Innovationspreis: Herzklappen und Herzlosigkeit
Als die Kandidaten für den Deutschen Zukunftspreis 2008 nominiert wurden, da hatte ich einen eindeutigen Favoriten (Deutscher Zukunftspreis: die Kandidaten stehen fest):
Das Team um Professor Axel Haverich von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde für die "mitwachsende Herzklappe" zunächst für den Zukunftspreis 2008 nominiert, und dann wieder ausgeladen - wegen patentrechtlicher Unklarheiten.
Nach eigenen Angaben hatten die Forscher herzkranken Kindern die Klappen weltweit. Doch Mediziner der Berliner Charité sahen das anders, denn die Klinik für Herzchirurgie hatte bereits im Jahr 2000 ein Biotechnologieunternehmen ausgegründet, das Patente für mitwachsende Klappen anmeldete.
Nun sollen Patentanwälte den Streit klären.
Bei "rein wissenschaftlichen" Prioritätsstreitigkeiten ist es nicht unüblich, die Preise einfach zu teilen. Zumal das Team in Berlin offenbar zuerst die Idee hatte, während das Team in Hannover sie als erste praktisch anwendetet.
Eine derartige "solomonische" Entscheidung ist angesichts der Tatsache, dass es um Patentrechte - und damit möglicherweise um viel Geld - geht, nicht möglich. Es kann sogar sein, dass die chirurgische Pionierleistung in Hannover mit lizenzrechtlichen Sanktionen geahndet wird. Geschenkt wird da nichts.
Das Erfinden und das patentrechtliche Aufwerten von Erfindungen ist nun einmal ein knallhartes Geschäft und der Bereich der Medizin ist leider keine Ausnahme. (Man denke z. B. an patent-geschützte AIDS-Medikamente, die aufgrund der Lizenzsabgaben an den Patentinhaber - der entgegen eine weit verbreiteten Vorstellung nicht immer das "forschende Pharmaunternehmen" ist - zu teuer für den Einsatz etwa im südlichen Afrika sind. Patentschutz behindert nach wie vor die Behandlung von HIV/Aids-Patienten in Entwicklungsländern.)
Das ist besonders schade, denn das Projekt hätte m. E. den Preis wirklich verdient: Bisher war Herzklappen-Ersatz bei Kindern wegen des Wachstums ein riesiges Problem. Sehr oft muss man so lange warten, bis das Kind ausgewachsen ist, um dann eine künstliche Klappe einzusetzen - wobei das "Abwarten" oft mit Folgeschäden und fast immer mit verminderter Lebensqualität einhergeht. Hinzu kommt, dass die "mitwachsende Herzklappe" ein biologisch vollwertiger Ersatz einer natürlichen Herzklappe mit nahezu unbegrenzter Haltbarkeit ist - während bei künstlichen Herzklappen lebenslang blutgerinnungshemmende Medikamente eingenommen werden müssen.
Die übrigen drei Vorschläge sind solide Ingenieurskunst, aber eben keine "großen Erfindungen" mit ermutigender Signalwirkung. Wahrschein hat der Patentstreit um die mitwachsenden Herzklappen eine negative Signalwirkung über den "Forschungsstandort Deutschland" hinaus: "Probiere bloß nicht Neues aus, es könnten irgendwo Patentrechte drauf liegen!"
Gewonnen hat übrigens:
Smarte Sensoren erobern Konsumelektronik, Industrie und Medizin
Dr. Jiri Marek (Sprecher)
Dr. Michael Offenberg
Dr. Frank Melzer
Robert Bosch GmbH, Reutlingen
Bosch Sensortec GmbH, Reutlingen
Das Team um Professor Axel Haverich von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde für die "mitwachsende Herzklappe" zunächst für den Zukunftspreis 2008 nominiert, und dann wieder ausgeladen - wegen patentrechtlicher Unklarheiten.
Nach eigenen Angaben hatten die Forscher herzkranken Kindern die Klappen weltweit. Doch Mediziner der Berliner Charité sahen das anders, denn die Klinik für Herzchirurgie hatte bereits im Jahr 2000 ein Biotechnologieunternehmen ausgegründet, das Patente für mitwachsende Klappen anmeldete.
Nun sollen Patentanwälte den Streit klären.
Bei "rein wissenschaftlichen" Prioritätsstreitigkeiten ist es nicht unüblich, die Preise einfach zu teilen. Zumal das Team in Berlin offenbar zuerst die Idee hatte, während das Team in Hannover sie als erste praktisch anwendetet.
Eine derartige "solomonische" Entscheidung ist angesichts der Tatsache, dass es um Patentrechte - und damit möglicherweise um viel Geld - geht, nicht möglich. Es kann sogar sein, dass die chirurgische Pionierleistung in Hannover mit lizenzrechtlichen Sanktionen geahndet wird. Geschenkt wird da nichts.
Das Erfinden und das patentrechtliche Aufwerten von Erfindungen ist nun einmal ein knallhartes Geschäft und der Bereich der Medizin ist leider keine Ausnahme. (Man denke z. B. an patent-geschützte AIDS-Medikamente, die aufgrund der Lizenzsabgaben an den Patentinhaber - der entgegen eine weit verbreiteten Vorstellung nicht immer das "forschende Pharmaunternehmen" ist - zu teuer für den Einsatz etwa im südlichen Afrika sind. Patentschutz behindert nach wie vor die Behandlung von HIV/Aids-Patienten in Entwicklungsländern.)
Das ist besonders schade, denn das Projekt hätte m. E. den Preis wirklich verdient: Bisher war Herzklappen-Ersatz bei Kindern wegen des Wachstums ein riesiges Problem. Sehr oft muss man so lange warten, bis das Kind ausgewachsen ist, um dann eine künstliche Klappe einzusetzen - wobei das "Abwarten" oft mit Folgeschäden und fast immer mit verminderter Lebensqualität einhergeht. Hinzu kommt, dass die "mitwachsende Herzklappe" ein biologisch vollwertiger Ersatz einer natürlichen Herzklappe mit nahezu unbegrenzter Haltbarkeit ist - während bei künstlichen Herzklappen lebenslang blutgerinnungshemmende Medikamente eingenommen werden müssen.
Die übrigen drei Vorschläge sind solide Ingenieurskunst, aber eben keine "großen Erfindungen" mit ermutigender Signalwirkung. Wahrschein hat der Patentstreit um die mitwachsenden Herzklappen eine negative Signalwirkung über den "Forschungsstandort Deutschland" hinaus: "Probiere bloß nicht Neues aus, es könnten irgendwo Patentrechte drauf liegen!"
Gewonnen hat übrigens:
Smarte Sensoren erobern Konsumelektronik, Industrie und Medizin
Dr. Jiri Marek (Sprecher)
Dr. Michael Offenberg
Dr. Frank Melzer
Robert Bosch GmbH, Reutlingen
Bosch Sensortec GmbH, Reutlingen
MMarheinecke - Mittwoch, 3. Dezember 2008