Mittwoch, 28. November 2012

Julwunderzeit-Verlosung

Nach langen Monaten reaktiviere ich dieses Blog, das ich eigentlich für immer "auf Archiv" stellen wollte. Es gibt einen besonderen Anlass, für den ich ein persönliches Blog brauche, und ich habe zur Zeit kein anderes.

Hier nun mein Beitrag zur Aktion "Julzeit voller Wunder":

Ich verlose eine Studie für ein Gemälde, das ich erst noch "richtig" malen werde:
Pegasus

Nach einem Lied der Singvøgel, das auf der neuen CD der "Singvøgel" "JETZT" zu finden und zu hören ist.

Was müsst Ihr dafür tun?
Hinterlasst einfach bis zum 09.12. um 23:59 MEZ einen Kommentar unter diesem Artikel. Am 10.12. ziehe ich dann einen Namen zufällig und diejenige oder derjenige bekommt dann bis zum 21.12. das Bild. Verständigt wird der_die Glückliche per e-mail. (Daher bitte angeben!)

Spam-Kommentare aller Art werden gelöscht!

Wer noch alles mitmacht, seht Ihr hier bei Wurzelfrau
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!

Donnerstag, 31. Mai 2012

Waffensupermarkt

Quelle: Amnesty International

logout.jsp

Das Andromeda-Backup

Es gibt ein neues Perry Rhodan-Fanprojekt beim TCE!

(Und damit auch einen neuen, überaus sehenswerten, Video-Trailer.)

2010 war die Geheimoperation ONAGER:
http://www.youtube.com/watch?v=yfHySXiQzQQ&feature=relmfu

2011 kam der Geleitzug nach Andromeda:
http://www.youtube.com/watch?v=ddNquKJCGZ0&feature=relmfu

Und im Juni 2012 erscheint der neue Perry-Rhodan-Fanroman:

Das Andromeda-Backup
- Meister der Insel Extended -

Hier geht's zum Romantrailer auf youtube von Raimund Peter
(Stimme: Wilfried Hary):
http://www.youtube.com/watch?v=Da0mRXzh7Rw


Zum Inhalt:

"Die Toten kehren zurück - die Vergangenheit greift nach der Zukunft."

Die Handlung des Romans führt den Leser in das Jahr 2406 und zurück zu Schauplätzen des legendären Meister der Inseln-Zyklus.

Die Terraner und ihre Verbündeten stürmen die Superfestung TAMANIUM, den Zentralplaneten der Meister.

Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Macht der MdI endgültig gebrochen werden kann.

Auf dem Höhepunkt der Schlacht erwacht während des Amoklaufs der Schläfer in den Katakomben des Festungsplaneten ein Mann ohne Gedächtnis.

Ron Fox, ein Terraner aus dem 20 Jahrhundert (genauer gesagt: aus dem Jahr 1968), wird in den Strudel der Ereignisse hineingezogen. Und Dinge nehmen ihren Lauf, welche die bevorstehende Niederlage der MdI für die Allianz zu einem Pyrrhussieg werden lassen könnten.
Ein uralter Plan läuft an und ein alter Bekannter der Terraner spielt wieder mal sein eigenes rätselhaftes Spiel.

Zwischen allen Fronten steht Ron Fox, und nur er ist in der Lage, das Andromeda-Backup zu verhindern ... wobei seine Vergangenheit zu seinem größten Feind wird.

Autoren:
Michael Pfrommer & Kurt Kobler

188 Seiten
Din A5 Softcover

Umlaufendes Titelbild: Raimund Peter
Umschlaggestaltung: Norbert Mertens & Joe Kutzner

Der TCE im Web - : http://www.terranischer-club-eden.com

Sonntag, 4. März 2012

Auf die "Versager"!

Ich weiß, ich bin ein "Versager". Ich versuche, ein Versager im Sinne des (fiktiven) Detektivs Philip Marlowe und seines literarischen "Vaters" Raymond Chandler zu sein:
Wenn es Unreife bedeutet, sich gegen eine korrupte Gesellschaft aufzulehnen, dann ist Philip Marlowe äußerst unreif. Wenn es mangelhafte soziale Anpassung bedeutet, Schmutz zu sehen, wo Schmutz ist, dann hat sich Philip Marlowe mangelhaft sozial angepasst.
Natürlich ist er ein Versager, und er weiß das auch. Er ist ein Versager, weil er kein Geld hat. Ein Mann, der ohne körperliche Handicaps ist und sich trotzdem keinen anständigen Lebensunterhalt verdienen kann, ist immer ein Versager und gewöhnlich ein moralischer Versager. Ab eine Menge sehr guter Menschen sind auch Versager gewesen, weil ihre besonderen Gaben nicht zu ihrer Zeit und zu ihrer Umwelt passten. Auf lange Sicht gesehen sind wir wahrscheinlich gesehen alle Versager; wir hätten sonst nicht die Sorte Welt, die wir haben.
Raymond Chandler in einen Brief an Mr. Inglis, Oktober 1951

