Freitag, 17. Februar 2006

... und noch ein (scheinbarer) Widerspruch

Erschütternde Bilder aus Abu Graib:
Neue Bilder von Misshandlungen in Abu Ghraib

Beruhigende Bilder aus Abu Graib:
New Abu Ghraib Photos!

Lügt da jemand? Nein, denn die Fotos von Mißhandlungen stammen aus dem Jahr 2003, die Fotos auf dem (US-militär-nahen) Blog aus dem Jahr 2006.

Schmilzt Grönland oder nicht?

Mehrere Medien berichten heute über eine alarmierende Entwicklung im Klimawandel, z. B. die netzeitung: Grönlands Gletscher fließen schneller oder wissenschaft.de Grönlands Gletscher geben Gas.
Der Gletscherfluss auf dem grönländischen Festland hat sich beschleunigt. Die Gletscher im Süden Grönlands kalben häufiger und entlassen etwa doppelt so viel Eis ins Meer wie noch vor fünf Jahren. Der vorausgesagte Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der globalen Erwärmung könnte demnach deutlich unterschätzt worden sein.
Im - scheinbaren - Widerspruch hierzu veröffentlichten Ende
letzten Jahres norwegische Forscher einen Bericht, dass der Eispanzer Grönlands wächst
Greenland's ice cap has thickened slightly in recent years despite wide predictions of a thaw triggered by global warming. Recent growth in the interior regions of the Greenland Ice Sheet is reported by a Norwegian-led team of climate scientists. The growth is estimated to be about 6 cm per year during the study period, 1992-2003.
Quelle: Recent ice sheet growth in the interior of Greenland
Details zur Satelliten-Untersuchung hier: ERS altimeter survey shows growth of Greenland Ice Sheet interior

Der scheinbare Widerspruch ergibt sich daraus, dass die Studie der Universität Kansas den Gletscherfluß im Süden Grönlands untersuchte, die norwegische Studie hingegen ganz Grönland.

Im Süden Grönlands liegen die Temperaturen im Sommer über dem Gefrierpunkt. Wird es, wie in der letzten Jahren, in Südgrönland wärmer, dauert die frostfreie Periode am Rande des Inlandeises länger, es schmilzt tendenziell mehr Eis ab. Hier sind die Gletscher tatsächlich auf dem Rückzug.
Weiter nördlich und weiter im Inneren des Inlandeise steigt die Temperatur niemals über den Gefrierpunkt. Ob die Jahreshöchsttemperatur dort -15 oder -12 Grad beträgt, ist für die Eisschmelze irrelevant.
Gleichzeitig haben die Niederschläge zugenommen. Es fällt mehr Schnee, weshalb die Gletscher dort wachsen und - aufgrund des durch die Eismassen anwachsenden Drucks - die Fließgeschwindigkeit des Eises zunimmt. (Eine Zunahme der Fließgeschwindigkeit deutet also nicht zwangsläufig auf "Abschmelzen" hin.)

Wichtig, aber unbeachtet

Die "Initiative Nachrichtenaufklärung" hat seine Liste der vernachlässigten, aber wichtigen, Nachrichtenthemen des vergangenen Jahres am 14. Februar im Rahmen einer Pressekonferenz an der Universität Bonn der Öffentlichkeit vorgestellt. Jetzt ist die Liste auch online verfügbar:

Topthemen - Jahresübersicht
Topthemen 2005
1. Korruptionsbekämpfung durch die UNO - Deutschland ist nicht dabei

2. Bedenklicher Einsatz von Wahlmaschinen

3. Der Pestizid-Bumerang: Die verbotenen Gifte kommen zurück

4. Strategie der Abhängigkeit: Irakische Bauern müssen Lzenzgebühren für Saatgut zahlen

5. Geheimdienste überwachen unkontrolliert die digitale Kommunikation in Europa

6. Fehler im System: Wie der “Grüne Punkt” ausgehebelt wird

7. Deutschland verschläft die Energiewende

8. EU-Chaos beim digitalen Fahrtenschreiber

9. Schmutzige Kredite

10. Vom Petro-Dollar zum Petro-Euro: Iran plant neue Ölbörse
Zum amerikanischen Gegenstück "Project Censorend" habe ich schon gesenft: Project Censored - Unterdrückte Nachrichten 2006

Noch mal "Verschwörungstheorien"

Das Thema "Verschwörungstheorien" läßt mich nicht los. Wohl, weil sie im Moment (?) das politische Denken nicht nur in Palestina bestimmen "Jüdische Weltverschwörung". Die ebenso alberne wie unheilvolle "Karritaturenaffäre" liefert reichlich Anschauungsmaterial Image hosting by Photobucket.

