Wie "echt" ist ein "echter Germane"?

Vorgestern erschien in der "Bild am Sonntag" ein Artikel, der den Alpträumen eines völkisch gesonnenen Rassenquassler entsprungen sein könnte, und der es gestern auch in der Online-Ausgabe eines seriösereren Springer-Blattes geschafft hat. Welt online: Nur wenige Deutsche sind echte Germanen.

Der kurze Artikel beruft sich auf eine bislang unveröffentlichte Studie der Schweizer Genforschungsinstitutes Igenea.
Wobei hinsichtlich der Genauigkeit, mit der BamS dessen Forschungsergebnisse wiedergibt, durchaus Skepsis angebracht ist. Daher bin ich auf die offizielle Veröffentlichung der Studie gespannt.

Sie förderte, glaubt man dem BamS-Artikel, erstaunliches zutage: so hätten 10 % aller Deutschen jüdische Vorfahren. Was genealogisch völlig plausibel ist, denn seit über 1700 Jahren leben Juden im heutigen Deutschland. Wobei ich gerne wüsste, mit welcher genanalytischen Methode Igenea das herausgefunden haben soll. An die Existenz einer "jüdischen Rasse" im genetische Sinne hat noch nicht einmal der tonangebende NS-Rasseforscher Hans F. K. Günther geglaubt.

Interessant ist, dass das Schweizer Labor, glaubt man BamS, zudem heraus fand, dass lediglich sechs Prozent aller Deutschen väterlicherseits germanischen Ursprungs sind. 30 Prozent stammen danach von Osteuropäern ab. Auch wieder völlig plausibel.
Nur - wie bekommt man heraus, dass eine bestimmte Genkombination auf einen "germanischen" Vorfahren hinweist? Denn: eine "germanische Rasse" gibt es ebenso wenig wie eine "jüdische" oder "osteuropäische".

Dabei gelingt mit genanalytischen Methoden erstaunliches. So wurden in der Stiftskirche St. Dionysos in Enger (Westfalen) die Gebeine zweier ca. 60 Jahre alten Männern und einem Jugendlichen aus der Zeit um 800 gefunden. Es wird vermutet, dass die beiden großen und athletisch gebauten Männer, deren Knochen Spuren eines Lebens im Sattel und im Kampf aufweisen, die des Gegners Karls der Großen in den Sachsenkriegen, Widukind, und seines Schwagers Abbio sein könnte. Auch wenn das nicht abschließend zu klären ist, sprechen Genanalysen dafür, dass einer der beiden älteren Männer und der junge Mann eng mit noch heute in Westfalen lebenden „alten Familien“ verwandt sind, während der andere ältere Mann mit einer in Südjütland lebenden Population verwandt ist, also nach heutigen Begriffen "Däne" war.
Man kann also durch Vergleiche mit gut erhaltenen Leichenresten und durch Populationsvergleiche durchaus "Abstammungslinien" über Jahrhunderte hinweg nachweisen. Nun waren die "alten Westfahlen" Germanen. Genau so übrigens wie die Vorfahren des anderen älteren Mannes, der vielleicht Abbio war. Allerdings ist "germanisch" in erster Linie ein sprachwissenschaftlicher und in zweiter Linie - mit abweichender Bedeutung - ein kulturhistorischer Begriff. Selbst anatomisch sind die beiden "germanischen" Populationen in Ostwestfalen und in Südjütland verschieden. In der Terminologie des "Rasseforschers" Günther gehörten die Westfalen zur "fälischen" (Merkmal: breite Schädel) und die Jüten zur "nordischen Rasse" (längliche Schädel). Diese und andere Merkmale haben sich, statistisch gesehen, in beiden Populationen "erhalten", obwohl es schon zu Kaiser Karls Zeiten zu "Blutsmischungen" (Rassequasslerjargon) kam.
Wie vorsichtig man heutzutage mit Begriffen wie "germanisch", "keltisch", "slawisch" usw. ist, zeigen Ausgrabungen alter Eisenhütten im heutigen Bergischen Land. Die Funde gehören eindeutig zur La-Tène-Kultur. Die La-Tene-Kultur ist eine keltische Kultur. Trotzdem scheuen die Archäologen davor zurück, von keltischen Funden zu sprechen. Warum?
Es ist bekannt, dass in dieser Region und im in Frage kommenden Zeitraum sowohl keltische wie germanische Stämme gelebt hatten. Ferner ist bekannt, dass die Germanen Werkzeuge und handwerkliches "Know How" von den technisch "fortgeschritteneren" keltischen Nachbarn übernahmen. Also kann man an den Werkzeugen und Eisenhütten nicht erkennen, ob sie von Kelten oder "keltisierten Germanen" stammen. Mit DNS-Spuren in eventuellen Leichenresten könnte man das übrigens auch nicht.
Tatsächlich haben Genuntersuchungen ergeben, dass unter den Vorfahren der heutigen Iren, die ohne jeden Zweifel bis heute einer keltischen Kultur angehören, nur sehr wenige Vorfahren aus dem "Ursprungsgebiet" der Kelten, dem nördlichen Alpenrand, zu finden sind. Oder nehmen wir die Goten - größter germanischer Stammesverbund der Völkerwanderungszeit. Würde man deren DNS analysieren, würde man fast ausschließlich osteuropäische Vorfahren finden - obwohl die Goten steif und fest daran glaubten, aus dem heutigen Schweden zu stammen, worauf auch Sprache und Kultur hindeuten. Des Rätsels Lösung: nach der Überlieferung landeten die Goten mit nur drei Schiffen im Gebiet der Weichselmündung im heutigen Polen. Selbst bei kaninchenhafter Vermehrung hätten die Nachkommen dieser höchstens 60 Menschen nicht ausgereicht, um einige Jahrhunderte später das nach hunderttausenden zählende "Volk" der Goten zu bilden. Die Vorfahren der historischen Goten wurden ganz überwiegend in den Stamm aufgenommen, quasi adoptiert.
Es ist erstaunlich, wie lange sich die Legende von der "reinen Rasse" der Goten gehalten hat. Schließlich käme niemand auf die Idee, in jedem Römer der damaligen Zeit einen direkten Nachkommen der stadtrömischen Bevölkerung aus der Zeit um 700 v. u. Z. zu halten. Und wenn man die Abstammung von ihren jeweiligen Vorfahren im Jahre 150 v. u. Z. zugrunde legt, dann standen sich 400 Jahre später am Limes nicht "Römer" und "Germanen" gegenüber, sondern "romanisierte Kelten" und "germanisierte Kelten". Und auch die Vorfahren der "Kelten" wurden irgendwann einmal "keltisiert", denn die paar tatsächlich aus der Region um Hallstadt zugewanderten "Urkelten" unter ihren Vorfahren kann man getrost vernachlässigen.