Wie brauchen die "Versager" - wenn ich mir ansehe, wohin die "Reifen", die "gut Angepassten", die "Erfolgreichen" uns gebracht haben, dürfte klar sein, warum!

Montag, 20. Februar 2012

Wie wird der Krankheitsausbruch des Modellbahnvirus erkannt ?

Es gibt nicht nur Rosenmontagszüge, die mitunter nerven. Nicht nur verspätete Züge der Deutschen Bahn AG nerven auch. Sondern auch z. B. auch solche in Spur H0, TT, N usw. können Nerven kosten. Wenn der Gesprächspartner vom tückischen Modelbahnvirus befallen ist.

Ein Merkmal, an denen man einen vom Modellbahnvirus Befallene diagnostizieren kann, ist, dass er auf die Frage:
"Interessiert dich der Rosenmontagszug?" geistesabwesend antwortet:
"Ja, schon, aber nur, wenn es den auch in Spur TT gibt."

Weitere Merkmale:
Du könntest vom Modellbahnvirus befallen sein, wenn:

... du deiner Frau / deinem Mann einen Güterwagen in ihrer / seiner Lieblingsfarbe mitbringst.

... kein Tag vergeht, an dem du nicht den Gleisplan, den du eines Tages umsetzten wirst, perfektionierst. Seit mindestens zehn Jahren.

... wenn du mit der Eifer und Inbrunst eines evangelikalischen Zeltmissionars über die Vorteile deiner Spurweite sprichst.

... du dich bei jedem schönen Gebäude fragst, wie das wohl im Maßstab 1:120 (bzw. 1:87, 1:160 usw.) aussehen mag.

... wenn du ein Holzplatte herumliegen siehst, und der erste Gedanke, der dir dabei kommt ist der, welchen Gleisplan man darauf verwirklichen könnte.

... du auf diese kleinlichen Nietenzähler schimpfst, aber, wenn du zwei gleiche Wagen auf der Anlage fahren lässt, jedes Mal, wenn jemand genau hinsieht, hoffst, dass er nicht merkt, dass die Betriebsnummern identisch sind.

... du Sammler hasst, weil sie die Preise in die Höhe treiben, vor allem die Sammler der Modelle, die du sammelst. Aber du fährst sie auf der Anlage, und das ist was ganz anderes!

... das sonntägliche Mittagessen auf dem improvisierten Campingtisch im Flur stattfindet, weil du auf dem Küchentisch gerade eine diffizile Bastelei liegen hast.

... wenn du grundsätzlich bei jedem Besuch in der Innenstadt im Modellbahnladen vorbeischaust, obwohl du die Preise und das Sortiment auswendig kennst, grade nichts da ist, was du brauchst, und du erst gestern da warst.

... du in deinen üblichen Modellbauladen betrittst und der Verkäufer sofort ruft: "Hallo (dein Name) Augenblick, ich hol sofort den Chef."

... du deinen Sohn / deine Tochter seit Weihnachten nicht mehr mit seiner Eisenbahn spielen hast lassen.

... du die Stationen deiner Modellbahn nach deiner Frau / deinem Mann und deinen Kindern nennst, weil du ein schlechtes Gewissen hast, da du mehr Zeit mit der Modellbahn als mit deiner Familie verbringst. Aber das gleicht es doch locker aus, oder?

... das aktuelle Modellbahnmagazin per Post am gleichen Tag kommt wie deine Steuerabrechnung, und du weißt, dass du dieses Jahr was rausbekommst, und du die Steuerabrechnung zuerst liest, damit du weißt, was du dir an Neuigkeiten für die Modellbahn leisten kannst.

... man dir eine Kiste Styrodur-Hartschaum und einen Zehnerpack Dachlatten zum Geburtstag schenkt - und du sprachlos bist vor Glück.

... deine Züge exakter nach Fahrplan fahren als die der Deutschen Bahn (was allerdings nicht weiter schwierig sein dürfte).

