Breker - oder: wie man das Falsche tut, wenn man einem Künstler gerecht wird
Arno Breker war der "Lieblingsbildhauer" Adolf Hitlers und ein Künstler, dessen Leben und Schaffen mit den Vokabeln "ambivalent" und "opportunistisch" nur unzureichend beschrieben werden kann.
Eine Breker-Ausstellung in Schwerin zeigt 70 Werke des Bildhauers. Nicht ohne Widerspruch.
Ein entschiedener Gegner Brekers ist der Schriftsteller und Publizist Ralph Giordano, der sogar forderte, die Breker-Statuen auf dem Gelände des Berliner Olympia-Stadions einzuschmelzen:
Eine klare Aussage. Allerdings heben sich Brekers Statuen nicht von den Werken anderer Bildhauer der klassizistischen Tradition ab, und entsprachen durchaus dem "internationalen" Zeitgeschmack, zwischen Art Deco, "Sachlichkeit" und Neoklassizismus. Breker schwamm im künstlerischen Mainstream der dreißiger Jahre. Damit liegt die Schlußfolgerung nahe, dass Giordanos Aussagen vom subjektiven Leiden bestimmt sind - dass es die Achtung vor den Opfern verbietet, Brekers Statuen einfach als Kunst zu sehen.
Sollte man aber Breker in erster Linie als Künstler würdigen, wie dies in der Schweriner Ausstellung geschieht? Das meint zumindest ein noch bekannterer Schriftsteller, nämlich Günter Grass. Er befürwortet Breker-Austellung. Netzeitung:Günter Grass für Ausstellung über Arno Breker
Aber dennoch liegt Grass, denke ich, politisch falsch.
Anders als bei anderen ambivalente Künstler des "3. Reiches", wie Gustaf Gründgens und Leni Riefenstahl, können die bekannsten Werke Arno Brekers nicht von ihrer Funktion als Propagandakunst getrennt werden. Tatsächlich ist alles wirklich "Bedeutende", das Breker über reine "Alltags- und Gebrauchskunst" hinaus schuf, zum Zweck der Nazi-Propaganda erschaffen worden. Alles andere ist "Kleinkram", mit dem Breker es in kein Kunst-Lexikon geschafft hätte. Im Gedächtnis bleibt er als Hitlers Lieblingsbildhauer, der den wahnsinnigen Ideen des nationalsozialistischen Rassenwahns martialische Form gab - das überstrahlt seine Frühwerke, seine Portraitbüsten, seine Freundschaften mit Cocteau, Dali, Liebermann, Marais. Es ist etwa so, als wäre Leni Riefenstahl vor "Triumpf des Willens" nur als mäßig erfolgreiche Schauspielerin und nach dem Propagandafilm nur mit ein paar wenig bekannten Fotobänden in Erscheinung getreten. Er war ein begabter Künstler, der alle Möglichkeiten hatte - und statt dessen lieber plakative Propaganda schuf.
Jeder Versuch, Brekers Kunst zuerst als "Kunst", und dann erst als "Nazi-Propaganda" zu sehen, ist von daher verfehlt. (Ganau so übrigens, wie Pauschal-Bäh-Urteile wie "Kitsch" oder auch Gioranos "seelenlose Monomentalität" verfehlt sind.) Brekers Statuen gehören sehr wohl ins Museum - aber ins historische Museum, Abteilung "Selbstdarstellung des NS-Staates", nicht in eine "neutrale" Kunstausstellung.
Von daher schließe ich mich Grass, bei allem Verständnis, nicht an, und halte es mit Klaus Staeck, dem Präsidenten der Berliner Akademie der Künste: "Es besteht der Verdacht, dass in Schwerin in Wahrheit an der Rehabilitation Brekers gearbeitet wird".
Oder an Ursel Berger, Direktorin des Berliner Kolbe-Museums, die Breker wiederholt in Gruppenausstellungen gezeigt und kritisch kommentiert hat: „Man kann und muss Breker ausstellen, damit er kein Phantom bleibt – aber bitte vorsichtig!"
Hierzu:
SpOn: Modellstreit mit Bildhauer
Berliner Morgenpost:Der Diktator und der Künstler
In den Texten stark apologetisch, aber für einen Überblick über das künstlerische Schaffen Brekers brauchbar: Museum Arno Breker.
