Die echte "Mondlandungslüge": Warum sie geglaubt wurde
(Teil 1: Das Wettrennen zum Mond)
Das langsame Ende des sowjetischen Mondflugprogramms
Die UdSSR hatte 1969 den "Wettlauf zum Mond" verloren. Das hieß aber noch lange nicht, dass sie ihre Mondprogramme aufgegeben hätte. Zwar konzentrierte sie sich nun verstärkt auf den Bereich der Langzeitflüge und der bemannten Raumstationen, aber vorerst wurde die für das bemannte Mondlandeprojekt N1-L3 vorgesehene Rakete N1 weiterentwickelt. Am 26. Juni 1971 startete die dritte N1. Sie geriet in unkontrollierbares Rollen und wurde nach 51 s gesprengt. Der vierte Start einer verbesserten N1-7L am 23. November 1972 lief bis zum Brennschluss der sechs zentralen Erststufentriebwerke problemlos ab. Dann explodierte ein Triebwerk, die Rakete stürzte ab.
Fehlstarts sind bei neuentwickelten Raketen das "täglich Brot" der Raufahrtingenieure, zumal bei so komplizierten Geräten wie der N1 mit ihren 30 Triebwerken. (Die "Saturn"-Familie, in deren Geschichte es keinen einzigen Totalausfall gab, ist die große, glänzende Ausnahme.) Die Pläne für eine bemannte sowjetische Mondlandung wurden mit jeden Fehlstart (und mutmaßlich wachsenden Finanzierungsschwierigkeiten) Schritt um Schritt weiter verschoben und erst 1974 - zwei Jahre nach Ende des "Apollo"-Programms - endgültig abgesagt.
Selbst das Mondumkreisungsprogramm wurde eine Weile fortgesetzt: Sond 7, gestartet am 7. August 1969, umrundete erfolgreich unbemannt den Mond - Kosmonauten hätten den Flug überlebt. Aber nachdem man "abgehängt" war, wurden keine so großen Risiken mehr eingegangen. Sond 8, am 20. Oktober 1970 gestartet, war ein Erprobungsflug im Rahmen des N1-L3-Mondlandeprogramms.
Das erwähnte Langzeitflug- und Raumstationsprogramm diente Anfangs erkennbar auch dem Ziel, Erfahrungen des US-Raumfahrtsprogramms nachzuholen - auch wenn es nach außen nicht offensichtlich war, war die UdSSR gerade weil sie ihr Raumfahrtprogramm unter Chruschtschow stark auf sensationelle Erstleistungen ausgelegt hatte, nach dem spektakulären ersten Raumflug eines Menschen 1961 zuerst langsam, ab dem "Gemini"-Programm der USA 1965 spürbar technisch ins Hintertreffen geraten. Paradoxerweise tat es der sowjetischen Raumfahrt gut, dass der "Generalsekretär der Stagnation" Breschnew, anders als sein Vorgänger, kein "Raumfahrt-Fan" war: Es konnte nun, ohne ständige Einmischungen von "oben", sorgfältiger geplant und konstruiert werden.
Bei der Verbundmission von Sojus 6, Sojus 7 und Sojus 8 im Oktober 1969 wurde die Mondlandeausrüstung getestet. Offensichtlich nicht zur vollen Zufriedenheit: die Rendezvoussysteme aller drei Raumschiffe hatten Probleme. Zwar hieß es später in den offiziellen Verlautbarungen, dass gar keine Kopplung geplant gewesen wäre, doch das ist höchst unwahrscheinlich, da alle Raumschiffe mit Kopplungsadaptern ausgerüstet waren. Sojus 9, gestartet am 1. Juni 1970, war fast 17 Tagen im Orbit und nahm den USA den Langzeitrekord für bemannte Raumflüge wieder ab - allerdings war dieser Flug, anders als manche Flüge der Chruschtschow-Ära, kein Rekord des Rekordes willen, sondern diente der Vorbereitung auf eine bemannte Raumstation. Die Station Saljut 1 wurde im April 1971 von einer "Proton"-Rakete in die Umlaufbahn gebracht. (Eigentlich war es die zivile Version der militärischen Raumstation Almaz, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht einsatzbereit war, weshalb eine vereinfachte Version mit der Bezeichnung DOS gebaut wurde. Aus Tarnungsgründen erhielten sowohl die zivilen DOS- wie die militärischen Almaz-Stationen den Namen Saljut.)
