Juri Alexejewitsch Gagarin
Heute vor 50 Jahren, am 12. April 1961, flog Juri Gagarin als erster Mensch mit der Raumkapsel "Wostok 1" ins All. Eine außerordentliche technische Pionierleistung und ein lebensgefährliches Unternehmen. Erst nach dem Ende der UdSSR wurde im vollem Umfang bekannt, wie gefährlich der erste bemannte Raumflug gewesen war.
Encyclopedia Astronautica: Vostok 1
Genau 20 Jahre später, am 12. April 1981, flog erstmals ein wiederverwendbare Space Shuttle Orbiter, die "Columbia". Encyclopedia Astronautica: STS1
NASA - The Space Shuttle.
Juri Alexejewitsch Gagarin war so sehr die Verkörperung des Arbeiter- und Bauernstaats, wirkte so charmant und sympathisch bei seinen zahlreichen öffentlichen Auftritten, dass die nimmermüden Verschwörungstheoretiker argwöhnten, da könne doch etwas nicht stimmen.
Abgesehen davon, dass die offizielle Biographie Gagarins an einigen Stellen propagandistisch aufgehübscht wurde - der reale Juri war wohl kein Tugendbold - stimmte aber alles.
Er war Sohn eines Tischlers und einer Melkerin und wuchs auf einer Kolchose auf. Seine Eltern sollen belesen und bildungshungrig gewesen sein, Gagarin war es sicherlich. Nach seiner Ausbildung als Gießer absolvierte er eine Technikerschule. Bekannt ist, dass er sich früh für die Fliegerei begeisterte und 1950 dem Aeroclub Saratow beitrat. 1955 bestand er seine Prüfung als Zivilpilot, im gleichen Jahr meldete er sich zur Luftwaffe. 1957 heiratete er die Ärztin Valentina Gorjatschowa.
Von 1957 bis 1959 diente Gagarin bei einem Jagdfliegerregiment der Nordflotte bei Murmansk, nördlich des Polarkreises. Hier wurde Gagarin Mitglied der KPdSU. Am 10. April 1959 wurde seine Tochter Jelena geboren, am 12. März 1961, genau einen Monat vor seinem Raumflug, seine zweite Tochter Galja.
1960 wurde Gagarin als potenzieller Kosmonaut ausgewählt und am 3.März als einer von 20 Kosmonauten-Anwärtern in eine streng abgeschirmte Siedlung bei Moskau, dem später so genannten Sternenstädchen für das harte Kosmonautentraining einbestellt.
Es ist ganz interessant, das Anforderungsprofil für die 1. Kosmonautengruppe mit dem für die ersten US-Astronauten zu vergleichen. Beide Programme ließen zunächst nur Militärpiloten zu und forderten einen sehr guten Gesundheitszustand. Sonst unterschieden sie sich stark:
Mercury-Astronauten: Alter unter 40 Jahre, Größe unter 182 Zentimeter, Gewicht unter 82 Kilogramm. Mindestens 1.500 Flugstunden auf Hochleistungsflugzeugen. Mindestens ein Universitätsabschluss in Ingenieurswissenschaften. Berufserfahrung als Testpilot.
Wostok-Kosmonauten: Offiziersrang in der Luftwaffe. Alter unter 30 Jahre. Größe unter 170 Zentimetern. Gewicht unter 70 Kilogramm. Flugerfahrung auf Jets gewünscht, aber nicht notwendig. Keine Universitätsausbildung erforderlich.
(Angaben nach Gagarin & Co., einem KosmoLogs-Beitrag von Eugen Reichl über die erste Kosmonautengruppe.)
Es ist offensichtlich, dass im Wostok-Programm eher auf körperliche und psychische Belastbarkeit Wert gelegt wurde. Das Wostok-Raumschiff war nur begrenzt steuerbar, und nur im Notfall konnte der Kosmonaut in den Flugablauf eingreifen. Besonderes fliegerisches Können war da überflüssig.
