Donnerstag, 4. Januar 2007

Warum wir süchtig nach Prognosen sind - auch wenn sie in die Hose gehen

Orakel sind, richtig verstanden, nützlich, auch wenn sie nicht die Zukunft zeigen - und gar nicht zeigen können!
Im Grunde sind auch Prognosen, vor allem jene, die mit Trendanalysen arbeiten, moderne Orakel (auch wenn das man das in keinem Trendforschungsinstut gerne hören wird).
Sie zeigen nicht die Zukunft, sondern bestenfalls eine Landkarte der Konsequenzen, die sich auch den Dingen, die sind, und aus unseren Handlungen ergeben könnten. Zum richtigen Umgang mit Prognosen gehört eine gehörige Portion Skepsis und die Einsicht, dass es keine "determinierte" Zukunft gibt. Beides fehlt meistens.

Prof. Dr. Josef H. Reichholf, Zoologe an der TU München, meint (und da gebe ich ihm recht):
Wie gehen wir mit Prognosen um? Schlecht, sehr schlecht und viel zu nachsichtig! Wider besseres Wissen aus der Erfahrung sind wir geneigt, den Prognosen zu folgen. Sind sie falsch, drohen den Verkündern keine Konsequenzen. Nicht einmal lächerlich machen sie sich mit nicht eingetretenen Vorhersagen. Kommt die Zeit, in der sie sich bewahrheiten sollten, hat man sie nämlich in aller Regel längst vergessen. Meistens wird Schlechtes prognostiziert. Tritt es nicht ein, ist alles in Ordnung, und man will weiter gar nichts mehr darüber wissen. Viele Menschen gehen ohnehin davon aus, dass alles nicht so schlimm kommen wird wie vorhergesagt. Oft genug stimmt das auch. Schlechte Nachrichten verkaufen sich dennoch immer gut. Gelegentlich gelingt es sogar, das an sich Gute durch geschickte Umverpackung so mieszumachen, dass man sich schämt, es genossen zu haben.
Weiterlesen, in der NZZ online:Unsere Sucht nach Prognosen

In der selben Ausgabe: Ein Vorrang der schlechten Prognose?
Zu den ethischen Grundlagen des Vorsorgeprinzips
.

Vorsicht vor Vorsorge

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