... du dir jedes Mal neu vornimmst, keine Zurüstteile im Wohnzimmer zu installieren, wo dieser dicke Schafwoll-Teppich liegt.

... du von Berlin gerade man das LOXX,von Hamburg das "Miniatur-Wunderland" und von Nürnberg die große Anlage im Bahnmuseum kennst.

... du bei jeder Gelegenheit betonst, dass du jederzeit aufhören kannst.

(Zusammengenstellt und geguttenbergt aus diversen Modelbahnerforen.)

Samstag, 18. Februar 2012

Gedanken anläßlich des Scheiterns eines Vollzeit-Karrieristen

Sven Scholz bloggte schon über einen Monat vor dessen (längst überfälligen) Rücktritt das nötigste und wichtigste zu Wulff. Zentral ist Svens Feststellung, dass es in dieser Affäre - wie auch vielen andere Affären - keine "gute" und keine "böse" Seite gibt, und schon gar nicht, dass dadurch, dass eine Seite (z. B. die BILD-"Zeitung") moralisch falsch handelt, die andere Seite (z. B. Ex-Bundespräsident Wulff) moralisch aufgewertet wird.

In unserer Familie gibt es eine quasi stehende Redensart von der "wulffschen Krankheit". Das bezieht sich auf die Familie meiner Großmutter väterlicherseits, die vor ihrer Hochzeit den in Norddeutschland nicht gerade seltene Familienname "Wulff" trug. Auf Details möchte ich nicht eingehen, gemeint ist eine (angebliche) familiäre Häufung schwerer psychischer Störungen in der besagten Familie Wulff. Allerdings sind sie so unterschiedlicher Art, dass sich daraus z. B. keine erbliche Neigung etwa zur Schizophrenie ableiten ließe, und viele der angeblich "verrückten" Wulffs wären, nach heutigen Maßstäben, allenfalls exzentrisch, aber nicht "verrückt" im Sinne einer psychischen Störung. Auf dem Dorf, vor 70 oder mehr Jahren, wurde das aber anders gesehen: wer sich anders als "normal" verhielt oder auch nur "komische Ansichten" hatte, und dabei nicht dumm war, die (meistens) oder der (seltener) war eben "irrsinnig", "krank im Kopf".
Ich komme darauf, weil mir der Spruch, ich, mein Bruder, mein Vater, mein Onkel usw. hätten "die wulffsche Krankheit" seit eh und je vertraut ist. Eine universell anwendbare "Erklärung" für alle Verhaltensweisen, die irgendwie irritierend sind, nicht ins Weltbild und familiäre Selbstbild passen. Gewissermaßen die Familenausgabe der (gesamtgesellschaftlichen) Tendenz, Verhaltensweisen zu pathologisieren (bekanntestes Beispiel: die Behauptung, "Homosexualität" sei krankhaft).

Nun gibt es kaum jemanden, der Ex-Präsident Wulff für "Krank" erklärt. Der Mechanismus der Pathologisierung wird ganz "oben", anders als "unten" oder "draußen" (außerhalb einer als kuschelig gedachten "Mitte der Gesellschaft", wo sich all die "anständigen" und "normalen" Menschen aufhalten), nur selten eingesetzt.

Von seinen Unterstützern wurde dagegen, geradezu gebetsmühlenartig, die "Normalität" des Wulffschen Verhaltens betont, und auch viele seiner Gegner, die aus einer auf die Mailbox gesprochenen Peinlichkeit eine Bedrohung der Pressefreiheit konstruierten, äußerten Verständnis.

Nach den Maßstäben einer konservativen, "provinziellen", stark religiös geprägten Moral, der Moral des Milieus, aus dem der Ex-Präsident und Ex-Ministerpräsident angeblich (oder doch wirklich?) stammt, wäre Wulff im Grunde ein Kleinkrimineller, jemand, der sich schäbig und rücksichtslos egoistisch verhält, aber dem das Format für eine wirkliche "Schurkerei" fehlt, weil er dafür dann doch zu schlicht gestrickt ist.
Aus diesem engstirnigen und engherzigen Milieu kommen jene, die Wulffs Mentalität für "normal" halten, jedenfalls nicht.

