30 Jahre hinter der Zeit
Jens Scholz schrieb einen sehr interessanten Blogbeitrag über die bemerkenswerte, aber selten bemerkte Tatsache, dass in der "Klimadiskussion" alle mögliche Ablenkungsdiskussionen (vom Glühbirnenverbot bis zum Urlaub nur im Inland) geführt werden, der wesendliche Punkt aber "übersehen" wird:
Egal, wie man zur CO2-Problematik steht (ich bin in Hinblick auf Horror-Szenarien skeptisch) - langfristig wird ohnehin kein anderer Weg bleiben, die Energieversorgung zu sichern, denn bekanntlich sind die Öl-, Kohle- und Uran-Vorkommen endlich. Ein frühzeitig begonnener Umstieg ist meiner Ansicht nach auch ökonomisch sinnvoll, wenn auch einige hier mitlesende Ökonomen anderer Ansicht sein werden. Mit "Umstieg" meine ich übrigens nicht noch mehr Subventionen für Windräder.
Warum allerdings kann die Diskussion vornehmlich um Verbote, Appelle, Einschränkungen? Das hängt zum Teil sicher mit dem "apokalyptischen Denken" zusammen. Ein quasi-religiöses Denken: "Gottes Zorn" - ersatzweise "die Rache der Natur" in Form der Klimakatastrophe kommt wegen der "Sünde der Völlerei!" (Energieverschwendung) über uns - weshalb es dann auch folgerichtig "Ablaßhandel" gibt und "Askese" gepredigt wird. Hinzu kommt, dass "harte Zeiten" immer "gute Zeiten" für totalitäre Gesellschaftsmodelle sind - vor dem düsteren Hintergrund der Katastrophe heben sich selbst Systeme mit dem Charme eines Umerziehungslagers leuchtendgrün ab.
Typisch für die derzeitige Debatte ist, dass der Stand des technisch Machbaren und ökonomisch Sinnvollen kaum beachtet wird. Tatsächlich wäre es technisch möglich, 100% des Energiebedarfs (und nicht nur klägliche 20 %) aus erneuerbaren Quellen abzudecken - ohne Fahrverbote, Strom-Rationierungen, kalte Bude im Winter und Ächtung der Fernreisen - tatsächlich ohne Einschränkung des Lebensstandards. Wirtschaftlich lohnt sich ein sofortiger Totalumstieg noch nicht - noch! (Wenn "Siggi Pop" Gabriel von "Kein Klimaschutz durch Konsumverzicht" redet, dann meint er nur scheinbar dasselbe wie ich. Denn der "Umbau der Energiebasis der Industrie" kostet natürlich viel Geld. Besonders viel, wenn er als staatliches Großprogramm durchgeführt wird. Besser ist allemal der Ansatz von "unten nach oben".)
Aufällig an der derzeiten Diskusson ist, dass Argumente aufgeführt, die einfach veraltet sind. Immer noch gibt es Journalisten, die glauben, Fotovoltaik sei eine teure Luxustechnik, allenfalls für Nischenanwendung geeignet. Oder Solarstrom sei nur etwas für sonnige Länder - und Erdwärme höchstens in Vulkangegenden nutzbar.
Neulich stieß ich bei den "B.L.O.G." auf eine eine extrem interessante Präsentation von Hans Rosling, dem Begründer von Gapminder: Myths about the developing world.
Der Eingangsgag: Studenten schnitten bei einem Test, in dem sie die Kindersterblichkeit in verschiedenen Ländern einschätzen sollten, schlechter ab, als Schimpansen. Das Schlimme dabei ist nicht, dass die Studenten, weil sie nicht bescheid wußte, rieten (wie es die Schimpansen taten). Die Studenten unterschritten ein einfaches Raten deutlich unterschritten, denn sie glaubten etwas zu wissen, was nicht der Realität entspricht.
Genauer gesagt, entspricht ihr Weltbild (und wahrscheinlich das übliche Weltbild des "politisch informierten Bürgers") etwa dem Stand der 1960er Jahre: Es gab arme und reiche Länder, getrennt durch einen breiten ökonomischen Abgrund, wobei die armen tendenziell immer weiter verelenden. Das heutige Bild, das z. B. Statistik der UN zeigen, ist weitaus weniger trübe. Und nicht nur "einfache Bürger" haben dieses veraltete Bild im Kopf, sondern auch Politiker: Nach wie vor überweist Deutschland Entwicklungshilfe an China (nein, heute ist noch nicht der 1. April).
Genau das ist auch bei der Energiediskussion der Fall: das Weltbild stammt beinahe durch die Bank aus den 1970er und 1980er Jahren, ebenso die "Lösungsvorschläge". Egal, ob es massiver Ausbau der Kernenergie ist (so dachte die SPD/FDP Bundesregierung anno 1975), oder ob in einer "dezentralen Energieversorgung" das Heil gesucht wird (von der schon 1982 bekannt war, dass sie, konsequent durchgeführt, ökonomisch verschwenderisch und ökologisch schädlich ist), oder wieder mal eine "Kultur der weisen Selbstbeschränkung" (Herbert Guhl, 1977), natürlich durch staatliche Verbote und Kontrollen durchgedrückt, angepriesen wird. Dass das "Wissen" über den Stand der Technik von anno dunnemal ist, hatte ich ja schon erwähnt.
