MMsSenf ("Freiraum ist der Raum zwischen den Stühlen")
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"Freiraum ist der Raum zwischen den Stühlen"
MMarheinecke
MMarheinecke
2015-09-03T06:43:52Z
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1
2000-01-01T00:00:00Z
MMsSenf
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Geheimauftrag MARIA STUART - Band 3
http://martinm.twoday.net/stories/1022416322/
<b>Krisenfall Meuterei</b><br />
<br />
Der dritte Roman der Reihe "Geheimauftrag MARIA STUART", der Folgereihe zu K. H. Scheer legendären Piratenromanen um den "Herrn der Meere"!<br />
<br />
<a href="http://www.ipernity.com/doc/mmssenf/37683910"><img title="GMS-III Cover" alt="GMS-III Cover" src="http://cdn.ipernity.com/200/39/10/37683910.e8f829f6.500.jpg?r2" height="500" width="315" /></a><br />
<br />
Marcel de Vetrys lange und abenteuerliche Suche, die ihn und die GOEDE HOOP um die halbe Welt führt, hat ihr Ziel erreicht: <br />
<br />
Port Hutten, der Schlupfwinkel des legendären Korsaren Reinhardt Gonder, genannt »Herr der Meere«, und seiner mächtigen MARIA STUART. Im Süden Neuhollands, in einer Gegend, die auf den Weltkarten noch ein weißer Fleck ist, hat Gonder zusammen mit anderen Freibeutern, Abenteurern und Weltverbesserern einen regelrechten kleinen Staat gegründet.<br />
<br />
Allerdings weigert der »Herr der Meere« sich, de Vetry nach Frankreich zurückreisen zu lassen. <br />
Die Position Port Huttens soll den Seemächten unbedingt verborgen bleiben! <br />
<br />
Die Männer der GOEDE HOOP richten sich wohl oder übel auf ein Leben in der Freibeuterrepublik ein.<br />
<br />
Die Rote Nelly, Gonders Verbündete, fischt auf einer Kaperfahrt zwei in einem Boot ausgesetzte Männer auf und bringt sie nach Port Hutten. <br />
Der rätselhafte Graf de Beauvallon und sein Stiefbruder scheinen ungewöhnliche, geradezu magische Fähigkeiten zu haben. <br />
<br />
Im Frühjahr 1678 erprobt Reinhardt Gonder seine nach einer langen Reparatur wiederherstellte MARIA STUART. <br />
<br />
Derweil wächst in Port Hutten die Spannung zwischen politischen Visionären, ausgekochten Piraten und religiösen Schwärmer. <br />
Der Freibeuterstaat entpuppt sich als Pulverfass, das jeden Moment explodieren kann!<br />
<br />
<br />
<b>Eckdaten des Romans:</b><br />
<br />
Umfang 164 Seiten<br />
Preis: 10 Euro <br />
Bei Versand in Deutschland als Büchersendung zzgl. 1,50 Euro Versandkosten<br />
Titelbild und Illustrationen: Martin Marheinecke<br />
Redaktion: Joachim Kutzner<br />
Herausgeber: Terranischer Club Eden - März 2015<br />
<br />
.....................................................................<br />
<br />
Kontoverbindung<br />
(Achtung neue Kontoverbindung!!!):<br />
<br />
Bank:<br />
SPARDA-Bank West eG <br />
Name:<br />
Terranischer Club EdeN <br />
Kto.-Nr.<br />
3001179 <br />
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BIC:<br />
GENODED1SPK
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2015-04-09T17:41:00Z
-
Geheimauftrag MARIA STUART - Band 2: Kurs Geisterhafen
http://martinm.twoday.net/stories/714913817/
Ahoi, gerade frisch mit dem Postschiff eingetoffen.<br />
Der TCE geht auf Kurs Geisterhafen. Der zweite Teil unserer Herr der Meere Weiterführung aus der Feder von Martin Marheinecke ist lieferbar.<br />
Alle Mann an Deck und Bühne frei für die Rote Nelly.<br />
<br />
<a href="http://www.ipernity.com/doc/mmssenf/31349505"><img title="GMSII-Cover" alt="GMSII-Cover" src="http://u1.ipernity.com/41/95/05/31349505.bffc0746.640.jpg?r1" height="640" width="397" /></a>
<blockquote>
Der ebenso kühne wie taktisch geschickte Kaperfahrer Reinhardt Gonder, von Freund und Feind respektvoll Herr der Meere genannt, verlässt mit seinem mächtigen Schiff MARIA STUART im Jahre 1674 die Karibik mit unbekanntem Ziel. Jahrelang hört man nichts mehr von dem legendären Korsaren.<br />
Vicomte Marcel de Vetry, ein Freund Gonders und Neffe des mächtigen französischen Kriegsministers, nutzt sein hohes Amt im Ministerium und seine guten Beziehungen aus, um eine geheime Suchexpedition nach dem Herrn der Meere in die Wege zu leiten.<br />
Mit der unscheinbaren, aber ungewöhnlich seetüchtigen GOEDE HOOP, der man ihre technischen Geheimnisse nicht ansieht, und einer handverlesenen Crew aus bretonischen Korsaren folgt de Vetry Gonders Spuren, zunächst in die Freibeuterhochburgen der Karibik. Er erfährt dort: Offensichtlich nahm die MARIA STUART Kurs auf Peru, um einen gewaltigen Inka-Schatz zu bergen. Und allem Anschein nach verbündete Gonder sich mit seiner Rivalin, der legendären Roten Nelly.<br />
<br />
Die GOEDE HOOP und ihre Besatzung erwartet eine abenteuerliche Seefahrt von der Karibik über den Atlantik, ums Kap der Guten Hoffnung in den Indischen Ozean.<br />
<br />
Die Suche nach der MARIA STUART führt de Vetrys Expedition in ein Land, das noch auf keiner Karte verzeichnet ist!
</blockquote>
Eckdaten des Romans:<br />
<br />
Herausgeber: Kurt Kobler, Terranischer Club EdeN<br />
<br />
Paperback, Umfang 170 Seiten, erschienen im März. 2014<br />
<br />
Titelbild: Martin Marheinecke<br />
<br />
Redaktion und Umschlaggestaltung: Joe Kutzner<br />
<br />
Kartenmaterial, Lexikon und Innenillustrationen: Martin Marheinecke<br />
<br />
Preis: 10 EUR<br />
<br />
zuzüglich Versandkosten:<br />
<br />
a.. 1,50 EUR innerhalb Deutschlands<br />
b.. 3,50 EUR in andere EU-Länder+CH als Economy-Sendung<br />
c.. 4,00 EUR in andere EU-Länder+CH als Priority-Sendung (Luftpost)<br />
<br />
Bestellmöglichkeiten:<br />
<br />
a.. per E-Mail an<br />
tceorder@terranischer-club-eden.com<br />
<br />
b.. online auf der TCE-Homepage:<br />
<a href="http://www.terranischer-club-eden.com">http://www.terranischer-club-eden.com</a><br />
<br />
c.. postalisch bei<br />
Kurt Kobler, Feuerwerkerstr. 44, 46238 Bottrop<br />
<br />
a.. Wie immer beim TCE gilt:<br />
<br />
Die Bezahlung erfolgt nur gegen Vorkasse - wahlweise:<br />
<br />
a.. bar (Das Risiko trägt dabei der Besteller)<br />
b.. per Verrechnungsscheck<br />
c.. per Überweisung in EUR auf das TCE-Clubkonto<br />
Bankverbindung des TCE:<br />
<br />
Name:<br />
Joachim Kutzner "Sonderkonto TCE"<br />
Bank:<br />
Postbank Köln<br />
BLZ:<br />
370 100 50<br />
Konto-Nr.:<br />
34 77 49-500<br />
347749500 bei Online-Banking<br />
<br />
IBAN:<br />
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DE53 3701 0050 0347 7495 00<br />
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PBNKDEFF
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2014-03-26T05:41:00Z
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Aus dem GMS-Nähkästchen: Der Protagonist
http://martinm.twoday.net/stories/361795320/
Da ich immer wieder danach gefragt werden, werde ich in lockerer Folge ein wenig über die Hintergründe des <a href="http://martinm.twoday.net/stories/248918220/" target="_blank">Romanprojektes "Geheimauftrag MARIA STUART"</a> schreiben. <br />
<br />
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass schlecht ausgearbeitete Charaktere einer der häufigsten Gründe dafür sind, dass es beim Schreiben hakt. Wir reagiert eine Person in einem Roman in einer bestimmten Situation? Wenn ich mein "Personal" nicht genau kenne, kann das schon eine Weile aufhalten. Von "Schreibblockade" möchte ich solchen Fällen nicht reden, das ist meiner Ansicht nach anderes und vor allem Gravierenderes. <br />
Ebenso ärgerlich sind Widersprüche im Verhalten. Ein drittes vermeidbares Ärgernis sind Protagonisten, die sich "selbstständig" machen, d. h. beim improvisierten Schreiben Charakterzüge entwickeln, die sich nicht oder nur schwer in die geplante Handlung einfügen lassen.<br />
<br />
Dagegen gibt es ein einfaches Rezept: der handelnde Charakter muss ausgearbeitet werden, er (oder sie) braucht eine Biographie und eine Art kurzes Psychogramm. Ein paar Stichworte zum Äußeren sind auch ganz nützlich.<br />
Selbst wenn ich nicht alle Aspekte der zuvor ausgearbeitete Persönlichkeit in den Text einbringe, bin ich beim Umgang mit dem "Personal" meiner Romane sicherer, wenn ich sie wirklich gut kenne. <br />
<br />
Der Protagonist meiner Romantrilogie ist der Vicomte Marcel de Vetry.<br />
<br />
Diese Figur übernahm ich von K. H. Scheer, er ist der titelgebende Charakter im Herr der Meere-Band 5 Der Kurier des Sonnenkönigs und spielt im Folgeband 6 Im Zeichen des Halbmonds eine wichtige Rolle. In Band 7 Seine Majestät befehlen wird er immerhin noch erwähnt. Da Scheer im Herr der Meere dazu neigt, selbst herausragende Charaktere eines Bandes im Folgeband einfach fallen zu lassen, gehört de Vetry neben der Roten Nelly, dem Schatzfinder José Segovia und seiner Nichte Theresa zu den wichtigsten Personen der Serie, die nicht zur Stammmannschaft der MARIA STUART gehören.<br />
Scheer-Charaktere sind oft überlebensgroß bis übermenschlich, wofür Reinhardt Gonder, dessen überragenden Fähigkeiten Scheer manchmal schon penetrant herausstellt, ein typisches Beispiel ist. De Vetry ist vergleichen damit relativ normal, seine übermenschliche Eigenschaft ist die Macht, bzw. die enge Beziehung zu den mächtigsten Männern im Staate Louis XIV. . Der Vicomte ist Neffe und Protegé des mächtigen französischen Kriegsministers le Tellier, Marquis de Louvois und hat außerdem gute Kontakte zum vielleicht noch mächtigeren Wirtschafts-, Finanz- und Marineminister Jean Baptiste Colbert.<br />
De Vetry ist Gesandter des Sonnenkönigs, von den Vollmachten her eher Sonderbotschafter als schlichter Kurier, und soll Kontakt mit dem Bey von Algier aufnehmen. Bei dieser heiklen Mission wird sein Schiff HERCULE von einem spanischen Geschwader abgefangen und versenkt, woran de Vetrys Sturköpfigkeit, mit der er sich über den Rat des Kapitäns der HERCULE hinwegsetzt, nicht ganz unschuldig ist. Gonder rettet dem Vicomte das Leben und hilft ihm, seinen Auftrag doch noch auszuführen. Das ist letzten Endes vergebens, weil der Auftrag de Vetrys auf falschen Voraussetzungen beruht, aber für den brandenburgischen Kapitän einträglich: der Gesandte hat die Vollmacht, Kaperbriefe auszustellen, Gonder erhält von ihm so ein Papier und ist fortan kein schlichter Pirat mehr, sondern Korsar des Königs. (Offensichtlich ein provisorisches Papier, denn in späteren Bänden ist davon die Rede, dass Gonder einen eigenhändig vom König unterzeichneten Kaperbrief besitzen würde.)<br />
<br />
Der Vorschlag, de Vetry zum Protagonisten meiner Herr der Meere- Romane zu machen, kam von Kurt Kobler. Mit gefiel diese Idee auf Anhieb, denn der junge Adlige ist genau der richtige Mann, um einen geheime Suchexpedition in die Wege leiten zu können: er hat die Machtmittel und er hat die Motive. Außerdem ist er in Scheers Romanen Funktionscharakter, dass heißt, über seine Funktion hinaus zeigt er wenig Persönlichkeit, selbst äußerlich entspricht er genau dem Klischee eines Offiziers des Sonnenkönigs aus einem Mantel- und Degen-Roman bzw. Film, was mir freie Hand gibt, ihm eine abgerundetere Persönlichkeit zu verpassen.<br />