"Normal" und für ethisch vertretbar wird es von einem Menschenschlag gehalten, der in der deutschen Politik, den deutschen Chefetagen, den deutschen Medien beinahe flächendeckend anzutreffen ist, und den Svens Bruder Jens so treffend beschrieb: den Karriereplaner.
[…] Wir kennen die schon aus unserer Schulzeit und die waren genau die Mitschüler, die sich immer mit dem System gut gestellt haben. Die genau hingeschaut haben, wer ihnen nutzen kann und die immer versucht haben, sich mit denen zu verbrüdern, damit sie ihnen bei den Hausaufgaben und Referaten helfen oder besser, sie ihnen gleich fertig erstellen im Tausch mit meistens materiellen Vorteilen und Gefallen. Insgesamt kamen diese Mitschüler relativ konservativ rüber, allerdings täuschte das - Konservativ waren nur ihre Ansichten zu Frauen und Beziehungen (denn wenn man Frauen aus der Karrieregleichung lässt hat man gleich schon viel weniger Konkurrenz) und ihre Ablehnung von jeder und jedem anderen, der auch nur den Ansatz einer Nonkonformität zu ihrem recht einfachen Wertekanon zeigte.

Die Einfachheit des Kanons war aber wichtig, denn sie war Grundlage für ihren Lebensentwurf. Der Mittelpunkt dieses Lebensentwurfes bildete und bildet die “Karriere”. […]”
Wulffs Mentalität der Vorteilsnahme und Vorteilsgewährung ist nur unter bestimmten Leuten "ganz normal" - die leider (noch) auch "bestimmende Leute" sind.

Es war nur seiner Ungeschicklichkeit - und dem Streben der Presse, allen voran der BILD, den Kopf eines Bundespräsidenten als Jagdtrophäe an der Wand hängen zu haben - zu verdanken, dass ausgerechnet die kleinen Gaunereien des (real machtlosen) Bundespräsidenten ans Licht kamen - und nicht die mutmaßlich größeren anderer, real wichtigerer, Politiker, Wirtschaftsführer und Meinungsmacher, die auch zur "Generation Karriereplan" gehören.

Es gibt nur einen einzigen erfreulichen Aspekt an der sich seit Monaten dahinziehende Affäre. Man kann Christian Wulff wirklich dankbar sein, dass er es jedem, der es sehen wollte, über Wochen und Monate vorführte, wie ein Durchschnitts-Politiker der Bauart "Karriereplaner" so tickt und funktioniert. Der Mann ist weder dumm noch naiv, aber sein Wertekanon ist von bestürzenden Schlichtheit.

Karrierreplaner wie Wulff sind opportunistisch, aus anderen Gründen, aber mit einem ähnlichen Ergebnis, aus dem die klassischen autoritären Persönlichkeiten ihr Mäntelchen nach dem Wind drehen. Mittäter und Mitmacher.
Echte kriminelle Energie haben diese Vollzeit-Karrieristen mit dem chronisch guten Gewissen, da bin ich ausnahmsweise einmal der gleichen Ansicht wie konservative Spießer, aber nicht.
Die haben dafür andere. Als Amtsträger erkennt man sie daran, dass auch schlimmste Affären spurlos an ihnen abperlen, dass sie sich alles erlauben und damit durchkommen. Unsere Bundeskanzlerin Merkel würde ich durchaus zu diesem Typ Politiker zählen, noch deutlicher ist dieser Charakterzug beim Finanzminister (und mögliche Bundespräsidentenkandidaten) Wolfgang Schäuble, in der Wirtschaft ist der scheidende Vorstandsvorsitzende der Deutsche Bank, Joseph Ackermann, ein klassisches Beispiel eines "Teflon-Charakters" mit krimineller Energie.

Mittwoch, 15. Februar 2012

"Sie begriffen die Katastrophe erst, als sie schon passiert war"