Die Besatzung von Sojus 11 verbrachte die neue Rekordzeit von über 23 Tagen im All, davon 22 Tage an Bord der ersten Raumstation - und endete tragisch mit dem Tod der drei Kosmonauten Georgi Timofejewitsch Dobrowolski, Viktor Iwanowitsch Pazajew und Wladislaw Nikolajewitsch Wolkow. (Encyclopedia Astronautica: Sojuz 11 ) Durch eine technische Fehlfunktion während der Landephase, ein undichtes Ventil, entwich die Kabinenluft, die Raumfahrer, die keine Raumanzüge trugen, starben an Sauerstoffmangel.
Nach dem aufsehenerregende Unglück von Sojus 11 forderte Breschnew, dass keine bemannte Mission unternommen werden sollten, solange die gleiche Mission nicht erfolgreich von einem vollständig automatischen Raumfahrzeug durchgeführt worden war. Die bemannte sowjetische Raumfahrt kam deshalb für zwei Jahre zu einem kompletten Stillstand. Dies war wahrscheinlich der Todesstoß für den sowjetischen Plan einer bemannten Mondlandung: Während die Sojus-Raumschiffe in der Erdumlaufbahn für Testflüge ferngesteuert werden konnten, hätte die Mondlandeeinheit für einen unbemannten Flug vollständig automatisiert werden müssen.
In dieser Zeit teilten die Sowjets erstmals offiziell mit, sie hätten kein Programm, einen Menschen auf dem Mond zu landen.
Immerhin erzielte die Sowjetunion mit unbemannten Probenrückholsonden und den ferngesteuerten Mondrovern vom Typ Lunochod beachtliche Erfolge, die aber im Schatten der amerikanischen bemannten Mondlandungen standen.
Montage der startenden N1 "Herkules" (links) und Saturn V (rechts)
Die Lüge wird geschluckt
Ab 1973 verständigten sich die UdSSR und die USA auf das Apollo-Sojus-Test-Projekt. Sein Ziel erreichte es, als am 17. Juli 1975 ein Apollo- und ein Sojus-Raumschiff in der Erdumlaufbahn aneinander ankoppelten, so dass die Raumfahrer von einem Raumschiff ins andere umsteigen konnten. Für dieses Projekt erhielten auch NASA-Mitarbeiter Zugang zu den bisher streng geheim gehaltenen sowjetischen Raumfahrteinrichtungen. Im Zuge dieser Zusammenarbeit kam zu einem Art stillschweigenden Schweigeabkommen: obwohl man bei der NASA wusste, dass die UdSSR ein bemannten Mondprogramm hatte, und man auf sowjetischer Seite wusste, dass die USA es wussten, wurde über die bemannten Mondprogramme der UdSSR einfach nicht mehr öffentlich gesprochen. (Allerdings war der Kommandant der Sojus, Alexej Leonow, am Mondprogramm beteiligt gewesen- und wegen seiner unbedachten Äußerungen gegenüber der internationalen Presse, aus denen ziemlich klar hervorging, dass die UdSSR zum Mond wollte, zeitweilig in Ungnade gefallen.)
Auch die Seite der USA hatte einen Grund, über das sowjetische Mondprogramm zu schweigen: ihr Ruf war nach dem "schmutzigen Krieg" in Vietnam und Kambodscha und der Watergate-Affäre, die 1973 zum Sturz des Präsidenten Richard Nixon führte, lädiert. Es wäre für die brüchigen Beziehungen schädlich gewesen, die Misserfolge der UdSSR sozusagen öffentlich bloßzustellen. Außerdem war es der CIA peinlich, dass ihr der britische Geheimdienst SIS bzw. MI6 beim Ausspionieren der sowjetischen Raumfahrt weit voraus war.
Hinzu kam. das die CIA "dank" ihrer mit Drogenschmuggel finanzierten Geheimoperationen in Südostasien, der vom Journalisten Seymour Hersh aufgedeckten "Operation CHAOS", der Bespitzelung von rund 7.000 Personen und 1.000 Organisationen in den USA, die in Opposition zum Vietnamkrieg standen oder der Bürgerrechtsbewegung angehörten, und nicht zuletzt wegen der Unterminierung der demokratisch gewählten linksgerichteten Allende-Regierung in Chile und der Unterstützung des Militärputsches von General Pinochet einen katastrophalen Ruf hatte. Selbst konservative Medien trautem der CIA damals buchstäblich alles zu - außer wahrheitsgemäßen Berichten.