Eine Breker-Ausstellung in Schwerin zeigt 70 Werke des Bildhauers. Nicht ohne Widerspruch.
Ein entschiedener Gegner Brekers ist der Schriftsteller und Publizist Ralph Giordano, der sogar forderte, die Breker-Statuen auf dem Gelände des Berliner Olympia-Stadions einzuschmelzen:
"Diese Brekerfiguren verfolgen mich, seitdem sie da stehen, 1936. Ich war 13 Jahre alt damals und fiel unter die Nürnberger Rassegesetze meiner jüdischen Mutter wegen und habe bei diesen Figuren mein ganzes Leben lang nichts anderes empfunden, als dass es eine seelenlose oder eine entseelte Gigantomanie war, die mir nichts sagte – von der mir von vornherein klar war, was sie bezweckte – nämlich die Verherrlichung der Nazis."Aus: rbb: Streitfall Breker
Eine klare Aussage. Allerdings heben sich Brekers Statuen nicht von den Werken anderer Bildhauer der klassizistischen Tradition ab, und entsprachen durchaus dem "internationalen" Zeitgeschmack, zwischen Art Deco, "Sachlichkeit" und Neoklassizismus. Breker schwamm im künstlerischen Mainstream der dreißiger Jahre. Damit liegt die Schlußfolgerung nahe, dass Giordanos Aussagen vom subjektiven Leiden bestimmt sind - dass es die Achtung vor den Opfern verbietet, Brekers Statuen einfach als Kunst zu sehen.
Sollte man aber Breker in erster Linie als Künstler würdigen, wie dies in der Schweriner Ausstellung geschieht? Das meint zumindest ein noch bekannterer Schriftsteller, nämlich Günter Grass. Er befürwortet Breker-Austellung. Netzeitung:Günter Grass für Ausstellung über Arno Breker
«Breker hatte durchaus Talent, das lässt sich aus seinen Anfängen heraus beweisen. Er hat sich aber von den Nationalsozialisten korrumpieren lassen, wie viele andere Künstler und Intellektuelle auch – etwa Gottfried Benn, Wilhelm Furtwängler oder Martin Heidegger. Wir fragen uns heute, warum sie das taten. Die Ausstellung, wenn sie dokumentarisch und informativ gestaltet ist, kann Antwort auf diese Frage geben», argumentierte Grass. Brekers Arbeiten - zumindest die aus der Zeit bis 1936 - unterschieden sich in ihrer künstlerischen Qualität nicht von denen anderer konservativer Bildhauer jener Zeit.Tatsächlich liegt er meiner Ansicht nach gar nicht mal so falsch mit seiner Einschätzung des Künstlers Brekers.
Aber dennoch liegt Grass, denke ich, politisch falsch.
Anders als bei anderen ambivalente Künstler des "3. Reiches", wie Gustaf Gründgens und Leni Riefenstahl, können die bekannsten Werke Arno Brekers nicht von ihrer Funktion als Propagandakunst getrennt werden. Tatsächlich ist alles wirklich "Bedeutende", das Breker über reine "Alltags- und Gebrauchskunst" hinaus schuf, zum Zweck der Nazi-Propaganda erschaffen worden. Alles andere ist "Kleinkram", mit dem Breker es in kein Kunst-Lexikon geschafft hätte. Im Gedächtnis bleibt er als Hitlers Lieblingsbildhauer, der den wahnsinnigen Ideen des nationalsozialistischen Rassenwahns martialische Form gab - das überstrahlt seine Frühwerke, seine Portraitbüsten, seine Freundschaften mit Cocteau, Dali, Liebermann, Marais. Es ist etwa so, als wäre Leni Riefenstahl vor "Triumpf des Willens" nur als mäßig erfolgreiche Schauspielerin und nach dem Propagandafilm nur mit ein paar wenig bekannten Fotobänden in Erscheinung getreten. Er war ein begabter Künstler, der alle Möglichkeiten hatte - und statt dessen lieber plakative Propaganda schuf.
