Die "7 Todsünden ineffektiver Manager" und die Meuterei auf der Bounty
Sie ist ziemlich oben bei Rivva, und das sicher nicht von ungefähr: Lass das! – Sieben Todsünden ineffektiver Manager (Infografik).
Ein sehr eindringliches Beispiel, wohin diese sieben Fehler führen können, ist die wohl berühmteste Meuterei der Seefahrtsgeschichte, die Meuterei auf der "Bounty".
Entgegen der Darstellung in zahlreichen Romanen und Filmen war der Kommandant der "HMAV Bounty", Lieutenant (auf der "Bounty" war er noch nicht "Captain") William Bligh, ein äußerst fähiger Seemann. Dass er aus der Reihe der Unteroffiziere zum Offizier befördert wurde, war damals selten, und noch seltener schaffte es jemand, der einmal "vor dem Mast" gesegelt war, bis zum Admiralsrang. Kein Geringerer als Lord Nelson lobte Blighs Schiffsführung in der Schlacht vor Kopenhagen.
Er war auch kein "Schiffstyrann": er hielt Auspeitschungen und Skorbut für Kennzeichen eines schlecht geführten Schiffes. Seeleute unter seinem Kommando wurden erheblich seltener ausgepeitscht als die Besatzungsmitglieder anderer Schiffe der britischen Royal Navy. Wie sein großes Vorbild James Cook kümmerte er sich sehr um das Wohlergehen seiner Leute. Zum Beispiel führte er das auf Handelsschiffen übliche 3-Wachen-System anstatt der bei der Royal Navy üblichen zwei Wachen ein. Bei drei Wachen liegen zwischen den jeweils vier Stunden dauernden Wachen acht Stunden Freiwache, bei zwei Wachen nur vier Stunden. Damit waren die Leute nicht nur ausgeruhter, sondern hatten auch viel weniger "Gammeldienst" als bei der Marine üblich. (Die "Bounty" hatte, weil für eine so lange Expedition viele Handwerker für Instandsetzung und Reparaturen an Bord sein mussten, und weil Mannschaftsverluste durch Krankheit oder Unfall nicht unterwegs ersetzt werden konnten, im Grunde viel zu viele Männer an Bord. 46 Männer drängten sich auf dem 215 Tonnen "großen" Schiff mit nur 27,7 m Rumpflänge. Normalerweise hatte so ein kleiner Frachter höchsten 10 - 12 Mann Besatzung. Wenn in der "Wikipedia" etwas von "keinen zwei Dutzend echte Matrosen" steht, dann heißt das nicht, dass zu wenige Matrosen an Bord gewesen wären - eher, dass ein ungünstiges Zahlenverhältnis zwischen den vielen Offizieren und Unteroffizieren und den Mannschaftsdienstgraden herrschte.)
Für tieferen, strukturellen Ursachen und die äußeren Umstände, die zur Meuterei führten, konnte Bligh nichts. Aber es spricht einiges dafür, dass es an Blighs schlechter Menschenführung lag, dass aus Unzufriedenheit Meuterei wurde.
Tatsächlich beging Bligh alle sieben "Todsünden" ineffektiver Manager:
Versprechen brechen, Kontrollsucht, öffentliche Demütigungen, Herrschaftswissen, nicht zuhören können, kein Feedback geben, aber auch nie konsequent sein – das sind Verhaltensweisen, die sich Manager tunlichst abgewöhnen sollten – jedenfalls, wenn sie effektive Manager sein wollen.Aus meiner Sicht ist das Schlimmste daran nicht, dass solche Manager ineffektiv sind - das Schlimmste ist, dass sie unerträgliche Chefs und absolutes Gift für das Betriebsklima sind. Das gilt sogar dann, wenn diese Chefs eigentlich ganz umgängliche, freundliche und für ihre Untergebenen engagierte Menschen sind. Eigentlich.
Ein sehr eindringliches Beispiel, wohin diese sieben Fehler führen können, ist die wohl berühmteste Meuterei der Seefahrtsgeschichte, die Meuterei auf der "Bounty".