Da der "Wettlauf zum Mond" 1969 entschieden war, ließ das Interesse der US-amerikanischen Öffentlichkeit an den Apollo-Missionen rasch nach. Zur Enttäuschung der NASA sahen viele US-Bürger, darunter der schon erwähnte Fernsehjournalist Walter
Cronkite, den Sinn des Apollo-Programms ausschließlich darin, "die Russen zu schlagen". Wenn nun "die Russen" gar nicht im Rennen waren, dann war in dieser schlichten "Kalte-Kriegs-Logik" das Geld für das "Apollo-Programm" verschwendet gewesen.
Dass die eigentlichen Protagonisten, die Wissenschaftler, Ingenieure und vor allem die Astronauten / Kosmonauten das besser wussten und anders, entspannter, man kann auch sagen: sportlich, sahen, ist vielfach bezeugt. Auf dieser Ebene war der "Wettlauf ins All" niemals ein "verbissener Kampf der Systeme“ oder ein "Krieg mit anderen Mitteln".
Armstrong und Aldrin pflanzten nicht nur das Sternenbanner auf dem Mond auf, sie hinterlegten dort auch drei Orden, die einst Juri Gagarins Brust schmückten. Und als Dobrowolski, Wolkow und Pazajew am 3. Juli 1971 mit einem Staatsbegräbnis geehrt wurden, da war einer der Sargträger der amerikanische Astronaut Tom Stafford.
Es scheint fast so zu sein, als ob die öffentliche Meinung "im Westen" deshalb die Propaganda-Lüge aus Moskau so bereitwillig schluckte, weil sie genau das war, was viele Menschen in dieser Zeit zwischen moralischer Zerknirschung in den USA, latentem Anti-Amerikanismus in den anderen westlichen Demokratien und den ersten Früchten der Entspannungspolitik hören wollten.
Nun war die Existenz der "Herkules" getauften N1 und ihr mutmaßlicher Zweck nicht nur innerhalb der NASA ein offenes Geheimnis. Es gab einige Technikjournalisten, erwähnt sei
Charles Vick, die aus den Bruchstücken der Informationen, die durch die sowjetische Zensur sickerten - auch dank des losen Mundwerks einiger Kosmonauten wie Leonow - und Daten und Fakten der offiziellen Informationen, die teilweise nicht so recht zu den Pressemeldungen passten, ein Puzzlespiel zusammensetzten: Es gab ein sowjetisches Mondlandeprogramm. Womit sich bestätigte, dass sich ab einer bestimmten Größe ein Projekt nicht mehr geheim halten lässt.
Ich war als Schüler ein ausgesprochener "Weltraum-Freak" und ich hatte den Eindruck, dass es damals unter westdeutschen Raumfahrt-Enthusiasten (und jenen ostdeutschen Raumfahrt-Enthusiasten, zu denen wir Kontakt hatten) völlig außer Frage stand, dass die UdSSR ein bemanntes Mondprogramm hatte. Die Geschichte der 1969 auf Satellitenfotos erkennbaren Riesenrakete und der ebenso gut erkannbaren Verwüstung nach ihrem Fehlstart war "unter uns" allgemein bekannt. 1981 erschien in der P.M. eine, wie sich später zeigtem sollte, erstaunlich genaue Rekonstruktion der N1. Sogar einige der fraglichen Satellitenfotos waren "im Umlauf" - wenn auch immer ohne offizielle Bestätigung.
Dennoch wurde die Mondfluglüge geglaubt.
Wenn ich mich richtig erinnere, gab es drei Sorten "Skeptiker", die uns die "Geschichte" von der sowjetischen Mondrakete nicht "abkaufen" wollten.