Man weiß, wo die Stellen sind, an denen man schrauben muss (Wechsel zu erneuerbarer Energie. Und dann lange lange nichts.). Die stehen im Meer der stürmischen Diskussionsthemen komischerweise völlig unberührt und werden so krampfhaft ignoriert wie die Nackteit des Kaisers im Märchen.(Ganzer Beitrag: Schattengefechte.)
Egal, wie man zur CO2-Problematik steht (ich bin in Hinblick auf Horror-Szenarien skeptisch) - langfristig wird ohnehin kein anderer Weg bleiben, die Energieversorgung zu sichern, denn bekanntlich sind die Öl-, Kohle- und Uran-Vorkommen endlich. Ein frühzeitig begonnener Umstieg ist meiner Ansicht nach auch ökonomisch sinnvoll, wenn auch einige hier mitlesende Ökonomen anderer Ansicht sein werden. Mit "Umstieg" meine ich übrigens nicht noch mehr Subventionen für Windräder.
Warum allerdings kann die Diskussion vornehmlich um Verbote, Appelle, Einschränkungen? Das hängt zum Teil sicher mit dem "apokalyptischen Denken" zusammen. Ein quasi-religiöses Denken: "Gottes Zorn" - ersatzweise "die Rache der Natur" in Form der Klimakatastrophe kommt wegen der "Sünde der Völlerei!" (Energieverschwendung) über uns - weshalb es dann auch folgerichtig "Ablaßhandel" gibt und "Askese" gepredigt wird. Hinzu kommt, dass "harte Zeiten" immer "gute Zeiten" für totalitäre Gesellschaftsmodelle sind - vor dem düsteren Hintergrund der Katastrophe heben sich selbst Systeme mit dem Charme eines Umerziehungslagers leuchtendgrün ab.
Typisch für die derzeitige Debatte ist, dass der Stand des technisch Machbaren und ökonomisch Sinnvollen kaum beachtet wird. Tatsächlich wäre es technisch möglich, 100% des Energiebedarfs (und nicht nur klägliche 20 %) aus erneuerbaren Quellen abzudecken - ohne Fahrverbote, Strom-Rationierungen, kalte Bude im Winter und Ächtung der Fernreisen - tatsächlich ohne Einschränkung des Lebensstandards. Wirtschaftlich lohnt sich ein sofortiger Totalumstieg noch nicht - noch! (Wenn "Siggi Pop" Gabriel von "Kein Klimaschutz durch Konsumverzicht" redet, dann meint er nur scheinbar dasselbe wie ich. Denn der "Umbau der Energiebasis der Industrie" kostet natürlich viel Geld. Besonders viel, wenn er als staatliches Großprogramm durchgeführt wird. Besser ist allemal der Ansatz von "unten nach oben".)
Aufällig an der derzeiten Diskusson ist, dass Argumente aufgeführt, die einfach veraltet sind. Immer noch gibt es Journalisten, die glauben, Fotovoltaik sei eine teure Luxustechnik, allenfalls für Nischenanwendung geeignet. Oder Solarstrom sei nur etwas für sonnige Länder - und Erdwärme höchstens in Vulkangegenden nutzbar.
Neulich stieß ich bei den "B.L.O.G." auf eine eine extrem interessante Präsentation von Hans Rosling, dem Begründer von Gapminder: Myths about the developing world.
Der Eingangsgag: Studenten schnitten bei einem Test, in dem sie die Kindersterblichkeit in verschiedenen Ländern einschätzen sollten, schlechter ab, als Schimpansen. Das Schlimme dabei ist nicht, dass die Studenten, weil sie nicht bescheid wußte, rieten (wie es die Schimpansen taten). Die Studenten unterschritten ein einfaches Raten deutlich unterschritten, denn sie glaubten etwas zu wissen, was nicht der Realität entspricht.
Genauer gesagt, entspricht ihr Weltbild (und wahrscheinlich das übliche Weltbild des "politisch informierten Bürgers") etwa dem Stand der 1960er Jahre: Es gab arme und reiche Länder, getrennt durch einen breiten ökonomischen Abgrund, wobei die armen tendenziell immer weiter verelenden. Das heutige Bild, das z. B. Statistik der UN zeigen, ist weitaus weniger trübe. Und nicht nur "einfache Bürger" haben dieses veraltete Bild im Kopf, sondern auch Politiker: Nach wie vor überweist Deutschland Entwicklungshilfe an China (nein, heute ist noch nicht der 1. April).
Genau das ist auch bei der Energiediskussion der Fall: das Weltbild stammt beinahe durch die Bank aus den 1970er und 1980er Jahren, ebenso die "Lösungsvorschläge". Egal, ob es massiver Ausbau der Kernenergie ist (so dachte die SPD/FDP Bundesregierung anno 1975), oder ob in einer "dezentralen Energieversorgung" das Heil gesucht wird (von der schon 1982 bekannt war, dass sie, konsequent durchgeführt, ökonomisch verschwenderisch und ökologisch schädlich ist), oder wieder mal eine "Kultur der weisen Selbstbeschränkung" (Herbert Guhl, 1977), natürlich durch staatliche Verbote und Kontrollen durchgedrückt, angepriesen wird. Dass das "Wissen" über den Stand der Technik von anno dunnemal ist, hatte ich ja schon erwähnt.
MMarheinecke - Sonntag, 11. März 2007