Es lebe die Puppen!
Ich war schon lange der Ansicht, dass das Puppentheater zu Unrecht in den medialen Kindergarten verbannt wird. (Und selbst das Puppentheater für Kinder wird noch unterschätzt - die Marionetten-Fassung der Augsburger Puppenkiste" von Michael Endes "Jim Knopf" ist immer noch mit Abstand diejenige, die dem Buch am gerechtesten wird.)
Von der Meldung, dass Herbert W. Frankes "Der Kristallplanet" als Mariottenspiel aufgeführt wird, war ich deshalb sehr angetan. "Der Kristallplanet" ist ein, wie ich finde, überaus gelungener SF-Roman, der Zeitkritik und exotisches Weltraum-Abenteuer ohne Krampf und Brüche vereint; und wurde offensichtlich mit viel Phantasie und noch mehr Mut zum Ungewohnten für die Puppenbühne umgesetzt: Digitales Marionettentheater, analoge Science-Fiction.
Richard Oehmanns Rezension hat allerdings einen Absatz der mich zum energischen Widerspruch reizt:
Science Fiction als Puppentheater "live" auf hohem inhaltlichen Niveau zu inszenieren ist trotz "filmischer" Vorbilder eine mutige Pionierleistung, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
(Nachtrag: in der Star Gate Episode 200 gibt es eine selbst-parodistische Marionetten-Sequenz.)
Das Puppentheater hat den Vorteil, dass mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln Geschichten erzählt werden können, die mit "realen" Schauspielern überhaupt nicht und im Film nur mit sehr viel Aufwand realisiert werden könnten. Das gilt nicht "nur" für Stoffe aus dem Bereichen Science Fiction oder Fantasy - ich könnte mir gut klassische Dramen auf der Puppenbühne vorstellen. Den "Faust" oder "Hamlet", inszeniert für das Marionettentheater? Warum nicht!
Ich habe vor kurzem eine Handpuppen-Fassung der "Nibelungen" gesehen, die von den parodistischen und komischen Möglichkeiten des Puppentheaters geschickten Gebrauch machte, ohne dass die Inszenierung zu Klamauk-Show verkam, und das mit bescheidensten Mitteln. (Nebenbei war die Puppen-Fassung noch näher am Originalstoff, als alle bisherigen "Nibelungen"-Verfilmungen - und weitaus anspruchsvoller als die extrem aufwändige "Nibelungen"-Fernsehfassung, die vor einiger Zeit auf Pro7 lief.)
Von der Meldung, dass Herbert W. Frankes "Der Kristallplanet" als Mariottenspiel aufgeführt wird, war ich deshalb sehr angetan. "Der Kristallplanet" ist ein, wie ich finde, überaus gelungener SF-Roman, der Zeitkritik und exotisches Weltraum-Abenteuer ohne Krampf und Brüche vereint; und wurde offensichtlich mit viel Phantasie und noch mehr Mut zum Ungewohnten für die Puppenbühne umgesetzt: Digitales Marionettentheater, analoge Science-Fiction.
Richard Oehmanns Rezension hat allerdings einen Absatz der mich zum energischen Widerspruch reizt:
ist Science-Fiction schon nicht unbedingt das typische Genre für das Figurentheater - den meisten dürfte höchstens noch "Robby, Tobby und das Fliewatüüt" in Erinnerung sein: Die Verbindung aus Marionetten und Computergraphik ist noch etwas ungewöhnlicher.Nun, schon Gerry Andersons Fernsehproduktionen "Thunderbirds" und "Captain Scarlet and the Mysterions" aus den 60er Jahren verbanden auf Jugendliche und Erwachsene zugeschnittene Action-SciFi (die drastische dramatisierten Unfälle und Kämpfe sind nichts für kleine Kinder) mit Marionetten als "Darstellern" und visuellen Effekten, die zu den Besten der damaligen Zeit gehören. Im "Nachbargenre" Fantasy-Film ist der Einsatz von als solchen erkennbaren Marionetten nichts Ungewöhnliches, es gibt sogar einige reine Fantasy-Puppenfilme, etwa Jim Hansons ''The Dark Crystal, der übrigens sogar schon Computergraphik in Verbindung mit Puppen einsetzte.
Science Fiction als Puppentheater "live" auf hohem inhaltlichen Niveau zu inszenieren ist trotz "filmischer" Vorbilder eine mutige Pionierleistung, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
(Nachtrag: in der Star Gate Episode 200 gibt es eine selbst-parodistische Marionetten-Sequenz.)
Das Puppentheater hat den Vorteil, dass mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln Geschichten erzählt werden können, die mit "realen" Schauspielern überhaupt nicht und im Film nur mit sehr viel Aufwand realisiert werden könnten. Das gilt nicht "nur" für Stoffe aus dem Bereichen Science Fiction oder Fantasy - ich könnte mir gut klassische Dramen auf der Puppenbühne vorstellen. Den "Faust" oder "Hamlet", inszeniert für das Marionettentheater? Warum nicht!
Ich habe vor kurzem eine Handpuppen-Fassung der "Nibelungen" gesehen, die von den parodistischen und komischen Möglichkeiten des Puppentheaters geschickten Gebrauch machte, ohne dass die Inszenierung zu Klamauk-Show verkam, und das mit bescheidensten Mitteln. (Nebenbei war die Puppen-Fassung noch näher am Originalstoff, als alle bisherigen "Nibelungen"-Verfilmungen - und weitaus anspruchsvoller als die extrem aufwändige "Nibelungen"-Fernsehfassung, die vor einiger Zeit auf Pro7 lief.)
MMarheinecke - Sonntag, 15. Juli 2007