Schallschutz für Musiker - zum Nachbauen

Auch wenn ich selbst nicht musiziere, habe ich in meinen Freundes- und Bekanntenkreis etliche Musiker, und kenne daher das Problem: Musiker gefährden mit der eigenen Musik ihre Ohren. In einer Wagner-Oper können Werte von 120 Dezibel (dB) und mehr erreicht werden - das entspricht einem Presslufthammer oder einem startendem Flugzeug direkt neben der Startbahn. Hinzu kommt, dass einige technische Lösungen, die für die ähnlich lautstarken Rockbands entwickelt wurden, für ein klassisches Orchester nicht praktikabel sind.
Bei einer typischen Rockband (ohne Bläser) ist von den Instrumenten nur das Schlagzeug tatsächlich laut: der Schall wird von den Lautsprecherboxen nach vorne abgestrahlt, weshalb auf der Bühne nur der reflektierte Schall ankommt. Infolgedessen hört man sich sich auf der Bühne selbst nicht spielen oder singen, weshalb auf der Bühne kleinere Monitorboxen stehen - idealerweise für jeden Musiker eine. Dennoch ist der Schallpegel auf der Bühne hoch, weshalb speziell angepasste Gehörschutzstöpsel bei Rockmusikern weit verbreitet sind.

Bei Orchestermusiker genießt der Gehörschutz hingegen kein hohes Ansehen. Nur etwas mehr als 16 Prozent der befragten Musiker verwenden ihn. Zwar mindert ein solcher Gehörschutz die Lautstärke gleichmäßig über alle Tonhöhen hinweg, anders als bei billigen Ohrstöpseln, die vor allem hohe Töne dämpfen. Aber auch diese speziellen Musikerstöpsel unterscheiden nicht zwischen Musik und Sprache, die Musiker verstehen bei den Proben ihren Dirigenten nicht mehr.
Bei Bläsern kommt ein weiteres Problem hinzu: Mit einem Ohrstöpsel hört man mehr Körperschall als zuvor. Der Schall pflanzt sich vom Instrument, das per Mundstück oder Rohrblatt an oder zwischen den Lippen sitzt, über die Schädelknochen fort. Der Bläser kann bei starkem Körperschallanteil seinen Ton nicht mehr so kontrollieren wie gewohnt.
Der Ausweg sind Schallschutzschilde. Aber auch die sind bisher nur selten befriedigend. Sie dürfen den Schall nicht direkt zum Spieler zurückwerfen und müssen außerdem einfach aufzubauen und einzurichten sein.

Braunschweiger Wissenschaftler um Ingolf Bork, Ingenieur für Geräuschmesstechnik an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und selbst aktiver Pianist und Tonmeister, haben nun eine Lösung für dieses Lärmproblem gefunden. Sie entwickelten einen Schallschutzschirm, der im kritischen Bereich oberhalb von 250 Hertz den Schallpegel am Ohr des Musikers um bis zu 20 dB senkt und mit wenig Aufwand nachgebaut werden kann.

Der neue PTB-Schirm dagegen, den Bork entwickelt hat, ist im oberen Teil geknickt und leitet den Schall über den Kopf des vorne sitzenden Spielers nach oben hinweg. Außerdem sind die kommerziellen Schirme oft viel zu klein, um eine wirksame Schutzwirkung zu erreichen. Bork hat seinen Schirm daher groß gehalten.
Der Schutzschirm ist nicht patentiert und kann von jeder Bühnenwerkstatt nachgebaut werden, eine Bauanleitung gibt es von der PTB.
Quelle: Pressemeldung der PTB: Wenn's beim Fortissimo in den Ohren klingelt.
Karan (Gast) - 12. Nov, 17:40

Klasse!
(aber leider viel zu sperrig für unseren Proberaum... *seufz*)

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