Ein schöner Frühlingstag, vor 20 Jahren,
Am Samstag, dem 26. April 1986, dem Tag, als der Reaktor im Block IV des Atomkraftwerks Tschernobyl explodierte, wußte ich noch nichts von der größten Katastrophe in der Gesichte der zivilen Kernenergienutzung. Erst am Montag, dem 28. April, erfuhr ich davon. Deshalb erinnere ich mich nur an ein schönes Frühlingswochende.
Als die Angestellten des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark - 1300 km von Tschernobyl entfernt - beim Schichtbeginn am Morgen des 28. Aprils 1986 die Kontrollschleusen passierten, schlugen die Strahlungsmonitore Alarm. Aber die Strahlung kam nicht, wie zuerst vermutet, aus dem Inneren des Reaktorgebäudes, sondern von außen. Das war der erste Hinweis auf eine nukleare Katastrophe, irgendwo im damaligen Ostblock, der die Weltöffentlichkeit erreichte. Am Abend folgte eine dürre Meldung der amtlichen Moskauer Nachrichtenagentur TASS, im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl habe sich eine Havarie ereignet. Über Art und Ausmaß des Unfalls wurde nichts mitgeteilt.
Schon einige Jahre vorher stolperte ich zum ersten Mal über die Abkürzung "RBMK" und den Ortsnamen "Tschernobyl". Ich befasste mich mit der bereits 1979 veröffentlichten Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke (Phase A), jener beunruhigenden Studie, die für einen Kernschmelzunfall in einem Kernkraftwerk, bei dem der Reaktorkern vollständig in die Umwelt entweicht, bis zu 17 000 Soforttote und 110 000 tötliche Erkrankungen infolge der Strahlenwirkung errechnete.
Zu dieser Studie gehörte, als Anhang, eine Einschätzung des Gefahrenpotenzials der verschiedenen Reaktortypen. Dabei stach ein Reaktortyp als gerade abenteuerlich riskante Konstruktion hervor: der "Reaktor Bolschoj Moschnostij Kanalnij", der "Kanalreaktor großer Leistung. Ich dachte bei mir: Wenn es den "Supergau" irgendwann mal gibt, dann wahrscheinlich bei dieser Bauweise. Und hoffentlich nicht am Standort Leningrad (heute: St. Petersburg), am Rande einer Millionenstadt! (Dieses RBMK-AKW ist übrigens immer noch im Betrieb.)
Der Risiko-Reaktor RBMK resultierte übrigens aus dem Bestreben, einen möglichst wirtschaftlichen Reaktor zu bauen. Kein anderer Kernkraftwerkstyp liefert so billigen "Atomstrom" - und als willkommenes "Nebenprodukt"waffenfähiges Plutonium - wie diese konstruktionsbedingt unsichere Reaktorlinie.
Was auch der Grund sein dürfte, dass noch 1994 - acht Jahre nach "Tschernobyl" - ein neuer RBMK ans Netz ging.
Wikipedia: RBMK
Sicherheit von Kernkraftwerken
Der Reaktortyp von Tschernobyl:
Der RBMK-Reaktor und seine Konstruktionsfehler
Kernkraftwerke in Osteuropa (mit Risikoeinschätzung)
Nachtrag: Ein bezeichnendes Zitat aus der Website Tschernobyl - Chronik einer technischen und menschlichen Katastrophe
Als die Angestellten des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark - 1300 km von Tschernobyl entfernt - beim Schichtbeginn am Morgen des 28. Aprils 1986 die Kontrollschleusen passierten, schlugen die Strahlungsmonitore Alarm. Aber die Strahlung kam nicht, wie zuerst vermutet, aus dem Inneren des Reaktorgebäudes, sondern von außen. Das war der erste Hinweis auf eine nukleare Katastrophe, irgendwo im damaligen Ostblock, der die Weltöffentlichkeit erreichte. Am Abend folgte eine dürre Meldung der amtlichen Moskauer Nachrichtenagentur TASS, im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl habe sich eine Havarie ereignet. Über Art und Ausmaß des Unfalls wurde nichts mitgeteilt.
Schon einige Jahre vorher stolperte ich zum ersten Mal über die Abkürzung "RBMK" und den Ortsnamen "Tschernobyl". Ich befasste mich mit der bereits 1979 veröffentlichten Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke (Phase A), jener beunruhigenden Studie, die für einen Kernschmelzunfall in einem Kernkraftwerk, bei dem der Reaktorkern vollständig in die Umwelt entweicht, bis zu 17 000 Soforttote und 110 000 tötliche Erkrankungen infolge der Strahlenwirkung errechnete.
Zu dieser Studie gehörte, als Anhang, eine Einschätzung des Gefahrenpotenzials der verschiedenen Reaktortypen. Dabei stach ein Reaktortyp als gerade abenteuerlich riskante Konstruktion hervor: der "Reaktor Bolschoj Moschnostij Kanalnij", der "Kanalreaktor großer Leistung. Ich dachte bei mir: Wenn es den "Supergau" irgendwann mal gibt, dann wahrscheinlich bei dieser Bauweise. Und hoffentlich nicht am Standort Leningrad (heute: St. Petersburg), am Rande einer Millionenstadt! (Dieses RBMK-AKW ist übrigens immer noch im Betrieb.)
Der Risiko-Reaktor RBMK resultierte übrigens aus dem Bestreben, einen möglichst wirtschaftlichen Reaktor zu bauen. Kein anderer Kernkraftwerkstyp liefert so billigen "Atomstrom" - und als willkommenes "Nebenprodukt"waffenfähiges Plutonium - wie diese konstruktionsbedingt unsichere Reaktorlinie.
Was auch der Grund sein dürfte, dass noch 1994 - acht Jahre nach "Tschernobyl" - ein neuer RBMK ans Netz ging.
Wikipedia: RBMK
Sicherheit von Kernkraftwerken
Der Reaktortyp von Tschernobyl:
Der RBMK-Reaktor und seine Konstruktionsfehler
Kernkraftwerke in Osteuropa (mit Risikoeinschätzung)
Nachtrag: Ein bezeichnendes Zitat aus der Website Tschernobyl - Chronik einer technischen und menschlichen Katastrophe
Alla Jaroshinskaja, die diese Vernebelungstaktik der Machthaber am eingehendsten untersucht hat, dokumentierte den verharmlosenden, ja realitätsfernen Satz der Machthaber: Nichts bedroht die Gesundheit unserer Kinder.Die von ihr im April 1992 heimlich kopierten Unterlagen aus dem Kreml beweisen, daß die Machthaber selber erstklassig informiert wurden. Das gefährlichste Element, schrieb Jaroshinskaja damals in der Berliner "Tageszeitung", das der Reaktor in Tschernobyl ausgekotzt hat, fehlt in der Periodentafel der Elemente: Sein Name ist Lüge-86
MMarheinecke - Mittwoch, 26. April 2006
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