Es gibt in Norddeutschland zahlreiche Gedenksteine, die an die Sturmflutkatastrophe im Februar 1962 erinnern. Dieser Stein in Allermöhe ist eher unscheinbar.
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Von den zahlreichen Flutmarkierungen und Gedenksteinen, die an die Flutnacht vor 50 Jahren erinnern, spricht mich dieser Stein besonders an. An jenem warmen Spätsommernachmittag, als ich ich ihn sozusagen im Vorbeigehen knipste (daher etwas schräg), da erschien der Gedanke an eine stürmische, kalte Winternacht so fern zu liegen. So fern wie die Elbe. Denn der Stein steht kilometerweit vom Hauptstrom der Elbe entfernt, mitten im Land sozusagen. Er wirkt, anders als die Gedenksteine und Markierungen am Hafen, gerade surreal.
Er zeigt, wie katastrophal es wirklich war. Wie sehr diese Nacht die Grenzen des "Normalen" sprengte.
So, wie der Sturm die Grenzen des Erwarteten sprengte: In den Seegebieten der nördlichen Nordsee traten Windgeschwindigkeiten jenseits des Messbereiches der damaligen Windmessgeräte auf. Der Wasserstandsmesser am Pegel in Cuxhaven an der Elbmündung fiel aus, die Fluthöhe konnte nur geschätzt werden.
Eine gute Übersicht darüber, was damals geschah, gibt ein Dossier auf "scienexx": Sturmflut Hamburg 1962 – kann sich die Katastrophe wiederholen?
In der Nacht vom 16. zum 17. Februar 1962 brachen an 50 Stellen die Deiche an der Unterelbe. Unter anderem wurde ungefähr ein Dritte 120 km² des Hamburger Stadtgebietes überflutet, darunter die dicht bewohnten und damals noch mit Behelfsheimen für Flüchtlinge übervölkerten Stadtteile Willhelmsburg und Georgswerder. Mehr als 30.000 Hamburger verloren ihre Wohnung. Etwa 100 000 Menschen wurden vom Wasser eingeschlossen und harrten auf Hausdächern, Anhöhen oder den oberen Stockwerken aus – ohne Trinkwasser, Nahrung oder wärmende Decken, mit durchnässten Kleidern bei eisiger Kälte.
319 Menschen starben. Erstaunlich wenig, wenn man die Umstände bedenkt.

Das Zitat:
"Sie begriffen die Katastrophe erst, als sie schon passiert war"
stammt von Helmut Schmidt. Ich bin nicht unbedingt ein Anhänger der Politik, die der damalige Hamburg Polizeisenator und spätere Bundeskanzler betrieben hatte. Damals war er aber der richtige Mann im richtigen Amt. Er war ein Politiker für die akuten Krisensituationen (was er später noch einige Male beweisen sollte), aber keiner für Grundsatzfragen - obwohl: verglichen mit der heutigen Politikergeneration empfinde ich manchmal geradezu nostalgische Gefühle für den knochenharten Pragmatiker Schmidt.
Mut hatte er jedenfalls - auch den, für seine Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Er überschritt seine Kompetenzen, er brach sogar die bewusst die Verfassung (nicht zu verwechseln mit dem fahrlässigen Verfassungsbruch, der für deutsche Politiker leider nicht untypisch ist):
Ich habe das Grundgesetz nicht angeguckt in jenen Tagen.
So problematisch ein Verfassungsbruch immer ist: in dieser Situation ging es nicht anders. Oder besser: Es ging nicht mehr anders. Denn das Krisenmanagement in der Sturmflutnacht war in Hamburg ein grausamer Witz. (Wie schlecht das Krisenmanagement war, welche grotesk falschen Entscheidungen aus wie lächerllichen Gründen getroffen wurden, wird vielleicht am Besten aus den dürren Worten in der Wikipedia deutlich.)

Anders als bei anderen Unwetterkatastrophen lag es nicht an einer schlechten oder fehlerhaften Vorhersage, dass es in der in der Nacht zum 17. Februar 1962 zur Katastrophe kam. Ganz im Gegenteil: Die Wissenschaftler des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Sturmflutwarndienst am Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sind auch heute noch von der Arbeit ihre damaligen Kollegen angetan.