Jeder Versuch, Brekers Kunst zuerst als "Kunst", und dann erst als "Nazi-Propaganda" zu sehen, ist von daher verfehlt. (Ganau so übrigens, wie Pauschal-Bäh-Urteile wie "Kitsch" oder auch Gioranos "seelenlose Monomentalität" verfehlt sind.) Brekers Statuen gehören sehr wohl ins Museum - aber ins historische Museum, Abteilung "Selbstdarstellung des NS-Staates", nicht in eine "neutrale" Kunstausstellung.
Von daher schließe ich mich Grass, bei allem Verständnis, nicht an, und halte es mit Klaus Staeck, dem Präsidenten der Berliner Akademie der Künste: "Es besteht der Verdacht, dass in Schwerin in Wahrheit an der Rehabilitation Brekers gearbeitet wird".
Oder an Ursel Berger, Direktorin des Berliner Kolbe-Museums, die Breker wiederholt in Gruppenausstellungen gezeigt und kritisch kommentiert hat: „Man kann und muss Breker ausstellen, damit er kein Phantom bleibt – aber bitte vorsichtig!"
Hierzu:
SpOn: Modellstreit mit Bildhauer
Berliner Morgenpost:Der Diktator und der Künstler
In den Texten stark apologetisch, aber für einen Überblick über das künstlerische Schaffen Brekers brauchbar: Museum Arno Breker.
MMarheinecke - Donnerstag, 13. Juli 2006
Fragen
Es ist wie so oft: Kann/soll das Werk eines Künstlers aufgrund seiner politischen Ausrichtung beurteilt werden? Dann gibt es die "Guten" und die "Bösen". Müssen wir, bevor wir einen Roman oder ein Kunstwerk gut finden, erst einmal die Biografie des Künstlers durchleuchten? Liegt in den Büchern Hamsuns irgendwo ein Keim nationalsozialistischen oder rassistischen Denkens? Was ist mit Pound, Céline, Hauptmann?
Oder ist im Falle Breker die Verschmelzung zwischen dem Kunstideal des Nationalsozialismus und seinem Werk zu direkt? Oder interpretieren wir das nur, weil wir dies so genau wissen (glauben zu wissen)?
Muss eine Ausstellung eines Künstlers per se von der "korrekten" Meinung begleitet werden? Wieviel spielt davon das (deutsche) ideal eine Rolle, ein Künstler habe auch ein "perfekter", ein "moralischer" Mensch zu sein?
Dass Grass die Ausstellung befürwortet, überrascht mich (wie mich in der letzten Zeit bei ihm so einiges überrascht). Grass hat ja in Düsseldorf studiert und kannte Breker vielleicht genauer. Ihn und die Riefenstahl mit Gründgens in einen Topf zu werfen, ist sicherlich falsch. Gründgens' Gründe, mit dem NS-Regime zu kooperieren, waren ganz andere als von Leni Riefenstahl, die fasziniert war von den "Möglichkeiten", die sich ihr unter dem Regime boten. Ähnlich dürfte es bei Breker der Fall gewesen sein.
Ich bin kein Kunstexperte, vermag also die Werke Brekers nicht einzuordnen. Ich halte es für wohlfeil, 60 Jahre nach Kriegsende den Abriss der Breker-Statuen vor dem Berliner Olympiastation zu frodern, just in dem Moment, als die Diskussion um die Ausstellung aufflammt.
Und: Warum traut man eigentlich den Menschen nicht zu, sich selber ein Bild machen zu können? Ich habe gehört, man habe Angst vor der Vereinnahmung der Ausstellung durch Neo-Nazis. Aber dagegen könnte man doch etwas machen? Man muss doch nicht gleich zu den Mitteln greifen, die diejenigen, die man bekämpft, auch immer gleich als erste fordern, oder?
Ich versuche mal zu antworten
Dann würde er wahrscheinlich allein aufgrund künstlerischen Maßstäbe beurteilt werden. Es wäre allerdings auch denkbar, dass Breker eines der beiden Angebote Stalins angenommen hätte - dann würde er heute als "führender Bildhauer des Sozialistischen Realismus" wahrgenommen werden - ungeachtet seiner NS-Vergangenheit.
Kann/soll das Werk eines Künstlers aufgrund seiner politischen Ausrichtung beurteilt werden?