Übrigens war das ursprünglich auch im Mercury-Programm so vorgesehen. Es lag nicht allein am Widerstand der potenziellen Astronauten (der im Buch "The Right Stuff" thematisiert wurde), dass die Mercury-Kapseln von erfahrenen Testpiloten geflogen wurden. Obwohl die Mercury in vieler Hinsicht der Wostok unterlegen war, hatte sie ein ausgefeiltes Lageregelungssystem, sie konnte also tatsächlich "geflogen" werden. Entscheidend war aber, dass sich die amerikanischen Entwicklungsingenieure von den Astronauten Unterstützung bei der Weiterentwicklung und Neukonstruktion von Raumfahrzeugen erhofften, und das konnten Testpiloten mit Ingenieursausbildung, nun einmal am Besten. Die Wostok war laut Propaganda "perfekt ausgereift", tatsächlich wurde propagandistisch herausgestellt, dass bei den amerikanischen Mercurys die Astronauten aktiv steuern mussten, was als Unzulänglichkeit dieser Kapseln dargestellt wurde.
Allerdings glich sich das sowjetische Anforderungsprofil bei späteren Kosmonautengruppen dem us-amerikanischen an.
Ob es bei der Auswahl von Vorteil war, dass Gagarin sehr klein war (1,57 Meter), kann bezweifelt werden. Wichtiger war, was die Militärpsychologen herausfanden: er war bescheiden, umsichtig, emotionell stabil und zeigte einen hohen Grad an intellektueller Entwicklung. Wichtig war auch, dass Gagarin gut mit seinen Kameraden auskam; die meisten im Sternenstädtchen hielten ihn für den Geeignetsten.
Entscheidend war wohl, dass der Leiter des sowjetischen Raumfahrtprogramms, Sergeij Koroljow, an die Zeit nach dem Flug dachte, für die Gagarin mit seinem jungenhaften Charme, seinem ansteckenden Lächeln und seinem sicheren Auftreten vor Publikum sozusagen die ideale Besetzung war.
Am 12. April 1961 wurde der 27-Jährige im Raumbahnhof Baikonur zur Rakete gefahren. Unterwegs ließ er den Bus halten und pinkelte an einen Reifen, das wurde zum Ritual in Baikonur.
Um 9.07 Uhr Moskauer Zeit zündeten die Triebwerke der R7, Gagarin antwortete mit seinem berühmt gewordenen Ausruf "Pojechali!" – "Auf geht's!"
Die Erdumkreisung dauerte 108 Minuten. Gegen Ende drohte höchste Gefahr: Die Rückkehrkapsel der "Wostok 1" löste sich nicht vollständig von der Versorgungseinheit. Um ein Haar hätte die sowjetische Nachrichtenagentur TASS den Briefumschlag mit dem vorbereiteten Nachruf öffnen müssen.
Selbstverständlich erhielt Gagarin die höchsten offiziellen Ehren der UdSSR, keineswegs selbstverständlich war, dass er zum "Popstar" und Idol der Massen wurde. Wohin er auch immer reiste, löste er Begeisterung aus, und wenn er auftrat, waren ideologische Differenzen erst einmal vergessen.
Es machte ihm sichtlich Spaß, prominent zu sein. (Was längst nicht auf alle Komonauten / Astronauten zutrifft. Ausgerechnet der erste Mann, der den Mond betrat, Neil Armstrong, ist mit seiner introvertierten, nüchternen Art für die "Popstarrolle" eine glatte Fehlbesetzug.) Wirklich locker scheint er das Heldendasein nicht weggesteckt zu haben, von Alkohol war die Rede (Alkoholmissbrauch ist ein überraschend häufiges Problem von Kosmonauten und Astronauten), die Ehe kriselte.
Gagarin war leidenschaftlicher Kosmonaut, er wollte ins All, am liebsten zum Mond. Als Held der Sowjetunion und weltweit populärer Medienstar war aber er zu wertvoll.
Gagarin absolvierte ein Ingenieurstudium. 1967 war er Ersatzmann für Alexij Komarow für den ersten Flug des neu entwickelten, erstmals völlig steuerbare, Sojus-Raumschiffs. Nach einer Reihe von Fehlfunktionen leitete Komarow am 24. April 1967 nach achtzehn Erdumkreisungen den Landevorgang ein. Der Hauptfallschirm entfaltete sich nicht, Komarow starb, als seine Kapsel hart in Südrussland aufschlug.
Am 27.März 1968 starb Gagarin bei einem Trainingsflug mit einer MiG 15. Wahrscheinlich hatte er zu viel riskiert und die Kontrolle über seine Maschine verloren.