Aus heutiger Sicht besonders bizarr war, dass die ARD ihr Fernsehprogramm nicht für eine Warnmeldung unterbrach - es lief übrigens die Fernsehserie "Familie Hesselbach" und nicht etwa das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft oder ähnliches. Es gab, nicht einmal ein eingeblendetes Laufband (das es beim Bau der Berliner Mauer einige Monate zuvor oder beim Kennedy-Mord eineinhalb Jahre später gegeben hatte - es lag also nicht am Stand der Technik, wie manche heute behaupten).
Ein psychologisch ungünstiges Detail war, dass in den Sturmflutwarnungen immer nur von der "Küste" bzw. "dem Gebiet der deutschen Nordseeküste" gesprochen wurde. In Hamburg, 80 km von der offenen See entfernt, fühlten sich viele gar nicht angesprochen. Außerdem wohnten gerade in den besonders betroffenen Gebieten viele Aussiedler und Flüchtlinge, denen die Warnungen mit Böllerschüssen nichts sagten, und die die Gefahr bei Deichbruch nicht einschätzen konnten.
Aber das alles verblasst gegen das beschämende Chaos, das in den Hamburger Behörden herrschte.
Dringende Warnungen aus den Küstenorten wurden nicht ernst genommen. Als dann die Telefonverbindungen zusammenbrachen (durch Überflutungen im Unterelberaum wurden die Leitungen nicht etwa gestört oder beschädigt, sondern vernichtet), verloren Polizei und Feuerwehr ab Mitternacht den Überblick über die tatsächliche Lage. Die zuständige Baubehörde sah aus der Sorge, möglicherweise einen blinden Alarm auszulösen, ebenfalls von einer Alarmierung ab, nicht einmal der Bausenator wurde geweckt. Evakuierungspläne gab es nicht.
Die Entscheidungswege waren unklar, es gab konkurrierende Zuständigkeiten, dafür aber keine praktikablen Katastrophenschutzpläne.
Auch nachdem endlich, um 0:30 Uhr der Ausnahmezustand verhängt worden war, gab es noch keine zentrale Koordination der Rettungseinsätze, bis am frühen Morgen Polizeisenator (ab Juli: Innensenator) Helmut Schmidt, der bei der Innenministerkonferenz in Berlin gewesen war, die zentrale Einsatzleitung für das Hamburger Stadtgebiet übernahm. Ohne dazu durch gesetzliche Grundlagen legimitiert zu sein, nutzte Schmidt bestehende Kontakte zur Bundeswehr und NATO, um auch mit Soldaten, Hilfsgütern, Hubschraubern und Pioniergerät von Bundeswehr und Alliierten schnelle und umfassende Hilfe zu ermöglichen. Ein energischer und notfalls skrupelloser "Macher" wie Schmidt war ein Glücksfall, sonst hätte es noch weitaus mehr Tote gegeben.

Der Vergleich mit dem (keineswegs optimalen) Krisenmanagement in Bremerhaven und Bremen, wo wenigsten das Schlimmste verhindert werden konnte, zeigt, wie das organisatorische Chaos die Sturmflutkatastrophe verschlimmerte. Parallelen zur Sturmflutkatastrophe in New Orleans durch den Hurrikan Katrina 2005 sind nicht zu übersehen - auch dort verschlimmerte schlechtes Krisenmanagement die Katastrophe. (Hurrikan "Katrina": New Orleans und die Folgen - GEO-Dossier.)

Kann sich so eine Katastrophe wiederholen? "So eine" wohl nicht. 1976 gab es eine noch höhere Sturmflut, aber die Folgen hielten sich in Grenzen - Katastrophen, auf die man vorbereitet ist, laufen eben weniger katastrophal ab, als solche, mit denen man nicht rechnet - oder deren Möglichkeit man verdrängt.

Nachtrag
Vor 50 Jahren: Hamburg versinkt im Wasser (NDR)

50 Jahre nach der Sturmflut: Hamburgs Führung schlief trotz Notstand (FR-online)

Sonntag, 5. Februar 2012

Hassmails - was man mit ihnen macht und warum es sie überhaupt gibt

Was macht man mit Hassmails?
Die meisten, die schon mal Hassmail bekommen haben, machen es ganz pragmatisch: sie löschen sie.
Auch ich habe schon Hassmails bekommen, und sie gelöscht.

Hassmails sehe ich als eine böse Form der Trollerei an - ärgerlich, aber nichts, was mir wirklich zu schaffen macht. Ein Hassmail-Schreiber will mich ärgern und provozieren. Es wäre schlicht dumm, Trolle dadurch aufzuwerten, dass man sich von ihnen fertig machen lässt. Das ist eine Frage des gesunden Menschenverstandes und eine der Psychohygiene.
Die meisten interneterfahrenen Menschen werden das, vermute ich, ähnlich sehen.
Allerdings gibt es Mechanismen, die dazu führen, dass Hassmails, jedenfalls im journalistischen Diskurs, anders gesehen werden.
Da wird schnell mal aus einer Mücke ein Elefant, wie neulich im Falle der noch amtierenden politischen Geschäftsführerin der Piratenpartei, Marina Weisband.