Oder nehmen wir das Gebiet des heutigen Mecklenburgs. Um die Zeitenwende lebten dort nachweislich Germanen. Um das Jahr 800 lebten dort, genau so nachweislich, ausschließlich Slawen. Um um 1500 kann man von einer durchgehenden deutschen Bevölkerung ausgehen. Sieht man sich die Karten in den Geschichtsatlanten an, dann wanderten die Germanen in der Völkerwanderung ab und die Slawen ein. Und im Mittelalter, in der ersten Phase der "Ostkolonisation", wanderten Deutsche nach Mecklenburg ein. Nun war es aber nicht so, dass vor der der "Ostkolonisation" Mecklenburg menschenleer gewesen wäre - und Ausrottungskriege und Vertreibungen gab es nicht. Tatsächlich vermischten sich "Ansässige" und "Zugewanderte", wobei die "Deutschen" aus politischen und kulturellen Gründen die Oberhand behielten. Sie hätten, bei anderen Verhältnissen, auch "slawisch assimiliert" werden können, wie die skandinavischen Siedler in Russland, oder Enklaven bilden können, wie die Wolgadeutschen oder die Siebenbürger Sachsen. Einige Jahrhunderte zuvor waren die Slawen wirklich in einen "verlassenen" Raum eingedrungen. "Verlassen" in dem Sinne, dass ein so großer Teil der Bevölkerung abgewandert war, dass die Siedlungsdichte so gering wurde, dass das Land für Zuwanderer aus dem Osten interessant wurde. Weil auch ein großer Teil der "Oberschicht" der Germanen "unterwegs" war, gewannen die besser organisierten Slawen die kulturelle Vorherrschaft.

Also: von der Vorstellung, die "alten Völker" seien "bodenständig und unvermischten Blutes" gewesen, sollte man Abstand nehmen. Auch die Vorfahren der Westfalen und der Jüten zur Zeit Widukinds waren erst einige Jahrhunderte lang "Germanen".

