Summer of Love VIII - Psychedelic Music
In lockerer Folge schreibe ich im Laufe der Sommermonate über den "Sommer of Love" 1967, der in Wirklichkeit ein politisch, gesellschaftlich und kulturell "heißer" Sommer war, schreiben. Bisher gab es schon einen kleinen ironischen Text zum "Sommer of Love", einen Artikel zum "heißen Frühsommer" im West-Berlin des Jahres 1967 und einen kleinen Aufsatz, in dem ich zu zeigen versuchte, dass die Hippies mehr als nur "Blumenkinder" waren. Das Ende des chemischen Pfingstens schließt sich inhaltlich an die Beitrag LSD - die "Wunderdroge" und den nicht zur "Serie" gehörenden Text 70 Jahre Marihuana-Verbot an. Der sechste Teil der Serie widmet sich der Unvollständigen Sexuellen Revolution, der siebte dem Hippie-Pop und Hippie-Kommerz.
Das Wort "psychedelisch" ist eine Neubildung aus den altgriechischen Worten für "Geist, Seele, Bewusstsein" ψυχή (psyché) und "Offenbarung" δήλος (délos). also etwa: "bewußtseinsoffenbahrend" oder "bewußtseinszeigend".
Der Begriff wurde 1957 vom Psychiater Humphry Osmond geprägt, als zutreffendere Bezeichnung für die bis dahin "Halluzinogene" genannten Drogen im Kontext ihrer psychotherapeutischen Anwendung. In der Psychiatrie setzte sich die Bezeichnung nicht durch, im Journalismus und dem populären Sprachgebrauch wurde um 1965 "psychedelic" und wenig später auch im deutschen Sprachraum "psychedelisch" zum Modewort. Alles und jedes, was irgendwie sinnverwirrend, surreal, meditativ, verträumt, exotisch wirkte, war "psychedelisch" - von der Lava-Lampe über Tapetenmuster im Op-Art-Stil über Yoga-Übungen bis zur schreiend bunt gemusterten Hemden. Da konnte es nicht ausbleiben, dass auch Musik "psychedelisch" genannt wurde.
"Psychedelic music" war folglich auch ein eher unscharfer Sammelbegriff, schärfere Konturen hatte lediglich der "Psychedelic Rock". Zum "Psychedelic Rock" später mehr.
Was "psychedelische Musik" zur einer solche macht, lässt sich schwer sagen, da von Folk bis Jazz höchst unterschiedliche Musikstücke als "psychedelisch" bezeichnet wurden. Einfacher sind bestimmte musikalische Stereotypen bzw. Klischees zu beschreiben, die "typisch psychedelisch" wirken. Als "typisch Psychedelic" galten spezialeffekt-betonte Produktionen (was vom simplen Wah-Wah-Effektpedal und dem sehr beliebten ebenso simplen Tape-Delay bis zum ungehemmten Herumspielen mit allen damals neuen Möglichkeiten der Studio-Technik ging), "exotische" Instrumente (vor allem Sitar, aber auch elektronische Instrumente wie das Mellotron, das Trautonium, das Electro-Theremin oder der frisch erfundene Synthesizer), und surrealistische Texte - allerdings fand sich das alles auch bei Musikern, die sich mit Händen und Füssen dagegen wehrten, das immer auch nach Haschpfeife und Räucherstäbchen riechende Etikett "psychedelic" aufgeklebt zu bekommen.
Als Beginn des"Psychedelic Pop" gilt allgemein das Album "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" von den "Beatles", was insofern stimmt, da damit diese Art Musik, die es schon früher gab, wirklich populär wurde. Schon in den 50ern experimentierten Musiker sowohl mit "psychedelischen Drogen" wie mit dadurch inspirierten neuen musikalischen Ausdrucksformen.