Es gibt meiner Ansicht nach drei Faktoren, die dazu führten, dass der gesunde Menschenverstand bei einige Journalisten und anderen Meinungsmultiplikatoren aussetzte:
  1. Sie ist eine bekannte Politikerin und hat ihren (vorläufigen) Rückzug von einem wichtigen Parteiamt angekündigt. Weil gerade politische Journalisten sich daran gewöhnt haben, dass Politiker "Pattex am Hintern haben" und ohne massiven Druck oder massive Probleme kein wichtiges Amt aufgeben, wirkt der von Frau Weisband genannte Grund - Examen fertig machen - nicht plausibel. Ihr Verhalten passt nicht ins Weltbild. (Ich vermute, dass, wäre sie keine Politikerin, sondern Sportlerin, Künstlerin, Unternehmerin oder Wissenschaftlerin der Grund "ich will erst mal in Ruhe zu Ende studieren" nicht nur akzeptiert, sondern beinahe einhellig gelobt worden wäre: "Da setzt jemand die richtigen Prioritäten im Leben!")
  2. Sie ist Jüdin und die Hassmails sind antisemitisch. Es gibt in Deutschland - aus bekannten historischen Gründen und somit aus gutem Grund - eine starke Unsicherheit gegenüber Juden. Leider führen diese berechtigten Selbstzweifel und die manchmal angebrachte Scham nur selten zur Selbstkritik und noch seltener zu notwendigen kulturellen Veränderungen, z. B. echter Toleranz. Das Übliche sind Betroffenheitsgesten. Wenn also ein Jude antisemitische Hassmails erhält, ist das automatisch ganz furchtbar, viel schlimmer als wenn ein Nichtjude antisemitische Hassmails bekommt.
  3. Der "Stille Post"-Effekt - einer schreibt vom anderen ab, und bei jedem Abschreiben wird die Meldung sensationeller.
Frau Weisband hatte die Hassmails einfach gelöscht - wie ich es an ihrer Stelle ebenfalls getan hätte. Allerdings:
@Afelia: Polizei Münster schickt mir Briefe, ich solle Menschen anzeigen. Ich habe keine Lust, Menschen anzuzeigen.
Ich frage mich ernsthaft, was die Polizei da geritten hat. Beleidigung wird bekanntlich nur dann strafrechtlich verfolgt, wenn die oder der Beleidigte das selbst anzeigt. Außerdem ist es sehr fraglich, ob die Absender der Hassmails überhaupt ermittelt werden können (Stichworte: Wegwerf-Mailadressen, Mail-Anonymisierer).
Allenfalls kann ich mir Vorstellen, dass jemand bei der Münsteraner Polizei die aufgeregten Meldungen der Boulevardpresse von einer Hassmail-Flut für bare Münze nahm und es nur gut meinte.

Anders würde ich reagieren, wenn anscheinend ernst gemeinte Drohungen eingingen. Eine konkrete Drohung wäre auf jeden Fall Sache der Polizei - sogar dann, wenn es keine Möglichkeit gibt, den Droher zu fassen. Schon die bloße Tatsache, dass die Polizei eingeschaltet wurde, schreckt manche Täter davor ab, ihren Drohungen Taten folgen zu lassen. Eventuell ist sogar Personenschutz erforderlich und möglich.

Warum gibt es Hassmails? Auch dazu hat Frau Weisband etwas Kluges zu sagen:
[...] Aber nicht nur das macht Weisband Sorgen: »Es gibt eine regelrechte Hasswelle, egal ob sie sich gegen Juden, Muslime, Arbeitslose richtet, die Neigung, die eigene Unzufriedenheit auf eine gesellschaftliche Gruppe zu projizieren, ist enorm groß.« [...]
»Nur acht bis zehn Hassmails« - Marina Weisband zieht sich nicht wegen Antisemitismus zurück (juedische-allgemeine.de)

Es sind in der Regel nicht die harten Nazischläger, die Hassmails schicken - die schicken, wenn überhaupt, eher ernst gemeinte und ernst zu nehmende Drohungen.
Der typische Hassmailschreiber will diejenigen, in die er seine Unzufriedenheit projiziert, die er für "schuldig" an seiner Misere hält, ärgern, "es ihnen zeigen," sie "fertigmachen". Damit ist er in der Tat ein Troll, ein Provokateur, der bösartigen Sorte. Solche Menschen wollen, dass sich ihre Opfer schlechter fühlen. (Es ist anzunehmen, dass Frau Weisband, immerhin "fast fertige" Psychologin, das weiß - im Gegensatz zu vielen Journalisten, Polizisten und auch Politikern.)