Entgegen der Darstellung in zahlreichen Romanen und Filmen war der Kommandant der "HMAV Bounty", Lieutenant (auf der "Bounty" war er noch nicht "Captain") William Bligh, ein äußerst fähiger Seemann. Dass er aus der Reihe der Unteroffiziere zum Offizier befördert wurde, war damals selten, und noch seltener schaffte es jemand, der einmal "vor dem Mast" gesegelt war, bis zum Admiralsrang. Kein Geringerer als Lord Nelson lobte Blighs Schiffsführung in der Schlacht vor Kopenhagen.
Er war auch kein "Schiffstyrann": er hielt Auspeitschungen und Skorbut für Kennzeichen eines schlecht geführten Schiffes. Seeleute unter seinem Kommando wurden erheblich seltener ausgepeitscht als die Besatzungsmitglieder anderer Schiffe der britischen Royal Navy. Wie sein großes Vorbild James Cook kümmerte er sich sehr um das Wohlergehen seiner Leute. Zum Beispiel führte er das auf Handelsschiffen übliche 3-Wachen-System anstatt der bei der Royal Navy üblichen zwei Wachen ein. Bei drei Wachen liegen zwischen den jeweils vier Stunden dauernden Wachen acht Stunden Freiwache, bei zwei Wachen nur vier Stunden. Damit waren die Leute nicht nur ausgeruhter, sondern hatten auch viel weniger "Gammeldienst" als bei der Marine üblich. (Die "Bounty" hatte, weil für eine so lange Expedition viele Handwerker für Instandsetzung und Reparaturen an Bord sein mussten, und weil Mannschaftsverluste durch Krankheit oder Unfall nicht unterwegs ersetzt werden konnten, im Grunde viel zu viele Männer an Bord. 46 Männer drängten sich auf dem 215 Tonnen "großen" Schiff mit nur 27,7 m Rumpflänge. Normalerweise hatte so ein kleiner Frachter höchsten 10 - 12 Mann Besatzung. Wenn in der "Wikipedia" etwas von "keinen zwei Dutzend echte Matrosen" steht, dann heißt das nicht, dass zu wenige Matrosen an Bord gewesen wären - eher, dass ein ungünstiges Zahlenverhältnis zwischen den vielen Offizieren und Unteroffizieren und den Mannschaftsdienstgraden herrschte.)
Für tieferen, strukturellen Ursachen und die äußeren Umstände, die zur Meuterei führten, konnte Bligh nichts. Aber es spricht einiges dafür, dass es an Blighs schlechter Menschenführung lag, dass aus Unzufriedenheit Meuterei wurde.
Tatsächlich beging Bligh alle sieben "Todsünden" ineffektiver Manager:
- Bligh hielt nicht immer Wort. Zum Beispiel brachte er einen Zimmermann, der nach der Meuterei loyal geblieben war, entgegen eines Versprechens wegen einer Kleinigkeit vor Gericht.
- Er stauchte Untergebene vor versammelter Mannschaft zusammen: z. B. kritisierte er seinen Stellvertreter Fryer lautstark vor den Augen der Mannschaft. Auch wenn die Kritik der Sache nach gerechtfertigt war, unterminierte das die Disziplin und vergiftete das Verhältnis zwischen Bligh und seinem engsten Mitarbeiter. Auch andere Untergebene machte er sich so zum Feind.
- Er war "Kontrollfreak" - und war trotzdem über die Verhältnisse an Bord nicht im Bilde.
- Er hielt sich mit Lob zurück.
- Er mischte sich oft in Kleinigkeiten des Schiffsbetriebs ein. Ironischerweise sorgten vor allem seine Versuche, unter der Mannschaft für gute Laune zu sorgen, für Unmut: die Leute wollten in ihrer Freizeit nicht auch noch vom "Alten" behelligt werden.
- Er hörte nicht zu: Deshalb war er völlig überrascht, als sich seine Leute gegen ihn wandten.
- Er war inkonsequent und damit unberechenbar: er konnte einen Mann an einem Tag vor Untergebenen herunterputzen und ihm am nächsten Tag zum Dinner einladen - wohlgemerkt: nicht als Geste der Entschuldigung. In der Regel verhängte er auch bei schweren Vergehen nur milde Disziplinarstrafen, aber manchmal war er völlig unnachsichtig bei geringfügigen Unbotmäßigkeiten.
MMarheinecke - Samstag, 27. August 2011
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