Es gibt psychedelische Stücke, die versuchen, die akustischen Eindrücke eines Drogentrips nachzuempfinden (das frühe Pink-Floyd Stück "Interstellar Overdrive" ist ein bekanntes Beispiel), andere beschreiben die Erlebnisse eines Trips ("Lucy in Sky with Diamonds" egal, was John Lennon und Paul McCartney behaupteten), wieder andere versuchen eine trip-ähnliche Trance zu erzeugen (bekanntestes Beispiel: "In-A-Gadda-Da-Vida" von Iron Butterfly). Das in allen Beispielen von "Trips" die Rede ist, ist unzufällig, den LSD spielte als Inspirationsdroge eine herausragende Rolle. Die "härteren" Spielarten der "Psychedelic Music" wurden dann auch, nach dem Slangausdruck "Acid" für LSD, "Acid Music" genannt; ein Begriff, der sich anders als das einst allgegenwärtige "Psychedelic" bis in die Gegenwart hielt (Acid-Jazz, Acid-Rock, Acid-House usw.).
In der experimentierfreudigen "Psychedelic Era" wurden erstmals "leichte" Unterhaltungsmusik und "ernster" Musik, vor allem "zeitgenössischer E-Musik", miteinander verschmolzen, was etwas anderes ist als die in 70er Jahren Mode gewesene "verpoppten Klassik", aber auch als Popmusik, die "klassisch" interpretiert wird. Diese inhaltliche Verschmelzung beschränkte sich nicht auf Anregungen durch auch für elektronische Musikinstrumente schreibenden Komponisten wie Paul Hindemith und Karl-Heinz Stockhausen. Ein zeitgenössischer "E-Komponist" mit starken Einfluss auf die psychedelische Musik war György Ligeti mit seinen "Klangflächen-Kompositionen" - bekannte Beispiele: "Atmosphères" und das Vokalstück "Lux Aeterna". Auch Elemente "klassischer Musik" fanden dank der Experimentierfreude der "Psychedelic Music" Eingang in populäre Stücke, erwähnt seien nur die Bachtrompeten und Cellos auf "Sgt. Peppers'" oder "A Whiter Shade of Pale" von Procum Harum, ein leicht psychedelisches und sehr stark von Johann Sebastian Bach beeinflusstes Stück.
Wie schon erwähnt, hat eigentlich nur der "Psychedelic Rock" als Subgenre so deutliche Konturen, dass Rockmusik-Hörer sich einigermaßen einig werden könnten, ob ein Stück dazugehört oder nicht. Typisch für den "psychedelischen" Rock-Stil der 60er waren die gegenüber damaligen Standard-Rockstücken längeren Songs, wie auch der Trend zur langen Instrumental-Solos in der Psychedelic-Ecke begann. Während "normale" Rockmusiker allenfalls Verzerrer, vielleicht auch mal Wah-Wahs einsetzten, verwendeten die "Psychedelic Rocker" zahlreiche elektronische und akustische Effekte, die oft abenteuerlich improvisiert waren. Typisch ist auch der Einsatz von Orgeln, elektronische Musikinstrumenten und "exotischen" Instrumenten - "so was" war bei "straighten" Rockern eher verpönt.
Besonderheiten gibt es auch im Rhythmus: In der Rockmusik werden die Achtelnoten normalerweise "gerade" gespielt, im Beat die erste Viertelnote (der erste Beat) betont, im Rock ’n’ Roll gibt es noch eine leichte Verschiebung zwischen den Viertelnoten nach hinten (den "Shuffle"), gelegentlich werden auch Offbeats eingesetzt - aber im großen und ganzen ist Rock rhythmisch gesehen eher simpel. Was dann auch in der 50er und 60er Jahren ein Standardvorwurf der "Jazzer" gegenüber den "Rockern" war und, jedenfalls vor der Ära der langen Drum-Solos, in Witzen über die beschränkten Fähigkeiten von Rock-Schlagzeugern Ausdruck fand, etwa: "Eine typische Rockband besteht aus drei Musikern und einem Drummer." Im "Psychedelic Rock" gibt dagegen zahlreiche Abweichungen von diesem einfachen Schema. Die "Schmanentrommel" hielt Einzug - oder zumindest Rhythmen, die der Folklore afrikanischer, alt-amerikanischer und innerasiatischer Stammesgesellschaften entlehnt wurden. Relativ oft wird der 4/4-Takt für Zwischenspiele in anderen Taktarten unterbrochen, und einige Psychedelic-Rocksongs sind sogar polyrhythmisch. Polyrhythmik ist die Überlagerung mehrerer verschiedener Rhythmen in einem mehrstimmigen Stück, die vor Jimi Hendrix und Charlos Santana (der aber nicht dem "Psychedelic Rock" im engeren Sinne zugeschlagen werden sollte) eine Domäne des Jazz war - und die dann typisches Merkmal des aus dem "Psychedelic Rock" entwickelnden, neben ihm bestehenden und sich mit diesem überschneidenden "Progressive Rock" wurde.
