Sonntag, 13. September 2009

Wie geht's dem Wald?

Erinnert sich noch jemand ans Waldsterben? Jedenfalls in Deutschland sieht es für den Wald nicht schlecht aus. Das heißt zwar nicht, dass alles in bester Ordnung wäre, und es kaum noch kranke Bäume gäbe: Der Flächenanteil der Bäume mit deutlichen Nadel- oder Blattverlusten der Baumkrone beträgt 26 Prozent. Der Zustand der Wälder hat sich 2008 deutschlandweit, über alle Baumarten hinweg betrachtet, kaum verändert. Laut Waldbericht des Bundesminsteriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) nahm die deutsche Waldfläche in den vergangenen 40 Jahren um ca. 10000 km2 zu. Waldzustand 2008 (BMELV) Seit 1981 - dem Jahr, in dem das Waldsterben erstmals Schlagzeilen machte - wuchs z. B. in Bayern die Waldfläche um 150 km2 an. Obwohl der Holzeinschlag in den letzten Jahren gesteigert wurde, liegt er immer noch weit unter dem Zuwachs - die Waldnutzung ist damit nachhaltig. Etwa 30 Prozent der Bodenfläche Deutschlands sind mit Wald bedeckt.
Der Einsatz von Anlagen zur Rauchgasentschwefelung und von Katalysatoren zur Bekämpfung des "Sauren Regens" hat offenbar Wirkung gezeigt. Die Schwefelbelastung der Waldböden ging deutlich zurück. Waldböden geht es etwas besser. In Deutschland wie überhaupt in Europa (außer dem Mittelmeeraum) wachsen die Wälder.
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Natürliches Baumsterben an einem jungen Versumpfungsmoor

Ein Faktor beim Waldwachstum in Europa dürfte der Klimawandel sein: Vor allem durch die mildere Winter verschiebt sich die Baumgrenze nach Norden und in höhere Gebirgslagen. Bäume wachsen in Regionen, in denen sie früher nicht existieren konnten.
Wesentlich wichtiger als das mildere Klima ist für die beobachtete Ausdehnung der Gebirgswälder in den Alpen jedoch ein wirtschaftlicher Faktor: Landwirtschaft in Hochgebirgslagen lohnt sich immer weniger, Almen werden aufgegeben und Wiesen aufgelassen. Dort wird im Interesse des Lawinenschutzes oft aufgeforstet, aber auch dort, wo ehemalige Wiesen nicht aufgeforstet werden, rücken Bäume vor. Zwar nimmt der Skitourismus viel Fläche in Anspruch, und Landschaftsschäden durch Skipisten sind im Sommer kaum zu übersehen, aber insgesamt ist der Flächenbedarf für den Tourismus weitaus geringer als der der traditionellen Landwirtschaft.
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Artenreicher Laubmischwald

Im "Norden" - in Europa, Russland, Kanada und die USA - wächst der Waldbestand an. In China gibt es - nach jahrhundertlangem Raubbau - ein gewaltiges Aufforstungsprogramm.
Trotzdem sieht es global gesehen nicht gut aus. Die weltweite Entwaldungsrate ist laut dem letzten FAO-Statusbericht nach wie vor erschreckend hoch, wenn auch etwas geringer als in den 1990er-Jahren: Zwischen 2000 und 2005 gingen 73.000 km2 Wald verloren, vor allem in den Tropen. Besonders dramatisch ist die Entwaldung in Indonesien; die Insel Sumatra verlor zwischen 1985 bis 2007 die Hälfte ihrer Waldfläche - und damit Lebensraum von Orang-Utans, Tigern und Sumatranashörnern. Ein besonders trauriger Aspekt ist, dass indonesischer Regenwald für riesige Ölpalmen-Plantagen gerodet wird. Das Palmöl aus diesen Plantagen wird als angeblich klimafreundlicher Treibstoff in Europa und Nordamerika verfeuert. Ein Hohn, da neue Palmölplantagen vor allem im Tieflandregenwald von Indonesien und Malaysia angelegt werden. Der Tieflandregenwald ist ein Torfwald, und als solcher ein riesiger Kohlendioxid-Speicher. Um Platz für neue Palmöl-Plantagen zu schaffen, wird üblicherweise Brandrodung verwendet. Durch die Waldbrände allein in Indonesien wird in manchen Jahren mehr als eine Milliarde Tonnen Kohlendioxid frei gesetzt, etwa 15 Prozent der weltweit von Menschen verursachten CO2 Emissionen. Den Teufel mit dem Belzebub ...
Interessant und erfreulich ist, dass verstärktes Baumwachstum aus einer Region der Erde berichtet wird, die noch vor einige Jahren Gefahr lief, zur Wüste zu werden: Die Sahel-Region am Südrand der Sahara. Satellitenbilder und Luftaufnahmen, die über Jahrzehnte die Vegetationsentwicklung dokumentieren, zeigen ein Vorrücken von Büschen und Bäumen nach Norden. Die Niederschlagsmengen in dieser Region nahmen zu. Leider wird die neue Vegetation an vielen Orten durch Überweidung wieder zerstört.
Der Globus wird grüner (Welt.de).

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