"Religiöse Atheisten" - oder Umfageergebnisse nach Maß
Von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegebenen Studien rufen stets ein großes Medieninteresse hervor - warum auch immer. Außerdem sagt man diesen Studien nach, dass sie nach dem Prinzip vorgehen würden, dass schon bei Auftragsvergabe das Ergebnis fest stünde.
Beide Verdächtigungen treffen anscheinend auf den "Religionsmonitor" zu. Sein angeblich sensationelles Ergebnis: Jeder fünfte Bundesbürger ist ein hochreligiöser Mensch.
Man kann da anderer Ansicht sein, wie z. B. der Humanistische Pressedienst Deutschland: „70 % der Bundesbürger religiös"? Nein. Der hpd weist darauf hin, dass dieses "sensationelle Ergebnis" lediglich auf einem terminologische Trick beruhen würde: In der Studie werden für die Religiosität der Befragten drei Gruppen unterschieden: "Nicht religiös" - "religiös" - "hoch religiös".
Nennt man diese drei Gruppen weniger spektakulär "Nicht religiös" - "religiös indifferent/unentschieden" - "religiös", dann entspräche das dem Sprachgebrauch und den Ergebnissen, die in der empirischen Sozialforschung schon seit Jahren vorliegen.
Ein weiterer hpd-Beitrag nimmt sich der Studie auf satirischem Wege an. In der Märchenstunde bei Bertelsmann füllt eine überzeugte Atheistin den Fragebogen aus - mit dem Ergebnis, dass sie "religös" sei.
Man kann übrigens auch selbst an der Umfrage Teilnehmen: Religionsmonitor. Ich habe den Fragebogen ausgefüllt - mein ersten Eindruck: Petra Daheim vom hpd hat recht, die Erhebung unterbietet sogar das Niveau von Persönlichkeitstests der Marke „Wie treu sind Sie?" in Frau im Spiegel. Oder anders ausgedrückt: es ist nicht ganz leicht, die Fragen so zu beantworten, dass man am Ende "nicht religiös" ist.
Mein Testergebnis überrascht infolge dessen auch nicht sonderlich: Ich bin "hoch religios".
Jedenfalls irgendwie. Insofern beruhigt es mich, dass der Test anonym ist. Jedenfalls irgendwie. Wenn man in einer Großstadt wohnt und die Monitor-Seite über "Tor"- aufruft, z. B..
Als Beispiel greife ich den ersten "Kernbereich" aus meinem Testergebnis heraus - der lässt außerdem wenig bis keine Rückschlüsse auf meine Persönlichkeit zu.

Die Erläuterung hierzu:
Aber das unterscheidet sich doch sehr von einer verbalisierten Bitte an einen Gott, also ein Gebet im christlichen Sinne.

Praktisch auch die mitgelieferten Vergleichsbalken. Jedenfalls, wenn man sich sicher sein will, dass man "dazugehört" und ein "normaler, anständiger Durchschnitts-Deutscher" ist. Starke Abweichungen verstärken wahrscheinlich das Gefühl, "Außenseiter" zu sein, und das Bedürfnis, sich wenigstens äußerlich anzupassen. Was durchaus im Sinne des Auftraggebers liegen könnte.
Dass die Fragen teilweise arg "christozentrisch" sind, lässt sich z. B. hieran erkennen:
.)
Völlig absurd wird die Fragestellung, wenn z. B. danach gefragt ist, ob ich an "Engel" oder ob ich an "Dämomen" glauben würde (mit einer Selbsteinschätzung von "sehr" bis "gar nicht"). Ehrlicherweise müsste ich zugeben, dass ich von der Existenz von "Daimonen" überzeugt bin - im Sinne des Daimonion, das z. B. zu Sokrates sprach. Allerdings lässt die Gegenüberstellung mit "Engeln" (die in meinem Verständnis ebenfalls Daimonen sind) den Schluss, dass mit "Engeln" "Sendboten Gottes" und mit "Dämonen" "Sendboten des Teufels" gemeint sind. An so etwa glaube ich nicht.
Sinn und Zweck des "Religionsmonitors" ist es meiner Ansicht nach, den Christen im Lande (vor allen den politisch einflussreichen Exemplaren) das Bild eines im Großen und Ganzen religiös "ordentlichen" Deutschlands zu vermitteln. Also das zu erzählen, was sie gerne hören wollen. Was für die Bertelsmann-Stiftung nicht untypisch sein soll.
Beide Verdächtigungen treffen anscheinend auf den "Religionsmonitor" zu. Sein angeblich sensationelles Ergebnis: Jeder fünfte Bundesbürger ist ein hochreligiöser Mensch.
Man kann da anderer Ansicht sein, wie z. B. der Humanistische Pressedienst Deutschland: „70 % der Bundesbürger religiös"? Nein. Der hpd weist darauf hin, dass dieses "sensationelle Ergebnis" lediglich auf einem terminologische Trick beruhen würde: In der Studie werden für die Religiosität der Befragten drei Gruppen unterschieden: "Nicht religiös" - "religiös" - "hoch religiös".
Nennt man diese drei Gruppen weniger spektakulär "Nicht religiös" - "religiös indifferent/unentschieden" - "religiös", dann entspräche das dem Sprachgebrauch und den Ergebnissen, die in der empirischen Sozialforschung schon seit Jahren vorliegen.
Ein weiterer hpd-Beitrag nimmt sich der Studie auf satirischem Wege an. In der Märchenstunde bei Bertelsmann füllt eine überzeugte Atheistin den Fragebogen aus - mit dem Ergebnis, dass sie "religös" sei.
Man kann übrigens auch selbst an der Umfrage Teilnehmen: Religionsmonitor. Ich habe den Fragebogen ausgefüllt - mein ersten Eindruck: Petra Daheim vom hpd hat recht, die Erhebung unterbietet sogar das Niveau von Persönlichkeitstests der Marke „Wie treu sind Sie?" in Frau im Spiegel. Oder anders ausgedrückt: es ist nicht ganz leicht, die Fragen so zu beantworten, dass man am Ende "nicht religiös" ist.
Mein Testergebnis überrascht infolge dessen auch nicht sonderlich: Ich bin "hoch religios".