Die eine waren die eingefleischten Antikommunisten, die kein gutes Haar an der UdSSR allgemein und an deren Raumfahrtprogramm im besonderen ließen. Für die war die technische Rückständigkeit der "Russen" (außer bei bestimmten Waffen) ebenso ausgemachte Sache wie deren "Verlogenheit" - wobei sie seltsamerweise ja eine Lüge schluckten. Ein extremes Beispiel für dieses Denken war, allerdings schon um 1960, der berühmte exilrussische Schriftsteller Vladimir Nabokov. Peter Ustinov berichtete in seinem Buch "Achtung Vorurteile!", dass Nabokov den weltweit bezeugten Raumflug Gagarins für ein potemkinsches Dorf hielt, für ein besonders abgefeimtes Theater der verhassten Sowjets. Ustinov gibt seine Unterhaltung mit Nabokov so wieder:
Die zweite, häufigere Sorte waren jene, die den Sowjets mehr trauten als den "Amis". Das waren nicht etwa alles stramme Kommunisten, ganz und gar nicht. Nur hielten sie, vor allen, nachdem Ronald Reagan Präsident geworden war, "die USA" für verlogen, machtgierig, kriegerisch und - siehe NATO-Doppelbeschluss und Stationierung von nuklear bestückten "Tomahawk"-Marschflugkörpern und ebenfalls atomar bewaffneten "Pershing II"-Mittelstreckenraketen - gefährlich. Den wenigsten war die UdSSR wirklich sympatisch - aber sie war die schwächere Seite. Das "Eingeständnis der Schwäche" der UdSSR war aus ihrer Sicht unbedingt glaubwürdig. Ich bekam sogar zu hören, dass die "Geheimdienst-Legenden" über eine Sowjet-Mondrakete extra erfunden worden seien, um dem amerikanischen Volk einen erbitterten Wettlauf zum Mond vorzugaukeln, um ihr Mondprojekt zu finanzieren. Es gab am Rande der Friedensbewegung der 80er Jahre einige komische Vögel, die jede Form der Raumfahrt für Massenvernichtungswaffen-Entwicklung hielten. Ich habe da irgend wo noch eine Broschüre herumliegen, in der auch die Saturn V als Raketenwaffe bezeichnet wurde. Hauptzweck ihrer Entwicklung: mit einem in die Umlaufbahn gebrachten Raumspiegel "die Nacht in Vietnam abschaffen". Die zivile Raumfahrt sei nur ein Mittel, um Geld in die schwarzen Kassen der Geheimwaffenentwicklung zu spülen. (Ein Gedanke, der später von Gerhard Wisnewski wieder aufgegriffen wurde.) Den absoluten Hammer erlebte ich an einem Infostand, kurz nach dem Challenger-Unglück im Frühjahr 1986, als die Infostandbesatzung fröhlich verkündende, dass sie froh über den Unfall der Challenger wäre - eine kleine Pause in den verbrecherischen Star-Wars-Plänen. Ich weiß nicht mehr genau, was ich darauf antwortete, es war nicht freundlich. Das ist zwar ein extremes Beispiel, aber das Misstrauen gegen die Raumfahrt war groß.
Die dritte Gruppe war bei weitem die Größte - natürlich neben jenen, die "das ganze Weltraum-Zeugs" sowieso nicht interessierte.
Das waren jene, die ganz einfach die "offizielle Version" glaubten. Wenn es so in der Zeitung steht, dann wird es wohl so sein. Und wer anderer Ansicht ist, ist ein Spinner. Ist auch bequemer so. Was soll man sich auch nur über solche Sachen den Kopf zerbrechen.
Wenn ich es recht bedenke, dann bereiten mir diese Menschen, die aus Denkfaulheit oder Desinteresse einfach glauben, ohne zu zweifeln, mehr Kopfzerbrechen, als die "Weltverschwörungstheoretiker". Die sind nämlich nur wenige.
The Real Moon Landing Hoax (Encyplopedia Astronautica)
Das langsame Ende des sowjetischen Mondflugprogramms
Die UdSSR hatte 1969 den "Wettlauf zum Mond" verloren. Das hieß aber noch lange nicht, dass sie ihre Mondprogramme aufgegeben hätte. Zwar konzentrierte sie sich nun verstärkt auf den Bereich der Langzeitflüge und der bemannten Raumstationen, aber vorerst wurde die für das bemannte Mondlandeprojekt N1-L3 vorgesehene Rakete N1 weiterentwickelt. Am 26. Juni 1971 startete die dritte N1. Sie geriet in unkontrollierbares Rollen und wurde nach 51 s gesprengt. Der vierte Start einer verbesserten N1-7L am 23. November 1972 lief bis zum Brennschluss der sechs zentralen Erststufentriebwerke problemlos ab. Dann explodierte ein Triebwerk, die Rakete stürzte ab.