Reine "Studio-Bands" unter den Psychedelic-Rockbands gab und gibt es erstaunlich wenige, die meisten machten und machen auch live psychedelische Musik.
Der "Psychedelic Rock" begann im "Underground", genauer gesagt, bei mehr oder weniger dem Hippie-Lifestyle verpflichteten Garagenbands, vor allem in den USA. Das widerlegt auch die oft geäußerte Behauptung, "psychedelische Musik" hätte immer etwas mit aufwendiger Studiotechnik zu tun. Die Jungs (und ein paar Mädels) waren froh, wenn sie sich einen halbwegs "rückkopplungsfesten" Gitarrenverstärker, ein paar Effektgeräte und ein gebrauchtes 2-Spur-Tonbandgerät leisten konnten.
Die texanische Band "13th Floor Elevators" wird oft als erste "psychedelische" Rockband bezeichnet - zumindest war sie die erste, die ab 1965 mit dieser Art Musik einen gewissen kommerziellen Erfolg hatten. Bands, die noch früher solche Musik machten, wie "The Magic Mushrooms", "The Human Expression" oder "The Charlatans" sind eigentlich nur ausgesprochenen 60er-Jahre-Rock-Fans bekannt.
Zu den bekanntesten psychedelischen Rockbands der "Sechziger" gehörten "The Doors", "The Deep", "The Blues Magoos", "The Seeds", "Count Five", "Jefferson Airplane", "Soft Machine" (in der Zeit mit Kevin Ayers), "The Jimi Hendrix Experience", "Big Brother and the Holding Company", "Country Joe And The Fish", natürlich "Grateful Dead", und auch mehr oder weniger (abhängig vom Stück) die frühen "Pink Floyd".
Allerdings gingen auch andere Bands auf den "psychedelic rock trip": Die "Beatles" habe ich bereits erwähnt, andere Bands, die "Psychedelic Rock" im Repertoire hatten, waren "The Yardbirds", "The Byrds", "Love", "Iron Butterfly", "The Velvet Underground", aber auch die "Rolling Stones" ("2000 Light Years From Home"). Sogar die "Beach Boys" gaben sich psychedelisch-rockig ("Good Vibration").
Ein bleibendes Vermächtnis des "Psychedelic Rock" an die Populärkultur ist die den Auftritt begleitende Lightshow, angeblich erstmals 1966 von Pink Floyd bei einem Konzert in Essex eingesetzt.
Um 1970 ging der "Psychedelic Rock" teilweise in andere Stile auf ("Progressive Rock", "Artrock", "Glamrock". Auch der "symphonische" Hard Rock ("Hawkwind", "Deep Purple", "Black Sabbath") griff auf psychedelische Elemente zurück. Andererseit ebbte einfach nur das Interesse an der "psychedelischen" Stilrichtung ab. Etwa ab 1974 war die Ära des "Psychedelic Rock" zuende, während andere Formen "pychedelischer Musik" sich in ihren "Nischen" halten konnten - die meditative "New Age"-Musik war so eine Nische.
Aber schon gegen Ende der 1970er Jahre kam es im Zuge der Punk-Bewegung zu einem Revival, das als "Neo-Psychedelic" oder "Neo-Psychedelia" bezeichnet wurde. Auslöser des Revivals waren die Wiederveröffentlichung alter "Garagenrock"-Aufnahmen aus den 1960er Jahren auf Compilations wie z.B. der Nuggets-Compilation von Lenny Kaye oder der Pebbles-Serie und das damit einhergehende "Garagenrock-Revival" - mit dem "Garagenrock" wurde auch der frühe "Psychedelic Rock" wiederentdeckt.
