"Nahtlos braun"
1. Ein leicht ironischer Ausdruck für "am ganzen Körper sonnengebräunt sein". Kam um 1960 auf, in Anspielung auf die wenige Jahre zuvor eingeführten nahtlosen bzw. nahtfreien Nylonstrümpfe. Strümpfe mit Naht kennt man heute kaum noch, aber der Ausdruck "nahtlos braun" hat sich, wohl wegen der Werbung für Solarien, für Selbstbräuner und für FKK-Urlaub, bis heute gehalten.

Das Schönheitsideal, das sich mit dem Begriff "nahtlos braun" verbindet - "knackig braun, nicht eine einzige blasse Stelle auf dem ganzen Körper" ist allerdings älter. Es ist ein eher harmloser Fall jener "perfektionistischen" Schönheitideale, denen es allein auf "Makellosigkeit" ankommt - kein Gramm Fett zuviel, ja keine Falten usw. Viele "lebensreformerische" FKKler blickten mit milder Verachtung auf jene nackten Sonnenanbeter, denen es dabei offensichtlich ausschließlich auf auf die Ganzkörperbräune ankam.
Das "perfektionistische" Schönheitsideal "hochgewachsen, schlank, muskulös-durchtrainierter Körper, Ganzkörperbräune" kam der Ästhetik der Nazi-Propaganda entgegen - während die FKK-Vereine verboten wurden. Das soll nun nicht heißen, dass Tussitoaster-Dauerkarteninhaber es mit den "politisch Braunen" hätten - und auch nicht, dass das "perfektionistische" Schönheitsideal an sich "faschistisch" sei. Real existierende Faschos werden ihm ohnehin so gut wie nie gerecht - in der Tradition von: "Blond wie Hitler, groß wie Goebbels, schlank wie Göring".
2. "Nahtlos braun" ist ein 1984 veröffentlichter Kriminalroman von Werner Schmitz, in dem es um die Nazi-Vergangenheit der Stadt Bochum und einiger ihrer Repräsentanten geht. Der Roman verwebt recherchierte Fakten mit einer Krimihandlung und sorgte seinerzeit für einige Aufregung. Der Titel spielt auf den "nahtlosen" Übergang alter Nazis in die Nachkriegsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland an.
3. "Nahtlos braun" ist eine inoffizielle Parole diverser Nazi-Kameradschaften. Gemeint ist wohl, dass sich diese Kameradschafter als "echte" Nazis sehen, im Gegensatz zu Mitläufern und Opportunisten.
Anmerkung:
Der "Nivea"-Hersteller, die Beiersdorf AG gehörte nicht zu den Unternehmen, die mit den Nazis auf gutem Fuß standen - im Gegenteil - taz-archiv: Kampagne gegen "Juden-Creme". "Nivea" blieb in der Werbung nach 1933 komplett unpolitisch - im Gegensatz zu anderen Kosmetikherstellern: Reklame aus der NS-Zeit für Schampoo (pdf) - Reklame aus der NS-Zeit für Rasiercreme (pdf).
Die oben abgebildete Anzeige von 1932 soll den "Körperkult" der 20er und 30er Jahre illustrieren, sie hat keinerlei Bezug zur NS-Propaganda.

Das Schönheitsideal, das sich mit dem Begriff "nahtlos braun" verbindet - "knackig braun, nicht eine einzige blasse Stelle auf dem ganzen Körper" ist allerdings älter. Es ist ein eher harmloser Fall jener "perfektionistischen" Schönheitideale, denen es allein auf "Makellosigkeit" ankommt - kein Gramm Fett zuviel, ja keine Falten usw. Viele "lebensreformerische" FKKler blickten mit milder Verachtung auf jene nackten Sonnenanbeter, denen es dabei offensichtlich ausschließlich auf auf die Ganzkörperbräune ankam.
Das "perfektionistische" Schönheitsideal "hochgewachsen, schlank, muskulös-durchtrainierter Körper, Ganzkörperbräune" kam der Ästhetik der Nazi-Propaganda entgegen - während die FKK-Vereine verboten wurden. Das soll nun nicht heißen, dass Tussitoaster-Dauerkarteninhaber es mit den "politisch Braunen" hätten - und auch nicht, dass das "perfektionistische" Schönheitsideal an sich "faschistisch" sei. Real existierende Faschos werden ihm ohnehin so gut wie nie gerecht - in der Tradition von: "Blond wie Hitler, groß wie Goebbels, schlank wie Göring".
2. "Nahtlos braun" ist ein 1984 veröffentlichter Kriminalroman von Werner Schmitz, in dem es um die Nazi-Vergangenheit der Stadt Bochum und einiger ihrer Repräsentanten geht. Der Roman verwebt recherchierte Fakten mit einer Krimihandlung und sorgte seinerzeit für einige Aufregung. Der Titel spielt auf den "nahtlosen" Übergang alter Nazis in die Nachkriegsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland an.
Emil Strothkämper, Kommunist und Bergarbeiter im Ruhrgebiet, wird vorsätzlich von einem weißen Mercedes gerammt und dann im Krankenhaus von einem Unbekannten getötet. Seine Enkelin, ihr Freund sowie ein aus dem Exil zurückgekehrter Rechtsanwalt entlarven als Täter einen Sylter Gastronomen, der als SA-Mann nach der Machtübernahme in einem "wilden KZ" politische Gegner - unter ihnen Strothkämper - quälte und zu Tode prügelte. Bemerkenswert sind die Hilfsmittel und Hilfskräfte, die den Ermittlern zu Verfügung stehen. Es hilft ihnen nicht nur ein alter, nach dem Kriege von den britischen Besatzungsbehörden eingesetzter Kriminalpolizist, sie können auch auf eine neue Generation von Stadtarchivaren zurückgreifen, die bereitwillig ihr Wissen und ihre Akten zu Aufklärung zur Verfügung stellen und sogar begonnen haben, die alten Widerstandskämpfer zu interviewen und diese Gespräche auf Tonband aufzuzeichnen. Diese Dokumente der Oral History versetzen die Detektive in die Lage, den Täter, dem bereits der Großvater auf der Spur gewesen war, schließlich dingfest zu machen.Aus literaturkritik.de
3. "Nahtlos braun" ist eine inoffizielle Parole diverser Nazi-Kameradschaften. Gemeint ist wohl, dass sich diese Kameradschafter als "echte" Nazis sehen, im Gegensatz zu Mitläufern und Opportunisten.
Anmerkung:
Der "Nivea"-Hersteller, die Beiersdorf AG gehörte nicht zu den Unternehmen, die mit den Nazis auf gutem Fuß standen - im Gegenteil - taz-archiv: Kampagne gegen "Juden-Creme". "Nivea" blieb in der Werbung nach 1933 komplett unpolitisch - im Gegensatz zu anderen Kosmetikherstellern: Reklame aus der NS-Zeit für Schampoo (pdf) - Reklame aus der NS-Zeit für Rasiercreme (pdf).
Die oben abgebildete Anzeige von 1932 soll den "Körperkult" der 20er und 30er Jahre illustrieren, sie hat keinerlei Bezug zur NS-Propaganda.
MMarheinecke - Donnerstag, 14. September 2006