<br />
In einem Punkt wich ich dennoch von Scheers Beschreibung ab. Scheer schrieb, dass de Vetry nur einige Jahre älter als der engsten Vertrauten Gonders, André de Aurinac, sei. De Aurinac ist, wie Scheer im ersten Band der Serie schrieb, etwa 30. Daraus ergibt sich ein Problem: Kriegsminister Louvois war im Jahr 1674, in dem Der Kurier des Sonnenkönigs spielt, erst 33 Jahre alt. François Michel le Tellier, Marquis de Louvois, war von seinem Vorgänger und Vater Michel le Tellier schon im blutjungen Alter zum Nachfolger aufgebaut worden. Als der ältere le Tellier zunächst persönlicher Berater der Königs und später Kanzler von Frankreich wurde, rückte sein Sohn 1668 im Amt nach.<br />
Zwar ist es durchaus möglich, dass ein Neffe etwa so alt wie sein Onkel ist, aber es wirkt einfach plausibler, wenn ein Protegé jünger ist als sein Förderer. Für ein jüngeres Alter Marcel de Vetrys spricht auch, dass ihn Scheer ausdrücklich als jungen Mann bezeichnet im 17. Jahrhundert galt meines Wissens ein Mann über 30 nicht mehr als jung. Der massive Schnitzer, der zum Verlust der HERCULE führte, spricht auch nicht gerade dafür, dass der Vicomte ein besonders erfahrener Befehlshaber wäre, sondern eher für jugendliche Selbstüberschätzung. Also entschied ich mich dafür, dass Marcel de Vetry bei Beginn meines Romans im Jahre 1676 26 Jahre alt ist.<br />
Dass die le Telliers das Kriegsministerium sozusagen als Familienerbstück betrachteten auch dem jüngere le Tellier folgte wieder sein Sohn im Amt und nach Möglichkeit alle wichtigen Posten mit Familienangehörigen besetzten, ist hingegen eine historische Tatsache. Da die Söhne des Kriegsministers zur Zeit der Handlung aber noch kleine Jungen waren, ist es plausibel, dass le Tellier seinen ältesten Neffen für die Zwischenzeit als Nachfolger vorgesehen hatte.<br />
<br />
Zur Zeit der Handlung ist Marcel Jean Pierre Vicomte de Vetry Staatsekretär für Sonderaufgaben im Kriegsministerium, Vorsitzender der Beschaffungsausschusses der königlichen Marine und persönlicher Bevollmächtigter des Kriegsministers François Michel le Tellier Marquis de Louvois. Ein wichtiger und mächtiger Mann, der aber eher im Hintergrund bleibt.<br />
Auch Scheer deutete in Seine Majestät befehlen an, dass de Vetry nun einen Schreibtischposten in Paris hätte, was nach dem spektakulären Verlust der HERCULE und der ohne de Vetrys Schuld fehlgeschlagenen Mission auch plausibel ist: nach wie vor ist de Vetry ein fähiger Mann und nach wie vor der Schützling seines mächtigen Onkels, aber auf eine weitere heikle Geheimmission dieser Art hätte ihn Louis XIV. sicherlich nicht geschickt. Ich gehe aber davon aus, das de Vetry beim König nicht in Ungnade gefallen ist, und dass der Kriegsminister von der zähen Pflichterfüllung, mit der sein Neffe die Mission nach dem Verlust der HERCULE doch noch durchzieht, sogar angetan ist. <br />
De Vetry hat direkt mit der Admiralität zu tun, aber er steht außerhalb der militärischen Befehlsstruktur. Da er über kein nennenswertes eigenes Vermögen verfügt und durchaus karrierebewusst ist, glaubt er auf die Protektion seines Onkels angewiesen zu sein. (Seine Frau ist da übrigens anderer Ansicht.) Er bewundert seinen Onkel, ist aber in mancher Hinsicht anderer Meinung als er. Da ihm der politische Betrieb in Paris mit seinem intriganten Klima zunehmend anwidert, der weltfremde Hofstaat sowieso, und er immer häufiger kleine Reibereien mit seinem Onkel und seinem Großonkel hat, ist der junge Vicomte mehr als froh, mit der Suche nach Gonder wieder für einige Zeit im Außeneinsatz zu sein, auch wenn das bedeutet, dass er von seiner aufrichtig geliebten Frau und seinen beiden Kindern für einige Monate getrennt ist.<br />
<br />
Marcel de Vetry ist schlank, eine elegante Erscheinung, etwas über mittelgroß und hat dunkle Augen. Er trägt sein braunes Haar schulterlang und hat einen schmalen Oberlippenbart. Am linken Arm und auf der linken Brustseite hat er von Säbelhieben stammende Narben, die aber kaum auffallen.<br />
De Vetry wurde von ausgezeichneten Hauslehrern unterrichtet. Er trat auf Drängen seines Großonkels schon mit 16 in die Armee ein, durchlief eine harte Ausbildung und wurde schließlich Artillerieoffizier. Er ist ein guter Geschützführer, guter Pistolenschütze und überdurchschnittlicher Fechter. Mit 19 unterbrach er die Militärlaufbahn. Er sollte in den diplomatischen Dienst treten, was trotz der Protektion seines Onkels aufgrund einer Intrige misslang. Statt dessen übernahm de Vetry auf eigenen Wunsch Aufgaben in den Auslandsniederlassungen eines Handelshauses, mit der Billigung seines Onkels, da er auf diese Weise doch an die nötige Auslandserfahrung käme. Dabei lernte er die Tochter der Inhabers, Catherine, kennen und lieben. 1672 heirate er sie. Zu dieser Zeit holte ihn der Kriegsminister für besondere Aufgaben in den Militärdienst zurück. Für eine dieser Aufgaben wurde er außer der Reihe zum Oberstleutnant befördert. Wegen der Protektion seines Onkels ist ihm dieser Rang gegenüber Altgedienten manchmal etwas peinlich, daher sagt er gewöhnlich, er sei ehemaliger Artillerieleutnant. Nach dem HERCULE-Vorfall wurde er nicht mehr als Kurier / Sondergesandter eingesetzt, leistete aber weiterhin Geheimdienstarbeit. <br />
De Vetry ist gebildet und ein selbstständiger Denker. Er spricht mehrere Fremdsprachen, Spanisch und Englisch nahezu perfekt. Persönlich hängt einer Denkrichtung an, die man später Frühaufklärung nennen sollte. Politisch befürwortet er einen aufgeklärten Absolutismus und steht damit in zunehmender Distanz zur Politik König Louis XIV. , was er allerdings nicht öffentlich zu äußern wagt.
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2013-05-02T12:03:00Z
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Als K. H. Scheer ein "junger Wilder" war: König der Meere
http://martinm.twoday.net/stories/342800118/
Nachdem der <a href="http://www.terranischer-club-eden.com/" target="_blank">TCE</a> vor kurzem den ersten Band meiner dreiteiligen "Herr der Meere" Fortführung "Geheimauftrag MARIA STUART" veröffentlicht hatte, erschienen dort nun dier ersten vier Piratenromanen Karl-Herbert-Scheers in der ersten Neuauflage seit seiner Veröffentlichung 1953. Es sind inhaltlich fortlaufenden Bände 1, 2, 3 und 6 der Reihe "König der Meere". <br />
Die Reihe umfasst immerhin 14 Romane, wobei Scheer nur die vier erwähnte Romane verfasste, "Diego el Santo" war ein Verlagspseudonym, unter dem verschiedene Autoren schrieben. Ich betone das, weil selbst Heiko Langhans in seiner hervorragenden Scheer-Biographie dem Irrtum erlag, Scheer hätte die "König der Meere" komplett geschrieben. Ab Band 7 wurde die von Scheer begonenne Serie von anderen Autoren weitergeschrieben, die Bänder 4 und 5 sind ebenfalls nicht von Scheer und haben inhaltlich nichts mit der "Tagman"-Reihe zu tun.<br />
<br />
<a href="http://www.ipernity.com/doc/mmssenf/14796111"><img title="KdM-1-cover" alt="KdM-1-cover" src="http://u1.ipernity.com/5/61/11/14796111.5f5d4fba.500.jpg" height="500" width="316" /></a><br />
<br />
Zum Inhalt: Im Jahre 1671. Robert Tagman, ein Engländer deutscher Abstammung, wird mit seinem Freund, dem Marquis Michel de Raciné von seinem Todfeind, dem Sklavenhändler Henry Clifford auf Barbados als Sklave an den Pflanzer Brian Hope verkauft. Es gelingt Tagman mit Hilfe seiner Jugendgeliebten Eliza Thurk zu fliehen. Gemeinsam mit dem Marquis können sie auf einem kleinen Schoner entkommen. Auf dem Meer treffen sie die SANTA MARIA des spanischen Grafen Bercea de Huidobro. Der Graf ist ein "verrücktes Genie": einerseits konstruierte er das viermastige Superschiff und seine Wunderkanonen, anderseits ist er ein völlig verbohrter religiöser Fanatiker. Tagman und seine Freunde heuern zum Schein bei de Huidobro an.<br />
<br />
Da ich nicht zu viel spoilern will, verrate ich nicht, wie Tagman in den Besitz des absolut ultimativen Segelsuperschlachtschiffs kommt. (<i>Dass</i> er es schafft, ist kein Spoiler, sondern versteht sich bei der Prämisse der Reihe von selbst.)<br />
<br />
<a href="http://www.ipernity.com/doc/mmssenf/14349123"><img title="Seekönig" alt="Seekönig" src="http://u1.ipernity.com/25/91/23/14349123.0e8bcef2.500.jpg" height="322" width="500" /></a><br />
<br />
Scheer beschreibt die SANTA MARIA (später von Tagman in SEEKÖNIG umbenannt) als Viermastvollschiff von gut 140 m Länge über Alles bei 22 m Breite - was in etwa der Länge des stählerner Fünfmastvollschiffs <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fen_%28Schiff,_1902%29" target="_blank">PREUSSEN</a> entspricht, die allerdings "nur" 16,34 m breit war. Ein so großes Schiff wäre in Holzbauweise aus statischen Gründen gar nicht machbar, es fehlt allerdings jeder Hinweis darauf, dass die SANTA MARIA aus etwas anderem als "gute Eiche" bestünde. Die 16 Knoten Fahrt, die die SANTA MARIA macht, sind beinahe zurückhaltend: die schnellste geloggte Fahrt der PREUSSEN betrug 20,5 Knoten. <br />
Das Superschiff hat 1400 Mann Besatzung und selbstverständlich auch Super-Kanonen: stählerne 50-Pfünder-Hinterladergeschütze und 4 Kanonen mit Kaliber 35,5 cm auf Zwillings-Drehlafette, die Sprenggranaten mit Aufschlagzünder verschießen. Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts sollte es tatsächlich vergleichbare Geschütze geben.<br />
Es gab übrigens wirklich ein voll getakeltes Kriegsschiff mit vier Geschützen mit immerhin 30,5 cm Kaliber in zwei Drehtürmen, die 1869 gebaute <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/HMS_Captain_%281869%29" target="_blank">HMS CAPTAIN</a>. Die CAPTAIN kenterte und sank schon auf ihrer Jungfernfahrt. <br />
<br />
Scheer war Anfang der 1950er Jahre ein junger und noch etwas unerfahrener Autor. Das merkt man teilweise am Stil - er machte z. B. den klassischen Anfängerfehler, zu viele Adjektive in einen Satz zu packen - teilweise auch am Inhalt. <br />
Anderseits merkt man seiner "Schreibe" schon diesem Frühwerk an, dass er das Zeug zum Erfolgsautoren hatte. Deutsche Unterhaltungsschriftsteller der Nachkriegszeit zeichneten sich, wie auch der (west-)deutsche Film und die deutsche Unterhaltungmusik in Ost wie West meistens durch eine gewisse Biederkeit und eine Vorliebe für "bewährte" Klischees aus. (Der Wahlslogan der CDU aus dem Jahr 1957 "Keine Experimente" kennzeichet die "50er-Jahre-Mentalität", die es nicht nur bei Konservativen gab, sehr treffend.) Im "König der Meere" herrscht dagegen <i>Action</i> vor, es knallt ordentlich und es geht manchmal ziemlich brutal zur Sache. Eine echte Stärke ist die Anschaulichkeit und Bildkraft der scheerschen Sprache.<br />