Trotz dieses Revivals existiert "Neo-Psychedelic" seitdem vor allem im "Untergrund", in Form zahlreicher Amateur-Bands, unbeachtet von der "großen Rockwelt". Halbwegs bekannt wurden z. B. "Plan 9", "Three O'Clock", "The Fuzztones", "Nova Express".
Deutlich erfolgreicher waren "My Bloody Valentine" Ende der 80er.
Wichtiger als alle "Revivals" ist allemal, dass Hard Rock, Metal und sogar der Britpop stark bis sehr stark vom "Psychedelic Rock" beeinflusst wurden. "Voivod", "Alice In Chains" und "Monster Magnet" nahmen "Psychedelic Rock"-Stücke auf. "Tuxedomoon", "Psychic TV", " XTC", "Siouxsie and The Banshees", "The Cure", "Cocteau Twins" sind oft deutlich psychedelisch. Britpop-Band wie "Oasis" oder "Blur" bezogen sich direkt auf den Psychedelic Rock, ebenso "Supergrass" oder "Radiohead". "Wolfmother" und "Queens of the Stone Age" könnte man, mit einigem guten Willen, auch zum "Psychedelic Rock" rechnen.
Aber da verweise ich doch lieber auf die (englischsprachige) "Wikipedia": List of psychedelic rock artists und Neo-psychedelia.
Das Wort "psychedelisch" ist eine Neubildung aus den altgriechischen Worten für "Geist, Seele, Bewusstsein" ψυχή (psyché) und "Offenbarung" δήλος (délos). also etwa: "bewußtseinsoffenbahrend" oder "bewußtseinszeigend".
Der Begriff wurde 1957 vom Psychiater Humphry Osmond geprägt, als zutreffendere Bezeichnung für die bis dahin "Halluzinogene" genannten Drogen im Kontext ihrer psychotherapeutischen Anwendung. In der Psychiatrie setzte sich die Bezeichnung nicht durch, im Journalismus und dem populären Sprachgebrauch wurde um 1965 "psychedelic" und wenig später auch im deutschen Sprachraum "psychedelisch" zum Modewort. Alles und jedes, was irgendwie sinnverwirrend, surreal, meditativ, verträumt, exotisch wirkte, war "psychedelisch" - von der Lava-Lampe über Tapetenmuster im Op-Art-Stil über Yoga-Übungen bis zur schreiend bunt gemusterten Hemden. Da konnte es nicht ausbleiben, dass auch Musik "psychedelisch" genannt wurde.
"Psychedelic music" war folglich auch ein eher unscharfer Sammelbegriff, schärfere Konturen hatte lediglich der "Psychedelic Rock". Zum "Psychedelic Rock" später mehr.
Was "psychedelische Musik" zur einer solche macht, lässt sich schwer sagen, da von Folk bis Jazz höchst unterschiedliche Musikstücke als "psychedelisch" bezeichnet wurden. Einfacher sind bestimmte musikalische Stereotypen bzw. Klischees zu beschreiben, die "typisch psychedelisch" wirken. Als "typisch Psychedelic" galten spezialeffekt-betonte Produktionen (was vom simplen Wah-Wah-Effektpedal und dem sehr beliebten ebenso simplen Tape-Delay bis zum ungehemmten Herumspielen mit allen damals neuen Möglichkeiten der Studio-Technik ging), "exotische" Instrumente (vor allem Sitar, aber auch elektronische Instrumente wie das Mellotron, das Trautonium, das Electro-Theremin oder der frisch erfundene Synthesizer), und surrealistische Texte - allerdings fand sich das alles auch bei Musikern, die sich mit Händen und Füssen dagegen wehrten, das immer auch nach Haschpfeife und Räucherstäbchen riechende Etikett "psychedelic" aufgeklebt zu bekommen.
Als Beginn des"Psychedelic Pop" gilt allgemein das Album "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" von den "Beatles", was insofern stimmt, da damit diese Art Musik, die es schon früher gab, wirklich populär wurde. Schon in den 50ern experimentierten Musiker sowohl mit "psychedelischen Drogen" wie mit dadurch inspirierten neuen musikalischen Ausdrucksformen.
