Zum Geyer!
Zum Thema: Bauernkriege - ein paar Gedanken über dieses schöne Lied:
Die mitreißende Melodie wurde 1919 von Fritz Sotke geschrieben, einem "deutsch-nationalen" Komponisten und Literaten. Später war Sotke Hitler-Jugend-Führer. Sein Lied "Wilde Gesellen vom Sturmwind durchweht" lieh dem HJ-Liederbuch seinen Titel. Allerdings fehlte der "Bauernaufstand" in dieser Sammlung, weil nämlich die sozialistische Jugend sich dieses Liedes angenommen hatte. (Noch heute ist es eines der beliebtesten Fahrtenlieder der "Falken".) Rein textlich hätte das Lied auch schlecht zur HJ gepaßt - ungeachtet dessen, dass der Bauernkrieg und Florian Geyer stark von der NS-Propaganda instrumentalisiert wurden. Die 8. Kavallerie-Division der Waffen-SS trug den Namen Florian Geyer.
Auch dass Florian Geyer der Anführer des "Taubertaler Haufens", eines sich im Raum um Rothenburg ob der Tauber im Winter 1524-25 sammelnden Bauernheeres, gewesen wäre, stimmt nicht. Geyer war ein geschickter Diplomat und erfahrener Heerführer, war überzeugter Anhänger Luthers, strebte ein auf Bauern- und Bürgertum gegründetes "Neues Reich" ohne Privilegien an, verzichte freiwillig auf ein Leben im Luxus und stand selbstlos für seine Überzeugungen ein. Aber da er ein Adliger war, mißtrauten ihm viele Bauern. Die Taubertaler wählten ihn weder in ein militärisches Oberkommando noch in eine politische Führungsposition. Er war eher ein Art "Sonderbotschafter" und Berater. Mit dem im Lied erwähnte Weinberger Bluttag hatte er nichts zu tun, er lehnte, wie der "Bauernkanzler" Wendel Hipler politisch und strategisch unkluge Gewalt- und Racheakte ab.
Wie dem auch sei: Das Lied ist ein schönes Stück Rebellionsromantik, immer noch mehr als nur ein wenig provokativ, ein Gegengift zu all der weichgespülten und sacharinsüßen "Volksmusik" oder eigentlich "volkstümlichen Musik" oft genug "volkstümelden Musik" (nicht zu verwechseln mit "Volksliedern")!
Als einer der (zu wenigen!) wirklich "politischen Köpfe" der Bauernkriege verdient Florian Geyer seinen Platz im Geschichtsbuch. Auch wenn er kein "Bauerngeneral" war.
Nachtrag: Ich habe noch mal nachgeschlagen, was es mit dem von Geyer befehligten "schwarzen Haufen" auf sich hatte: Die Hauptleute des "Fränkischen Haufens" "engagierten" den Söldnerführer Götz von Berlichingen als fachkundigen Befehlshaber. Florian Geyer war nicht damit einverstanden und trennte sich mit einige Hundert auf seine Kosten ausgerüsteten Männern, der "Schwarzen Schar" vom Haufen, durchstreifte auf eigene Faust zuerst die Neckargegend, dann das Würzburgische. Später, bei der Belagerung Würzburgs, schloßen sich Geyers Männer wieder den anderen "Haufen" Frankens an.
Nach der Darstellung Friedrich Engels war es Geyer, der die Erstürmung Weinsbergs anführte, nach Leo Sievers war Jäcklein Rohrbach der Anführer des Bauernheeres, das Weinsheim einnahm. Beide stimmen darin überein, dass für die anschließende "terroristische Rache" (Engels) Rohrbach verantwortlich war.
BauernaufstandEin altes Volkslied, ein Schlachtgesang aus der Zeit der Bauernkriege? Nein, dieses Lied ist unter Verwendung zweier Bauernaussprüche aus dem 15. Jahrhundert erst 1885 von Heinrich von Reder gedichtet worden. Der Ausspruch "Als Adam grub und Eva spann, wer war denn da der Edelmann?" ("When Adam delved and Eve span, pray, who was then the nobleman?") stammt aus der Zeit des großen englischen Bauernaufstandes von Wat Tyler 1381.
Wir sind des Geyers schwarze Haufen
Hei a ho ho!
Und wollen mit Tyrannen raufen,
Hei a ho ho!
