"Queen of real life Steampunk" - S.S. GREAT EASTERN

"Steampunk" ist - unter vielem anderem - eine Untergattung der Alternativweltliteratur. Ein zentrales Thema dabei ist dampfgetriebene "High-Tech", die es niemals gab, aber vielleicht hätte geben können: Dampfcomputer, Dampfautos, Dampfflugzeuge, Dampfunterseeboote (wobei Jules Vernes "Nautilus" ja einen Elektroantrieb hatte, was manche moderne Verne-Epigonen übersehen) ja sogar Dampfraumschiffe und Dampfroboter.
Selbstverständlich gehört auch Dampftechnik auf einem Niveau, das jenes der im 19. Jahrhundert realisierte Technik überstieg, zum Steampunk - etwa Dampfschnellzüge, die über 200 km in der Stunden schaffen, oder ebenso gigantische wie bizarre Dampfschiffe.

Die S. S. Great Eastern könnte aus einem Steampunk-Roman stammen - und tatsächlich ist sie, direkt und indirekt, eine Inspirationsquelle dieses Genres.
Das größte Dampfschiff der Welt sollte ursprünglich "Leviathan" heißen, ein nicht unpassender Name für ein Schiff, das die Dimensionen des damals üblichen sprengte.
Die eiserne "Great Eastern" lief 1857 vom Stapel. Sie war über 210 Metern lang und hatte eine Wasserverdrängung von 27400 Tonnen. Antrieb waren, neben der Mitte des 19. Jahrhunderts obligatorischen Hilfsbeseglung (sechs Masten!), zwei (jedenfalls von den Ausmaßen her) gewaltigen Dampfmaschinen, über deren je 4200 PS Leistung aber schon die Ingenieure der großen Schnelldampfer 50 Jahre später nur noch müde lächeln konnten.
Das zentrale Problem der "Great Eastern" war, dass zwar ihre Konzeption ihrer Zeit voraus war, dass es aber viele Dinge, die für ihren wirtschaftlichen Betrieb erforderlich gewesen wäre, einfach noch nicht gab. An und für sich hätte es schon um 1860 Bedarf für ein Schiff für 4000 Passagiere und 6000 Tonnen Ladung geben können - wenn es denn technisch zuverlässig gewesen wäre und es ausreichend dimensionierte Hafenanlagen gegeben hätte. Da diese Rahmenbedingungen fehlten, war das kühne Projekt "Great Eastern" eine Fehlinvestition.
Das Schiff wurde später als Kabelleger eingesetzt - sozusagen eine Einsatznische für sehr große, aber sonst kaum zu gebrauchende Schiffe. Auch das Fehlen passender Häfeneinrichtungen störte bei einem Kabelleger wenig.
Der heute bekannteste Passagier der "Great Eastern" war übrigens Jules Verne.

Ziemlich "steampunkig":
Die Great Eastern, von Isambard Kingdom Brunel und John Scott Russell konstruiert, lief 1857 vom Stapel und war mit 18.915 Bruttoregistertonnen für 50 Jahre das mächtigste Schiff ihrer Zeit.
211 Meter Eisen, angetrieben von Schaufelrädern, Schraube und Segeln.
Die Geschichte der Great Eastern ist eine Geschichte von Schicksal und Niedergang.
Grund genug sie virtuell neu auferstehen zu lassen und über den Weg dorthin zu berichten.
S.S. Great Eastern 3D

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