Die Früchte der "Faulenzer"-Stimmungsmache

Schon unter Bundesminister Clement (SPD) begann das Gerede über "Abzocker" und "Parasiten". Thilo Sarrazin (auch SPD) fand die Hartz 4 Sätze zu üppig und hat angeblich 14 Tage damit bestens gelebt. Stefan Müller (CSU) regte an, dass sich Langzeitarbeitslose sich jeden Morgen bei einer Behörde melden sollten, wo sie zur "regelmäßiger gemeinnütziger Arbeit" eingeteilt werden sollen. Philipp Mißfelder (CDU) ist der Ansicht, dass eine Erhöhung des ALG II Satzes für arbeitslose Eltern vor allem der Tabak- und Alkoholindustrie zugute käme. Martin Lindner (FDP) meint, man müsse "natürlich" den Regelsatz von Hartz IV kürzen - und zwar um bis zu 30 Prozent.
Und nicht nur die Boulevardmedien spielen das üble Spiel gerne mit.

Es überrascht mich nicht - und dürfte allenfalls notorischen Realitätsverweigerer überraschen - dass die jahrelange Stimmungsmache gegen die "faulen Sozialschmarotzer" Vorurteile und Diskriminierung nach sich zieht. Zulasten des Arbeitsmarktes:
Im Handwerk sind zigtausende Stellen offen, und die BA könnte genügend qualifizierte Leute vermitteln. Doch das klappt nicht - weil die Suchenden unter Hartz IV fallen und viele Firmen Vorurteile hegen.
Netzeitung: Unbesetzte Stellen wegen Hartz-IV-Vorurteilen. Deshalb hat die BA auch eine wunderschöne Aufklärungskampagne gestartet.
Gut gemeint, aber wohl zu für viele Betroffene zu spät. Ein klassischer Fall, in dem durch eine teure Kampagne eine Teilreparatur dessen versucht wird, was durch billige Stimmungsmache angerichtet wurde - und wird, denn ohne die Behauptung, es gehe Langzeitarbeitslosen noch viel zu gut, würde Lindner nicht im Wahlkampf drastische ALG II-Kürzungen empfehlen.

Das Geld für eine solche Kampagne kann man sich auch sparen, da die mühsam abgebauten Vorurteile gleichzeitig nach Kräften von Politikern, "Experten" und Massenmedien aufgebaut werden.

Nachtrag, 8. Juli:
Zum Thema:
Menschenhatz an allen Fronten (momorulez)

somlus Welt - kommentierte Links 7-7-09
Wirr-Licht - 7. Jul, 11:44

grundgehalt/bürgergeld! arbeitslosen/sozialhilfe abschaffen!

aber auf mich hört ja keiner.

Bodecea - 9. Jul, 15:07

Nachdem ich mich mal wieder grün und blau dabei ärgere, das Jobportal vom Arbeitsamt zu bedienen - diesmal von Arbeitgeberseite - und mir an den Kopf greife, weil es nahezu unmköglich ist, da innerhalb endlicher Zeit vernünftige Arbeitsgesuche oder Angebote aufzugeben... ihr müsst mal gucken, da sind die allermerkwürdigsten Job- und Tätigkeitsbeschreibungen drin, aber andere ganz Übliche findet man nicht, und freie Eingabe geht nicht, und... - frag ich mich, wie viele unbesetzte Stellen alleine dieser Quatsch zu verantworten hat.

Klaus (Gast) - 9. Jul, 21:12

Ich kann mir ja gut vorstellen, dass Hartz-IVler den kürzeren ziehen gegenüber anderen Bewerbern, aber es fällt mir schwer zu glaube, dass Betriebe massenhaft Stellen unbesetzt lassen weil sich nur Hartz-IVler bewerben. Ein solcher Betrieb würde sich ins eigene Fleisch schneiden.
Das Problem ist eher was Betriebe und Arbeitsamt unter genügend qualifiziert verstehen. Die Betriebe stellen ein aufgrund von Auftragseingängen, für deren Bearbeitung ganz bestimmte Anforderungen an den Ausführenden gestellt werden. Das alles ist dem Arbeitsamt schnuppe, die haben ihr grobes Raster (siehe oben der Kommentar), Elektriker ist halt der der das auf dem Formular angegeben hat. Und die Betriebe sehen ja die Bewerbung, die Zeugnisse und den Lebenslauf, die können sich meistens ganz gut ein Bild über den Bewerber machen. Nicht jeder (Personal)-Chef arbeitet auf Bildzeitungsniveau.

Der Rat an Betroffene ist simpel: in den sauren Apfel beißen und bei Zeitarbeitsfirmen bewerben, die sind nicht so wählerisch auch bei einem krummen Lebenslauf und suboptimalen Zeugnissen, und sich aus der Arbeit heraus um einen besseren Job bemühen.

harz (Gast) - 26. Aug, 04:18

harz 4

das ist ja lustig ga zerbrechen sich so schlaumeier sich den kopf über harz4 das ist ja lustig wer selbst das nicht mitgemacht hat weis gernicht was er da vonsich gibt das alles würde mit aller macht so gemacht und die jobcenter sind nicht dafür da um den leuten wirklich arbeit zuvermitteln weil wenn alle arbeit hätten bräuchte man ja die nicht so ein verwahltumgsapparrat wär überflüssig und das in so einem statt wo unzählige ämter gibt wie zb das amt für brandwein ect
damit wird nur ausbeutung gefördert menschenunwürdige arbeitsbedingungen weil wenn menschen jeden job annehmen mussen können arbeitgeber sich alles erlauben und arbeitnehmer sich alles gefallen lassen mussen die zeitarbeitsfirmen würden mit förderung vom stadt gegründet gleichzeitig dazu um modernesklaverei zuermöglichen in dieser so toll globaliserter wirdschaft

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