Der beste Absatz im "Welt online"-Artikel ist der vorletzte:
Die moderne Genetik zeige die Unsinnigkeit des Rassismus auf, sagte Imma Pazos, eine der Wissenschaftlerinnen. Alle Genanalysen bewiesen, dass jeder Mensch unzählig viele Wurzeln habe und in jedem ein „Mischmasch“ stecke.
Was folgt, ist entlarvend:
Igenea wirbt im Internet gemeinsam mit der „Bild“-Zeitung für Gentests zur Bestimmung der Abstammung. Diese Tests kosten je nach Fragestellung mindestens 120 Euro.
Da kann ein wenig Sensationsmache wohl nicht schaden.
Rayson (Gast) - 27. Nov, 20:17

"Deutsch" sein ist keine genetische Frage, sondern höchstens eine kulturelle. Das trifft wohl auch auf andere Nationen zu. Ich erinnere mich noch an eine Sendung zu einem Jubiläum des FC Bayern München, wo ein afrikanischer Fan auftrat, der lange in Bayern gewohnt hatte. Der Typ sprach ein so hinterwäldlerisches Bajuwarisch mit allen Feinheiten, die das zu bieten hat, dass er trotz optischer Irritationen (man ist Bayern halt etwas anders gewohnt...) gar nicht anders als "bayerisch" und damit auch "deutsch" bezeichnet werden könnte ;-)

Von den Ungarn z.B. weiß ich, dass die dort lebende Bevölkerung nur noch rudimentär mit dem Reitervolk zu tun hat, dessen Sprache sie spricht. Witzigerweise dürften sich dort heute in nicht geringem Umfang genetische Spuren von Germanen finden, da es immer wieder Wanderungsbewegungen vom heutigen Deutschland nach Ungarn gegeben hat...

Wilderer (Gast) - 27. Nov, 21:08

Interessante Studie. Nur wäre interessant, was man jetzt mit dem Begriff "germanische Abstammung" anfangen soll. Das kommt dann wohl stark darauf, welche Funde man gerade als germanisch definiert. Oder meinen sie am Ende einfach "skandinavisch"?

Was die Goten-Geschichte angeht möchte ich den Einwand wagen, dass die Landung mit drei Schiffen wohl eher in den Bereich der Mythologie gehört. Daraus Schlussfolgerungen über die Demographie der Goten zu ziehen, ist doch eher gewagt ; )

Liebe Grüsse, Pil.

MMarheinecke - 27. Nov, 23:09

Allzu weit scheint die Legende nicht von der Realität entfernt zu sein

Denn soviel ich weiß, hat sich das "Volk" (eher: Verband aus mehreren Stämmen) der Goten erst in der Weichselebene formiert. Die Archäologie zeigt, dass die "Sachkultur" der frühen Goten ein Nebeneinander skandinavischer (z.B. Bautasteine) und "ostmitteleuropäischer" Elemente ist. Also wahrscheinlich: kleiner "südschwedischer Brückenkopf" als "Kristallisationskern" der sich im heutigen Polen bildenden Goten. Ob es nun genau drei Schiffe waren, oder ob es eine einmalige Expedition oder doch eher eine im Kontakt zu Skandinavien stehende Siedlung war, ist im Grunde nebensächlich. Die Vorfahren der Goten waren eine Handvoll "Schweden" und ganz Völkerschaften aus "Polen", der "Ukraine", von der Krim, aus "Rumänien" usw. usw. ..

Wie "germanisch" in dieser Studie definiert ist, würde ich auch gern wissen. Zumal auch Skandinavien niemals ein durchweg nur von der "nordischen Rasse" (in Rasse-Günthers Diktion) bewohnter Raum war.
Ulrike (Gast) - 28. Nov, 09:09

das "interessante" an dem zitat der wissenschaftlerin ("rassismus ad absurdum") ist doch eigentlich, dass sie genau das macht, was sie anscheinend nicht will: sie konstruiert rassen. mir wurde beim lesen des artikels zumindest ganz schlecht.

MMarheinecke - 28. Nov, 09:14

Ich bin mir nicht sicher, ob sie bzw. ihr Institut "Rassen konstruiert" - oder ob das "Fehlinterpretationen" von "Bild am Sonntag" / "Welt online" sind.
Wilderer (Gast) - 28. Nov, 19:15

Ich kenne mich in der Materie nicht wirklich aus, aber ob "Adoption" den Sachverhalt wirklich trifft? So gesehen könnte man auch sagen, die Angelsachsen hätten die einheimischen Kelten "adoptiert". Ich würde da eher den Begriff "Assimilation" brauchen. Und solcherlei geschieht bekanntermassen nicht immer ganz friedlich ; )

Liebe Grüsse, P

MMarheinecke - 28. Nov, 22:21

Ich ziehe den "friedlicheren" Begriff vor - weil die Goten als notorisch gewalttätig gelten

