Grundgesetzliches zu Protestaktionen
Vorbemerkung: Mein folgender Beitrag beruht auf einem kontraproduktiven Denkfehler: ich ging von meinen persönlichen Vorlieben- und Abneigungen aus. ("Ein ernstes Thema hat gefälligst ernsthaft behandelt zu werden.") Hinsichtlich der Aufmerksamkeitswirkung sind originelle, vielleicht sogar alberne Prostestformen effektiver als betont "seriöse", wie ich einsehe.
Karan und Sven haben eine Aktion ins Leben gerufen, deren ersten Teil ich voll unterstütze: nämlich den, bis zu drei gedruckte Exemplare des Grundgesetzes zu bestellen und zwei Exemplare an Menschen weiterzugeben, die das Grundgesetz nicht kennen.
Ich halte aber gar nichts von der Idee "ein Grundgesetz für Schäuble". Das ist mir zu , tut mir leid, zu sehr auf dem Niveau eines Schülerstreiches. Sicherlich, die Symbolik einer von GGs überquellenden Poststelle beim Innenminsterium kommt an - aber, wie ich unseren Politbetrieb einschätze, anders, als erwünscht.
Ich höre schon Vorwürfe der Art: "Mutwillige Verschwendung von Steuergeldern!" - denn bestimmt werden die GGs, die da in der Poststelle landen, nicht gelesen und kommen auch nicht auf Schäubles Schreibtisch. Eine Provokation - aber mit welchem Ziel? Schäuble kennt das Grundgesetz sehr wohl - das Problem ist nur, dass es ihm so, wie es ist, nicht gefällt.
Es geht der Aktion "Grundgesetz für Schäuble" selbstverständlich nicht darum, einen Effekt auf Schäuble auszulösen. Es geht auch nicht um eine politische Demonstration. Die Aktion ist reiner Selbstzweck.
Also: Grundgesetz bestellen und politische Aufklärungsarbeit "im Kleinen" leisten: am Arbeitsplatz, in der Schule /Uni, im Café, In öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Bäcker, wo auch immer - gute Idee!
Schäuble mit GG-Post eindecken - infantiler Streich. Ohne mich!
Karan und Sven haben eine Aktion ins Leben gerufen, deren ersten Teil ich voll unterstütze: nämlich den, bis zu drei gedruckte Exemplare des Grundgesetzes zu bestellen und zwei Exemplare an Menschen weiterzugeben, die das Grundgesetz nicht kennen.
Ich halte aber gar nichts von der Idee "ein Grundgesetz für Schäuble". Das ist mir zu , tut mir leid, zu sehr auf dem Niveau eines Schülerstreiches. Sicherlich, die Symbolik einer von GGs überquellenden Poststelle beim Innenminsterium kommt an - aber, wie ich unseren Politbetrieb einschätze, anders, als erwünscht.
Ich höre schon Vorwürfe der Art: "Mutwillige Verschwendung von Steuergeldern!" - denn bestimmt werden die GGs, die da in der Poststelle landen, nicht gelesen und kommen auch nicht auf Schäubles Schreibtisch. Eine Provokation - aber mit welchem Ziel? Schäuble kennt das Grundgesetz sehr wohl - das Problem ist nur, dass es ihm so, wie es ist, nicht gefällt.
Es geht der Aktion "Grundgesetz für Schäuble" selbstverständlich nicht darum, einen Effekt auf Schäuble auszulösen. Es geht auch nicht um eine politische Demonstration. Die Aktion ist reiner Selbstzweck.
Also: Grundgesetz bestellen und politische Aufklärungsarbeit "im Kleinen" leisten: am Arbeitsplatz, in der Schule /Uni, im Café, In öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Bäcker, wo auch immer - gute Idee!
Schäuble mit GG-Post eindecken - infantiler Streich. Ohne mich!
MMarheinecke - Freitag, 13. Juli 2007
Ich gehe lieber lachend unter im Bewusstsein, alles versucht zu haben als in "erwachsener Vernunft", und dafür sang und klanglos. Poesie hat nichts mit Vernunft zu tun. Symbole und Metaphern gehören zum Reich der Poesie, nicht zur Vernunft. Zumal meiner Erfahrung nach Wahnsinn selten mit Vernunft, aber überraschend oft mit Fantasie und Poesie bekämpfbar sein kann ;-)
Ich habe den Vorschlag übrigens sehr wohl zum Zweck einer politischen Demonstration gemacht. Ich wüsste auch nicht, welchen "Selbstzweck" ich stattdessen verfolgen sollte? Wenn du mir das kurz erläutern würdest, ich interessiere mich immer für meine Motivationen, und scheinbar kennst du die meinen ja besser als ich?
Der Vorwurf der Steuergeldverschwendung kam nicht von mir.
Ich halte die Aktion für ineffektiv. Zu viel heiße Luft. Zu wenig Aufklärung. "Mündiger Bürger" ist ein schwerer Beruf, der kaum noch ausgebildet wird. Helfen wir, mündige Bürger auszubilden.
