Haschisch als Medikament

Es ist eine Binsenwahrheit (oder sollte zumindest eine sein), dass Cannabis-Produkte nicht wegen ihrer Gefährlichkeit verboten wurden. Das gilt ungeachtet der tatsächlichen gesundheitlichen Risiken, von Bronchitis bis Persönlichkeitsveränderungen. (Ausführlich habe ich mit dieser Thematik hier auseinander gesetzt: 70 Jahre Marihuana-Verbot in den USA - ein fragwürdiges Jubiläum.)
In der Diskussion um die "Rauschdroge Hanf" geriet die pharmazeutische Anwendung von Cannabis in den Hintergrund. Erst seit einigen Jahren werden Cannaboide als Medikament, z. B. bei Multipler Sklerose oder bei Grünem Star, wiederentdeckt.
Noch im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war Cannabis, gewöhnlich in Form von alkoholischen Extrakten, ein leicht verfügbares und häufig verschriebenes Medikament. Die Anwendungen reichten von Kopfschmerzen bis Hühneraugen.
Ab 1929 war Cannabis in Deutschland apothekenpflichtig, aber nach wie vor ein fester Bestandteil des Arzneimittelschatzes. Vor allem naturheilkundlich orientierte Ärzte zogen es, z. B. bei der Schmerzbehandlung, synthetischen Medikamenten wie Paracetamol vor. (Hierzu mehr in der Wikipedia: Cannabis als Arzneimittel.)
Erst 1971 wurde Cannabis in das "Opiumgesetz" aufgenommen und damit seine Anwendung als Arzneimittel praktisch verboten. Pflanzliche Cannabisprodukte bzw. -zubereitungen (Phytopharmaka) sind in Deutschland nach wie vor gemäß dem Betäubungsmittelgesetz grundsätzlich nicht verkehrsfähig und können daher auch nicht ärztlich verschrieben werden. Es dauerte bis 2005, bis Patienten, die auf die Standardtherapien nicht ansprechen, den "Erwerb von Cannabis zur Anwendung im Rahmen einer medizinisch betreuten und begleiteten Selbsttherapie" beantragen können.
Synthetische Cannaboide können erheblich leichter als Medikament verordnet werden, als aus Hanf gewonnene. Das ist sicherlich bei vielen Anwendungen auch pharmakologisch sinnvoll. Allerdings ist der natürliche Wirkstoff wesentlich kostengünstiger als synthetisch hergestellte Cannaboide, so dass theoretisch die synthetischen Cannaboide nur bei therapeutischer Überlegenheit gegeben werden sollten. Dem steht der schlechte Ruf des "Rauschgifts" entgegen.

Eine etwas überraschende mögliche Wirkung von Cannabis könnte die Prävention von Alkoholschäden sein.
Haschisch: Schutz des Gehirns vor Alkoholschäden? (Pharmacon Net). Kalifornische Forscher untersuchten die Wirkungen von Alkohol und Cannabiskonsum auf die Integrität der weißen Substanz des Gehirns. Sie verglichen 42 Heranwachsende im Alter zwischen 16 und 19 Jahren, die aus drei Gruppen bestanden: starke Alkoholkonsumenten, starke Alkoholkonsumenten, die auch viel Cannabis konsumierten, und Jugendliche, die keine Drogen konsumierten (Kontrollpersonen). Dabei zeigte sich, dass starke Alkoholkonsumenten, die auch Cannabis verwendeten, weniger Veränderung der weißen Gehirnsubstanz hatten als reine Alkoholkonsumenten. Das könnte ein Hinweis auf neuroprotektive Eingenschaften sein.
Auf weitaus sichererem Grund befindet sich die Anwendung von Cannabis in der Schmerztherapie: Cannabis gegen Schmerzen vor dem Durchbruch: Positive Wirkung bei mehreren Erkrankungen bereits wissenschaftlich bewiesen (pharmacon.net).

Interessante neue Erkenntnisse gibt es auch bei der Erforschung der Funktion der köpereigenen Cannaboide. Wissenschafter der University of California und der University of Georgia haben nachgewiesen, dass eine Cannabis ähnliche im Gehirn natürlich produzierte Substanz dem Körper bei der Schmerzlinderung hilft. Diese Forschungsergebnisse sollen zur Entwicklung neuer Medikamente führen, die diese natürliche Reaktion anregen können: Körper eigenes Cannabis hilft gegen Schmerzen: Bedeutung der Endocannabinoide erstmals erforscht (pharmacon.net).
Wirr-Licht - 12. Okt, 08:32

naja

Hintergrund war jedoch, dass die mächtigen Baumwollfarmerverbände der Südstaaten und Tabakproduzenten fürchteten, Marktanteile an Hanf zu verlieren und unter Hinweis auf die Rauschwirkung zum Verbot drängten. Kombiniert mit gezieltem Lobbyismus zwischen 1935 und 1937 des Hearst News Network des Medienzars William Randolph Hearst, der wegen der Aussicht einer preisgünstiger werdenden Papierproduktion mit Hanf hohe finanzielle Verluste befürchtete, und der Chemiefirma DuPont, die unter anderem Nylon und Rayon produzierte, dürfte das letztendlich zum De-facto-Verbot im Jahr 1937 geführt haben. Vermutlich steht dies auch im Zusammenhang damit, dass 1933 in den USA die Alkoholprohibition aufgehoben worden war und der damit verbundene riesige staatliche Verfolgungsapparat somit ohne sinnvolle Beschäftigung war; so war die treibende Kraft des US-Cannabisverbots, der Vorsitzende des „Bureau of Narcotics“ Harry J. Anslinger, vor 1933 im „Prohibition Bureau“ für die Durchsetzung des Alkoholverbots zuständig gewesen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Cannabis_als_Rauschmittel

schau, lies... und weil das so ist, das die industrie ihre finger draufhält, wird es auch in zukunft verboten sein.

MMarheinecke - 12. Okt, 09:08

Wirr-Licht, das kenne ich längst

Und habe alles schon in meinem verlinkten älteren Beitrag erwähnt. ;-)
Wirr-Licht - 12. Okt, 10:34

:)

und woher soll ich wissen, was du alles weisst und schon geschrieben hast? :D

im übrigen gebe ich dir mit den werkstoffeigenschaften nylon/hanf recht. ich meinte die pharmaindustrie, welche lieber ihre produkte an den mann bringt als einfach irgendsoein blödes kraut wachsen zu lassen.
libidopter - 13. Jul, 10:18

Haschich heilt aber auch den Kopf...

Wieso wurden ausgerechnet das lappländische Rentier und ein schlittenfahrender Nomade zu weihnachtlichen Symbolgestalten? Joulupukki, der nordländische Name des Weihnachtsmannes, bedeutet: Julfestmann. Mit dem heidnischen Treiben dieses Festes ist er ursprünglich verbunden. Zur Wintersonnenwende berauschten sich die Schamenen an Fliegenpilzen, die so heißen, weil ihre halluzinogenen Substanzen Flug-Visionen erzeugen können.

Das Problem ist die richtige Dosierung: Zuviel kann tödliche Folgen haben. Hier kommt das Rentier ins Spiel, das ebenfalls gern Fliegenpilze futtert, ohne sich zu vergiften. Seine festliche Gabe an die Menschen ist sein Urin, der von den Nordländern als korrekt dosiertes Flug-Gebräu genossen wurde. So gingen Julfest und Rentier eine feste Verbindung ein. Bis heute sieht unser rot-weißer Weihnachtsmann ziemlich fliegenpilzaffin aus. Aber statt psychedelischer Aufschwünge bietet er nun den Rausch des Waren-Konsums.

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