<br />
Scheer schrieb schon damals hauptsächlich Science Fiction, und das merkt man dem "König der Meere" auch an. Im noch größerem Maße als die spätere Serie "Herr der Meere" ist er "Science Fiction zur See" - durchaus im Sinne des erst viel später so genannten "Steampunks". <br />
Die Handlung erinnert eher an Jules Verne als z. B. an Forresters marinehistorischen Romane um "Horatio Hornblower" oder die klassischen Seeabenteuerromane des 19. Jahrhunderts. Die SANTA MARIA ist so etwas wie eine "Nautilus mit Segeln" und der geheimnisvolle Graf Bercea de Huidobro ist in mancher Hinsicht ein etwas naiv geratetener Kapitän-Nemo-Verschnitt (und, damit man ihn schön hassen kann, ein religiöser Fanatiker schlimmsten Zuschnitts).<br />
Auch später noch neigte Scheer dazu, überlebensgroße Helden zu schaffen, manchmal regelrechte "Übermenschen". Bei Robert Tagman kann man die Anführungen bei Übermensch weglassen: er ist super intelligent, super stark, super schnell, super ausdauernd, super geschickt und super gebildet, sein Körper ist super widerstandsfähig, natürlich sieht Tagman auch super gut aus und ist super charismatisch. (Ich kenne Comic-Superhelden, die von ihren Erfindern bescheidener ausgestattet worden als Robert Tagman.)<br />
<br />
Weniger Tagmanns besondere Fähigkeiten, als die seines Schiffes stellen ein echtes Problem für die Dramaturgie dar: mit seiner Bewaffnung kann der SEEKÖNIG Feinde reihenweise aus der Distanz vernichten. <br />
Zu große Überlegenheit ist ein zuverlässiger Spannungstöter. Im ersten Band, in der Tagman erst noch das Schiff erobern muss, fällt das aber noch nicht ins Gewicht. <br />
<br />
Bei seinem zweiten Anlauf einer Piratenreihe, "Herr der Meere" übernahm Scheer viele Konzepte aus "König der Meere", vermied dabei allerdings einige Fehler der ersten Reihe. Die Schiffe und die seemännischen Mannöver sind glaubwürdiger, sein Stil hat sich weiterentwickelt und die historischen Hintergründe sind besser recherchiert - auch wenn seine Recherchen offensichtlich nur bis zum Geschichtslexikon reichten. Ich vermute, dass das auch auf die Lektüre von Forresters "Hornblower"-Romanen zurück ging, einige Parallelen zu diesen genreprägenden Büchern des marinehistorischen Romans sind vorhanden, und die Schiffe, die Scheer in "Herr der Meere" schildert, sind eindeutig Fahrzeuge aus Hornblowers Zeit, der Epoche um 1800.<br />
<br />
In mancher Hinsicht ist "Herr der Meere" eine verbesserte Version des "Königs der Meere", mit ähnlichen Situationen und manchmal fast identischen Charakteren. Scheer griff wahrscheinlich nicht aus Einfallslosigkeit auf die älteren Konzepte zurück - an Einfällen hatte es ihm nie gemangelt - sondern weil er noch weiteres Potenzial in den von ihm für gut befundene Ideen sah.<br />
<br />
Der erste Band der mit dem Titel: Menschen in Ketten" kann über K.Kobler@freenet.de bestellt werden.<br />
<br />
Eckdaten des Buches : 146 Seiten, Farbcover, Innenillus, Kartenmaterial und eine einmalige Beilage.<br />
<br />
Preis 10,60 Euro & 1,40 Euro Versandkosten, bei Versand ins EU-Ausland 3,50 Euro<br />
<br />
Verwendungszweck der Überweisung: Name und KdM 1<br />
Bankverbindung des TCE:<br />
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Name: Joachim Kutzner "Sonderkonto TCE"<br />
<br />
Bank: Postbank Köln<br />
BLZ: 370 100 50<br />
Konto-Nr.: 347749-500 (bei Online-Banking: 347749500)<br />
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MMarheinecke
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2013-04-23T16:43:00Z
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Ein problematisches typisches Motiv des Abenteuerromans
http://martinm.twoday.net/stories/326529744/
Antje Schrupp weist in ihrer lesenswerten Rezension<br />
<a href="http://antjeschrupp.com/2013/04/03/nazismus-und-popkultur/" target="_blank">Nazismus und Popkultur: "Das zweite Leben des Dritten Reiches" von Georg Seeßlen</a> auf Seeßlens interessante Grundthese hin, die den Faschismus als Konsequenz eines vergangenen Patriarchats interpretiert, an dessen Stelle dessen die pure Inszenierung des Führertums tritt.<br />
<br />
Da ich mich nicht nur mit Abenteuerromanen auseinander setze, sondern sogar welche schreibe, ist die Denkfigur der alleinigen Representantion eines Volkes durch den "Einen", eines Gemeinweisens, in der "Einer spricht an Stelle der Vielen" gilt, die in der populären Kultur immer wieder inszeniert wird, besonders relevant. Sie ist geradezu eine Grundstruktur vieler Abenteuerromane, -Filme und seit einigen Jahren auch -computerspiele:
<blockquote>Der Held hat durch einen schurkischen, dämonischen Mann und seine Leute das elterliche Erbe verloren und muss nun umherziehen, schließlich das Land schöner und größer als je zuvor wieder errichten. Unschwer zu erkennen ist darin das nationale Trauma, Verlust und Wiedererrichtung des Reiches, Vernichtung des Usurpators, der wahlweise Jude, Demokrat oder Bolschewik ist.
Aber vielleicht steckt ja in dieser manischen Wiederholung vom schicksalhaften Tod des Vaters und der verbesserten Rekonstruktion des Reiches noch einmal jene Mythologie von Schuld und Schuldabwehr, die im Nebel der ursprünglichen Faschisierung zu finden war. (S. 181f)</blockquote>
("Abenteuer" schiesst hierbei natürlich Thriller, historische Romane, Science-Fiction und vor allem Fantasy mit entsprechenden Plots ein.)<br />
<br />
Scheers "Superpirat" Reinhardt Gonder passt ziemlich gut in dieses Schema, unangenehm gut, möchte ich sagen.<br />
Übrigens beschreibt diese problematische Denkfigur Scheers populärste Schöpfung Perry Rhodan glücklicherweise nur teilweise. Perry Rhodan steht zwar durchaus als "Einzelner" für "die Terraner", aber es ging auch in den frühen Romanen eben <b>nicht</b> um die verbesserte Restauration eines vergangenen Reiches, auch wenn der "Erbe"-Gedanke gut 1000 Bände sogar im Untertitel der Serie stand: "Der Erbe des Universums". Es geht allerdings um das "Erbe" einer Zivilisation, die ihre Chance gehabt hatte und versagte. "Aufbruch zu neuen Ufern" und "Toleranz und Vielfalt, aus dem Neues, Besseres entsteht" anstelle der Wiederherstellung der "guten, alten Ordnung". (So gesehen wäre übrigens Star Wars "faschistoider" als Perry Rhodan.)<br />
Ich vermute, dass das (<i>die von mir begrüßte nicht-reaktinäre Ausrichtung</i>) auch daran liegt, dass Scheer nicht der "Alleinschöpfer" Rhodans war, sondern dass (<i>die Perry Rhodan-Autoren</i>)Walter Ernsting (alias Clark Darton) und später vor allem Willi Volz andere, weniger patriarchale und vor allem weniger autoritäre Mythen und Utopien im Hinterkopf hatten. <br />
<br />
Das schmälert übrigens meinen Respekt und meine Sympatie für Karl-Herbert Scheer und seine Romane nicht - aber aus einigen Jahrzehnten Abstand erkennt man die Ecken und Kanten, die sein Werk aufwiesen. Ohne die, das muss auch gesagt werden, die harten und rasanten Scheer-Romane weniger hart und rasant wären. Sie hoben sich positiv von den allzu "braven" und oft ziemlich angestaubten deutschen Unterhaltungsstoffen ihrer Zeit ab. Und Scheer war alles andere als ein "heimlicher Nazi". Von der Sorte gab es in der deutschen Unterhaltungsliteratur und im (west-)deutschen Unterhaltungsfilm der 50er und 6Oer einige ziemlich schlimme Vertreter.<br />
<br />
Mit ist schon sehr lange klar ist, dass Scheers Romanplots nicht nur kantig sind und es in ihnen ziemlich brutal zur Sache gehen kann, sondern auch sehr stark auf autoritäre "Führerpersönlichkeiten" mit schier übermenschlichen Fähigkeiten fixiert sind.<br />
Das ist übrigens ein weiterer Grund, weshalb ich keine direkte Fortsetzung von "Herr der Meere" schreibe.<br />
(Die Idee einer Suche ist übrigens nicht von mir, sondern von Kurt Kobler.)<br />
Da "Herr der Meere" einige inhaltliche Parallelen zur frühen "Perry Rodan"-Serie, zum "3.-Macht-Zyklus", aufweist, bzw. Scheer einige Ideen aus "König der Meere" und "Herr der Meere" wiederverwendete, kam ich auf die Idee, doch statt "Vergeltung" und "Herstellung des rechtmäßigen Status" Gonder andere, visionärere, aber durchaus scheer-typisch übergroße Ziele zu unterstellen. <br />
Reinhardt Gonder wurde vom Regime des englischen Königs Karl II. umd das Erbes seiner Eltern gebracht und als Rebell zur lebenslanger Zwangsarbeit auf westindischen Plantagen verurteilt. Er ist zwar von der Abstammung her Brandenburger, aber von Herzen Anhänger der englischen Republik unter "Lord Protector" Oliver Cromwell - und, was man ihm streckenweise bei aller Toleranz für seine saufenden und hurenden Piraten anmerkt, Puritaner. Nun war Oliver Cromwells Regime im Grunde eine Militärdiktatur, er selbst ein religiöser Fanatiker, dessen brutales Vorgehen gegen die irischen Katholiken bis heute Folgen hat, und der protestantisch-puritanische Tugendterror ein typisches Merkmal der Cromwell-Ära.<br />
<br />
Da Gonder in "Herr der Meere" in erste Linie die piratentypischen Ziele "schnell reich werden" und "Rache" verfolgt, tritt das nicht so unangenehm zutage, wie das bei einem stärker "politischen" Plot der Fall gewesen wäre.<br />
<br />
Da ich keine "unpolitischen" Abenteuerromane schreiben möchte, schon aus dem Grund, das sowohl "kontrafaktische Geschichtsschreibung" wie "Agentenromane" automatisch einen Zug ins Politische haben, ergibt sich daraus ein für mich durchaus reizvoller Zwiespalt: Gonder darf, damit die Kontinuität zu Scheers Werk erhalten bleibt, nicht plötzlich zum überzeugten, sinnenfrohen und "quasi-sozialistischen" Basisdemokraten (wie es sie unter den Bukanieren des späten 17. Jahrhunderts ansatzweise tatsächlich gab), mutieren. Anderseits darf er keine poltischen Ziele haben, die denen Cromwells entsprächen - ein Held, der einen autoritären christlich-protestantischen "Gottesstaat" anstrebt, wäre heutigen Lesern nicht zuzumuten, und, wie Scheer sicher wusste, wohl auch nicht den Lesern der 1950er Jahre.<br />
Es ist Lesern meine ersten "Geheimauftrag MARIA STUART"-Romans sicher nicht entgangen, dass ich Symphatien für die sinnenfrohen und genussfreudigen, toleranten, durchaus basisdemokratischen und unter sich auf soziale Gerechtigkeit bedachten Bukaniere hege - trotz ihres blutigen "Handwerks". Sicher nicht als Vorbild für heute, aber als reizvolles Gegenbild zum Absolutismus des 17. Jahrhunderts. Ich denke nicht, dass Scheer meine Sympathien für eine Freibeuter-Anarchie geteilt hätte.<br />
<br />
Mal sehen, wie ich mit dieser Herausforderung fertig werde.
