Waffensupermarkt
MMarheinecke - Donnerstag, 31. Mai 2012
Wenn es Unreife bedeutet, sich gegen eine korrupte Gesellschaft aufzulehnen, dann ist Philip Marlowe äußerst unreif. Wenn es mangelhafte soziale Anpassung bedeutet, Schmutz zu sehen, wo Schmutz ist, dann hat sich Philip Marlowe mangelhaft sozial angepasst.Raymond Chandler in einen Brief an Mr. Inglis, Oktober 1951
Natürlich ist er ein Versager, und er weiß das auch. Er ist ein Versager, weil er kein Geld hat. Ein Mann, der ohne körperliche Handicaps ist und sich trotzdem keinen anständigen Lebensunterhalt verdienen kann, ist immer ein Versager und gewöhnlich ein moralischer Versager. Ab eine Menge sehr guter Menschen sind auch Versager gewesen, weil ihre besonderen Gaben nicht zu ihrer Zeit und zu ihrer Umwelt passten. Auf lange Sicht gesehen sind wir wahrscheinlich gesehen alle Versager; wir hätten sonst nicht die Sorte Welt, die wir haben.
[…] Wir kennen die schon aus unserer Schulzeit und die waren genau die Mitschüler, die sich immer mit dem System gut gestellt haben. Die genau hingeschaut haben, wer ihnen nutzen kann und die immer versucht haben, sich mit denen zu verbrüdern, damit sie ihnen bei den Hausaufgaben und Referaten helfen oder besser, sie ihnen gleich fertig erstellen im Tausch mit meistens materiellen Vorteilen und Gefallen. Insgesamt kamen diese Mitschüler relativ konservativ rüber, allerdings täuschte das - Konservativ waren nur ihre Ansichten zu Frauen und Beziehungen (denn wenn man Frauen aus der Karrieregleichung lässt hat man gleich schon viel weniger Konkurrenz) und ihre Ablehnung von jeder und jedem anderen, der auch nur den Ansatz einer Nonkonformität zu ihrem recht einfachen Wertekanon zeigte.Wulffs Mentalität der Vorteilsnahme und Vorteilsgewährung ist nur unter bestimmten Leuten "ganz normal" - die leider (noch) auch "bestimmende Leute" sind.
Die Einfachheit des Kanons war aber wichtig, denn sie war Grundlage für ihren Lebensentwurf. Der Mittelpunkt dieses Lebensentwurfes bildete und bildet die “Karriere”. […]”
"Sie begriffen die Katastrophe erst, als sie schon passiert war"stammt von Helmut Schmidt. Ich bin nicht unbedingt ein Anhänger der Politik, die der damalige Hamburg Polizeisenator und spätere Bundeskanzler betrieben hatte. Damals war er aber der richtige Mann im richtigen Amt. Er war ein Politiker für die akuten Krisensituationen (was er später noch einige Male beweisen sollte), aber keiner für Grundsatzfragen - obwohl: verglichen mit der heutigen Politikergeneration empfinde ich manchmal geradezu nostalgische Gefühle für den knochenharten Pragmatiker Schmidt.
Ich habe das Grundgesetz nicht angeguckt in jenen Tagen.So problematisch ein Verfassungsbruch immer ist: in dieser Situation ging es nicht anders. Oder besser: Es ging nicht mehr anders. Denn das Krisenmanagement in der Sturmflutnacht war in Hamburg ein grausamer Witz. (Wie schlecht das Krisenmanagement war, welche grotesk falschen Entscheidungen aus wie lächerllichen Gründen getroffen wurden, wird vielleicht am Besten aus den dürren Worten in der Wikipedia deutlich.)
@Afelia: Polizei Münster schickt mir Briefe, ich solle Menschen anzeigen. Ich habe keine Lust, Menschen anzuzeigen.Ich frage mich ernsthaft, was die Polizei da geritten hat. Beleidigung wird bekanntlich nur dann strafrechtlich verfolgt, wenn die oder der Beleidigte das selbst anzeigt. Außerdem ist es sehr fraglich, ob die Absender der Hassmails überhaupt ermittelt werden können (Stichworte: Wegwerf-Mailadressen, Mail-Anonymisierer).
[...] Aber nicht nur das macht Weisband Sorgen: »Es gibt eine regelrechte Hasswelle, egal ob sie sich gegen Juden, Muslime, Arbeitslose richtet, die Neigung, die eigene Unzufriedenheit auf eine gesellschaftliche Gruppe zu projizieren, ist enorm groß.« [...]»Nur acht bis zehn Hassmails« - Marina Weisband zieht sich nicht wegen Antisemitismus zurück (juedische-allgemeine.de)
[...]Ökonomische Umverteilungen von unten nach oben, Entfernungen aus dem öffentlichen „Verkaufsraum“, Generalverdächtigungen gegenüber Lebensstilen oder religiösen Überzeugungen ganzer Gruppen sind nur einige Varianten. Zum Teil werden Gruppen gegen andere instrumentalisiert oder als Bedrohungspotential auf die öffentliche Tagesordnung gehoben. Eine andere Variante ist, die Situation schwacher Gruppen gar nicht erst zu thematisieren, sie also aus der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion auszuschließen, zu vergessen; mithin sie nicht anzuerkennen, um nicht über Verbesserungen ihrer Lage nachdenken zu müssen. Klammheimlich kann dazu auch die „Schuldumkehr“ eingesetzt werden, womit die Ursachen für Abwertungen – quasi gesellschaftsentlastend – den Gruppen selbst zugeschrieben werden. [...]Was muss "man" tun, um Hassmails auf sich zu ziehen?
(...) Kritiker verweisen dagegen darauf, dass es bis heute keine Belege für einen Rückgang der Kriminalität durch Videoübewachung gibt. Stattdessen werde jeder Passant beobachtet, was Konformitätsdruck erzeuge. Nur nicht auffallen, diese Devise werde zum stillschweigenden Begleiter aller Passanten. (...)Unabhängig davon, ob den Überwachungs-Fans absichtlich auf Panopticon-Prinzip zurückgreifen oder eher intuitiv auf den Panoptismus kommen: große, durch die Erwartung, beobachtet zu werden, verursachte "freiwillige" Konformität ist ökonomisch - weil sie kostenintensiven Fremdzwang (Strafmaßnahmen) durch kostengünstigen Selbstzwang ersetzt. Nicht zufällig schlug Bentham sein Panopticon ursprünglich für Beaufsichtigen von Fabrikarbeitern vor - es geht dabei weniger darum, kriminelles Verhalten zu verhindern, sondern erwünschte Verhaltensweisen zu erzwingen.