Gagarins Asche wurde in einer Urne in der Kreml-Mauer bestattet.
Einen seiner Orden nahm Neil Armstrong beim Apollo 11 Flug mit, seit dem 21. Juli 1969 liegt der Orden, den Gagarin für seinen ersten Raumflug erhielt, auf dem Mond.
Gagarins 108 historische Minuten, Teil 1
Gagarins 108 historische Minuten, Teil 2
Es stimmt übrigens nicht, dass, wie Harald Zaun auf Telepolis schrieb sich kein Verschwörungstheoretiker eingefunden hätte, der Gagarins epochalen Schritt ins Reich der Legenden verwiesen hätte.
Ein prominenter und unbeirrbarer Gagarin-Zweifler war der berühmte Schriftsteller und Exilrusse Vladimir Nabokov. Wie Peter Ustinov in seinem Buch "Achtung Vorurteile!" schrieb, pflegte der Antikommunist Nabokov seine Vorurteile gegen alle Vernunft und lies sich nicht davon abbringen, den weltweit bezeugten Raumflug für ein "potemkinsches Dorf", für ein besonders abgefeimtes Theater der verhassten Sowjets zu halten. Nabokov war nur der prominenteste unter den "Gagarin-war-nie-im-Weltraum"-Verschwörungstheoretikern der frühen 1960er Jahre. Dass sie heute nicht mehr in Erscheinung treten, liegt wohl daran, dass es heute schwierig ist, die Existenz von Satelliten oder die der mit bloßen Auge erkennbaren ISS erfolgreich zu leugnen. Dafür stürzen sich V-Theoretiker auf angeblich vor Gagarin bei geheimen Raumflügen umgekommene Kosmonauten.
Warum fasziniert Raumfahrt, über die längst vergessenen "Wettlauf der Systeme" und den längst verwehten Sensationswert hinaus? Einen selten erwähnten, aber sicher für die heutigen Raumfahrtenthusiasten wichtigen Faktor spürte thursa auf einem ihren zahlreichen Blogs auf: Gemeinsam geschaffenes Gut & hacking space tech.
Encyclopedia Astronautica: Vostok 1
Genau 20 Jahre später, am 12. April 1981, flog erstmals ein wiederverwendbare Space Shuttle Orbiter, die "Columbia". Encyclopedia Astronautica: STS1
NASA - The Space Shuttle.
Juri Alexejewitsch Gagarin war so sehr die Verkörperung des Arbeiter- und Bauernstaats, wirkte so charmant und sympathisch bei seinen zahlreichen öffentlichen Auftritten, dass die nimmermüden Verschwörungstheoretiker argwöhnten, da könne doch etwas nicht stimmen.
Abgesehen davon, dass die offizielle Biographie Gagarins an einigen Stellen propagandistisch aufgehübscht wurde - der reale Juri war wohl kein Tugendbold - stimmte aber alles.
Er war Sohn eines Tischlers und einer Melkerin und wuchs auf einer Kolchose auf. Seine Eltern sollen belesen und bildungshungrig gewesen sein, Gagarin war es sicherlich. Nach seiner Ausbildung als Gießer absolvierte er eine Technikerschule. Bekannt ist, dass er sich früh für die Fliegerei begeisterte und 1950 dem Aeroclub Saratow beitrat. 1955 bestand er seine Prüfung als Zivilpilot, im gleichen Jahr meldete er sich zur Luftwaffe. 1957 heiratete er die Ärztin Valentina Gorjatschowa.
Von 1957 bis 1959 diente Gagarin bei einem Jagdfliegerregiment der Nordflotte bei Murmansk, nördlich des Polarkreises. Hier wurde Gagarin Mitglied der KPdSU. Am 10. April 1959 wurde seine Tochter Jelena geboren, am 12. März 1961, genau einen Monat vor seinem Raumflug, seine zweite Tochter Galja.
1960 wurde Gagarin als potenzieller Kosmonaut ausgewählt und am 3.März als einer von 20 Kosmonauten-Anwärtern in eine streng abgeschirmte Siedlung bei Moskau, dem später so genannten Sternenstädchen für das harte Kosmonautentraining einbestellt.