Tatsächlich werden auch gewaltsame Vorgänge, und solche, die nicht gewaltsam waren, aber von den Einheimischen sicher als "Unrecht" angesehen wurden, eine Rolle gespielt haben. "Adoption" trifft den Vorgang der Aufnahme in einen Stamm, und zwar kulturübergreifend bei fast allen Stammesgesellschaften, am Genauesten. Der Stamm führt seine Einheit auf eine - mythische - "Stammverwandschaft" zurück, etwa auf einen "Stammvater" oder, im Falle der Goten auf die (vielleicht historischen) drei Schiffsbesatzungen. Dass heißt, die Aufnahme in den Stamm ist gleichbedeutend mit der Anerkennung der Stammesahnen als eigene Ahnen (nicht zu verwechseln mit "Vorfahren" im genetischen Sinne).

"Assimilation" trifft das Verhalten der angelsächsischen Eroberer z. B. auch nicht. Es trifft auch nicht das Verhalten der deutschen Ostkolonisatoren, die manchmal - aber nicht immer - als Eroberer auftraten.
Wilderer (Gast) - 29. Nov, 10:02

Hmm, irgendwie kann ich mir immer noch nicht vorstellen, dass da tausende von Menschen irgendwelche Adoptionszeremonien durchlaufen und feierlich in den Stamm aufgenommen werden. Warum sollten die denn das wollen? Dass die Menschen aber die Sprache und Gebräuche einer führenden Gruppen übernehmen weil ihnen das soziale Vorteile bringt, das ist ein sehr bekanntes Phänomen (und eben auch eine Form von verdeckter Gewalt). Und genau so hat man sich wohl die meisten Ethnogenesen vorzustellen.

Allerdings hat die Vorstellung der durch Europa ziehenden und überall Menschen aufnehmenden Goten eine ganz andere Qualität, sie hat nämlich das Zeug zu einem neuen Germanenmythos. Man male sich das aus: Die kriegerischen Goten nicht als Heer von protowilhelminischen Eroberern, sondern als eine Marsch der Landlosen, dem sich die nach Freiheit dürstenden Völker anschliessen um gemeinsam in die sonnige Zukunft auf der Krim zu ziehen. Hat echt was für sich ; )

Liebe Grüsse, P

MMarheinecke - 29. Nov, 10:35

Nein, als Massen-Adoptionszerimonie darf man sich das nicht vorstellen.

Ich habe nicht von Ungefähr auf das Beispiel der Römer hingewiesen. Wie wurde man als z. B. Germane römischer Bürger? Indem man als Auxiliarsoldat in der römischen Legion diente und am Ende der Dienstzeit das Bürgerrecht verliehen bekam, oder indem man sich in einer römischen Colonia ansiedelte und nach einigen Jahren eingebürgert wurde, oder indem man sich um das römische Reich verdient gemacht hatte, bewiesen hatte, dass man Rom gegenüber loyal war - und dafür ehrenhalber "Römer" wurde. Ein anderer, unfreiwilliger Weg: man wurde römischer Sklave und hatte das Glück, irgendwann mal von seinem Herren freigelassen zu werden. Oder die Nachkommen wurden freigelassen. Freigelassene genossen das römische Bürgerrecht.
Ersetze "römisches Bürgerrecht" durch "Aufnahme in den Stamm" und Du hast in etwa den Prozess vor Augen, in dem man - nach der Theorie, der ich anhänge - Gote wurde.
Das Menschen die Sitten und Gebräuche einer "führenden" Gruppe übernehmen, wenn das Vorteile bringt, geht dem Pozess der "Aufnahme" voraus. Wenn das "verdeckte Gewalt" ist, dann übt die Bundesrepublik Deutschland (und praktisch jedes andere Einwanderungsland) verdeckte Gewalt auf Zuwanderer aus, sich zu assimilieren - oder die USA würden "verdeckte Gewalt" ausüben, damit der "American Way of Life" beinahe weltweit populär wird.

Der von Dir skizzierte "neue" Germanen bzw. Gotenmythos (den es in ähnlicher Form in Schweden seit dem 19. Jahrhundert gibt) hat immerhin der Vorteil, dass er als Rechtfertigung für Rassismus und Eroberungskriege wenig taugt.
Wilderer (Gast) - 29. Nov, 11:05

Ja, mit dieser Vorstellung kann ich leben - obwohl ich wie gesagt viel zu wenig Kenntnis von der Materie habe, um mir da eine Meinung leisten zu können ; )

Was die verdeckte Gewalt in Sachen "Integration" angeht: Ist ein extremes Beispiel, aber - ja. Die Haltung ist immer dieselbe. "You don't speak my language? Learn my language, bitch!", um einen semiprominenten Rapper zu zitieren. Das ist Gewalt.

