Keine einfache Wahrheiten
Statler (der von S & W) entdeckte in der "Sunday Times" einen interessanten Artikel zum Klimawandel: Werft Eure Winterjacken noch nicht weg, denn ...
Im Kern geht es um die schon längst bekannte Tatsache, dass es in der östlichen Antarktis in den letzten Jahrzehnten zunehmend kälter geworden ist. Statler leitet daraus eine "klimaskeptische" Polemik in Richtung Al Gore ab.
Allerdings ist das Klimasystem der Erde kompliziert und chaotisch. Zu kompliziert und chaotisch für einfache Wahrheiten. Egal, ob sie, wie bei Al Gore einfach "unbequem" oder, wie bei vielen "Klimaskeptikern" allzu einfach bequem sind. (Den Sonderfall "einfach gekauft" - von ExxonMobile, der Braunkohle-Lobby oder sonstigen Fossilien - behandele ich ausdrücklich nicht.)
Sehen wir uns mal eine Karte der Temperaturentwicklung auf der Erdoberfläche 1978 - 2003 an. Sie stammt aus dem Jahr 2004, nur als kleiner Hinweis darauf, dass die Erkenntnis aus dem Sunday Times Artikel nicht ganz neu ist. Die in dieser Karte dargestellten Trends haben sich auch nach 2003 fortgesetzt, d. h. die Darstellung ist nach wie vor gültig. Die Karte wurde anhand von Satellitenmessungen gewonnen und stimmt nach Angaben der Autoren völlig mit Beobachtungen von Wetterballons und den umfangreichen Bodenstationen in Regionen wie Nordamerika, Russland, Europa, China und Australien überein.
Quelle: Quelle: Global Temperature Report 1978 - 2003
Wie man mühelos erkennt: in der Ost-Antarktis sind die Temperaturen tatsächlich erheblich gefallen (blau gekennzeichnet). Was man aber auch erkennt: den höchsten Temperaturanstieg gab es auf der genau antipodal liegenden Region, nämlich in der zentralen kanadischen Arktis (rot gekennzeichnet) - genau jene Region, in derdie Eisbären schmelzen die Eisdecke im Winter dramatisch zurückging.
Im Beobachtungszeitraum stieg gemäß dieser Auswertung die Durchschnittstemperatur auf der Erde um durchschnittlich ca. 0,2 Grad an. Es gibt auch Studien, die zu einem höheren Anstieg kommen - dazu weiter unten mehr.
Die regionalen Unterschiede der Erwärmung bzw. Abkühlung ist sehr unterschiedlich, die "globale Erwärmung" findet hauptsächlich im nördlichsten Drittel unseres Planeten statt. In den Tropen gab es kaum Temperaturänderungen. Interessant auch die Unterschiede in der Antarktis selbst: in nördlichen Teil der Westantarktis kam es zu einer leichten Erwärmung. Allerdings dürften die dort beobachteten dramatischen Eisabbrüche nicht allein auf höhere Temperaturen, sondern auch auf Änderungen der Niederschlagsmengen, der Bewölkung, der Meeresströmungen und weiterer Faktoren zurückzuführen sein. Es ist eben nicht ganz einfach.
Dr. John Christy und Dr. Roy Spencer, die Autoren der der Karte zugrunde liegenden Studie, verteidigen "ihren" in Vergleich zu anderen Studien geringeren Temperaturanstieg damit, dass die Bodenstationen, auf deren Beobachtungen sich fast alle Studien zur Temperaturentwicklung stützen, sehr dünn auf der Erde verteilt liegen. Tatsächlich wird, laut Internetseite des GISS der NASA, aus nur ca. 2000 Messstationen der Welttemperaturtrend ermittelt. Riesige Gebiete der Ozeane, Regenwälder, Wüsten und Eisgebiete sind ohne Messstationen. Ihre Temperaturtrends werden also in Wirklichkeit nur geschätzt. Fehler sind also unvermeidlich. Die Satellitenmessungen stellen also einen Fortschritt dar - obwohl es auch bei Satellitenmessungen zu Fehlern kommen kann.
Problematisch sind meines Erachtens die "klimaskeptischen" Schlußfolgerungen Christys und Spencers. Es mag sein, dass die Temperaturänderungen m Großen und Ganzen innerhalb der natürlichen Schwankungsbreite lagen, aber 25 Jahre sind ein recht kurzer Zeitraum, wenn es um Klimaentwicklungen geht - und man kann ihre Daten auch anders interpretieren. Sie stimmen gut mit einigen Klimamodellen überein, die schon lange die deutlichste Erwärmung vor allem in den nördlichen Polargebieten voraussagen
Es stimmt wohl leider auch, dass die Auswirkungen des Kyoto-Protokolls auf das zukünftige Klima gleich Null wären - was allerdings nicht bedeutet, dass es nicht sinnvoll wäre, so wenig fossile Energieträger wie möglich zu verbrennen.
In Einem hat Statler natürlich recht: der derzeitige warme Winter hat mit dem langfristigen Klimatrend so wenig zu tun, wie der letzte, kalte und schneereiche Winter. Von daher ist wenig sinnvoll, die Winterjacke im Vertrauen auf die Klimaerwärmung wegzuwerfen.