MMarheinecke
Gedankenfutter
Copyright © 2013 MMarheinecke
2013-04-03T19:37:00Z
-
Mein Piratenroman ist veröffentlicht!
http://martinm.twoday.net/stories/248918220/
... und ich betreibe mal schamlose Eigenwerbung.<br />
<br />
<a href="http://www.ipernity.com/doc/mmssenf/14157579"><img title="Geheimauftrag MARIA STUART" alt="Geheimauftrag MARIA STUART" src="http://u1.ipernity.com/25/75/79/14157579.17c6828a.240.jpg" height="240" width="149" /></a><br />
<br />
Im Jahr 2012 erschien mit dem Band 9 "Der schwarze Hai" der letzte Band der Neuauflage der <a href="http://www.terranischer-club-eden.com/special/hdm-info.htm" target="_blank">Piraten-Reihe "Herr der Meere"</a>, die <br />
Karl-Herbert Scheer unter dem Pseudonym "Pierre de Chalon" verfasste. <br />
<br />
Reinhardt Gonder und seine wildverwegene Bande segelten am Ende des Buches mit ihrer mächtigen MARIA STUART in eine offene und ungewisse Zukunft.<br />
<br />
War es das schon gewesen? Nein!<br />
<br />
<b>Herr der Meere - Geheimauftrag MARIA STUART</b><br />
Band 1 Auf Gonders Spuren<br />
<br />
<a href="http://www.ipernity.com/doc/mmssenf/12819239"><img title="" alt="" src="http://u1.ipernity.com/22/92/39/12819239.ec647a81.500.jpg" height="500" width="351" /></a><br />
<i>DIe MARIA STUART</i><br />
<br />
Der ebenso kühne wie taktisch geschickte Kaperfahrer Reinhardt Gonder, von Freund und Feind respektvoll der Herr der Meere genannt, verlässt mit seinem mächtigen Schiff MARIA STUART im Jahre 1674 die Karibik mit unbekanntem Ziel. Jahrelange hört man nichts mehr von dem legendären Korsaren.<br />
Es gibt aber einen Mann, der sich nicht mit den widersprüchlichen Gerüchten über den Verbleib des aus Brandenburg stammenden Freibeuters zufrieden gibt: Vicomte Marcel de Vetry. Ihm hatte Gonder das Leben gerettet, als de Vetrys Schiff von einem spanischen Geschwader abgefangen und versenkt wurde.<br />
Da der Vicomte Neffe des mächtigen französischen Kriegsministers le Tellier ist und mittlerweile selbst einen hohen Rang im Ministerium einnimmt, ist er der richtige Mann, um eine geheime Suchexpedition in die Wege zu leiten.<br />
Mit einem unscheinbaren, aber ungewöhnlich seetüchtigen Segler, der im Krieg erbeuteten niederländischen Galiot GOEDE HOOP, der man weder ihre Geschwindigkeit noch ihre technischen Geheimnisse ansieht, geht de Vetry im Herbst 1676 in See.<br />
De Vetry, der Flämische Seewolf Kapitän Bankert und ihre kleine handverlesene Mannschaft machen sich auf die Suche nach dem Herrn der Meere. Marcel de Vetry geht es dabei um das Schicksal seines Freundes. Offiziell gilt die Suche dem schnellen Dreidecker MARIA STUART und dem Geheimnis von Gonders gefürchteten Explosivgeschossen.<br />
Nach einer gefahrvollen Reise über den stürmischen Atlantik treffen sie auf der berüchtigten Pirateninsel Tortuga auf einen Mann, der Näheres über das Ziel der MARIA STUART zu wissen scheint ...<br />
<br />
<a href="http://www.ipernity.com/doc/mmssenf/13626929"><img title="Galiot " alt="Galiot " src="http://u1.ipernity.com/24/69/29/13626929.0f7a424f.500.jpg" height="500" width="349" /></a><br />
<i>Die GOEDE HOOP vor Tortuga</i><br />
<br />
Es handelt sich dabei um keine direkte Fortsetzung der Scheer-Romane, sondern eine eigenen Geschichte mit Motiven und Figuren aus der Herr der Meere-Serie. Eine direkte Fortsetzung hätte nur K. H. Scheer selber schreiben können.<br />
<br />
Der Band hat 158 Seiten,<br />
Karten und Zeichnungen<br />
und kostet 10 Euro<br />
plus 1,40 Euro Porto Inland<br />
bzw. 3,50 EUR Porto ins europäische Ausland.<br />
<br />
In diesem Sinne:<br />
<br />
Anker auf und Leinen los !<br />
<br />
Martin Marheinecke und Kurt Kobler (TCE) <br />
<br />
<br />
<b>Bestellmöglichkeiten:</b><br />
<br />
Postalisch:<br />
<br />
Kurt Kobler<br />
Feuerwerkerstr.44<br />
46238 Bottrop<br />
<br />
Per E-Mail an:<br />
tceorder @ terranischer-club-eden.com<br />
<br />
Die Bezahlung erfolgt nur gegen Vorkasse:
<ul>
<li>bar (Das Risiko trägt dabei der Besteller.)</li>
<li>per Verrechnungsscheck</li>
<li>per Überweisung in €Euro auf das TCE-Clubkonto: <br />
<br />
Bankverbindung des TCE:<br />
<br />
Name: Joachim Kutzner "Sonderkonto TCE"<br />
Bank: Postbank Köln<br />
BLZ: 370 100 50<br />
Konto-Nr.: 347749-500 (bei Online-Banking: 347749500)<br />
IBAN: DE53 3701 0050 0347 7495 00<br />
BIC: PBNKDEFF</li></ul>
MMarheinecke
Persönliches
Copyright © 2013 MMarheinecke
2013-02-11T22:04:00Z
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JETZT! - Das neue Album der "Singvøgel"
http://martinm.twoday.net/stories/219049062/
Die Band Singvøgel, das sind Karan, Duke Meyer und Sven Scholz, gibt es seit nunmehr 10 Jahren. Ursprünglich waren sie ein Gesangsduo zweier Sänger, die nicht unterschiedlicher sein konnten, später kam mit Sven ein Schlagzeuger und Arrangeur hinzu, womit aus dem Liedermacher-Duo ein Rock- und Pop-Trio wurde. Wobei der Name für ein Gesangs-Duo fast Selbstparodie und für eine Rockband einfach nur schräge ist.<br />
Wer sozusagen aus erster Hand bzw. aus berufenem Mund mehr über die Band mit dem schrägen Namen und dem schrägen ø wissen will, dem empfehle ich den fast drei Stunden langen, informativen, amüsanten und mit vielen Musikbeispielen gewürzten Podcast von Band-Mitgründer Duke. (<a href="http://dl.dropbox.com/u/106959885/nb_episode_02.mp3" target="_blank">Download, MP3, ca. 366 MB</a>)<br />
<br />
Als Lifeband sind die Singvøgel ein Erlebnis. Für die Studio-Aufnahmen galt das bisher nur bedingt. Die bisherigen Alben der Band stehen auf hohem Amateur-Niveau, was für das einstige Duo durchaus reichte, den musikalischen Ambitionen der Rockband aber nicht immer gerecht wurde.<br />
Durch einen jener Glücksfälle, die der üblichen Lebenserfahrung in unsere Gesellschaft widerspricht, nämlich der, dass niemand einem etwas schenkt, die allerdings aus Gründen, die ich nicht weiter ausführen möchte, im Umfeld der Singvøgel gehäuft auftreten, kamen die Vøgel zu dem zumindest vom Namen her passenden Produzenten <a href="http://www.ingovogelmann.com/" target="_blank">Ingo Vogelmann</a>. Ein erfahrener professioneller Produzent ist für eine ambitionierte Band unbezahlbar und für eine kleine ambitionierte Band buchstäblich unbezahlbar. Die Singvøgel hatten das Glück des Tüchtigen: Ingo produzierte das neue Album JETZT nämlich aus Freundschaft und wegen des ihn offensichtlich faszinierenden musikalischen Potentials der Band für lau!<br />
Nicht nur bei der Produktion gingen die Singvøgel neue Wege. Schon bisher steigerte sich von CD zur CD der Aufwand der Ausstattung klar, denn ein CD-Käufer will ja einen Mehrwert gegenüber dem Download, etwa ein Booklet.<br />
Um dem musikalisch ambitionierten Album auch zur einer angemessene CD-Pressung mit angemessener Ausstattung zu verhelfen, wagten die Singvøgel ein Experiment: Crowdfunding. Für etablierte Bands ist das ein inzwischen bewährter Weg, für eher unbekannte kleine Bands mit überschaubarem Fandom immer noch ein Wagnis. Es glückte das crowd-finanzierte Album JETZT ging ins Presswerk!<br />
<a href="http://www.ipernity.com/doc/singvoegel/13574117"><img title="Singvøgel - Jetzt - Front Cover" alt="Singvøgel - Jetzt - Front Cover" src="http://u1.ipernity.com/24/41/17/13574117.dcedf7d8.500.jpg" height="500" width="500" /></a><br />
<br />
Bevor ich zum Inhalt des Albums komme, muss ich erst einmal reinen Wein einschenken: Es entspricht nicht unbedingt meinem Musikgeschmack. Das gilt für Ingos wirklich professionelle Produktion, die allerdings manchmal not quite my cup of tea ist, zum Teil auch für das für meinen persönlichen Geschmack zu heftige Pathos einiger Songs. Es macht sich eben bemerkbar, dass ich ein Freund des klassischen Gitarren-Rocks bin, ganz gerne mal Punk und Garage höre, klassische Musik überaus schätze und seit einiger Zeit den Jazz für mich entdecke - und mich an überproduzierten und glattgebügelten Wall-of-Sound-Produktionen, an Pathos und Prunk einfach übergehört habe. Ich bin jemand, der aus Überdruss an verfeinerter Küche und üppigen Desserts lieber Schwarzbrot und saure Gurken isst was nicht gegen verfeinerte Küche und Desserts spricht. Die Singvøgel sind alles andere als musikalisches Fast-Food!<br />
<br />
Der Aufmacher ist Pegasus. Der Text, gedichtet und gesungen von Karan, ist eine Huldigung an die Personifikation des schöpferischen Prinzips, dessen, was noch vor der Phantasie und der Inspriration kommt. Leider ich bin kein Dichter - finde ich kein anderes Wort als den vernutzten Begriff Kreativität um zu beschreiben, was Pegasus unter anderem ist. Die erste Zeile, Ich habe meine Heimat bei den Sternen, könnte zugleich symptomatisch für die Band sein sie hat Ambitionen, und zwar nicht zu knapp. Die Melodie ist ruhig und sanft, fast schwebend, die Besetzung Singvøgel-typisch halbakustische Gitarre, Flöte und Schlagzeug.<br />
<br />
Dass die Singvøgel eine gesellschaftskritische, durchaus politische, Band sind, zeigt sich in dem zweiten Song, Renn, Elfe, renn.<br />
Wobei die besagte Elfe einerseits eine großartige Metapher ist, Elfen mit Kampfhubschraubern jagen ist, was etwa die Ideologie des Präventionsstaates und das Vorgehen eines Polizeistaates angeht, weitaus treffender als das bekannte mit Kanonen auf Spatzen schießen. Anderseits ist die Elfe natürlich eine Allegorie, unter anderem für Natur, für Phantasie, für das innere Kind und für das Anderssein. Aber die Elfe ist nach meinem Eindruck mehr als nur Metapher und Allegorie.<br />
<br />
Das Intro sind Hubschraubergeräusche und Krähengeschrei es evoziert die Atmosphäre eines Castor-Transportes, jedenfalls für den, der schon mal bei einer Anti-Castor-Demo im Wendland dabei war. Die Musik ist angemessen wuchtig-bedrohlich, der gesprochene Dialog Karans und Dukes in den Versen an militärischen Sprachgebrauch angelehnt sozusagen Hörspiel. Im gesungenen Refrain Renn, Elfe, renn, es geht um dein Leben wechseln sie die Ebene, und sprechen die Elfe und den Hörer direkt an: Sie werden dich nicht hängen, aber erfassen, überwachen, kontrollieren, schikanieren, kleinmachen, dir dein selbstbestimmtes Leben nehmen.<br />
<br />
<a href="http://www.ipernity.com/doc/mmssenf/10440158"><img title="Renn Elfe, renn! (handcolorierte Fassung)" alt="Renn Elfe, renn! (handcolorierte Fassung)" src="http://u1.ipernity.com/18/01/58/10440158.e7276fe3.500.jpg" height="500" width="370" /></a><br />
<br />
Nun mein persönlicher Favorit auf JETZT, ein unverkennbarer Duke-Song: Der Wahnsinn allein.<br />
Die scheinbar abgedrehten Verse Dukes sprechen eine tiefe und gern verdrängte Wahrheit aus. Was wären wir, wenn wir allesamt normal, sozial angepasst, kontrolliert und vernünftig wären? Ohne eine Portion Größenwahn gäbe es weder künstlerische Ambitionen noch technische, kulturelle, politische Revolutionen, ohne mehr als eine Spur Beziehungswahn würde sich wohl kaum ein Mensch verlieben. Duke ist nach meiner bescheidenen Ansicht ein hervorragender Dichter.<br />
