Schwedische Lösung - Schaffen wir einfach das Bargeld ab!
Sie ist beinahe sprichwörtlich. IKEA machte Werbung damit: Die "schwedische Lösung". Eine Problemlösung, die praktisch, sehr pragmatisch, äußerst effizient, originell und irgendwie pfiffig ist. "Warum denn kompliziert, wenn es auch einfach geht?" statt des in Deutschland und Österreich weit verbreiteten Prinzips: "Warum denn einfach, wenn es auch kompliziert geht?"
Die "idaltypische schwedische Mentalität" und die "idaltypische deutsche Mentalität" haben viel gemeinsam: Perfektionismus und Effizienzstreben, aber wohl auch ein Hang zur Selbstgerechtigkeit. Einer der auffälligsten Mentalitätsunterschiede ist der schwedische Pragmatismus. (Der Mangel an Pragmatismus mit der damit verbundenen Rechthaberei und Prinzipienreiterei scheint mir ein Gründübel der deutschen Gesellschaft zu sein, neben der immer noch wirksamen Untertanenmentalität. Aber das ist ein anderes Thema.)
Auf den ersten Blick scheint das hier eine "typische schwedische Lösung" zu sein: die Abschaffung des Bargeldes
Böses Bargeld (spon). Eine, so scheint es, geradezu gnadenlos pragmatische Idee, wie sich eine ganze Reihe von Problemen einfach aus der Welt schaffen ließen.
Warum eigentlich nicht? Kreditkarten oder wenigstens eine EC-Karte hat inzwischen praktisch jeder. Und die Vorteile liegen auf der Hand: Ohne Bargeld gäbe es weniger Kriminalität.
Typisch ist das klassische Totschlag-"Argument" vom rechtschaffenden Bürger, der nichts zu befürchten hätte - sogar in verschärfter Form: wer Bargeld benutzt, hat etwas zu verbergen. Allerdings gilt auch im schwedischen Recht die Unschuldsvermutung.
Warum also das Ganze? Die Angst der Bankangestellten vor Überfällen ist verständlich, aber es sieht mir ganz so aus, als würden sie nur vorgeschoben werden. Von den kursierenden Horrorzahlen gar nicht zu reden. (Schweden ist ein Land mit im europäischem Vergleich geringer Gewaltkriminalität.)
Die Abschaffung des Bargeldes ist natürlich praktisch für Handel, Industrie und Banken, weil dann immer genau bekannt ist, wer wo was gekauft hat. Die Banken und die Kreditkartengesellschaften freuen sich natürlich auch. Aber auch die Sozialbehörden freuen sich: endlich kann kontrolliert werden, wie z. B. ein Sozialhilfempfänger seine "Stütze" verwendet.
Dass z. B. kleine Läden schließen müssen, deren Laufkundschaft kleine Beträge gerne bar zahlen möchte, und für die eine Umrüstung auf Kartenzahlung schlicht unrentabel ist, stört nicht weiter. Die haben eh keine nennenswerte Lobby.
Ich fürchte, dass, wenn diese Lösung erst einmal in Schweden eingeführt wurde, sie kurz über lang auch in "Euroland" eingeführt wird. Es ist ja soooo praktisch!
Die "idaltypische schwedische Mentalität" und die "idaltypische deutsche Mentalität" haben viel gemeinsam: Perfektionismus und Effizienzstreben, aber wohl auch ein Hang zur Selbstgerechtigkeit. Einer der auffälligsten Mentalitätsunterschiede ist der schwedische Pragmatismus. (Der Mangel an Pragmatismus mit der damit verbundenen Rechthaberei und Prinzipienreiterei scheint mir ein Gründübel der deutschen Gesellschaft zu sein, neben der immer noch wirksamen Untertanenmentalität. Aber das ist ein anderes Thema.)
Auf den ersten Blick scheint das hier eine "typische schwedische Lösung" zu sein: die Abschaffung des Bargeldes
Böses Bargeld (spon). Eine, so scheint es, geradezu gnadenlos pragmatische Idee, wie sich eine ganze Reihe von Problemen einfach aus der Welt schaffen ließen.
Warum eigentlich nicht? Kreditkarten oder wenigstens eine EC-Karte hat inzwischen praktisch jeder. Und die Vorteile liegen auf der Hand: Ohne Bargeld gäbe es weniger Kriminalität.
- Weniger Diebstähle: Bargeld kann risikolos und ohne Probleme von einem Dieb verwendet werden. Taschendiebe und Bankräuber hätten es ohne Bares schwer. (Tatsächlich ist ein spektakulärer Raubüberfall, der große Helikopterraub Anlass der Debatte.) Ohne Bargeld weniger Überfälle, argumentiert die schwedische Bankgewerkschaft, die treibende Kraft der Anti-Bargeld-Kampagne.
- Der "Straßenhandel" mit Drogen und die Prostitution funktionieren nicht ohne Bargeld. (Prostition ist in Schweden verboten, in sehr "schwedischer" Weise übrigens - "Sexkauf" ist strafbar, "Sexverkauf" nicht - was bei Licht besehen weniger effizient und gerecht als behauptet ist. (Und auch weniger frauenfreundlich.) (Hierzu auch Lügen über Prostitution auf schwedisch.)
- Und ein Argument darf nicht fehlen: Wer Bares besitzt, hat etwas zu verbergen. Bargeld ist anonym, es könnte aus illegalen Geschäften stammen. Oder Schwarzgeld sein.
Typisch ist das klassische Totschlag-"Argument" vom rechtschaffenden Bürger, der nichts zu befürchten hätte - sogar in verschärfter Form: wer Bargeld benutzt, hat etwas zu verbergen. Allerdings gilt auch im schwedischen Recht die Unschuldsvermutung.
Warum also das Ganze? Die Angst der Bankangestellten vor Überfällen ist verständlich, aber es sieht mir ganz so aus, als würden sie nur vorgeschoben werden. Von den kursierenden Horrorzahlen gar nicht zu reden. (Schweden ist ein Land mit im europäischem Vergleich geringer Gewaltkriminalität.)
Die Abschaffung des Bargeldes ist natürlich praktisch für Handel, Industrie und Banken, weil dann immer genau bekannt ist, wer wo was gekauft hat. Die Banken und die Kreditkartengesellschaften freuen sich natürlich auch. Aber auch die Sozialbehörden freuen sich: endlich kann kontrolliert werden, wie z. B. ein Sozialhilfempfänger seine "Stütze" verwendet.
Dass z. B. kleine Läden schließen müssen, deren Laufkundschaft kleine Beträge gerne bar zahlen möchte, und für die eine Umrüstung auf Kartenzahlung schlicht unrentabel ist, stört nicht weiter. Die haben eh keine nennenswerte Lobby.
Ich fürchte, dass, wenn diese Lösung erst einmal in Schweden eingeführt wurde, sie kurz über lang auch in "Euroland" eingeführt wird. Es ist ja soooo praktisch!
MMarheinecke - Montag, 7. Juni 2010