Fehlstarts sind bei neuentwickelten Raketen das "täglich Brot" der Raufahrtingenieure, zumal bei so komplizierten Geräten wie der N1 mit ihren 30 Triebwerken. (Die "Saturn"-Familie, in deren Geschichte es keinen einzigen Totalausfall gab, ist die große, glänzende Ausnahme.) Die Pläne für eine bemannte sowjetische Mondlandung wurden mit jeden Fehlstart (und mutmaßlich wachsenden Finanzierungsschwierigkeiten) Schritt um Schritt weiter verschoben und erst 1974 - zwei Jahre nach Ende des "Apollo"-Programms - endgültig abgesagt.
Selbst das Mondumkreisungsprogramm wurde eine Weile fortgesetzt: Sond 7, gestartet am 7. August 1969, umrundete erfolgreich unbemannt den Mond - Kosmonauten hätten den Flug überlebt. Aber nachdem man "abgehängt" war, wurden keine so großen Risiken mehr eingegangen. Sond 8, am 20. Oktober 1970 gestartet, war ein Erprobungsflug im Rahmen des N1-L3-Mondlandeprogramms.
Das erwähnte Langzeitflug- und Raumstationsprogramm diente Anfangs erkennbar auch dem Ziel, Erfahrungen des US-Raumfahrtsprogramms nachzuholen - auch wenn es nach außen nicht offensichtlich war, war die UdSSR gerade weil sie ihr Raumfahrtprogramm unter Chruschtschow stark auf sensationelle Erstleistungen ausgelegt hatte, nach dem spektakulären ersten Raumflug eines Menschen 1961 zuerst langsam, ab dem "Gemini"-Programm der USA 1965 spürbar technisch ins Hintertreffen geraten. Paradoxerweise tat es der sowjetischen Raumfahrt gut, dass der "Generalsekretär der Stagnation" Breschnew, anders als sein Vorgänger, kein "Raumfahrt-Fan" war: Es konnte nun, ohne ständige Einmischungen von "oben", sorgfältiger geplant und konstruiert werden.
Bei der Verbundmission von Sojus 6, Sojus 7 und Sojus 8 im Oktober 1969 wurde die Mondlandeausrüstung getestet. Offensichtlich nicht zur vollen Zufriedenheit: die Rendezvoussysteme aller drei Raumschiffe hatten Probleme. Zwar hieß es später in den offiziellen Verlautbarungen, dass gar keine Kopplung geplant gewesen wäre, doch das ist höchst unwahrscheinlich, da alle Raumschiffe mit Kopplungsadaptern ausgerüstet waren. Sojus 9, gestartet am 1. Juni 1970, war fast 17 Tagen im Orbit und nahm den USA den Langzeitrekord für bemannte Raumflüge wieder ab - allerdings war dieser Flug, anders als manche Flüge der Chruschtschow-Ära, kein Rekord des Rekordes willen, sondern diente der Vorbereitung auf eine bemannte Raumstation. Die Station Saljut 1 wurde im April 1971 von einer "Proton"-Rakete in die Umlaufbahn gebracht. (Eigentlich war es die zivile Version der militärischen Raumstation Almaz, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht einsatzbereit war, weshalb eine vereinfachte Version mit der Bezeichnung DOS gebaut wurde. Aus Tarnungsgründen erhielten sowohl die zivilen DOS- wie die militärischen Almaz-Stationen den Namen Saljut.)
Die Besatzung von Sojus 11 verbrachte die neue Rekordzeit von über 23 Tagen im All, davon 22 Tage an Bord der ersten Raumstation - und endete tragisch mit dem Tod der drei Kosmonauten Georgi Timofejewitsch Dobrowolski, Viktor Iwanowitsch Pazajew und Wladislaw Nikolajewitsch Wolkow. (Encyclopedia Astronautica: Sojuz 11 ) Durch eine technische Fehlfunktion während der Landephase, ein undichtes Ventil, entwich die Kabinenluft, die Raumfahrer, die keine Raumanzüge trugen, starben an Sauerstoffmangel.