Mir gefällt das Lied auch wegen seiner beinahe live-Atmosphäre. Hatte ich schon erwähnt, dass die Singvøgel eine hervorragende Life-Band sind?<br />
<br />
Wenn Der Wahnsinn das typische Duke-Stück des Albums ist, ist die melancholische Ballade Aller Anfang ist Meer nach meinem Eindruck das typische Karan-Stück. Ruhig, romantisch, zurückhaltend und ein bisschen kitschig. Wie Duke ist auch Karan eine erstklassige Poetin, schon das Wortspiel Aller Anfang ist Meer / mehr ist tiefsinnig und einer längeren Meditation wert. Im direkten Vergleich zum thematisch und musikalisch verwandten Muschelkalk auf dem vorangegangenen Album Für Zeiten wie diese erkannt man den Wert der professionelleren Produktion: Karans Stimme kommt wesentlich besser heraus, ebenso der Klang der Instrumente.<br />
<br />
Der aufwendigste, ambitionierteste und aufsehenerregendste Song des Albums ist Dea Dia. Er ist zugleich mein Problemsong. Ein Lied, das ich nur schwer ertrage.<br />
Die Dea Dia ist die in unserem Kulturkreis wenig bekannte römische Göttin des Wachstums, womit die alten Römer allerdings nicht das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes oder der Renditen meinten, zweier der wichtigsten Götter unseres Kulturkreises, sondern das Wachsen der Vegetation, den Wandel, den Wechsel der Tages- und Jahreszeiten und der Lebensalter, der Entwicklung. Karan beschreibt in ihren Versen zuerst den unbefriedigenden Ist-Zustand, in Worten, die eine treffende Beschreibung einer milden depressiven Verstimmung oder die Vorboten eine echten depressiven Episode sein könnten. Man könnte auch sagen: sehr melancholisch. Alle Schönheit trägt ein Trauerkleid. Dann die Anrufung und schließlich die Huldigung der Göttin: Wurzel allen Wandels.<br />
Obwohl mir die Verse, aus Gründen, die nicht in die Öffentlichkeit gehören, schwer innerlich zu schaffen machen, sind sie nicht der Grund, wieso Dea Dia für mich ein Problemsong ist.<br />
Für mein Empfinden ist Dea Dia irgendwie überproduziert, zu viel Pop-Zuckerguss, zu viel Wall of Sound, zu bombastisch.<br />
Wobei die "Singvøgel", wie mir Sven verriet, es ja pathetisch wollten, es also nicht allein Ingo Vogelmanns Handschrift ist, die sich hier bemerkbar macht.<br />
Von Ingo ist das gut drei Minuten lange Intro. Ein ausgeklügelter Synthesizer-Klangteppich. Für mich als Kraftwerk-Fan müsste das Intro von Ingo theoretisch genau meine Kragenweite sein, ist es seltsamerweise nicht. Ich habe mir zum Vergleich extra ein paar alte Kraftwerk-Sachen vom Album Die Mensch-Maschine angehört: Kraftwerk war verdammt rau damals, die Musik aus den zum Teil selbstgebastelten Analog-Synthesizern klingt nach Strom. Das Dea-Dia-Intro ist im direkten Vergleich beinahe soft, moderner, sauberer aber unverkennbar Kraftwerk-Schule. Wandel der Produktionstechnik, Wandel des Zeitgeschmacks, insofern wieder zum Thema passend.<br />
Der Hauptteil ist Pathos pur. Erst ein paar Klavierakkorde, dann ein lateinischer Vers, mit dem Karans melancholischer Gesang beginnt (<i>enos lares iuvate</i>,) und dann wird es richtig episch, fett arrangiert, mit verzerrter Gitarre als Rock-Element. Nach der Melancholie allzu euphorisch, hymnisch, pathetisch. <br />
Mein Geschmacksurteil, ich weiß. Schiebe ich meinen Geschmack mal beiseite, muss ich anerkennen: Ingo versteht sein Handwerk. Und was gehen mich die Ambitionen der Singvøgel an?<br />
Mit Blick auf das, was musikalisch zur Zeit gut läuft, ist Dea Dia genial, nicht nur, weil Moll-Songs seit Jahren im wachsendem Maße die Charts dominieren. <strike>Er fängt da an, wo der Melancholie-Pop zwischen Lana del Rey und Silbermond mangels Mut aufhört. Im deutschen Sprachraum traue ich allenfalls noch Rosenstolz etwas annähernd in dieser Klasse zu, aber nur annähernd.</strike><i>(Ein nicht fairer Vergleich, bzw. da vergleiche ich Äpfel mit Birnen.)</i> <br />
Über das aufwendige und handwerklich hervorragende Video zum Song von George P. Schnyder schreibe ich besser nichts, das ist ein Kapitel für sich. Eines, das für mich, aus meiner ganz persönlichen Situation heraus, nicht zu ertragen ist: Angstschweiss statt Gänsehaut.<br />
<br />
Die Krähe im Kopf, gedichtet und gesungen von Karan war ursprünglich ein Vögel im Kopf, im Sinne von einen Vogel haben. Inhaltlich eine weniger heftige Ergänzung zu Dukes genialem Wahnsinn, mit versöhnlichem Schluss: Ich hab ne Krähe im Kopf und lass sie fliegen.<br />
Für meinen Geschmack mit etwas zu viel Pathos arrangiert und produziert.<br />
<br />
Auch ist fast schlagerhaft produziert (aus meinem Mund kein Kompliment) und angenehm anzuhören (was durchaus ein Lob ist), mit leichten Anklängen an Reinhardt Mey einem, was immer man von ihm halten mag, großartigem Verseschmied.<br />
Ein sehr versöhnlicher Song, entspannend, freundschaftlich und kein Stück traurig.<br />
Das gemütliche und dichte Arrangement und die fette Produktion passen, mit Blick auf das breite Publikum, schon. Es ist der meiner Ansicht nach radiotauglichste Track von JETZT.<br />
<br />
Meistens auf der Flucht ist gesellschafts- und selbstkritisch, ohne Politsong zu sein. Duke treffende, wahre und und ironisierte Beschreibung der erbärmlichen, Mentalität des typischen Mannes, der nach den Komplimenten der Frauen giert, aber eigentlich ab und an im passenden Moment einen Tritt in die Eier bräuchte. Wir sind so logisch, wie ein Bündel Faden im Spiel der Katz und wenn uns keine Lob sind wir verratzt.<br />
Zu Produktion und Arrangement schreibe ich dieses Mal nichts.<br />
<br />
Der neunte und letzte Track ist die Ambient-Reprise von Pegasus, in der Ingo Vogelmanns Einfluss überdeutlich ist. Na ja, wems gefällt.<br />
<br />
Nun zum Klang, sowie ich es als Nicht-Musiker überhaupt beurteilen darf. Im direkten Vergleich z. B. zu Für Zeiten wie diese profitiert JETZT sehr von der langjährigen Erfahrung Vogelmanns. Der Klang ist ausgewogener, die Instrumente verschwinden nicht im Brei. Wobei auch ein guter Produzent nur das hervorholen kann, was die Musiker mitbringen.<br />
Bei einigen Songs, z. B. beim Pegasus, könnten die Gesangsspur etwas weiter in den Vordergrund gemischt werden, den bei den Singvøgeln sind die Texte nicht nur gut, sondern auch inhaltlich wichtig. (Sehr ungewohnt in der Popmusik der letzten 20 Jahre, ich weiß.)<br />
<br />
Fazit: JETZT ist das technisch und handwerklich unbestreitbar beste Album der Singvøgel. Was die Lieder an sich angeht, textlich und kompositorisch, hält es dabei das hohe Niveau seiner Vorgänger.<br />
Melancholie ohne Verbitterung, Kritik ohne Häme, nicht unpolitisch, aber ohne Agitation und Propaganda.<br />
Bis auf meinen Problemsong Dea Dia mag ich die Lieder durchaus, Wahnsinn gefällt mir ausgesprochen gut, Pegasus, Renn, Elfe, renn und Auch sind weitere Favoriten.<br />
Was das Arrangement und vor allem die Produktion angeht: Geschmackssache. Mein Geschmack ist es nicht.<br />
JETZT hat, obwohl es kein Konzept-Album ist, nach meinem Eindruck ein klares Konzept.<br />
Das Konzept ist meiner Ansicht nach: Wir zeigen endlich mal, was wir im Studio können, mit der klaren Ansage, dass die Singvøgel Ambitionen haben, keine Amateurband mehr sein wollen. Die Singvøgel versuchen sich deutlich aus gleich zwei Genre-Schubladen zu befreien. <br />
Einerseits der Liedermacher / Politbarden-Schublade, anderseits der "Pagan"-Schublade. <br />
Daher wäre ein explizit heidnisch-germanischer Song wie z. B. Großer Donner auf JETZT kontraproduktiv.<br />
Zwar sind auch Pegasus und Dea Dia heidnisch, aber eben nicht germanisch, und verstören weit weniger. Antike Mythologie gehört eben zum anerkannten kulturellen Kanon, dafür ordnet einen keiner in die völkische, faschistische oder deutschtümelnde Schublade ein oder in die Sekten-Ecke.<br />
Daher ist es auch klar, dass z. B. Bragis Bande nicht ins JETZT-Konzept gepasst hätte: die Aussage ist zu explizit neopagan und der mitbrüllfreundliche Song ist nichts für eine ebenso anspruchsvolle wie glatte Produktion.<br />
Auch die in mehreren Liedern erzählte Geschichte von der Schwarzen Perle, um eine Perle der Meeresgöttin Ran, einem sterbenden Wikinger und einer zweifelnden Nonne, wäre in JETZT wohl wegen der Thematik fehl am Platz gewesen.<br />
<br />
Da die Singvøgel noch zahlreiche weitere bisher nicht auf Tonträger veröffentlichte Lieder in Petto haben, ist das nächste Album eigentlich nur eine Frage von Zeit und Geld. Das gelungene Crowdfounding zeigt, dass zumindest Geld eine lösbare Aufgabe sein dürfte.<br />
<br />
Was ich mir wünsche, ist endlich mal ein Singvøgel-Life-Album. (Hatte ich schon erwähnt, dass sie eine großartige Life-Band sind?)<br />
Bisher gab es nur Mitschnitte mit den erbärmlichen Mikrofonen der Kameras. Ein guter Konzert-Mitschnitt mit gutem Equipment aufgenommen und gut abgemischt das wäre etwas für mich.<br />
<br />
Den Download des Albums erreicht man über die <a href="http://www.singvoegel.com/" target="_blank">Website der Singvøgel</a>. In den Formaten MP3, M4A und, etwas ganz Feines, der annähernd verlustlosen Komprimierung FLAC, die sich auch auf der Heimanlage anhören lässt. Die CD ist in der Mache, soll aber noch vor Jahresende fertig werden.
MMarheinecke
Kulturelles
Copyright © 2012 MMarheinecke
2012-12-05T16:23:00Z
-
Julwunderzeit-Verlosung
http://martinm.twoday.net/stories/219032376/
Nach langen Monaten reaktiviere ich dieses Blog, das ich eigentlich für immer "auf Archiv" stellen wollte. Es gibt einen besonderen Anlass, für den ich ein persönliches Blog brauche, und ich habe zur Zeit kein anderes.<br />
<br />
Hier nun mein Beitrag zur Aktion <a href="http://wurzelfrau.de/living/?p=176" target="_blank">"Julzeit voller Wunder"</a>:<br />
<br />
Ich verlose eine Studie für ein Gemälde, das ich erst noch "richtig" malen werde:<br />
<a href="http://www.ipernity.com/doc/mmssenf/13743373"><img title="Pegasus" alt="Pegasus" src="http://u1.ipernity.com/24/33/73/13743373.c2d96872.500.jpg" height="500" width="352" /></a><br />
<br />
Nach einem Lied der <a href="http://www.singvoegel.com/index.php/pegasus/" target="_blank">Singvøgel</a>, das auf der neuen CD der <a href="http://www.singvoegel.com/" target="_blank">"Singvøgel"</a> "JETZT" zu finden und zu hören ist. <br />
<br />
Was müsst Ihr dafür tun? <br />
Hinterlasst einfach bis zum 09.12. um 23:59 MEZ einen Kommentar unter diesem Artikel. Am 10.12. ziehe ich dann einen Namen zufällig und diejenige oder derjenige bekommt dann bis zum 21.12. das Bild. Verständigt wird der_die Glückliche per e-mail. (Daher bitte angeben!)<br />
<br />
Spam-Kommentare aller Art werden gelöscht!<br />
<br />
Wer noch alles mitmacht, seht Ihr hier bei <a href="http://wurzelfrau.de/living/?p=176" target="_blank">Wurzelfrau</a><br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!