Es ist ganz interessant, das Anforderungsprofil für die 1. Kosmonautengruppe mit dem für die ersten US-Astronauten zu vergleichen. Beide Programme ließen zunächst nur Militärpiloten zu und forderten einen sehr guten Gesundheitszustand. Sonst unterschieden sie sich stark:
Mercury-Astronauten: Alter unter 40 Jahre, Größe unter 182 Zentimeter, Gewicht unter 82 Kilogramm. Mindestens 1.500 Flugstunden auf Hochleistungsflugzeugen. Mindestens ein Universitätsabschluss in Ingenieurswissenschaften. Berufserfahrung als Testpilot.
Wostok-Kosmonauten: Offiziersrang in der Luftwaffe. Alter unter 30 Jahre. Größe unter 170 Zentimetern. Gewicht unter 70 Kilogramm. Flugerfahrung auf Jets gewünscht, aber nicht notwendig. Keine Universitätsausbildung erforderlich.
(Angaben nach Gagarin & Co., einem KosmoLogs-Beitrag von Eugen Reichl über die erste Kosmonautengruppe.)
Es ist offensichtlich, dass im Wostok-Programm eher auf körperliche und psychische Belastbarkeit Wert gelegt wurde. Das Wostok-Raumschiff war nur begrenzt steuerbar, und nur im Notfall konnte der Kosmonaut in den Flugablauf eingreifen. Besonderes fliegerisches Können war da überflüssig.
Übrigens war das ursprünglich auch im Mercury-Programm so vorgesehen. Es lag nicht allein am Widerstand der potenziellen Astronauten (der im Buch "The Right Stuff" thematisiert wurde), dass die Mercury-Kapseln von erfahrenen Testpiloten geflogen wurden. Obwohl die Mercury in vieler Hinsicht der Wostok unterlegen war, hatte sie ein ausgefeiltes Lageregelungssystem, sie konnte also tatsächlich "geflogen" werden. Entscheidend war aber, dass sich die amerikanischen Entwicklungsingenieure von den Astronauten Unterstützung bei der Weiterentwicklung und Neukonstruktion von Raumfahrzeugen erhofften, und das konnten Testpiloten mit Ingenieursausbildung, nun einmal am Besten. Die Wostok war laut Propaganda "perfekt ausgereift", tatsächlich wurde propagandistisch herausgestellt, dass bei den amerikanischen Mercurys die Astronauten aktiv steuern mussten, was als Unzulänglichkeit dieser Kapseln dargestellt wurde.
Allerdings glich sich das sowjetische Anforderungsprofil bei späteren Kosmonautengruppen dem us-amerikanischen an.
Ob es bei der Auswahl von Vorteil war, dass Gagarin sehr klein war (1,57 Meter), kann bezweifelt werden. Wichtiger war, was die Militärpsychologen herausfanden: er war bescheiden, umsichtig, emotionell stabil und zeigte einen hohen Grad an intellektueller Entwicklung. Wichtig war auch, dass Gagarin gut mit seinen Kameraden auskam; die meisten im Sternenstädtchen hielten ihn für den Geeignetsten.
Entscheidend war wohl, dass der Leiter des sowjetischen Raumfahrtprogramms, Sergeij Koroljow, an die Zeit nach dem Flug dachte, für die Gagarin mit seinem jungenhaften Charme, seinem ansteckenden Lächeln und seinem sicheren Auftreten vor Publikum sozusagen die ideale Besetzung war.
Am 12. April 1961 wurde der 27-Jährige im Raumbahnhof Baikonur zur Rakete gefahren. Unterwegs ließ er den Bus halten und pinkelte an einen Reifen, das wurde zum Ritual in Baikonur.
Um 9.07 Uhr Moskauer Zeit zündeten die Triebwerke der R7, Gagarin antwortete mit seinem berühmt gewordenen Ausruf "Pojechali!" – "Auf geht's!"
Die Erdumkreisung dauerte 108 Minuten. Gegen Ende drohte höchste Gefahr: Die Rückkehrkapsel der "Wostok 1" löste sich nicht vollständig von der Versorgungseinheit. Um ein Haar hätte die sowjetische Nachrichtenagentur TASS den Briefumschlag mit dem vorbereiteten Nachruf öffnen müssen.