Nach dem aufsehenerregende Unglück von Sojus 11 forderte Breschnew, dass keine bemannte Mission unternommen werden sollten, solange die gleiche Mission nicht erfolgreich von einem vollständig automatischen Raumfahrzeug durchgeführt worden war. Die bemannte sowjetische Raumfahrt kam deshalb für zwei Jahre zu einem kompletten Stillstand. Dies war wahrscheinlich der Todesstoß für den sowjetischen Plan einer bemannten Mondlandung: Während die Sojus-Raumschiffe in der Erdumlaufbahn für Testflüge ferngesteuert werden konnten, hätte die Mondlandeeinheit für einen unbemannten Flug vollständig automatisiert werden müssen.
In dieser Zeit teilten die Sowjets erstmals offiziell mit, sie hätten kein Programm, einen Menschen auf dem Mond zu landen.
Immerhin erzielte die Sowjetunion mit unbemannten Probenrückholsonden und den ferngesteuerten Mondrovern vom Typ Lunochod beachtliche Erfolge, die aber im Schatten der amerikanischen bemannten Mondlandungen standen.
Montage der startenden N1 "Herkules" (links) und Saturn V (rechts)
Die Lüge wird geschluckt
Ab 1973 verständigten sich die UdSSR und die USA auf das Apollo-Sojus-Test-Projekt. Sein Ziel erreichte es, als am 17. Juli 1975 ein Apollo- und ein Sojus-Raumschiff in der Erdumlaufbahn aneinander ankoppelten, so dass die Raumfahrer von einem Raumschiff ins andere umsteigen konnten. Für dieses Projekt erhielten auch NASA-Mitarbeiter Zugang zu den bisher streng geheim gehaltenen sowjetischen Raumfahrteinrichtungen. Im Zuge dieser Zusammenarbeit kam zu einem Art stillschweigenden Schweigeabkommen: obwohl man bei der NASA wusste, dass die UdSSR ein bemannten Mondprogramm hatte, und man auf sowjetischer Seite wusste, dass die USA es wussten, wurde über die bemannten Mondprogramme der UdSSR einfach nicht mehr öffentlich gesprochen. (Allerdings war der Kommandant der Sojus, Alexej Leonow, am Mondprogramm beteiligt gewesen- und wegen seiner unbedachten Äußerungen gegenüber der internationalen Presse, aus denen ziemlich klar hervorging, dass die UdSSR zum Mond wollte, zeitweilig in Ungnade gefallen.)
Auch die Seite der USA hatte einen Grund, über das sowjetische Mondprogramm zu schweigen: ihr Ruf war nach dem "schmutzigen Krieg" in Vietnam und Kambodscha und der Watergate-Affäre, die 1973 zum Sturz des Präsidenten Richard Nixon führte, lädiert. Es wäre für die brüchigen Beziehungen schädlich gewesen, die Misserfolge der UdSSR sozusagen öffentlich bloßzustellen. Außerdem war es der CIA peinlich, dass ihr der britische Geheimdienst SIS bzw. MI6 beim Ausspionieren der sowjetischen Raumfahrt weit voraus war.
Hinzu kam. das die CIA "dank" ihrer mit Drogenschmuggel finanzierten Geheimoperationen in Südostasien, der vom Journalisten Seymour Hersh aufgedeckten "Operation CHAOS", der Bespitzelung von rund 7.000 Personen und 1.000 Organisationen in den USA, die in Opposition zum Vietnamkrieg standen oder der Bürgerrechtsbewegung angehörten, und nicht zuletzt wegen der Unterminierung der demokratisch gewählten linksgerichteten Allende-Regierung in Chile und der Unterstützung des Militärputsches von General Pinochet einen katastrophalen Ruf hatte. Selbst konservative Medien trautem der CIA damals buchstäblich alles zu - außer wahrheitsgemäßen Berichten.
Da der "Wettlauf zum Mond" 1969 entschieden war, ließ das Interesse der US-amerikanischen Öffentlichkeit an den Apollo-Missionen rasch nach. Zur Enttäuschung der NASA sahen viele US-Bürger, darunter der schon erwähnte Fernsehjournalist Walter
Cronkite, den Sinn des Apollo-Programms ausschließlich darin, "die Russen zu schlagen". Wenn nun "die Russen" gar nicht im Rennen waren, dann war in dieser schlichten "Kalte-Kriegs-Logik" das Geld für das "Apollo-Programm" verschwendet gewesen.
