Sonntag, 25. Dezember 2005

Was jeder weiß II

"Jeder weiß doch, dass alles immer schlechter wird und wir in einer Niedergangszeit leben"

In der nicht unbedingt meiner Anschauung entsprechenden, jedoch hin und wieder lesenswerten "Welt" erschien pünktlich zum Weihnachtsfest eine Kolumne der von mir (meistens) geschätzten Journalisten Maxeiner & Miersch.

Zuerst ein heißer Tipp für kühle Tage:
Falls es ihnen jedoch zu beschaulich wird und Sie etwas Schwung ins festlich geschmückte Wohnzimmer bringen möchten, dann hätten wir einen Tipp (wir haben ihn letztes Jahr ausprobiert): Behaupten Sie einfach, die Welt werde immer besser. Zunächst wird ein Stakkato der Katastrophen der letzten Monate auf sie einprasseln: Vogelgrippe, Irak, CIA, große Koalition, verregneter August. Dann wird einer der Älteren am Tisch erzählen, welches Unbill es zu seiner Zeit nicht gegeben hat: Mobbing, Stalking, dicke Kinder, Mobilfunkstrahlen, Schmuddel-TV und Hartz IV. Schließlich wird man Sie für komplett übergeschnappt halten, und ermahnen, dass Sie mit solchen albernen Provokationen den anderen das Fest verderben.
M & M stellen in ihren Kolumne das Buch "The Progress Paradox“ von Gregg Easterbrook vor.
Darin hat der amerikanische Wissenschaftsautor einen Berg von Daten zusammengetragen, mit denen er für so ziemlich alle Bereiche des menschlichen Lebens belegen kann, dass die Welt nun schon seit mehreren Jahrzehnten immer besser wird. Egal welcher Fortschritts-Indikator in ihrer munteren Weihnachtsrunde abgefragt wird, bei Easterbrook finden Sie ihn und können den aktuellen Sachstand in Relation zur Vergangenheit vortragen. Ob Krieg, Hunger, Analphabetentum, politische Unterdrückung oder Umweltverschmutzung.
Der ganze überaus amüsante Artikel ist nachzulesen im Weblog Die Achse des Guten: ->Das Fortschrittsparadox

Persönliche Anmerkung: Ich schätze M & M als Kritiker der allgegenwärtigen "die Welt ist schlecht und wir stehen am Abgrund"-Einschätzung sehr. Allerdings neigen sie meines Erachtens mitunter dazu, ins andere Extrem zu fallen, bzw.
dem Lager der in letzter Zeit immer mehr aus ihren Nischen hervorkommenden "Verharmloser" (ungewollt?) verbale Munition zu liefern.
Das die Welt im Großen und Ganzen eine "bessere" ist als vor 100 oder 50 oder nur 25 Jahren verdanken wir nicht simplem Glück, "göttlicher Vorsehung" (incl. dem "Wassermannzeitalter") und schon gar nicht einer Ideologie.

Wir verdanken sie Schweiß, Tränen und Blut - jeder Fortschritt wurde hart erarbeitet, oft gegen erbitterten Widerstand erkämpft.

Unserer Welt und uns kann es nur dann weiterhin besser gehen, wenn weiterhin kritisiert, gekämpft, nachgedacht, verbessert und wieder und wieder kritisiert wird. Reale und drohende Mißstände gibt es genügend.

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