Die Frage nach den Gründen für die Hasswelle, die Ausdruck einer "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" sind, untersucht u. A. das Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld. Hassmails, Beleidigungen und Einschüchterungsversuche sind nur die Spitze des Eisbergs. Und die Hasswelle fällt auch nicht vom Himmel:
[...]Ökonomische Umverteilungen von unten nach oben, Entfernungen aus dem öffentlichen „Verkaufsraum“, Generalverdächtigungen gegenüber Lebensstilen oder religiösen Überzeugungen ganzer Gruppen sind nur einige Varianten. Zum Teil werden Gruppen gegen andere instrumentalisiert oder als Bedrohungspotential auf die öffentliche Tagesordnung gehoben. Eine andere Variante ist, die Situation schwacher Gruppen gar nicht erst zu thematisieren, sie also aus der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion auszuschließen, zu vergessen; mithin sie nicht anzuerkennen, um nicht über Verbesserungen ihrer Lage nachdenken zu müssen. Klammheimlich kann dazu auch die „Schuldumkehr“ eingesetzt werden, womit die Ursachen für Abwertungen – quasi gesellschaftsentlastend – den Gruppen selbst zugeschrieben werden. [...]
Was muss "man" tun, um Hassmails auf sich zu ziehen?
Ich habe im Laufe der Jahre einige Hassmails bekommen, nicht viele, vielleicht ein oder zwei pro Jahr.
Das erste Mal, dass ich Hassmails erhielt, und zwar in nennenswerten Mengen, war vor gut 10 Jahren. Der Grund war, dass ich eine rechts-esoterische Gruppierung - konkret: die Armanen - in einem Online-Artikel offensichtlich geärgert hatte. Das ist nur scheinbar ein völlig anderer Mechanismus als die diffusen Projektionen, die z. B. hinter antisemitischen oder rassistischen Hassmails stecken.
Tatsächlich ging es gar nicht um mich persönlich oder gar um konkrete Punkte in meinem Artikel - das ergab sich aus den Formulierungen der Mails. Aus ihnen sprach einfach diffuser Hass auf "linke Zecken", "Volkstums-Verräter", "Inquisitoren" und "Antifanten", kurz, die Gruppen, denen diese Armanen und Armanen-Fans die "Schuld" dafür geben, dass sie, anders als noch in den 1990er-Jahren, kaum noch Einfluss auf die "Heidenszene" haben. Ich hatte mich exponiert - und wurde zum "Blitzableiter" einer diffusen Abneigung. Allerdings hatte ich den Armanen auch etwas getan.
Interessant ist, dass die Hassmails irgendwann aufhörten, ohne dass ich meine Mailadresse geändert hätte, und auch ohne, dass ich damit aufgehört hätte, rechte Esoteriker und Neuheiden mit braunstichiger Weltanschauung öffentlich zu kritisieren.
Wahrscheinlich hatten die Trolle einen anderen als "Blitzableiter" gefunden, der diffusen Hass auf sich zog.

Die meisten Hassmails treffen aber jene, die nur durch das, was sie sind oder für das, wofür sie gehalten werden, zur Projektionsfläche werden: rassistische, antisemtische, antiislamische, schwulenfeindliche usw. Mails.

Auf den ersten Blick bizarr mutet es an, dass auch ich, als Nichtjude, antisemitische Hassmails erhielt. Nicht oft, genau zwei Mal in rund zehn Jahren, aber klar antisemitisch.
Sicher würde ich viel mehr antisemitsche Hassmails bekommen, wenn ich Jude und irgendwie "wichtig" wäre.
Den Grund vermute ich darin, dass Antisemitismus ein zentraler, identitätsstiftender Punkt in der Weltanschauung neofaschistischer und völkischer Gruppen ist. So unterschiedlich die Rechtsextremisten auch sein mögen, auf das Feindbild Jude können sie sich alle verständigen - auch wenn der jeweilige Antisemitismus durchaus unterschiedliche Formen annehmen kann. Antisemitismus gehört zum Kitt, der "neurechte" Salonfaschisten, eher spießige NDPler, gewaltverliebte Nazis-Boneheads, ebenso gewaltverliebte, aber einen anderen Stil und Lebensstil praktizierende "autonome Rechte", "ökofaschistische" Artamanen, rechte Esoteriker usw. zusammenhält. Judenhass ist also wichtig für die "rechtsextreme Szene".
Ein typisches Merkmal ideologisch denkender (bzw. eher nicht-denkender) Menschen ist die Feindbildvereinheitlichung. Daher steckt für Nazis hinter allen ihren Gegnern "der Jude" - die historischen Nazis sahen bekanntliche Juden als "Drahtzieher" sowohl der Wallstreet wie des (damals sowjetischen) Kremls und wähnten "Finanzkapitalisten" und Bolschewisten insgeheim unter einer Decke.
Damit ist auch klar, wieso Nichtjuden aus dieser Ecke antisemitische Hassbekundungen abbekommen können: Wer entschieden gegen sie ist, kann doch nur ein Jude oder wenigstens "Jude im Geiste" sein!

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