Im Kern geht es um die schon längst bekannte Tatsache, dass es in der östlichen Antarktis in den letzten Jahrzehnten zunehmend kälter geworden ist. Statler leitet daraus eine "klimaskeptische" Polemik in Richtung Al Gore ab.
Allerdings ist das Klimasystem der Erde kompliziert und chaotisch. Zu kompliziert und chaotisch für einfache Wahrheiten. Egal, ob sie, wie bei Al Gore einfach "unbequem" oder, wie bei vielen "Klimaskeptikern" allzu einfach bequem sind. (Den Sonderfall "einfach gekauft" - von ExxonMobile, der Braunkohle-Lobby oder sonstigen Fossilien - behandele ich ausdrücklich nicht.)
Sehen wir uns mal eine Karte der Temperaturentwicklung auf der Erdoberfläche 1978 - 2003 an. Sie stammt aus dem Jahr 2004, nur als kleiner Hinweis darauf, dass die Erkenntnis aus dem Sunday Times Artikel nicht ganz neu ist. Die in dieser Karte dargestellten Trends haben sich auch nach 2003 fortgesetzt, d. h. die Darstellung ist nach wie vor gültig. Die Karte wurde anhand von Satellitenmessungen gewonnen und stimmt nach Angaben der Autoren völlig mit Beobachtungen von Wetterballons und den umfangreichen Bodenstationen in Regionen wie Nordamerika, Russland, Europa, China und Australien überein.
Quelle: Quelle: Global Temperature Report 1978 - 2003
Wie man mühelos erkennt: in der Ost-Antarktis sind die Temperaturen tatsächlich erheblich gefallen (blau gekennzeichnet). Was man aber auch erkennt: den höchsten Temperaturanstieg gab es auf der genau antipodal liegenden Region, nämlich in der zentralen kanadischen Arktis (rot gekennzeichnet) - genau jene Region, in der
Im Beobachtungszeitraum stieg gemäß dieser Auswertung die Durchschnittstemperatur auf der Erde um durchschnittlich ca. 0,2 Grad an. Es gibt auch Studien, die zu einem höheren Anstieg kommen - dazu weiter unten mehr.
Die regionalen Unterschiede der Erwärmung bzw. Abkühlung ist sehr unterschiedlich, die "globale Erwärmung" findet hauptsächlich im nördlichsten Drittel unseres Planeten statt. In den Tropen gab es kaum Temperaturänderungen. Interessant auch die Unterschiede in der Antarktis selbst: in nördlichen Teil der Westantarktis kam es zu einer leichten Erwärmung. Allerdings dürften die dort beobachteten dramatischen Eisabbrüche nicht allein auf höhere Temperaturen, sondern auch auf Änderungen der Niederschlagsmengen, der Bewölkung, der Meeresströmungen und weiterer Faktoren zurückzuführen sein. Es ist eben nicht ganz einfach.
Dr. John Christy und Dr. Roy Spencer, die Autoren der der Karte zugrunde liegenden Studie, verteidigen "ihren" in Vergleich zu anderen Studien geringeren Temperaturanstieg damit, dass die Bodenstationen, auf deren Beobachtungen sich fast alle Studien zur Temperaturentwicklung stützen, sehr dünn auf der Erde verteilt liegen. Tatsächlich wird, laut Internetseite des GISS der NASA, aus nur ca. 2000 Messstationen der Welttemperaturtrend ermittelt. Riesige Gebiete der Ozeane, Regenwälder, Wüsten und Eisgebiete sind ohne Messstationen. Ihre Temperaturtrends werden also in Wirklichkeit nur geschätzt. Fehler sind also unvermeidlich. Die Satellitenmessungen stellen also einen Fortschritt dar - obwohl es auch bei Satellitenmessungen zu Fehlern kommen kann.
Problematisch sind meines Erachtens die "klimaskeptischen" Schlußfolgerungen Christys und Spencers. Es mag sein, dass die Temperaturänderungen m Großen und Ganzen innerhalb der natürlichen Schwankungsbreite lagen, aber 25 Jahre sind ein recht kurzer Zeitraum, wenn es um Klimaentwicklungen geht - und man kann ihre Daten auch anders interpretieren. Sie stimmen gut mit einigen Klimamodellen überein, die schon lange die deutlichste Erwärmung vor allem in den nördlichen Polargebieten voraussagen
Es stimmt wohl leider auch, dass die Auswirkungen des Kyoto-Protokolls auf das zukünftige Klima gleich Null wären - was allerdings nicht bedeutet, dass es nicht sinnvoll wäre, so wenig fossile Energieträger wie möglich zu verbrennen.
In Einem hat Statler natürlich recht: der derzeitige warme Winter hat mit dem langfristigen Klimatrend so wenig zu tun, wie der letzte, kalte und schneereiche Winter. Von daher ist wenig sinnvoll, die Winterjacke im Vertrauen auf die Klimaerwärmung wegzuwerfen.
MMarheinecke - Freitag, 16. Februar 2007