MMarheinecke
Persönliches
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2012-11-28T20:07:00Z
-
Waffensupermarkt
http://martinm.twoday.net/stories/97042119/
Quelle: <a href="http://www.amnesty.de/att" target="_blank">Amnesty International</a><br />
<br />
<a href="http://www.amnesty.de/att"><img title="logout.jsp" alt="logout.jsp" src="http://u1.ipernity.com/22/33/81/12783381.669c4c75.jpg" height="1199" width="585" /></a>
MMarheinecke
Politisches
Copyright © 2012 MMarheinecke
2012-05-31T13:18:00Z
-
Das Andromeda-Backup
http://martinm.twoday.net/stories/97042107/
Es gibt ein neues Perry Rhodan-Fanprojekt beim TCE!<br />
<br />
(Und damit auch einen neuen, überaus sehenswerten, Video-Trailer.) <br />
<br />
2010 war die Geheimoperation ONAGER:<br />
<a href="http://www.youtube.com/watch?v=yfHySXiQzQQ&feature=relmfu">http://www.youtube.com/watch?v=yfHySXiQzQQ&feature=relmfu</a><br />
<br />
2011 kam der Geleitzug nach Andromeda:<br />
<a href="http://www.youtube.com/watch?v=ddNquKJCGZ0&feature=relmfu">http://www.youtube.com/watch?v=ddNquKJCGZ0&feature=relmfu</a><br />
<br />
Und im Juni 2012 erscheint der neue Perry-Rhodan-Fanroman:<br />
<br />
Das Andromeda-Backup<br />
- Meister der Insel Extended -<br />
<br />
Hier geht's zum Romantrailer auf youtube von Raimund Peter<br />
(Stimme: Wilfried Hary):<br />
<a href="http://www.youtube.com/watch?v=Da0mRXzh7Rw">http://www.youtube.com/watch?v=Da0mRXzh7Rw</a><br />
<br />
<br />
Zum Inhalt:<br />
<br />
"Die Toten kehren zurück - die Vergangenheit greift nach der Zukunft."<br />
<br />
Die Handlung des Romans führt den Leser in das Jahr 2406 und zurück zu Schauplätzen des legendären Meister der Inseln-Zyklus.<br />
<br />
Die Terraner und ihre Verbündeten stürmen die Superfestung TAMANIUM, den Zentralplaneten der Meister.<br />
<br />
Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Macht der MdI endgültig gebrochen werden kann.<br />
<br />
Auf dem Höhepunkt der Schlacht erwacht während des Amoklaufs der Schläfer in den Katakomben des Festungsplaneten ein Mann ohne Gedächtnis.<br />
<br />
Ron Fox, ein Terraner aus dem 20 Jahrhundert <i>(genauer gesagt: aus dem Jahr 1968)</i>, wird in den Strudel der Ereignisse hineingezogen. Und Dinge nehmen ihren Lauf, welche die bevorstehende Niederlage der MdI für die Allianz zu einem Pyrrhussieg werden lassen könnten.<br />
Ein uralter Plan läuft an und ein alter Bekannter der Terraner spielt wieder mal sein eigenes rätselhaftes Spiel.<br />
<br />
Zwischen allen Fronten steht Ron Fox, und nur er ist in der Lage, das Andromeda-Backup zu verhindern ... wobei seine Vergangenheit zu seinem größten Feind wird.<br />
<br />
Autoren:<br />
Michael Pfrommer & Kurt Kobler<br />
<br />
188 Seiten<br />
Din A5 Softcover <br />
<br />
Umlaufendes Titelbild: Raimund Peter<br />
Umschlaggestaltung: Norbert Mertens & Joe Kutzner<br />
<br />
Der TCE im Web - : <a href="http://www.terranischer-club-eden.com">http://www.terranischer-club-eden.com</a>
MMarheinecke
Persönliches
Copyright © 2012 MMarheinecke
2012-05-31T12:53:00Z
-
Auf die "Versager"!
http://martinm.twoday.net/stories/75223419/
Ich weiß, ich bin ein "Versager". Ich versuche, ein Versager im Sinne des (fiktiven) Detektivs Philip Marlowe und seines literarischen "Vaters" Raymond Chandler zu sein:
<blockquote>Wenn es Unreife bedeutet, sich gegen eine korrupte Gesellschaft aufzulehnen, dann ist Philip Marlowe äußerst unreif. Wenn es mangelhafte soziale Anpassung bedeutet, Schmutz zu sehen, wo Schmutz ist, dann hat sich Philip Marlowe mangelhaft sozial angepasst.<br />
Natürlich ist er ein Versager, und er weiß das auch. Er ist ein Versager, weil er kein Geld hat. Ein Mann, der ohne körperliche Handicaps ist und sich trotzdem keinen anständigen Lebensunterhalt verdienen kann, ist immer ein Versager und gewöhnlich ein moralischer Versager. Ab eine Menge sehr guter Menschen sind auch Versager gewesen, weil ihre besonderen Gaben nicht zu ihrer Zeit und zu ihrer Umwelt passten. Auf lange Sicht gesehen sind wir wahrscheinlich gesehen alle Versager; wir hätten sonst nicht die Sorte Welt, die wir haben.</blockquote>
Raymond Chandler in einen Brief an Mr. Inglis, Oktober 1951<br />
<br />
Wie brauchen die "Versager" - wenn ich mir ansehe, wohin die "Reifen", die "gut Angepassten", die "Erfolgreichen" uns gebracht haben, dürfte klar sein, warum!
MMarheinecke
Persönliches
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2012-03-04T22:51:00Z
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Wie wird der Krankheitsausbruch des Modellbahnvirus erkannt ?
http://martinm.twoday.net/stories/64980425/
Es gibt nicht nur Rosenmontagszüge, die mitunter nerven. Nicht nur verspätete Züge der Deutschen Bahn AG nerven auch. Sondern auch z. B. auch solche in Spur H0, TT, N usw. können Nerven kosten. Wenn der Gesprächspartner vom tückischen Modelbahnvirus befallen ist.<br />
<br />
Ein Merkmal, an denen man einen vom Modellbahnvirus Befallene diagnostizieren kann, ist, dass er auf die Frage:<br />
"Interessiert dich der Rosenmontagszug?" geistesabwesend antwortet:<br />
"Ja, schon, aber nur, wenn es den auch in Spur TT gibt."<br />
<br />
Weitere Merkmale:<br />
Du könntest vom Modellbahnvirus befallen sein, wenn:<br />
<br />
... du deiner Frau / deinem Mann einen Güterwagen in ihrer / seiner Lieblingsfarbe mitbringst.<br />
<br />
... kein Tag vergeht, an dem du nicht den Gleisplan, den du eines Tages umsetzten wirst, perfektionierst. Seit mindestens zehn Jahren.<br />
<br />
... wenn du mit der Eifer und Inbrunst eines evangelikalischen Zeltmissionars über die Vorteile deiner Spurweite sprichst.<br />
<br />
... du dich bei jedem schönen Gebäude fragst, wie das wohl im Maßstab 1:120 (bzw. 1:87, 1:160 usw.) aussehen mag.<br />
<br />
... wenn du ein Holzplatte herumliegen siehst, und der erste Gedanke, der dir dabei kommt ist der, welchen Gleisplan man darauf verwirklichen könnte.<br />
<br />
... du auf diese kleinlichen Nietenzähler schimpfst, aber, wenn du zwei gleiche Wagen auf der Anlage fahren lässt, jedes Mal, wenn jemand genau hinsieht, hoffst, dass er nicht merkt, dass die Betriebsnummern identisch sind.<br />
<br />
... du Sammler hasst, weil sie die Preise in die Höhe treiben, vor allem die Sammler der Modelle, die du sammelst. Aber du fährst sie auf der Anlage, und das ist was ganz anderes!<br />
<br />
... das sonntägliche Mittagessen auf dem improvisierten Campingtisch im Flur stattfindet, weil du auf dem Küchentisch gerade eine diffizile Bastelei liegen hast.<br />
<br />
... wenn du grundsätzlich bei jedem Besuch in der Innenstadt im Modellbahnladen vorbeischaust, obwohl du die Preise und das Sortiment auswendig kennst, grade nichts da ist, was du brauchst, und du erst gestern da warst.<br />
<br />
... du in deinen üblichen Modellbauladen betrittst und der Verkäufer sofort ruft: "Hallo (dein Name) Augenblick, ich hol sofort den Chef."<br />
<br />
... du deinen Sohn / deine Tochter seit Weihnachten nicht mehr mit seiner Eisenbahn spielen hast lassen.<br />
<br />
... du die Stationen deiner Modellbahn nach deiner Frau / deinem Mann und deinen Kindern nennst, weil du ein schlechtes Gewissen hast, da du mehr Zeit mit der Modellbahn als mit deiner Familie verbringst. Aber das gleicht es doch locker aus, oder?<br />
<br />
... das aktuelle Modellbahnmagazin per Post am gleichen Tag kommt wie deine Steuerabrechnung, und du weißt, dass du dieses Jahr was rausbekommst, und du die Steuerabrechnung zuerst liest, damit du weißt, was du dir an Neuigkeiten für die Modellbahn leisten kannst.<br />
<br />
... man dir eine Kiste Styrodur-Hartschaum und einen Zehnerpack Dachlatten zum Geburtstag schenkt - und du sprachlos bist vor Glück.<br />
<br />
... deine Züge exakter nach Fahrplan fahren als die der Deutschen Bahn <i>(was allerdings nicht weiter schwierig sein dürfte)</i>.<br />
<br />
... du dir jedes Mal neu vornimmst, keine Zurüstteile im Wohnzimmer zu installieren, wo dieser dicke Schafwoll-Teppich liegt.<br />
<br />
... du von Berlin gerade man das LOXX,von Hamburg das "Miniatur-Wunderland" und von Nürnberg die große Anlage im Bahnmuseum kennst.<br />
<br />
... du bei jeder Gelegenheit betonst, dass du jederzeit aufhören kannst.<br />
<br />
(Zusammengenstellt und geguttenbergt aus diversen Modelbahnerforen.)
MMarheinecke
doof-aber-gut
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2012-02-20T16:50:00Z
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Gedanken anläßlich des Scheiterns eines Vollzeit-Karrieristen
http://martinm.twoday.net/stories/64978648/
Sven Scholz bloggte schon über einen Monat vor dessen (längst überfälligen) Rücktritt das nötigste und wichtigste zu <a href="http://www.svenscholz.de/index.php/wulff/" target="_blank">Wulff</a>. Zentral ist Svens Feststellung, dass es in dieser Affäre - wie auch vielen andere Affären - keine "gute" und keine "böse" Seite gibt, und schon gar nicht, dass dadurch, dass eine Seite (z. B. die BILD-"Zeitung") moralisch falsch handelt, die andere Seite (z. B. Ex-Bundespräsident Wulff) moralisch aufgewertet wird.<br />
<br />
In unserer Familie gibt es eine quasi stehende Redensart von der "wulffschen Krankheit". Das bezieht sich auf die Familie meiner Großmutter väterlicherseits, die vor ihrer Hochzeit den in Norddeutschland nicht gerade seltene Familienname "Wulff" trug. Auf Details möchte ich nicht eingehen, gemeint ist eine (angebliche) familiäre Häufung schwerer psychischer Störungen in der besagten Familie Wulff. Allerdings sind sie so unterschiedlicher Art, dass sich daraus z. B. keine erbliche Neigung etwa zur Schizophrenie ableiten ließe, und viele der angeblich "verrückten" Wulffs wären, nach heutigen Maßstäben, allenfalls exzentrisch, aber nicht "verrückt" im Sinne einer psychischen Störung. Auf dem Dorf, vor 70 oder mehr Jahren, wurde das aber anders gesehen: wer sich anders als "normal" verhielt oder auch nur "komische Ansichten" hatte, und dabei nicht dumm war, die (meistens) oder der (seltener) war eben "irrsinnig", "krank im Kopf".<br />
Ich komme darauf, weil mir der Spruch, ich, mein Bruder, mein Vater, mein Onkel usw. hätten "die wulffsche Krankheit" seit eh und je vertraut ist. Eine universell anwendbare "Erklärung" für alle Verhaltensweisen, die irgendwie irritierend sind, nicht ins Weltbild und familiäre Selbstbild passen. Gewissermaßen die Familenausgabe der (gesamtgesellschaftlichen) Tendenz, Verhaltensweisen zu pathologisieren (bekanntestes Beispiel: die Behauptung, "Homosexualität" sei krankhaft). <br />
<br />
Nun gibt es kaum jemanden, der Ex-Präsident Wulff für "Krank" erklärt. Der Mechanismus der Pathologisierung wird ganz "oben", anders als "unten" oder "draußen" (außerhalb einer als kuschelig gedachten "Mitte der Gesellschaft", wo sich all die "anständigen" und "normalen" Menschen aufhalten), nur selten eingesetzt.<br />
<br />
Von seinen Unterstützern wurde dagegen, geradezu gebetsmühlenartig, die "Normalität" des Wulffschen Verhaltens betont, und auch viele seiner Gegner, die aus einer auf die Mailbox gesprochenen Peinlichkeit eine Bedrohung der Pressefreiheit konstruierten, äußerten Verständnis. <br />
<br />
Nach den Maßstäben einer konservativen, "provinziellen", stark religiös geprägten Moral, der Moral des Milieus, aus dem der Ex-Präsident und Ex-Ministerpräsident angeblich (oder doch wirklich?) stammt, wäre Wulff im Grunde ein Kleinkrimineller, jemand, der sich schäbig und rücksichtslos egoistisch verhält, aber dem das Format für eine wirkliche "Schurkerei" fehlt, weil er dafür dann doch zu schlicht gestrickt ist.<br />
Aus diesem engstirnigen und engherzigen Milieu kommen jene, die Wulffs Mentalität für "normal" halten, jedenfalls nicht.<br />
<br />
"Normal" und für ethisch vertretbar wird es von einem Menschenschlag gehalten, der in der deutschen Politik, den deutschen Chefetagen, den deutschen Medien beinahe flächendeckend anzutreffen ist, und den Svens Bruder Jens so treffend beschrieb: den <a href="http://jensscholz.com/index.php/2012/01/08/das-ende-der-karriereplaner" target="_blank">Karriereplaner</a>.
