so gering. Was meinst Du, wie viele "seriös wissenschaftliche Studien" gerade einmal eine Loszahl von wenigen hundert aufweisen?

Ein weiteres Problem sind oft frappierende Mängel in der Auswertung der Ergebnisse. Viel zu viele Wissenschaftler arbeiten da immer noch mit primitiven Methoden, die jeden, der auch nur ansatzweise was von Statistik, Fehlerverteilunge und statistischer Versuchsmethodik versteht, zur Weißglut treibt. Anschaulich: wenn man eine Studie betreibt bzgl. der Frage, ob für das ordentliche Aufgehen eines Brotes die Hefe entscheident ist, oder ob der Bäcker seine Mütz trug, dann kann bei eine lappidaren Auswertung, die keine statistischen Effekte berücksichtig, schonmal herauskommen, dass die Mütze das wichtigste am Backen ist...

Meist fangen die Probleme von solchen Untersuchung aber noch viel früher an: egal ob Medizin oder Maschinenbau. Es gibt fast immer ein gewünschtes Ergebnis der Studie. Und um das zu erreichen wählt man "geeignete" Kandidaten oder Versuchsparameter aus. Und vor der eigentlichen Auswertung der Ergebnisse muß man natürlich noch "fehlerhafte" Ergebnisse aussortieren...

Winston Churchill: "Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast."

Nightingale (Gast) - 6. Mär, 14:56

Apropos Statistik

Man hört ja grade immer öfter von steigenden Piratenzahlen. Die Klimaerwärmung wird nun wohl bald zum Stillstand kommen.
Und lasst doch den armen Bildlesern ihr neuentdecktes Hirn, die freuen sich doch so.

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