Wie faschistisch war Roosevelts "New Deal"?
Ein gekoppelter Linktipp: Auf eine sehr lesenwerte Besprechung von Walfgang Schivelbuschs Buch Entfernte Verwandtschaft: Faschismus, Nationalsozialismus und New Deal 1933-1939 von statler (liberaler Volkswirt) Entfernte Verwandtschaft und die sehr treffende und kenntnisreiche Entgegnung ches (autonom-linker Historiker): Die historische Notwendigkeit von Keynes.
MMarheinecke - Freitag, 6. Oktober 2006
Wie auch die Bezeichnung deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute als "neoliberal" - aber gut, mit dem quantenmechanisch begründeten Ausspruch, Objektivität gäbe es sowieso nicht, kann ich natürlich jede Wissenschaft unter Ideologieverdacht stellen. Vielleicht fordert in einem Paralleluniversum Sinn ja die "Verstaatlichung von Schlüsselindustrien"...
"Neoliberal" werte ich jetzt mal als ein - nicht ganz passendes, aber populäres - Ettikett. Wenn che statt dessen "wirtschaftsliberal" oder besser noch "marktradikal" geschrieben hätte, würde ich ihm völlig zustimmen.
Ausführungen über Wissenschaftstheorie erspare ich mir an dieser Stelle. Nur so viel: selbst in der Physik gibt es, wie wir spätestens seit der Quantentheorie wissen, so etwas wie eine "objektive" (vom Beobachter und dem Prozeß des Beobachtens, sprich Messens unabhängige) Realität nicht. Das heißt nicht, dass jedes Streben nach Objektivität (Annäherung an das nicht zu erreichende Ideal Objektivität) nichtig, jede Form des Erkenntnisgewinns gleichwertig oder jede Wissenschaft ideologisch wäre.
Es heißt aber: wer als Wissenschaftler behauptet, im Besitz "der objektiven Wahrheit" zu sein, der irrt, lügt - oder (einschließendes oder!) hängt einer Ideologie an. Gut, das che das weiß.
(Und das ideologisches Denken in der VWL viel weiter verbreitet ist, als sagen wir mal in der Astrophysik, halte ich für keine objektive Wahrheit, aber eine Binsenwahrheit.)
Und was die Wirtschaftsinstitute angeht: Man wird auch in der Ökonomie nichts durch die Heftigkeit seines Bekenntnisses, sondern durch seine wissenschaftliche Arbeit, die in international renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht wird. Es ist zwar der Wunsch aller, die die Ergebnisse von Fachökonomen stören, diesen politische Interessen unterstellen zu können, aber die Heftigkeit dieses Wunsches lässt ihn seiner Erfüllung nicht näher kommen.
Deine Binsenwahrheit ist mir zu allgemein. Es geht um konkrete deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute, und da hätte ich den Ideologieverdacht doch gerne mal belegt.