<blockquote> [
] Wir kennen die schon aus unserer Schulzeit und die waren genau die Mitschüler, die sich immer mit dem System gut gestellt haben. Die genau hingeschaut haben, wer ihnen nutzen kann und die immer versucht haben, sich mit denen zu verbrüdern, damit sie ihnen bei den Hausaufgaben und Referaten helfen oder besser, sie ihnen gleich fertig erstellen im Tausch mit meistens materiellen Vorteilen und Gefallen. Insgesamt kamen diese Mitschüler relativ konservativ rüber, allerdings täuschte das - Konservativ waren nur ihre Ansichten zu Frauen und Beziehungen (denn wenn man Frauen aus der Karrieregleichung lässt hat man gleich schon viel weniger Konkurrenz) und ihre Ablehnung von jeder und jedem anderen, der auch nur den Ansatz einer Nonkonformität zu ihrem recht einfachen Wertekanon zeigte.<br />
<br />
Die Einfachheit des Kanons war aber wichtig, denn sie war Grundlage für ihren Lebensentwurf. Der Mittelpunkt dieses Lebensentwurfes bildete und bildet die Karriere. [
] </blockquote>
Wulffs Mentalität der Vorteilsnahme und Vorteilsgewährung ist nur unter bestimmten Leuten "ganz normal" - die leider (noch) auch "bestimmende Leute" sind.<br />
<br />
Es war nur seiner Ungeschicklichkeit - und dem Streben der Presse, allen voran der BILD, den Kopf eines Bundespräsidenten als Jagdtrophäe an der Wand hängen zu haben - zu verdanken, dass ausgerechnet die kleinen Gaunereien des (real machtlosen) Bundespräsidenten ans Licht kamen - und nicht die mutmaßlich größeren anderer, real wichtigerer, Politiker, Wirtschaftsführer und Meinungsmacher, die auch zur "Generation Karriereplan" gehören.<br />
<br />
Es gibt nur einen einzigen erfreulichen Aspekt an der sich seit Monaten dahinziehende Affäre. Man kann Christian Wulff wirklich dankbar sein, dass er es jedem, der es sehen wollte, über Wochen und Monate vorführte, wie ein Durchschnitts-Politiker der Bauart "Karriereplaner" so tickt und funktioniert. Der Mann ist weder dumm noch naiv, aber sein Wertekanon ist von bestürzenden Schlichtheit. <br />
<br />
Karrierreplaner wie Wulff sind opportunistisch, aus anderen Gründen, aber mit einem ähnlichen Ergebnis, aus dem die klassischen autoritären Persönlichkeiten ihr Mäntelchen nach dem Wind drehen. Mittäter und Mitmacher. <br />
Echte kriminelle Energie haben diese Vollzeit-Karrieristen mit dem chronisch guten Gewissen, da bin ich ausnahmsweise einmal der gleichen Ansicht wie konservative Spießer, aber nicht.<br />
Die haben dafür andere. Als Amtsträger erkennt man sie daran, dass auch schlimmste Affären spurlos an ihnen abperlen, dass sie sich alles erlauben und damit durchkommen. Unsere Bundeskanzlerin Merkel würde ich durchaus zu diesem Typ Politiker zählen, noch deutlicher ist dieser Charakterzug beim Finanzminister (und mögliche Bundespräsidentenkandidaten) Wolfgang Schäuble, in der Wirtschaft ist der scheidende Vorstandsvorsitzende der Deutsche Bank, Joseph Ackermann, ein klassisches Beispiel eines "Teflon-Charakters" mit krimineller Energie.
MMarheinecke
Politisches
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2012-02-18T10:55:00Z
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"Sie begriffen die Katastrophe erst, als sie schon passiert war"
http://martinm.twoday.net/stories/64960583/
Es gibt in Norddeutschland zahlreiche Gedenksteine, die an die Sturmflutkatastrophe im Februar 1962 erinnern. Dieser Stein in Allermöhe ist eher unscheinbar. <br />
<a href="http://www.ipernity.com/doc/mmssenf/2804369"><img title="august08 003" alt="august08 003" src="http://u1.ipernity.com/8/43/69/2804369.07e76df3.500.jpg" height="375" width="500" /></a><br />
Von den zahlreichen Flutmarkierungen und Gedenksteinen, die an die Flutnacht vor 50 Jahren erinnern, spricht mich dieser Stein besonders an. An jenem warmen Spätsommernachmittag, als ich ich ihn sozusagen im Vorbeigehen knipste (daher etwas schräg), da erschien der Gedanke an eine stürmische, kalte Winternacht so fern zu liegen. So fern wie die Elbe. Denn der Stein steht kilometerweit vom Hauptstrom der Elbe entfernt, mitten im Land sozusagen. Er wirkt, anders als die Gedenksteine und Markierungen am Hafen, gerade surreal. <br />
Er zeigt, wie katastrophal es wirklich war. Wie sehr diese Nacht die Grenzen des "Normalen" sprengte. <br />
So, wie der Sturm die Grenzen des Erwarteten sprengte: In den Seegebieten der nördlichen Nordsee traten Windgeschwindigkeiten jenseits des Messbereiches der damaligen Windmessgeräte auf. Der Wasserstandsmesser am Pegel in Cuxhaven an der Elbmündung fiel aus, die Fluthöhe konnte nur geschätzt werden.<br />
Eine gute Übersicht darüber, was damals geschah, gibt ein Dossier auf "scienexx": <a href="http://www.g-o.de/dossier-288-1.html" target="_blank">Sturmflut Hamburg 1962 kann sich die Katastrophe wiederholen?</a><br />
In der Nacht vom 16. zum 17. Februar 1962 brachen an 50 Stellen die Deiche an der Unterelbe. Unter anderem wurde ungefähr <strike>ein Dritte</strike> 120 km² des Hamburger Stadtgebietes überflutet, darunter die dicht bewohnten und damals noch mit Behelfsheimen für Flüchtlinge übervölkerten Stadtteile Willhelmsburg und Georgswerder. Mehr als 30.000 Hamburger verloren ihre Wohnung. Etwa 100 000 Menschen wurden vom Wasser eingeschlossen und harrten auf Hausdächern, Anhöhen oder den oberen Stockwerken aus ohne Trinkwasser, Nahrung oder wärmende Decken, mit durchnässten Kleidern bei eisiger Kälte. <br />
319 Menschen starben. Erstaunlich wenig, wenn man die Umstände bedenkt.<br />
<br />
Das Zitat:
<blockquote>"Sie begriffen die Katastrophe erst, als sie schon passiert war"</blockquote> stammt von Helmut Schmidt. Ich bin nicht unbedingt ein Anhänger der Politik, die der damalige Hamburg Polizeisenator und spätere Bundeskanzler betrieben hatte. Damals war er aber der richtige Mann im richtigen Amt. Er war ein Politiker für die akuten Krisensituationen (was er später noch einige Male beweisen sollte), aber keiner für Grundsatzfragen - obwohl: verglichen mit der heutigen Politikergeneration empfinde ich manchmal geradezu nostalgische Gefühle für den knochenharten Pragmatiker Schmidt.<br />
Mut hatte er jedenfalls - auch den, für seine Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Er überschritt seine Kompetenzen, er brach sogar die bewusst die Verfassung (nicht zu verwechseln mit dem fahrlässigen Verfassungsbruch, der für deutsche Politiker leider nicht untypisch ist): <blockquote>Ich habe das Grundgesetz nicht angeguckt in jenen Tagen.</blockquote>
So problematisch ein Verfassungsbruch <i>immer</i> ist: in dieser Situation ging es nicht anders. Oder besser: Es ging nicht mehr anders. Denn das Krisenmanagement in der Sturmflutnacht war in Hamburg ein grausamer Witz. (Wie schlecht das Krisenmanagement war, welche grotesk falschen Entscheidungen aus wie lächerllichen Gründen getroffen wurden, wird vielleicht am Besten aus den dürren Worten in der <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Sturmflut_1962#Krisenmanagement_in_Hamburg" target="_blank">Wikipedia</a> deutlich.)<br />
<br />
Anders als bei anderen Unwetterkatastrophen lag es nicht an einer schlechten oder fehlerhaften Vorhersage, dass es in der in der Nacht zum 17. Februar 1962 zur Katastrophe kam. Ganz im Gegenteil: Die Wissenschaftler des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Sturmflutwarndienst am Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sind auch heute noch von der Arbeit ihre damaligen Kollegen angetan.<br />
<br />
Aus heutiger Sicht besonders bizarr war, dass die ARD ihr Fernsehprogramm nicht für eine Warnmeldung unterbrach - es lief übrigens die Fernsehserie "Familie Hesselbach" und nicht etwa das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft oder ähnliches. Es gab, nicht einmal ein eingeblendetes Laufband (das es beim Bau der Berliner Mauer einige Monate zuvor oder beim Kennedy-Mord eineinhalb Jahre später gegeben hatte - es lag also nicht am Stand der Technik, wie manche heute behaupten).<br />
Ein psychologisch ungünstiges Detail war, dass in den Sturmflutwarnungen immer nur von der "Küste" bzw. "dem Gebiet der deutschen Nordseeküste" gesprochen wurde. In Hamburg, 80 km von der offenen See entfernt, fühlten sich viele gar nicht angesprochen. Außerdem wohnten gerade in den besonders betroffenen Gebieten viele Aussiedler und Flüchtlinge, denen die Warnungen mit Böllerschüssen nichts sagten, und die die Gefahr bei Deichbruch nicht einschätzen konnten.<br />
Aber das alles verblasst gegen das beschämende Chaos, das in den Hamburger Behörden herrschte. <br />
Dringende Warnungen aus den Küstenorten wurden nicht ernst genommen. Als dann die Telefonverbindungen zusammenbrachen (durch Überflutungen im Unterelberaum wurden die Leitungen nicht etwa gestört oder beschädigt, sondern vernichtet), verloren Polizei und Feuerwehr ab Mitternacht den Überblick über die tatsächliche Lage. Die zuständige Baubehörde sah aus der Sorge, möglicherweise einen blinden Alarm auszulösen, ebenfalls von einer Alarmierung ab, nicht einmal der Bausenator wurde geweckt. Evakuierungspläne gab es nicht.<br />
Die Entscheidungswege waren unklar, es gab konkurrierende Zuständigkeiten, dafür aber keine praktikablen Katastrophenschutzpläne. <br />
Auch nachdem endlich, um 0:30 Uhr der Ausnahmezustand verhängt worden war, gab es noch keine zentrale Koordination der Rettungseinsätze, bis am frühen Morgen Polizeisenator (ab Juli: Innensenator) Helmut Schmidt, der bei der Innenministerkonferenz in Berlin gewesen war, die zentrale Einsatzleitung für das Hamburger Stadtgebiet übernahm. Ohne dazu durch gesetzliche Grundlagen legimitiert zu sein, nutzte Schmidt bestehende Kontakte zur Bundeswehr und NATO, um auch mit Soldaten, Hilfsgütern, Hubschraubern und Pioniergerät von Bundeswehr und Alliierten schnelle und umfassende Hilfe zu ermöglichen. Ein energischer und notfalls skrupelloser "Macher" wie Schmidt war ein Glücksfall, sonst hätte es noch weitaus mehr Tote gegeben.<br />
<br />
Der Vergleich mit dem (keineswegs optimalen) Krisenmanagement in Bremerhaven und Bremen, wo wenigsten das Schlimmste verhindert werden konnte, zeigt, wie das organisatorische Chaos die Sturmflutkatastrophe verschlimmerte. Parallelen zur Sturmflutkatastrophe in New Orleans durch den Hurrikan Katrina 2005 sind nicht zu übersehen - auch dort verschlimmerte schlechtes Krisenmanagement die Katastrophe. (<a href="http://www.geo.de/GEO/natur/4317.html" target="_blank">Hurrikan "Katrina": New Orleans und die Folgen</a> - GEO-Dossier.) <br />
<br />
Kann sich so eine Katastrophe wiederholen? "So eine" wohl nicht. 1976 gab es eine noch höhere Sturmflut, aber die Folgen hielten sich in Grenzen - Katastrophen, auf die man vorbereitet ist, laufen eben weniger katastrophal ab, als solche, mit denen man nicht rechnet - oder deren Möglichkeit man verdrängt.<br />