Refrain:
|: Spieß voran,
Drauf und dran,
Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn! :|
2. Als Adam grub und Eva spann,
Kyrieleis!
Wo war denn da der Edelmann?
Kyrieleis!
Refrain:
3. Uns führt der Florian Geyer an,
Heia hoho!
Den Bundschuh führt er in der Fahn',
Heia hoho!
Refrain:
4. Bei Weinsberg setzt' es Brand und Stank,
Heia hoho!
Gar mancher über die Klinge sprang,
Heia hoho!
Refrain:
5. Des Edelmannes Töchterlein,
Heia hoho!
Wir schicken es in die Höll' hinein,
Heia hoho!
Refrain:
6. Geschlagen ziehen wir nach Haus,
Heia hoho!
Unsre Enkel fechten's besser aus,
Heia hoho!
Refrain:
Die mitreißende Melodie wurde 1919 von Fritz Sotke geschrieben, einem "deutsch-nationalen" Komponisten und Literaten. Später war Sotke Hitler-Jugend-Führer. Sein Lied "Wilde Gesellen vom Sturmwind durchweht" lieh dem HJ-Liederbuch seinen Titel. Allerdings fehlte der "Bauernaufstand" in dieser Sammlung, weil nämlich die sozialistische Jugend sich dieses Liedes angenommen hatte. (Noch heute ist es eines der beliebtesten Fahrtenlieder der "Falken".) Rein textlich hätte das Lied auch schlecht zur HJ gepaßt - ungeachtet dessen, dass der Bauernkrieg und Florian Geyer stark von der NS-Propaganda instrumentalisiert wurden. Die 8. Kavallerie-Division der Waffen-SS trug den Namen Florian Geyer.
Auch dass Florian Geyer der Anführer des "Taubertaler Haufens", eines sich im Raum um Rothenburg ob der Tauber im Winter 1524-25 sammelnden Bauernheeres, gewesen wäre, stimmt nicht. Geyer war ein geschickter Diplomat und erfahrener Heerführer, war überzeugter Anhänger Luthers, strebte ein auf Bauern- und Bürgertum gegründetes "Neues Reich" ohne Privilegien an, verzichte freiwillig auf ein Leben im Luxus und stand selbstlos für seine Überzeugungen ein. Aber da er ein Adliger war, mißtrauten ihm viele Bauern. Die Taubertaler wählten ihn weder in ein militärisches Oberkommando noch in eine politische Führungsposition. Er war eher ein Art "Sonderbotschafter" und Berater. Mit dem im Lied erwähnte Weinberger Bluttag hatte er nichts zu tun, er lehnte, wie der "Bauernkanzler" Wendel Hipler politisch und strategisch unkluge Gewalt- und Racheakte ab.
Wie dem auch sei: Das Lied ist ein schönes Stück Rebellionsromantik, immer noch mehr als nur ein wenig provokativ, ein Gegengift zu all der weichgespülten und sacharinsüßen "Volksmusik" oder eigentlich "volkstümlichen Musik" oft genug "volkstümelden Musik" (nicht zu verwechseln mit "Volksliedern")!
Als einer der (zu wenigen!) wirklich "politischen Köpfe" der Bauernkriege verdient Florian Geyer seinen Platz im Geschichtsbuch. Auch wenn er kein "Bauerngeneral" war.
Nachtrag: Ich habe noch mal nachgeschlagen, was es mit dem von Geyer befehligten "schwarzen Haufen" auf sich hatte: Die Hauptleute des "Fränkischen Haufens" "engagierten" den Söldnerführer Götz von Berlichingen als fachkundigen Befehlshaber. Florian Geyer war nicht damit einverstanden und trennte sich mit einige Hundert auf seine Kosten ausgerüsteten Männern, der "Schwarzen Schar" vom Haufen, durchstreifte auf eigene Faust zuerst die Neckargegend, dann das Würzburgische. Später, bei der Belagerung Würzburgs, schloßen sich Geyers Männer wieder den anderen "Haufen" Frankens an.
Nach der Darstellung Friedrich Engels war es Geyer, der die Erstürmung Weinsbergs anführte, nach Leo Sievers war Jäcklein Rohrbach der Anführer des Bauernheeres, das Weinsheim einnahm. Beide stimmen darin überein, dass für die anschließende "terroristische Rache" (Engels) Rohrbach verantwortlich war.
MMarheinecke - Mittwoch, 30. August 2006