Es gibt psychedelische Stücke, die versuchen, die akustischen Eindrücke eines Drogentrips nachzuempfinden (das frühe Pink-Floyd Stück "Interstellar Overdrive" ist ein bekanntes Beispiel), andere beschreiben die Erlebnisse eines Trips ("Lucy in Sky with Diamonds" egal, was John Lennon und Paul McCartney behaupteten), wieder andere versuchen eine trip-ähnliche Trance zu erzeugen (bekanntestes Beispiel: "In-A-Gadda-Da-Vida" von Iron Butterfly). Das in allen Beispielen von "Trips" die Rede ist, ist unzufällig, den LSD spielte als Inspirationsdroge eine herausragende Rolle. Die "härteren" Spielarten der "Psychedelic Music" wurden dann auch, nach dem Slangausdruck "Acid" für LSD, "Acid Music" genannt; ein Begriff, der sich anders als das einst allgegenwärtige "Psychedelic" bis in die Gegenwart hielt (Acid-Jazz, Acid-Rock, Acid-House usw.).
In der experimentierfreudigen "Psychedelic Era" wurden erstmals "leichte" Unterhaltungsmusik und "ernster" Musik, vor allem "zeitgenössischer E-Musik", miteinander verschmolzen, was etwas anderes ist als die in 70er Jahren Mode gewesene "verpoppten Klassik", aber auch als Popmusik, die "klassisch" interpretiert wird. Diese inhaltliche Verschmelzung beschränkte sich nicht auf Anregungen durch auch für elektronische Musikinstrumente schreibenden Komponisten wie Paul Hindemith und Karl-Heinz Stockhausen. Ein zeitgenössischer "E-Komponist" mit starken Einfluss auf die psychedelische Musik war György Ligeti mit seinen "Klangflächen-Kompositionen" - bekannte Beispiele: "Atmosphères" und das Vokalstück "Lux Aeterna". Auch Elemente "klassischer Musik" fanden dank der Experimentierfreude der "Psychedelic Music" Eingang in populäre Stücke, erwähnt seien nur die Bachtrompeten und Cellos auf "Sgt. Peppers'" oder "A Whiter Shade of Pale" von Procum Harum, ein leicht psychedelisches und sehr stark von Johann Sebastian Bach beeinflusstes Stück.
Wie schon erwähnt, hat eigentlich nur der "Psychedelic Rock" als Subgenre so deutliche Konturen, dass Rockmusik-Hörer sich einigermaßen einig werden könnten, ob ein Stück dazugehört oder nicht. Typisch für den "psychedelischen" Rock-Stil der 60er waren die gegenüber damaligen Standard-Rockstücken längeren Songs, wie auch der Trend zur langen Instrumental-Solos in der Psychedelic-Ecke begann. Während "normale" Rockmusiker allenfalls Verzerrer, vielleicht auch mal Wah-Wahs einsetzten, verwendeten die "Psychedelic Rocker" zahlreiche elektronische und akustische Effekte, die oft abenteuerlich improvisiert waren. Typisch ist auch der Einsatz von Orgeln, elektronische Musikinstrumenten und "exotischen" Instrumenten - "so was" war bei "straighten" Rockern eher verpönt.
Besonderheiten gibt es auch im Rhythmus: In der Rockmusik werden die Achtelnoten normalerweise "gerade" gespielt, im Beat die erste Viertelnote (der erste Beat) betont, im Rock ’n’ Roll gibt es noch eine leichte Verschiebung zwischen den Viertelnoten nach hinten (den "Shuffle"), gelegentlich werden auch Offbeats eingesetzt - aber im großen und ganzen ist Rock rhythmisch gesehen eher simpel. Was dann auch in der 50er und 60er Jahren ein Standardvorwurf der "Jazzer" gegenüber den "Rockern" war und, jedenfalls vor der Ära der langen Drum-Solos, in Witzen über die beschränkten Fähigkeiten von Rock-Schlagzeugern Ausdruck fand, etwa: "Eine typische Rockband besteht aus drei Musikern und einem Drummer." Im "Psychedelic Rock" gibt dagegen zahlreiche Abweichungen von diesem einfachen Schema. Die "Schmanentrommel" hielt Einzug - oder zumindest Rhythmen, die der Folklore afrikanischer, alt-amerikanischer und innerasiatischer Stammesgesellschaften entlehnt wurden. Relativ oft wird der 4/4-Takt für Zwischenspiele in anderen Taktarten unterbrochen, und einige Psychedelic-Rocksongs sind sogar polyrhythmisch. Polyrhythmik ist die Überlagerung mehrerer verschiedener Rhythmen in einem mehrstimmigen Stück, die vor Jimi Hendrix und Charlos Santana (der aber nicht dem "Psychedelic Rock" im engeren Sinne zugeschlagen werden sollte) eine Domäne des Jazz war - und die dann typisches Merkmal des aus dem "Psychedelic Rock" entwickelnden, neben ihm bestehenden und sich mit diesem überschneidenden "Progressive Rock" wurde.