<br />
<i>Nachtrag</i><br />
<a href="http://www.ndr.de/land_leute/norddeutsche_geschichte/sturmfluthamburg2.html" target="_blank">Vor 50 Jahren: Hamburg versinkt im Wasser (NDR)</a><br />
<br />
<a href="http://www.fr-online.de/panorama/50-jahre-nach-der-sturmflut-hamburgs-fuehrung-schlief-trotz-notstand,1472782,11641280.html" target="_blank">50 Jahre nach der Sturmflut: Hamburgs Führung schlief trotz Notstand (FR-online)</a>
MMarheinecke
Geschichte
Copyright © 2012 MMarheinecke
2012-02-15T20:06:00Z
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Hassmails - was man mit ihnen macht und warum es sie überhaupt gibt
http://martinm.twoday.net/stories/64967547/
Was macht man mit Hassmails?<br />
Die meisten, die schon mal Hassmail bekommen haben, machen es ganz pragmatisch: sie löschen sie.<br />
Auch ich habe schon Hassmails bekommen, und sie gelöscht. <br />
<br />
Hassmails sehe ich als eine böse Form der Trollerei an - ärgerlich, aber nichts, was mir wirklich zu schaffen macht. Ein Hassmail-Schreiber will mich ärgern und provozieren. Es wäre schlicht dumm, Trolle dadurch aufzuwerten, dass man sich von ihnen fertig machen lässt. Das ist eine Frage des gesunden Menschenverstandes und eine der Psychohygiene. <br />
Die meisten interneterfahrenen Menschen werden das, vermute ich, ähnlich sehen. <br />
Allerdings gibt es Mechanismen, die dazu führen, dass Hassmails, jedenfalls im journalistischen Diskurs, anders gesehen werden.<br />
Da wird schnell mal aus einer Mücke ein Elefant, wie neulich im Falle der noch amtierenden politischen Geschäftsführerin der Piratenpartei, Marina Weisband.<br />
<br />
Es gibt meiner Ansicht nach drei Faktoren, die dazu führten, dass der gesunde Menschenverstand bei einige Journalisten und anderen Meinungsmultiplikatoren aussetzte:
<ol>
<li>Sie ist eine bekannte Politikerin und hat ihren (vorläufigen) Rückzug von einem wichtigen Parteiamt angekündigt. Weil gerade politische Journalisten sich daran gewöhnt haben, dass Politiker "Pattex am Hintern haben" und ohne massiven Druck oder massive Probleme kein wichtiges Amt aufgeben, wirkt der von Frau Weisband genannte Grund - Examen fertig machen - nicht plausibel. Ihr Verhalten passt nicht ins Weltbild. (Ich vermute, dass, wäre sie keine Politikerin, sondern Sportlerin, Künstlerin, Unternehmerin oder Wissenschaftlerin der Grund "ich will erst mal in Ruhe zu Ende studieren" nicht nur akzeptiert, sondern beinahe einhellig gelobt worden wäre: "Da setzt jemand die richtigen Prioritäten im Leben!")</li>
<li>Sie ist Jüdin und die Hassmails sind antisemitisch. Es gibt in Deutschland - aus bekannten historischen Gründen und somit aus gutem Grund - eine starke Unsicherheit gegenüber Juden. Leider führen diese berechtigten Selbstzweifel und die manchmal angebrachte Scham nur selten zur Selbstkritik und noch seltener zu notwendigen kulturellen Veränderungen, z. B. echter Toleranz. Das Übliche sind Betroffenheitsgesten. Wenn also ein Jude antisemitische Hassmails erhält, ist das automatisch ganz furchtbar, viel schlimmer als wenn ein Nichtjude antisemitische Hassmails bekommt.</li>
<li>Der "Stille Post"-Effekt - einer schreibt vom anderen ab, und bei jedem Abschreiben wird die Meldung sensationeller.
</li>
</ol>
Frau Weisband hatte die Hassmails einfach gelöscht - wie ich es an ihrer Stelle ebenfalls getan hätte. Allerdings:
<blockquote><a href="https://twitter.com/#!/Afelia" target="_blank">@Afelia</a>: Polizei Münster schickt mir Briefe, ich solle Menschen anzeigen. Ich habe keine Lust, Menschen anzuzeigen.</blockquote>
Ich frage mich ernsthaft, was die Polizei da geritten hat. Beleidigung wird bekanntlich nur dann strafrechtlich verfolgt, wenn die oder der Beleidigte das selbst anzeigt. Außerdem ist es sehr fraglich, ob die Absender der Hassmails überhaupt ermittelt werden können (Stichworte: Wegwerf-Mailadressen, Mail-Anonymisierer). <br />
Allenfalls kann ich mir Vorstellen, dass jemand bei der Münsteraner Polizei die aufgeregten Meldungen der Boulevardpresse von einer Hassmail-Flut für bare Münze nahm und es nur gut meinte. <br />
<br />
Anders würde ich reagieren, wenn anscheinend ernst gemeinte Drohungen eingingen. Eine konkrete Drohung wäre auf jeden Fall Sache der Polizei - sogar dann, wenn es keine Möglichkeit gibt, den Droher zu fassen. Schon die bloße Tatsache, dass die Polizei eingeschaltet wurde, schreckt manche Täter davor ab, ihren Drohungen Taten folgen zu lassen. Eventuell ist sogar Personenschutz erforderlich und möglich.<br />
<br />
Warum gibt es Hassmails? Auch dazu hat Frau Weisband etwas Kluges zu sagen:
<blockquote>[...] Aber nicht nur das macht Weisband Sorgen: »Es gibt eine regelrechte Hasswelle, egal ob sie sich gegen Juden, Muslime, Arbeitslose richtet, die Neigung, die eigene Unzufriedenheit auf eine gesellschaftliche Gruppe zu projizieren, ist enorm groß.« [...]</blockquote> <a href="http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/12231" target="_blank">»Nur acht bis zehn Hassmails« - Marina Weisband zieht sich nicht wegen Antisemitismus zurück (juedische-allgemeine.de)</a><br />
<br />
Es sind in der Regel <i>nicht</i> die harten Nazischläger, die Hassmails schicken - die schicken, wenn überhaupt, eher ernst gemeinte und ernst zu nehmende Drohungen.<br />
Der typische Hassmailschreiber will diejenigen, in die er seine Unzufriedenheit projiziert, die er für "schuldig" an seiner Misere hält, ärgern, "es ihnen zeigen," sie "fertigmachen". Damit ist er in der Tat ein Troll, ein Provokateur, der bösartigen Sorte. Solche Menschen wollen, dass sich ihre Opfer schlechter fühlen. (Es ist anzunehmen, dass Frau Weisband, immerhin "fast fertige" Psychologin, das weiß - im Gegensatz zu vielen Journalisten, Polizisten und auch Politikern.)<br />
<br />
Die Frage nach den Gründen für die Hasswelle, die Ausdruck einer "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" sind, untersucht u. A. das <a href="http://www.uni-bielefeld.de/ikg/gmf/einfuehrung.html" target="_blank">Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld</a>. Hassmails, Beleidigungen und Einschüchterungsversuche sind nur die Spitze des Eisbergs. Und die Hasswelle fällt auch nicht vom Himmel: <blockquote>[...]Ökonomische Umverteilungen von unten nach oben, Entfernungen aus dem öffentlichen Verkaufsraum, Generalverdächtigungen gegenüber Lebensstilen oder religiösen Überzeugungen ganzer Gruppen sind nur einige Varianten. Zum Teil werden Gruppen gegen andere instrumentalisiert oder als Bedrohungspotential auf die öffentliche Tagesordnung gehoben. Eine andere Variante ist, die Situation schwacher Gruppen gar nicht erst zu thematisieren, sie also aus der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion auszuschließen, zu vergessen; mithin sie nicht anzuerkennen, um nicht über Verbesserungen ihrer Lage nachdenken zu müssen. Klammheimlich kann dazu auch die Schuldumkehr eingesetzt werden, womit die Ursachen für Abwertungen quasi gesellschaftsentlastend den Gruppen selbst zugeschrieben werden. [...]</blockquote>
Was muss "man" tun, um Hassmails auf sich zu ziehen?<br />
Ich habe im Laufe der Jahre einige Hassmails bekommen, nicht viele, vielleicht ein oder zwei pro Jahr. <br />
Das erste Mal, dass ich Hassmails erhielt, und zwar in nennenswerten Mengen, war vor gut 10 Jahren. Der Grund war, dass ich eine rechts-esoterische Gruppierung - konkret: die <a href="http://www.nornirsaett.de/list_ariosophen_1/" target="_blank">Armanen</a> - in einem Online-Artikel offensichtlich geärgert hatte. Das ist nur scheinbar ein völlig anderer Mechanismus als die diffusen Projektionen, die z. B. hinter antisemitischen oder rassistischen Hassmails stecken. <br />
Tatsächlich ging es gar nicht um mich persönlich oder gar um konkrete Punkte in meinem Artikel - das ergab sich aus den Formulierungen der Mails. Aus ihnen sprach einfach diffuser Hass auf "linke Zecken", "Volkstums-Verräter", "Inquisitoren" und "Antifanten", kurz, die Gruppen, denen diese Armanen und Armanen-Fans die "Schuld" dafür geben, dass sie, anders als noch in den 1990er-Jahren, kaum noch Einfluss auf die "Heidenszene" haben. Ich hatte mich exponiert - und wurde zum "Blitzableiter" einer diffusen Abneigung. Allerdings hatte ich den Armanen auch etwas getan.<br />
Interessant ist, dass die Hassmails irgendwann aufhörten, ohne dass ich meine Mailadresse geändert hätte, und auch ohne, dass ich damit aufgehört hätte, rechte Esoteriker und Neuheiden mit braunstichiger Weltanschauung öffentlich zu kritisieren.<br />
Wahrscheinlich hatten die Trolle einen anderen als "Blitzableiter" gefunden, der diffusen Hass auf sich zog. <br />
<br />
Die meisten Hassmails treffen aber jene, die nur durch das, was sie sind oder für das, wofür sie gehalten werden, zur Projektionsfläche werden: rassistische, antisemtische, antiislamische, schwulenfeindliche usw. Mails.<br />
<br />
Auf den ersten Blick bizarr mutet es an, dass auch ich, als Nichtjude, antisemitische Hassmails erhielt. Nicht oft, genau zwei Mal in rund zehn Jahren, aber klar antisemitisch.<br />
Sicher würde ich viel mehr antisemitsche Hassmails bekommen, wenn ich Jude und irgendwie "wichtig" wäre.<br />
Den Grund vermute ich darin, dass Antisemitismus ein zentraler, identitätsstiftender Punkt in der Weltanschauung neofaschistischer und völkischer Gruppen ist. So unterschiedlich die Rechtsextremisten auch sein mögen, auf das Feindbild Jude können sie sich alle verständigen - auch wenn der jeweilige Antisemitismus durchaus unterschiedliche Formen annehmen kann. Antisemitismus gehört zum Kitt, der "neurechte" Salonfaschisten, eher spießige NDPler, gewaltverliebte Nazis-Boneheads, ebenso gewaltverliebte, aber einen anderen Stil und Lebensstil praktizierende "autonome Rechte", "ökofaschistische" Artamanen, rechte Esoteriker usw. zusammenhält. Judenhass ist also wichtig für die "rechtsextreme Szene".<br />
Ein typisches Merkmal ideologisch denkender (bzw. eher nicht-denkender) Menschen ist die Feindbildvereinheitlichung. Daher steckt für Nazis hinter allen ihren Gegnern "der Jude" - die historischen Nazis sahen bekanntliche Juden als "Drahtzieher" sowohl der Wallstreet wie des (damals sowjetischen) Kremls und wähnten "Finanzkapitalisten" und Bolschewisten insgeheim unter einer Decke.<br />
Damit ist auch klar, wieso Nichtjuden aus dieser Ecke antisemitische Hassbekundungen abbekommen können: Wer entschieden gegen sie ist, kann doch nur ein Jude oder wenigstens "Jude im Geiste" sein!
MMarheinecke
Gedankenfutter
Copyright © 2012 MMarheinecke
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