Als Beispiel greife ich den ersten "Kernbereich" aus meinem Testergebnis heraus - der lässt außerdem wenig bis keine Rückschlüsse auf meine Persönlichkeit zu.

Die Erläuterung hierzu:
Der erste Themenbereich umfasst sieben Kerndimensionen des religiösen Erlebens und"In allen Weltreligionen" - darunter versteht man bei Bertelsmann wohl "das Christentum". Jedenfalls sind die Frage meines Erachtens darauf zugeschnitten. Notfalls passen die meisten (nicht alle) noch zum Judentum und zum Islam. Außerdem wurde einige wage, "New-Age"-mäßige Antworten zur Wahl gestellt, die vermutlich auf Buddhisten zugeschnitten sein sollen.
Verhaltens. Sie kommen in allen Weltreligionen vor und können bei einem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Zusammen bilden sie die Grundstruktur der Religiosität eines Menschen.
Im Einzelnen können Sie sich zu den sieben Balken folgende Fragen stellen:Ein Atheist, der sich intensiv mit Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums" befasst, käme hier auf einen hohen Wert.
Interesse: Wie sehr interessiere ich mich für religiöse Themen und Fragen?

Glaube: Wie stark glaube ich an Gott oder etwas Göttliches?Die Fragen zu diesem Komplex kann ich als Polytheist nur schwer beantworten.
Öffentliche Praxis: Wie oft bringe ich meine Religiosität in Gemeinschaft mit Anderen zum Ausdruck?Hier liegt das Problem darin, dass nicht alle "Religionen" Alltag, "profane Feiern" und "Gottesdienst" so säuberlich trennen wie die meisten christlichen Kirchen.

Gebet: Wie wichtig ist für mich das Gebet?In gewisser Hinsicht führe ich durchaus "Zwiesprache" mit den Göttern (den Elementen, anderen Wesenheiten, aber auch Tieren, Planzen, Mineralien). Nicht in dem Sinne, dass ich mich mit ihnen laut unterhalten würde.

Du-Erfahrung: Wie oft mache ich Erfahrungen mit einem göttlichen "Gegenüber"?Die Antwort ist klar - siehe Balken
Meditation: Wie wichtig ist für mich Meditation?Dito.
All-Erfahrung: Wie oft mache ich die Erfahrung mit allem Eins zu sein?Gut, dass sie den Begriff noch mal erläutert haben, hätte ja sein können, dass es um meine Erfahrung als Amateur-Astronom geht.

Praktisch auch die mitgelieferten Vergleichsbalken. Jedenfalls, wenn man sich sicher sein will, dass man "dazugehört" und ein "normaler, anständiger Durchschnitts-Deutscher" ist. Starke Abweichungen verstärken wahrscheinlich das Gefühl, "Außenseiter" zu sein, und das Bedürfnis, sich wenigstens äußerlich anzupassen. Was durchaus im Sinne des Auftraggebers liegen könnte.
Dass die Fragen teilweise arg "christozentrisch" sind, lässt sich z. B. hieran erkennen:
Religiöse Gebote im Alltag: Die zweite Perspektive richtet Ihren Blick auf die Frage, wie stark Sie sich in Ihrem Alltag an religiösen Geboten orientieren?Ich für meinen Teil unterscheide nicht zwischen ethisch begründeten oder sich aus der Praxis des menschlichen Zusammenlebens ergebenden Geboten und solchen, die "religiös" begründet sind oder gar "offenbart" wurden. Von daher ist die Frage für mich nicht zu beantworten. Selbst wenn ich mich an die meisten der "10 Gebote" halte (bis auf das erste und zweite Gebot natürlich.

Völlig absurd wird die Fragestellung, wenn z. B. danach gefragt ist, ob ich an "Engel" oder ob ich an "Dämomen" glauben würde (mit einer Selbsteinschätzung von "sehr" bis "gar nicht"). Ehrlicherweise müsste ich zugeben, dass ich von der Existenz von "Daimonen" überzeugt bin - im Sinne des Daimonion, das z. B. zu Sokrates sprach. Allerdings lässt die Gegenüberstellung mit "Engeln" (die in meinem Verständnis ebenfalls Daimonen sind) den Schluss, dass mit "Engeln" "Sendboten Gottes" und mit "Dämonen" "Sendboten des Teufels" gemeint sind. An so etwa glaube ich nicht.
Sinn und Zweck des "Religionsmonitors" ist es meiner Ansicht nach, den Christen im Lande (vor allen den politisch einflussreichen Exemplaren) das Bild eines im Großen und Ganzen religiös "ordentlichen" Deutschlands zu vermitteln. Also das zu erzählen, was sie gerne hören wollen. Was für die Bertelsmann-Stiftung nicht untypisch sein soll.
MMarheinecke - Mittwoch, 19. Dezember 2007