Nicht ausschließlich, aber sie sollte immer mitberücksichtigt werden. Das heißt: ein Werk wird nicht dadurch "gut", dass es bestimmte politische / kulturelle / moralische Anforderungen erfüllt; es kann aber, bei sonst hervorragender Qualität, "ungenießbar" werden aufgrund der darin zum Ausdruck kommenden Haltung. Leni Riefenstahl hervorragend gemachter Film "Triumpf des Willens" ist ein bekanntes Beispiel.
Müssen wir, bevor wir einen Roman oder ein Kunstwerk gut finden, erst einmal die Biografie des Künstlers durchleuchten?
Für ein privates Geschmacksurteil: nein. Aber schon bei einer Rezension bin ich vorsichtig. Für eine Ausstellungsveranstalter sind biographische und historische Recherchen meiner Ansicht Pflicht.
Liegt in den Büchern Hamsuns irgendwo ein Keim nationalsozialistischen oder rassistischen Denkens?
Leider ja - und mehr als nur ein "Keim". "Segen der Erde" ist z. B. brillant geschriebene pure Blut und Boden-Ideologie. Ich bedaure das, denn an sich war Hamsun ein gut beobachtender und durchaus kritischer Autor.
Was ist mit Pound, Céline, Hauptmann?
Die haben alle so ihre "Macken", die man, wie Hauptmann Vorliebe für die "Erbgesungheitslehre" allerdings immer vor dem Hintergrund ihrer Zeit sehen muß.
Oder ist im Falle Breker die Verschmelzung zwischen dem Kunstideal des Nationalsozialismus und seinem Werk zu direkt? Oder interpretieren wir das nur, weil wir dies so genau wissen (glauben zu wissen)?
Bei Breker ist festzustellen, wie er geradezu seine "künstlerische Seele" an die "Erfordernisse" der Nazi-Propaganda verkaufte, und dass er, obwohl er genau wußte, das Künstler, die den Nazis nicht in den Kram passten, rücksichtlos als "entartet" verfolgt wurden - darunter persönliche Freunde Brekers. (Dass er einige von ihnen kraft seines Einflusses als hoher Nazi-Funktionär vom KZ rettete, darunter wahrscheinlich auch Picasso, steht auf einem anderen Blatt - Breker war, im NS-Jargon, wohl zu "weich" um mit der geforderten "bedingungslosen Konsequenz" gegen Künstlerfreunde vorgehen zu können. Was "man" ihm aber offenbar nachsah.) Der Mann war einfach charakterlos und un-moralisch. "Ästhetik ohne Ethik".
Muss eine Ausstellung eines Künstlers per se von der "korrekten" Meinung begleitet werden?
Nein. Zumal es in einer pluralistischen, offenen Gesellschaft keine "korrekte Meinung" gibt. Es sollte aber immer einen Grundkonsenz geben, den "Feinden der Freiheit" nicht zu viel gefährlich "Freiheit" zu geben. Und eine "Rehablitierung" Brekers halte ich für gefährlich.
Wieviel spielt davon das (deutsche) ideal eine Rolle, ein Künstler habe auch ein "perfekter", ein "moralischer" Mensch zu sein? Keine. Da es "perfekte" Menschen gerade unter den Künstlern nicht gibt. Ich bin sogar der Ansicht, dass "normale", sozial gut "funktionierende" und sich stets an strenge moralische Maßstäbe haltende Menschen nicht zum kreativ-revolutionären "großen Künstler" taugen.
Warum traut man eigentlich den Menschen nicht zu, sich selber ein Bild machen zu können?
Aus schlechter Erfahrung heraus. In eine tief verwurzelten Demokratie, z. B. in den USA, in Frankreich, in Großbritannien, und sogar in Skandinavien würde ich so eine Ausstellung für nicht weiter schlimm halten. In Deutschland ist die Sehnsucht nach der "Volksgemeinschaft" und das autoritäre Denken immer noch zu stark, auch wenn sie da Einiges "dreht". Leider (das bitte nicht als "Wessi"-Arroganz interpretieren) ist der Hang zum "autoritären Gesellschaftsmodell" und der Zweifel an der Demokratie gerade in M.V., besonders ausgeprägt. Mit anderen Worten: die Nazi-Propaganda funktioniert immer noch. (Wobei gerade Breker auch unter stalinistischen Vorzeichen propagandistisch "funktionieren" könnte.)