Dass die eigentlichen Protagonisten, die Wissenschaftler, Ingenieure und vor allem die Astronauten / Kosmonauten das besser wussten und anders, entspannter, man kann auch sagen: sportlich, sahen, ist vielfach bezeugt. Auf dieser Ebene war der "Wettlauf ins All" niemals ein "verbissener Kampf der Systeme“ oder ein "Krieg mit anderen Mitteln".
Armstrong und Aldrin pflanzten nicht nur das Sternenbanner auf dem Mond auf, sie hinterlegten dort auch drei Orden, die einst Juri Gagarins Brust schmückten. Und als Dobrowolski, Wolkow und Pazajew am 3. Juli 1971 mit einem Staatsbegräbnis geehrt wurden, da war einer der Sargträger der amerikanische Astronaut Tom Stafford.
Es scheint fast so zu sein, als ob die öffentliche Meinung "im Westen" deshalb die Propaganda-Lüge aus Moskau so bereitwillig schluckte, weil sie genau das war, was viele Menschen in dieser Zeit zwischen moralischer Zerknirschung in den USA, latentem Anti-Amerikanismus in den anderen westlichen Demokratien und den ersten Früchten der Entspannungspolitik hören wollten.
Nun war die Existenz der "Herkules" getauften N1 und ihr mutmaßlicher Zweck nicht nur innerhalb der NASA ein offenes Geheimnis. Es gab einige Technikjournalisten, erwähnt sei
Charles Vick, die aus den Bruchstücken der Informationen, die durch die sowjetische Zensur sickerten - auch dank des losen Mundwerks einiger Kosmonauten wie Leonow - und Daten und Fakten der offiziellen Informationen, die teilweise nicht so recht zu den Pressemeldungen passten, ein Puzzlespiel zusammensetzten: Es gab ein sowjetisches Mondlandeprogramm. Womit sich bestätigte, dass sich ab einer bestimmten Größe ein Projekt nicht mehr geheim halten lässt.
Ich war als Schüler ein ausgesprochener "Weltraum-Freak" und ich hatte den Eindruck, dass es damals unter westdeutschen Raumfahrt-Enthusiasten (und jenen ostdeutschen Raumfahrt-Enthusiasten, zu denen wir Kontakt hatten) völlig außer Frage stand, dass die UdSSR ein bemanntes Mondprogramm hatte. Die Geschichte der 1969 auf Satellitenfotos erkennbaren Riesenrakete und der ebenso gut erkannbaren Verwüstung nach ihrem Fehlstart war "unter uns" allgemein bekannt. 1981 erschien in der P.M. eine, wie sich später zeigtem sollte, erstaunlich genaue Rekonstruktion der N1. Sogar einige der fraglichen Satellitenfotos waren "im Umlauf" - wenn auch immer ohne offizielle Bestätigung.
Dennoch wurde die Mondfluglüge geglaubt.
Wenn ich mich richtig erinnere, gab es drei Sorten "Skeptiker", die uns die "Geschichte" von der sowjetischen Mondrakete nicht "abkaufen" wollten.