Und - das Ziel von Demonstrationen sind nicht "die Politiker" verbunkert hinter Bannmeilen und Sicherheitszonen.
Das Ziel von Demonstrationen ist es, zu demonstrieren, dass "wir" auf der Straße durchaus "reale Macht" haben - weil "wir" so viele sind und weil "wir" auch bereit sind, für "unserer Sache" reale Nachteile einzustecken und "uns" nicht einschüchtern zu lassen.
Die Demo ist am effektivsten, die unseren "Entscheidern" am meisten Angst macht. (Aber nicht so, dass die Beissreflexe des Obrigkeitssstaates voll zuschlagen - Mollies sind eher unproduktiv.)
Mit Demos dieser Art wurde, trotz restriktiver Gesetze und prügelwütiger Polizei, z. B. der SED-Diktatur der letzte Rest gegeben.
Und - wenn ich sterbe, dann am besten in Erfüllung der (selbstgewählten) Pflichten. "Lasst Ideen sterben, nicht Menschen" - gut, stimmt - aber es stimmt auch: "Eine Idee, für die es nicht Wert ist, gegebenenfalls in den Tod zu gehen, ist nichts Wert."
(Rechtschreibfehler korrigiert. MM)
Da steckt mir zu viel prinzipielle Selbstaufopferung drin: der hehre Held, der á la "Braveheart" für seine Überzeugungen stirbt. Ein immer noch virulentes "Ideal"; für mich aber keines, zumindest nicht in dieser Zwangsläufigkeit.
Idealerweise hat der Held nämlich selbst was von seinem Kampf und genießt dessen Früchte. Wenn wir schon bei heldischen Archetypen sind, ist mir da Robin Hood allemal lieber; er hatte nämlich nach erfolgreichem Kampf ein schönes Leben mit seiner Liebsten und seinen Freunden.... ;-)
Also, jetzt mal in aller Ruhe
Ich habe in meinem Posting einen Denkfehler gemacht: ich bin von meinen Gefühlen und meinen Überlegungen ausgegangen. Unter dem Gesichtspunkt, möglichst schnell viel Aufmerksamkeit zu generieren, macht die Schäuble-Aktion sogar sehr viel Sinn. Nur - ich bin, angesichts der Bedrohung meiner, unserer Privatsphäre, derart verbittert und traurig, dass mir allein der Gedanke, dieses ernste Thema mit einem "Streich" wie aus Schülertagen zu begehen, einfach unangemessen vorkommt. Schäubles Äußerungen - und die breite Unterstützung, die diese Art Denken erfährt - hat mir buchstäblich die Tränen in die Augen getrieben. Für ein bitter-ironisches Grinsen, für ein wenig Galgenhumor reicht es, wenn ich mich zusammenreisse. Für deftige Späße absolut nicht.
Ja, Du hast mich als Maulheld entlarvt, denn ich bin natürlich gar nicht in der Lage, im Alleingang ein knackige Demo zu organisieren bzw. rein von meiner (psychischen) Verfassung kaum dem Orga-Stres einer Großdemo gewachsen. Allenfalls könnte ich so eine Demo mit-organisieren. Meine Kritik wendete sich ja allein gegen den "Schäuble das GG-schicken" Teil der Aktion, die ich ansonsten hervorragend finde.
Ich finde es richtig und wichtig (und auch effektiv), dass Du durch die Blogaktion Menschen mobilisierst, mal einen Moment daran zu denken, was sie am Grundgesetz haben.
Dass Poesie nichts mit Vernunft zu tun hat, nehme ich nicht an. Poesie entsteht aus dem Wechselspiel zwischen Emotion und Intellekt. Es gehören beide Seiten zur menschlichen Kreativität, die eine ist nichts ohne die Andere.
Karan: Ich dachte nicht an Bravehart. Und auch nicht an Leonidas (dessen Heroismus immerhin einen ganz pragmatischen Sinn hatte). Nein, es hängt mit einer jener hypothetischen Fragen zusammen, die "Sicherheits"-Fanatiker von Schlage Schäubles so gerne stellen: "Wenn Sie wüssten, dass sie in den nächsten Tagen von einer Bombe bei lebendigen Leib in Stücke gerissen würden, wären Sie dann immer noch gegen einen geringfügigen und streng limitierten Eingriff in Ihre Privatsphäre?" - Meine Antwort ist: Ja, denn wenn wir aus Angst um unser Leben unsere Ideale opfern, habe die Terroristen, die bereit sind, für ihre Ideale ihr Leben zu opfern, gewonnen.
Ich lebe kein in sonderlich sinnvolles Leben, irgendwie ist der Gedanke, dass wenigstens mein Tod einen Sinn haben könnte, sehr verlockend. Wäre ich Christ, wäre ich vermutlich aus dem Holz, aus dem man Märtyrer schnitzt.