Reine "Studio-Bands" unter den Psychedelic-Rockbands gab und gibt es erstaunlich wenige, die meisten machten und machen auch live psychedelische Musik.
Der "Psychedelic Rock" begann im "Underground", genauer gesagt, bei mehr oder weniger dem Hippie-Lifestyle verpflichteten Garagenbands, vor allem in den USA. Das widerlegt auch die oft geäußerte Behauptung, "psychedelische Musik" hätte immer etwas mit aufwendiger Studiotechnik zu tun. Die Jungs (und ein paar Mädels) waren froh, wenn sie sich einen halbwegs "rückkopplungsfesten" Gitarrenverstärker, ein paar Effektgeräte und ein gebrauchtes 2-Spur-Tonbandgerät leisten konnten.
Die texanische Band "13th Floor Elevators" wird oft als erste "psychedelische" Rockband bezeichnet - zumindest war sie die erste, die ab 1965 mit dieser Art Musik einen gewissen kommerziellen Erfolg hatten. Bands, die noch früher solche Musik machten, wie "The Magic Mushrooms", "The Human Expression" oder "The Charlatans" sind eigentlich nur ausgesprochenen 60er-Jahre-Rock-Fans bekannt.
Zu den bekanntesten psychedelischen Rockbands der "Sechziger" gehörten "The Doors", "The Deep", "The Blues Magoos", "The Seeds", "Count Five", "Jefferson Airplane", "Soft Machine" (in der Zeit mit Kevin Ayers), "The Jimi Hendrix Experience", "Big Brother and the Holding Company", "Country Joe And The Fish", natürlich "Grateful Dead", und auch mehr oder weniger (abhängig vom Stück) die frühen "Pink Floyd".
Allerdings gingen auch andere Bands auf den "psychedelic rock trip": Die "Beatles" habe ich bereits erwähnt, andere Bands, die "Psychedelic Rock" im Repertoire hatten, waren "The Yardbirds", "The Byrds", "Love", "Iron Butterfly", "The Velvet Underground", aber auch die "Rolling Stones" ("2000 Light Years From Home"). Sogar die "Beach Boys" gaben sich psychedelisch-rockig ("Good Vibration").
Ein bleibendes Vermächtnis des "Psychedelic Rock" an die Populärkultur ist die den Auftritt begleitende Lightshow, angeblich erstmals 1966 von Pink Floyd bei einem Konzert in Essex eingesetzt.
Um 1970 ging der "Psychedelic Rock" teilweise in andere Stile auf ("Progressive Rock", "Artrock", "Glamrock". Auch der "symphonische" Hard Rock ("Hawkwind", "Deep Purple", "Black Sabbath") griff auf psychedelische Elemente zurück. Andererseit ebbte einfach nur das Interesse an der "psychedelischen" Stilrichtung ab. Etwa ab 1974 war die Ära des "Psychedelic Rock" zuende, während andere Formen "pychedelischer Musik" sich in ihren "Nischen" halten konnten - die meditative "New Age"-Musik war so eine Nische.