Man muss doch nicht gleich zu den Mitteln greifen, die diejenigen, die man bekämpft, auch immer gleich als erste fordern, oder?
Also Verbieten. Nein, ich bin nicht dafür, Breker aus der Öffentlichkeit zu verbannen, das würde außerdem rechte Legenden vom "verfehmten Künstler" nähren. Aber ihn mit einer Gesamtschau zu würdigen halte ich für falsch, trotz erläuternder Schrifttafeln (die im Zweifel eh keiner liest). Der "frühe" Breker kann z.B. in einer allgemeinen Austellung über Plastik der 20er und 30er Jahre auftauchen, der "späte" in einer (kritischen) Ausstellung über Nachkriegskunst - der Breker der Nazizeit (der Zeit, in der er ein "wichtiger" Künstler war) im Kontext einer politisch-historischen Ausstellung. Alles, was dazu angetan ist, Breker als Persönlichkeit zu rehablitieren, ist meiner Ansicht nach falsch.
Danke für die Antworten
Niemand käme auf die Idee Thoreaus "Walden" derart zu interpretieren - obwohl Parallelen durchaus vorhanden sind. Das kommt daher, weil es sehr wohl einen Kontext gibt, in dem Bücher oder Kunstwerke interpretiert werden, also eine "korrekte Meinung".
Die Breker-Ausstellung zu verteufeln (wie dies im Moment geschieht) ist m. E. falsch. Sie bloss ästhetisch aufzuziehen, auch. Hier hätte im Vorfeld einiges geklärt werden müssen. Ich habe ein bisschen mehr Zutrauen an die Urteilskraft der Leute - als züchte man sich neue Neonazis, wenn man das Werk Brekers zeigt. Wie labil muss eine Seele dann gewesen sein?
Es ist grundfalsch, das, was Sie Verfehmung nennen, durchzuführen. Darin stimmen wir überein. Sie haben (m. E. völlig korrekt) von dem gesprochen, was auch in einem Künstler verborgen sein kann, ja, vielleicht sogar sein muss. Der Trend in der Rezensionskultur geht jedoch ins Gegenteil: Wenn man das Werk nur noch im Kontext der Biografie sehen soll, macht man unbewusst das, was repressive Kräfte schon immer machen.
Das mag sein ...
Thoreaus "Walden" ist meiner Ansicht nach im Denken durchaus totalitär (ein "sanfter" Totalitarismus, zugegeben), so wie utopisches Denken (nicht zu verwechseln mit jenen Gedankenexperimenten, die man "literarischen Utopien" nennt) immer totalitär ist.
Ich bin mir bewußt, dass ein Verbot der Breker-Ausstellung nicht liberalem Denken entspricht. Lassen wir mal alle Rationalisierungen beiseite und gehen auf die Ebene der Gefühle: einen Breker-Gesamtschau macht mir einfach Angst, so wie mir auch Leni Riefenstahls Film "Triumpf des Willens" Angst einjagt. Einmal, weil ich - auch anhand meiner eigenen Gefühlsreaktionen - erkennen muß, dass die Propaganda immer noch "funktioniert", alos trotz besseren Wissens die vom Aufttrageber gewünschten Emotionen hervorruft. (Analog wirklich gut gemachter Werbespots für Produkte, deren Konsum ich ablehne.)
Brekers Statuen, Riefenstahls Filme usw. sind noch scharfe Waffen aus einem vergangenen psychologische Krieg - der im Gegensatz zum Schießkrieg "erfolgreich" war.
Ich fürchte einfach, dass schlichte politische Naivität, gepaart mit einer gewissen Tyrannophilie und einem autoritären Staats- und "Gemeinschafts"-Begriff ausreichen könnte, um diese "Waffen" wieder wirksam werden zu lassen.
Hinzu, im Kontext der Biographie, finde ich Breker einfach widerlich. (Damit meine ich nicht seine Kunstwerke, auch wenn da einige dabei sind, bei denen ich das kalte Grausen kriege.)