Kennst Du das Gedicht "Speak White" von André Weckmann? Es bringt sehr schön auf den Punkt, wie sich jemand fühlen muss, der sich jetzt bitte schön integrieren soll.

Das Wort "Neger" steht da übrigens deshalb, weil sich Weckmann als Elsässer in dem Gedicht mit Schwarzen und Maghrebiniens solidarisiert: Sie alle stehen unter dem Druck, ihre "Negersprache" abzulegen und endlich "weiss" zu sprechen - "weiss" wie in Paris, in der Hauptstadt, wo die zivilisierten Menschen wohnen. Für ihre eigene Kultur bleibt nur eines: Sie in Formalin tunken und ins Museum stellen. Mir kommt das Gedicht immer als erstes in den Sinn, wenn ich Worte wie "Leitkultur" oder "identité nationale" höre..

http://www.mitwelt.org/andre-weckmann-speak-white.html

Liebe Grüsse, P

Wirr-Licht - 16. Dez, 08:53

wir sind alle "neger"

im endeffekt ists doch so: alle menschen stammen, lang lang ists her, von afrikanern ab. oder von affen, noch weiter zurück. nun stellt sich die frage: gab es jüdische affen? germanische gorillas und gotische gibbons sowie japanische paviane?

so ein unsinn.

und - SELBST WENN es einen irgendwie gearteten genetischen unterschied zwischen Thor Bayerhammer und Yhizak Rosenstolz gäbe, wäre das relevant? ich meine, ich unterscheide mich, genetisch gesehen, von eigentlich allen menschen auf der welt.

Grey Geezer (Gast) - 26. Mär, 12:11

Rasse ist völlig falscher Begriff

Man stelle sich das menschliche Genom wie einen riesigen Teppich vor. Die grossen Muster sind die Gene, die uns laufen, verdauen und denken lassen. In dem Teppich gibt es aber auch winzige "Fusseln" deren Analyse uns zeigt, "woher teilweise die Wolle kam, aus der gewebt wurde". Diese winzigen Fusseln (non-coding DNA) kann man analysieren und feststellen, welche Population (unter anderen) in diesem Individuum mal eine Rolle gespielt hat.
Aber da dieser Artikel in Deutsch veröffentlicht wurde, MUSS natürlich das Wort RASSE fallen, was in diesem Zusammenhang partout keinen Sinn ergibt.

MMarheinecke - 26. Mär, 19:28

Die Methapher ist gut

Allerdings fürchte ich, dass solche Genanalysen - und vor allem ihre sehr weitgehenden Interpretationen - dem Rassismus Vorschub leisten. Deshalb benutze ich auch das Reizwort "Rasse", auch wenn ich genau weiß, dass der Begriff "Menschenrasse" schon aus genetischen Gründen unsinnig ist.
Es übrigens nicht so, dass bei Herkunftsanalysen nur die "non-coding DNA" berücksichtigt wird - anders als beim "genetischen Fingerabdruck" (non-coding DNS ist meines Wissen keineswegs nur funktionsfreie "Junk-DNA", sondern andere Funktionen enthalten kann). Zu den Vergleichen wird alles DNA-Material herangezogen, das sich gewinnen lässt - bei der Analysen z. B. von fossilem Material sind die archäologischen Genetiker über jedes identifizierbare Basenpaar froh.
Ich sehe diese "Herkunftsanalysen" nur dann als unproblematisch, wenn sie nicht bestimmten zeitgenössischen Einzelmenschen zuordnet werden. Das heißt, es ist legitim und nicht weiter schlimm, wenn als Ergebnis herauskommt: "60 % der Menschen im Landkreis Moorhausen weisen Genmerkmale auf, die darauf hindeuten, dass sie Nachkommen der Moorleiche aus dem Moor von Torfmoorholm sei könnten". Es ist aber problematisch, wenn es heißt "Peter Petersen aus Torfmoorholm ist ein direkter Nachkomme des einst im Moor versenkten Mannes". Damit ist Peter Petersen nämlich "wissenschaftlich objektiv" als "echter Ureinwohner" und - da der Moor-Mann zur germanischen Eisenzeit lebte - als "echter Germanensproß" identifiziert - und sein Nachbar, mit dem er vielleicht Streit hat, vielleicht als "Nachkomme von erst Ende des 19. Jahrhundert aus Serbien zugewanderten Menschen". Das soll ein Beispiel sein, wie individualisierte Abstammungsanalysen rassistischem Denken Vorschub leisten.

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