Selbstverständlich erhielt Gagarin die höchsten offiziellen Ehren der UdSSR, keineswegs selbstverständlich war, dass er zum "Popstar" und Idol der Massen wurde. Wohin er auch immer reiste, löste er Begeisterung aus, und wenn er auftrat, waren ideologische Differenzen erst einmal vergessen.
Es machte ihm sichtlich Spaß, prominent zu sein. (Was längst nicht auf alle Komonauten / Astronauten zutrifft. Ausgerechnet der erste Mann, der den Mond betrat, Neil Armstrong, ist mit seiner introvertierten, nüchternen Art für die "Popstarrolle" eine glatte Fehlbesetzug.) Wirklich locker scheint er das Heldendasein nicht weggesteckt zu haben, von Alkohol war die Rede (Alkoholmissbrauch ist ein überraschend häufiges Problem von Kosmonauten und Astronauten), die Ehe kriselte.
Gagarin war leidenschaftlicher Kosmonaut, er wollte ins All, am liebsten zum Mond. Als Held der Sowjetunion und weltweit populärer Medienstar war aber er zu wertvoll.
Gagarin absolvierte ein Ingenieurstudium. 1967 war er Ersatzmann für Alexij Komarow für den ersten Flug des neu entwickelten, erstmals völlig steuerbare, Sojus-Raumschiffs. Nach einer Reihe von Fehlfunktionen leitete Komarow am 24. April 1967 nach achtzehn Erdumkreisungen den Landevorgang ein. Der Hauptfallschirm entfaltete sich nicht, Komarow starb, als seine Kapsel hart in Südrussland aufschlug.
Am 27.März 1968 starb Gagarin bei einem Trainingsflug mit einer MiG 15. Wahrscheinlich hatte er zu viel riskiert und die Kontrolle über seine Maschine verloren.
Gagarins Asche wurde in einer Urne in der Kreml-Mauer bestattet.
Einen seiner Orden nahm Neil Armstrong beim Apollo 11 Flug mit, seit dem 21. Juli 1969 liegt der Orden, den Gagarin für seinen ersten Raumflug erhielt, auf dem Mond.
Gagarins 108 historische Minuten, Teil 1
Gagarins 108 historische Minuten, Teil 2
Es stimmt übrigens nicht, dass, wie Harald Zaun auf Telepolis schrieb sich kein Verschwörungstheoretiker eingefunden hätte, der Gagarins epochalen Schritt ins Reich der Legenden verwiesen hätte.
Ein prominenter und unbeirrbarer Gagarin-Zweifler war der berühmte Schriftsteller und Exilrusse Vladimir Nabokov. Wie Peter Ustinov in seinem Buch "Achtung Vorurteile!" schrieb, pflegte der Antikommunist Nabokov seine Vorurteile gegen alle Vernunft und lies sich nicht davon abbringen, den weltweit bezeugten Raumflug für ein "potemkinsches Dorf", für ein besonders abgefeimtes Theater der verhassten Sowjets zu halten. Nabokov war nur der prominenteste unter den "Gagarin-war-nie-im-Weltraum"-Verschwörungstheoretikern der frühen 1960er Jahre. Dass sie heute nicht mehr in Erscheinung treten, liegt wohl daran, dass es heute schwierig ist, die Existenz von Satelliten oder die der mit bloßen Auge erkennbaren ISS erfolgreich zu leugnen. Dafür stürzen sich V-Theoretiker auf angeblich vor Gagarin bei geheimen Raumflügen umgekommene Kosmonauten.
Warum fasziniert Raumfahrt, über die längst vergessenen "Wettlauf der Systeme" und den längst verwehten Sensationswert hinaus? Einen selten erwähnten, aber sicher für die heutigen Raumfahrtenthusiasten wichtigen Faktor spürte thursa auf einem ihren zahlreichen Blogs auf: Gemeinsam geschaffenes Gut & hacking space tech.
Was wohl den Astronauten wie Open Source-Projekten gemein ist, ist die gemeinsame Aufgabe und eine Art gemeinsamer Kultur.Auch von thursa, auf einem anderen ihrer Blogs: 50 Jahre bemannte Raumfahrt
MMarheinecke - Dienstag, 12. April 2011