Mittwoch, 6. Februar 2008

Die “Apokalypse des Mohammed” und apokalyptische Mohammed-Anhänger

Das musst ja kommen: Wikipedia: Streit um Mohammed-Bilder (heise)

Einige Muslime fordern in einer Petition, die Abbildungen des Propheten Mohammed zu entfernen. Wohlgemerkt: es geht nicht etwa um beleidigende Darstellungen, sondern lediglich um mittelalterliche islamische Darstellungen des Religionsstifters. Und die o. g. Muslime sprechen auch nicht für "den Islam". Es gibt zwar eine islamischen Tradition, die die Darstellung des Propheten verbietet, aber andere Traditionen sehen das anders. Im schiitischen Islam gibt es sogar eine alte Tradition der künstlerischen Mohammed-Darstellung.

Es geht z. B. um diese Miniatur aus der "Apokalypse des Mohamed", im Jahr 1436 in Herat, Afghanistan, geschaffen:
aus der Apokalypse des Mohammed
(Quelle: wikimedia)

Als überzeugter Heide kann ich über diese Petition natürlich nur laut lachen und die islamische Kunst bewundern. An beidem lasse ich mich weder von religiösen Fanatikern, oder von fanatischen Gegnern dieser Fanatiker, noch von Menschen, die Nachsicht mit religiösen Fanatikern haben, hindern. Und auch nicht von Politikern, die religiösen Gruppen Sonderrechte einräumen und ihnen noch gerne weitere Sonderrechte einräumen wollen.
Z. B. das Recht, auch ohne Gefahr für die öffentliche Ordnung stellvertretend für ihren Gott oder seine Stellvertreter ganz doll beleidigt zu sein - nennt sich "Gotteslästerung". Dient angeblich dem respektvollen Umgang mit religiösen Gruppen. Gut, die meisten respektiere ich. Aber gerade vor denen, die am lautesten und häufigsten "Gotteslästerung" schreien, habe ich am wenigsten Respekt. Und am meisten Respekt vor denen, für die Meinungsfreiheit auch für Religionskritiker eine Selbstverständlichkeit ist.

Kosmetika: Gütesiegel gegen Geld

Gütesiegel auf Produkten haben Hochkonjunktur - egal, ob es sie für "ökologische Landwirtschaft", "faire Produktion", "delphinfreundliche Fischerei" oder "probiotische Wirkung" (und vieles mehr) vergeben werden.

In den USA ist (nicht zum ersten Mal) eines dieser Siegel in Misskredit geraten.

Die us-amerikanische Hautärtzevereinung AAD (American Academy of Dermatology) vergibt an Sonnenschutzmittel ein Gütesiegel, "The AAD Seal of Recognition".
Nach Angaben der AAD muss ein Sonnenschutzmittel folgende Kriterien erfüllen, um das Siegel zu erhalten:
  • Sonnenschutzfaktor (SPF) 15 oder höher
  • Breitband-Schutz (gegen UVA- und UVB-Strahlen)
  • wasserbeständig
  • stabil (darf sich z. B. bei Wärme nicht zersetzen)
  • auf phototoxische Wirkung getestet (ich nehme an, mit dem Ergebnis "nicht phototoxisch", denn wie das Ergebnis des Tests auszusehen hat, stand nicht dabei)
  • und es muss den Vorschriften der Food and Drug Administration (FDA) für Sonnenschutzmittel entsprechen.
(Cremes, Körperöle usw. die diesen Vorschriften nicht entsprechen, dürfen sowieso nicht als "Sonnenschutzmittel" verkauft werden. Der letzte Punkt ist also eine Selbstverständlichkeit.)

Ein entscheidendes Kriterium wird dem Verbraucher aber vorenthalten:
Der Sonnenschutzmittel-Hersteller muss 10.000 Dollar für den Antrag und weitere 10.000 Dollar pro Produkt an die AAD zahlen. Eine eigene Qualitätsprüfung ist mit diesem verbandsoffiziellen Siegel nicht verbunden.

Mit anderen Worten: die AAD verlässt sich blind auf die Angaben der FDA - und für alle Angaben, die über die Mindestanforderungen der FDA hinausgehen, auf den Hersteller!

Dass das Geld nach Angaben der AAD in die Hautkrebs-Forschung gehen soll, ändert nichts daran, dass das "Qualitätssiegel" für den Verbraucher völlig wertlos ist.
Doctor objects to AAD logo appearing on sun protection products Vor wenigen Tagen protestierten auf dem jährliche Treffen des Hautärtzeverbandes ca. 60 Mitgliedern gegen diese Praxis AAD annual meeting.

Ich habe so den Verdacht, dass nicht nur beim AAD-Siegel, sondern auch bei vielen deutschen Qualitätsauszeichnungen das entscheidende Kriterium die Spende an den vergebenden Verband ist.

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