Aber schon gegen Ende der 1970er Jahre kam es im Zuge der Punk-Bewegung zu einem Revival, das als "Neo-Psychedelic" oder "Neo-Psychedelia" bezeichnet wurde. Auslöser des Revivals waren die Wiederveröffentlichung alter "Garagenrock"-Aufnahmen aus den 1960er Jahren auf Compilations wie z.B. der Nuggets-Compilation von Lenny Kaye oder der Pebbles-Serie und das damit einhergehende "Garagenrock-Revival" - mit dem "Garagenrock" wurde auch der frühe "Psychedelic Rock" wiederentdeckt.
Trotz dieses Revivals existiert "Neo-Psychedelic" seitdem vor allem im "Untergrund", in Form zahlreicher Amateur-Bands, unbeachtet von der "großen Rockwelt". Halbwegs bekannt wurden z. B. "Plan 9", "Three O'Clock", "The Fuzztones", "Nova Express".
Deutlich erfolgreicher waren "My Bloody Valentine" Ende der 80er.
Wichtiger als alle "Revivals" ist allemal, dass Hard Rock, Metal und sogar der Britpop stark bis sehr stark vom "Psychedelic Rock" beeinflusst wurden. "Voivod", "Alice In Chains" und "Monster Magnet" nahmen "Psychedelic Rock"-Stücke auf. "Tuxedomoon", "Psychic TV", " XTC", "Siouxsie and The Banshees", "The Cure", "Cocteau Twins" sind oft deutlich psychedelisch. Britpop-Band wie "Oasis" oder "Blur" bezogen sich direkt auf den Psychedelic Rock, ebenso "Supergrass" oder "Radiohead". "Wolfmother" und "Queens of the Stone Age" könnte man, mit einigem guten Willen, auch zum "Psychedelic Rock" rechnen.
Aber da verweise ich doch lieber auf die (englischsprachige) "Wikipedia": List of psychedelic rock artists und Neo-psychedelia.
MMarheinecke - Samstag, 8. September 2007
Leider habe ich nicht genügend Platz
Aber Du hast recht: "Canterbury-Scene" ist enorm wichtig für die spätere Entwicklung der Rockmusik, und sogar zeitlich noch relativ nahe am "Sommer of Love" 1967, die gehören tatsächlich 'rein.
Mein Problem: ich bin "nur" normaler Rock-Hörer mit einer gewissen Schwäche für Psychedelisches. Frag man, was ich auch tat, aber echte Fans des "Psychedelic Rock", dann bezeichnen sie Bands als "unheimlich einflussreich", die wirklich niemand kennt, der nicht gerade echter Psychedelic-Rock-Fan ist. Mir fehlt einfach das "tiefe Hintergrundwissen". Um einen wirklich guten Artikel über Psychedelic-Rock zu schreiben, müsste ich einen "Experten" zur Seite stehen haben. Vielleicht kann ich meinen Bruder dazu überreden, als Rockmusiker (der sogar in Psychedelic-Bands spielte) und DJ mit Schwerpunkt "Psychedelikatessen aus den 60-ern" ist er ein ausgewiesener Kenner. (Ehrlich gesagt: Ohne ihn würde ich gerade mal die "Doors" mit dem Begriff "Psychedelic Rock" verbinden. Vieles, was ich hier schreibe, habe ich schon "von ihm".)
Auch aus Platzgründen und wegen der zeitlichen Entfernung zum Jahr 1967 fiel bei mir auch der komplette Bereich "Trance" und "Ambient" heraus, obwohl diese Musik eindeutig aus der "Psychedelic Music" der Spätsechziger hervorging. Aus dem selben Grunde bin ich nicht weiter auf die diversen bis heute aktuellen Musikstile mit "Acid" davor eingegangen. Hinzu kommt, dass, wie ich schon im Artikel schrieb, der Begriff "psychedelic" so extrem schwammig ist. Bis ca. 1970 war er Modewort, so dass sich selbst Popsongs im Phil-Spector-Sound ("Wall of Sound") daran hängten - nach ca. 1970 lastete lange Zeit das Drogenmusik-Image auf der Bezeichnung, so dass sich eindeutig psychedelische Bands nicht mehr so nennen wollten.
Ginge ich rein nach den verwendeten Stilmitteln und der musikpsychologischen Wirkung, dann ginge "neo-psychedelische Musik" von Enya bis Gabba. Was mir dann doch zu allgemein ist.