Um nicht alle Überlegungen doppelt und dreifach ins Netz stellen zu müssen, hier ein Link zum Nornirs Ætt-Forum: Verschwörungstheorien

Ein langer Thread mit vielen Links, aber es lohnt sich.

Ein paar Kostproben:
Verschwörungen bauen sich meist nach dem selben Muster auf: Nimm ein Stück Wahrheit (z.B. Anlagen, die "Langwellen" emittieren), gehe davon aus, dass die Motivation nie die ist, die vorgegeben wird (Radar? Funk? Nein, die wollen was gaanz anderes) und spekuliere über alternative Motivationen, die natürlich gegen einen gerichtet sind ("Manipulieren/ Mind Control").

Dazu noch ein paar hübsche rekursive Logikfehler in die Argumentation eingebaut (Die Grundannahme ist eine These und ein Fakt, aus der eine Hypothese entwickelt wird, die dann durch den Fakt immer wieder als Ping-Pong-Spiel gestützt wird, und am Ende ist "vergessen" worden, dass die Logik nicht wegen der Fakten "funktioniert", sondern wegen des Thesenanteils der Grundannahme - die selbst aber keinerlei "Beleg" hat sondern reiner Glaubenssatz bleibt. Nimmt man die These von der Grundannahme weg, bricht auch die Schlussfolgerung zusammen, trotz noch so vieler "Fakten" - was zeigt, dass es eben nicht die Fakten waren, die die Hypothese gestützt haben, sondern der Glaubenssatz) - und fertig.
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Der Mondflug an sich ist ein ungeheures, außerhalb unserer tagtäglichen Erfahrung liegendes, Erlebnis. Dass es "die Raumfahrt" an sich gibt, kann niemand mehr leugnen, die ISS läßt sich mit bloßem Auge beobachten und das Sateliten-Navigationssystem funktioniert ohne Sateliten genausowenig wie das Sateliten-Fernsehen. Mit den Mondflug ist das anders, hinzu kommt die Erfahrung, was sich mit moderner Tricktechnik alles im Film darstellen läßt. Ein Betrug scheint so einfach möglich zu sein, ein Mondflug zu einer Zeit, als es noch nicht mal PCs gab und jedes dritte Auto ein VW-Käfer war, wirkt dagegen irgendwie irreal.
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Verschwörungstheoretiker wird man IMO dann, wenn im Denken hauptsächlich zwei Prioritäten überhand nehmen:

Einmal der Glaube, dass "das alles ja einen Grund haben muss", verstärkt durch die Grundannahme, dass ein offensichtlicher Grund niemals der "wahre" sein kann, also eine Art Angst vor dem "Profanen" verknüpft mit dem Glaubenssatz, dass alle Korrelation eine Kausalverknüpfung haben müsse.

Und zum anderen in einem Motivationsschwerpunkt, der Ursachen und Wirkungen "verdreht": nicht das Phänomen steht im Mittelpunkt der Überlegung (oder auch Problemlösungs) sondern das Phänomen ist der Beleg für eine These / den Glaubenssatz "da muss Absicht dahinterstecken" - wobei (ich hatte das ja schon erläutert) das System Beleg - Rückschluss - Beleg (per Kausalkette von Korrelationen z.B.) sich bei genauer Betrachtung komplett im Kreis dreht, sich sozusagen am eigenen Schopf ziehend "bewegt", was freilich lediglich eine optische Täuschung ist.
Zur Theorie der Verschwörungstheorie empfehle ich die Magisterarbeit "Zur soziologischen Topographie von Verschwörungstheorien und Verschwörungstheoretikern unter besonderer Berücksichtigung der Anschläge vom 11. September"
von Carsten Pietsch. Diese wissenschaftliche Arbeit geht auch auf die Arbeitsweise von Gerhard Wisnewski ein. (Download hier, leider im "MS Word" Format: Zur soziologischen Topographie von Verschwörungstheorien ... )

Noch ein Tipp: Die 18 Journalistenschüler des 25. Lehrgangs der Henri-Nannen-Schule haben sich zwei Wochen lang auf die Spuren von Verschwörern und Theoretikern begeben. Hier das Ergebnis: Da draußen ... Unbedingt lesen!

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