Die eine waren die eingefleischten Antikommunisten, die kein gutes Haar an der UdSSR allgemein und an deren Raumfahrtprogramm im besonderen ließen. Für die war die technische Rückständigkeit der "Russen" (außer bei bestimmten Waffen) ebenso ausgemachte Sache wie deren "Verlogenheit" - wobei sie seltsamerweise ja eine Lüge schluckten. Ein extremes Beispiel für dieses Denken war, allerdings schon um 1960, der berühmte exilrussische Schriftsteller Vladimir Nabokov. Peter Ustinov berichtete in seinem Buch "Achtung Vorurteile!", dass Nabokov den weltweit bezeugten Raumflug Gagarins für ein potemkinsches Dorf hielt, für ein besonders abgefeimtes Theater der verhassten Sowjets. Ustinov gibt seine Unterhaltung mit Nabokov so wieder:
"Aber ich hab's im Fernsehen verfolgt", beteuerte ich, "da war wirklich ein Mann drin." - "Ach, sie haben einen künstlichen Mann genommen, eine Puppe." - "Nein, ich schwöre, ich habe sogar die Stimme dieses Gagarin gehört." - "Ja, Stimme vom Tonband." - "Du irrst, Vladimir. Die Stimme hat mit einem Observatorium Kontakt aufgenommen. Sie haben ihm Fragen gestellt, und er hat sie beantwortet. Wie soll ein Tonband das können?" - "Mit welchem Observatorium will er gesprochen haben?" - "Mit einem in Lissabon!" - "Ach, Portugal, hör doch auf!"Nabovkov hatte offensichtlich eine ähnliche Mentalität wie die Vertreter der "Mondlandung-im-Studio"-Verschwörungstheorie. Ganz so extreme Vertreter wie Nabovkov lernte ich zwar nicht kennen, aber doch genügend "Russenfresser", die schon die offiziell anerkannten Raumfahrterfolge in Zweifel zogen - von einem Mondprogramm oder den damals in Entwicklung befindlichen Raumfähren vom Typ "Buran" (über die wir auch erstaunlich viel wussten) gar nicht zu reden.
Die zweite, häufigere Sorte waren jene, die den Sowjets mehr trauten als den "Amis". Das waren nicht etwa alles stramme Kommunisten, ganz und gar nicht. Nur hielten sie, vor allen, nachdem Ronald Reagan Präsident geworden war, "die USA" für verlogen, machtgierig, kriegerisch und - siehe NATO-Doppelbeschluss und Stationierung von nuklear bestückten "Tomahawk"-Marschflugkörpern und ebenfalls atomar bewaffneten "Pershing II"-Mittelstreckenraketen - gefährlich. Den wenigsten war die UdSSR wirklich sympatisch - aber sie war die schwächere Seite. Das "Eingeständnis der Schwäche" der UdSSR war aus ihrer Sicht unbedingt glaubwürdig. Ich bekam sogar zu hören, dass die "Geheimdienst-Legenden" über eine Sowjet-Mondrakete extra erfunden worden seien, um dem amerikanischen Volk einen erbitterten Wettlauf zum Mond vorzugaukeln, um ihr Mondprojekt zu finanzieren. Es gab am Rande der Friedensbewegung der 80er Jahre einige komische Vögel, die jede Form der Raumfahrt für Massenvernichtungswaffen-Entwicklung hielten. Ich habe da irgend wo noch eine Broschüre herumliegen, in der auch die Saturn V als Raketenwaffe bezeichnet wurde. Hauptzweck ihrer Entwicklung: mit einem in die Umlaufbahn gebrachten Raumspiegel "die Nacht in Vietnam abschaffen". Die zivile Raumfahrt sei nur ein Mittel, um Geld in die schwarzen Kassen der Geheimwaffenentwicklung zu spülen. (Ein Gedanke, der später von Gerhard Wisnewski wieder aufgegriffen wurde.) Den absoluten Hammer erlebte ich an einem Infostand, kurz nach dem Challenger-Unglück im Frühjahr 1986, als die Infostandbesatzung fröhlich verkündende, dass sie froh über den Unfall der Challenger wäre - eine kleine Pause in den verbrecherischen Star-Wars-Plänen. Ich weiß nicht mehr genau, was ich darauf antwortete, es war nicht freundlich. Das ist zwar ein extremes Beispiel, aber das Misstrauen gegen die Raumfahrt war groß.
Die dritte Gruppe war bei weitem die Größte - natürlich neben jenen, die "das ganze Weltraum-Zeugs" sowieso nicht interessierte.
Das waren jene, die ganz einfach die "offizielle Version" glaubten. Wenn es so in der Zeitung steht, dann wird es wohl so sein. Und wer anderer Ansicht ist, ist ein Spinner. Ist auch bequemer so. Was soll man sich auch nur über solche Sachen den Kopf zerbrechen.
Wenn ich es recht bedenke, dann bereiten mir diese Menschen, die aus Denkfaulheit oder Desinteresse einfach glauben, ohne zu zweifeln, mehr Kopfzerbrechen, als die "Weltverschwörungstheoretiker". Die sind nämlich nur wenige.
The Real Moon Landing Hoax (Encyplopedia Astronautica)
MMarheinecke - Freitag, 24. Juli 2009
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