Donnerstag, 16. Juli 2009

Mit sich trugen sie die sechzehnhundert Jahre alte Offenbarung

“Mit sich trugen sie die sechzehnhundert Jahre alte Offenbarung, auf der ihre Religion und ihre Hoffnung begründet waren und ebenso der Zivilisationsauftrag, an den sie glaubten.”
(Imogen Seger: Wenn die Geister wiederkehren, Ullstein, Frankfurt/Main, Berlin, Wien, 1984)

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Via: Metalust & Subdiskurse

In the Summer of '69

Heute, vor genau 40 Jahren, am 16. Juli 16 1969 um 13:32:00 UTC (was 14:32:00 MEZ entspricht), hob eine Trägerrakete vom Typ Saturn V vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida ab.

Apollo 11 start

Apollo 11, die Landung zweier Menschen auf dem Mond, war ein Unternehmen, das an die Grenzen des damals technisch Machbaren ging. Man kann sogar sagen, dass es diese Grenzen ein wenig herausschob, denn als John F. Kennedy, der damalige Präsident der USA, am 25. Mai 1961 vor dem US-Congress das Mondlandeprogramm ankündigte -
"I believe that this nation should commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the Moon and returning him safely to the Earth."
- wäre es mit der vorhandenen und erprobten Technik nicht realisierbar gewesen.
Heute herrscht oft der Eindruck vor, dass die technische Entwicklung in den letzten Jahre schneller als je zuvor sei. Obwohl in den 1960er tatsächlich pro Jahr eher weniger Erfindungen als heute gemacht wurden - gemessen in Patentanmeldungen - gab es damals mehr "absolute Neuheiten", sprich Basisinnovationen. Viele der heute geflogenen Trägerraketen sind z. B. Weiterentwicklungen von in den 50er und 60er Jahren konstruierten Typen. Oder um ein Beispiel aus der Luftfahrt zu nehmen: ein typisches Passagierflugzeug Baujahr 1969 hat von der Grundkonstruktion her mehr Ähnlichkeit mit einem Passagierflugzeug Baujahr 2009 als mit einem, das 1949 gebaut wurde - von Maschinen Baujahr 1929 gar nicht zu reden.
So bescheiden und altertümlich beispielsweise die Bordcomputer der Mondlandefähre und der Apollo-Kapsel heute anmuten (Arbeitsspeicher etwa vier kByte), beim Stand der Computertechnik des Jahres 1961 hätten entsprechende Rechner kaum in die Raumfahrzeuge hineingepasst. Im Computer der Saturn I B wurden die ersten "flat pack"-Schaltkreise eingebaut, die unter dem "Advanced Saturn Technology Program" im Auftrag des Marschall Space Centers von IBM entwickelt worden waren, und die später in den (für damalige Verhältnisse) kompakten und preiswerten Großrechnern der IBM 360er-Serie eingesetzt wurden. 1969 waren die "flat pack" aber schon überholt, in der Steuerung der Saturn V und im Apollo-Bordrechner wurden schon ICs im modernen Sinne (Chips) verwendet. Allerdings verlangte nicht nur die NASA, sondern vor allem auch das Militär nach miniaturisierten Computern - und es bekam sie. Entgegen einer verbreiteten Legende ist der PC aber kein direkter Spin-Off des Apollo-Programms. Der Mikroprozessor, Herzstück des PCs, war 1969 schon erfunden (übrigens weder für die Raumfahrt noch für die Waffentechnik, sondern um den Bau programmierbarer Tischrechner zu rationalisieren), aber die unerprobte Technik wurde bei Apollo noch nicht eingesetzt.
Auch auf anderen Gebieten - von der Kunststoffchemie bis zu neuen Managementmethoden - profitierte das Projekt Apollo von der sehr schnellen industriellen Entwicklung, und heizte wiederum das Innovationstempo weiter an.
Nun ist es aber so, dass viele Neuerungen und Erfindungen der 60er-Jahre erst in den 70er und 80ern in den Alltag vordrangen. Viele Menschen neigen deshalb dazu, den Stand des im Jahre 1969 technisch Möglichen zu unterschätzen.

Vielleicht erklärt das (ein wenig) weshalb ganze Scharen von Spinnern Skeptikern sich nicht davon abbringen lassen, dass die Mondlandungen im Studio inszeniert worden wären. Ein anderer Grund ist der, dass meisten von uns eine ganz gute Vorstellung davon haben, wie die Spezialeffekte eines Science-Fiction-Film produziert werden oder was man mit einen Bildbearbeitungsprogramm alles anstellen kann. Wir misstrauen zu Recht Bildern, von denen wir wissen, dass sie manipuliert sein können. Kaum jemand weiß aber wie Raumfahrt technisch funktioniert, und bei vielen ansonsten gebildeten und gut informierten Zeitgenossen hapert es schon mit dem physikalischen Grundlagenwissen. Die Vorstellung, die Mondlandung habe in einem geheimen Studio stattgefunden, liegt manchen anscheinend näher, als die technischen Meisterleistungen zu begreifen, die hinter der wirklichen Raumfahrt stehen.
Immerhin ist die Widerlegung dieser äh ... interessanten Hypothese ein guter Stoff für den Physikuntericht in der Mittelstufe.

Zur Zeit befindet sich wieder eine Raumsonde in einer Bahn um den Mond: der Lunar Reconaissance Orbiter (LRO). LRO soll sehr hochauflösende Fotos der Mondoberflächen machen, aus denen eine neue, hochgenaue Karte der Mondoberfläche erstellt werden soll. Der LCROSS (Lunar CRater Observation and Sensing Satellite), der mit LRO gestartet wurde, soll zusätzlich nach Wasservorkommen in Mondkratern suchen. Außerdem kann LRO etwas, dass bis jetzt noch kein Teleskop auf der Erde und keine Raumsonde im All konnte: die Landeplätze der Apollo-Missionen fotografieren. Wahrscheinlich wird die NASA bald die ersten LRO-Bilder des Apollo-11 Landeplatzes veröffentlichen - der 20. Juli wäre der ideale Termin.
Ich vermut aber: wer so ein richtiger "V-Theoretiker" ist, der wird sich wohl auch von solchen Bilder nicht überzeugen lassen. Der Glaube der "Moonhoax"-Anhänger ist nicht durch sowas profanes wie echte Belege oder Fakten zu erschüttern - weshalb Diskussionen mit ihnen sehr an die mit "Junge-Erde-Kreationisten" erinnert, die glauben, dass die Erde erst rund 6000 Jahre alt sei. Die Fossilien hätte Gott extra versteckt, um damit die Glaubensstärke dieser extremen Fundi-Christen auf die Probe zu stellen.
Wer heute immer noch glaubt, die Mondlandungs-Fotos und -Filme seien im Studio aufgenommen, der wird selbstverständlich auch die LRO-Bilder für Fälschungen halten. Klar, und Bielefeld ist auch nur eine Filmkulisse.
Auf Websites wie Apollo-Projekt, Clavius, Raumfahrer oder Mondlandung werden die angeblichen Indizien für einen "Moon Hoax" gründlich nach allen Regeln der Logik und der Wissenschaft demontiert.

Für alle die vielen, die zu jung sind, um es damals im Fernsehen gesehen zu haben, gibt es hier die originalen Fernsehbilder vom Start der Apollo 11 in heute wohl nicht mehr sendefähiger Qualität - voller Bildstörungen und Farbverschiebungen (aber immerhin schon in Farbe!): The Lift-Off of APOLLO 11

... und hier noch mal "in schön" (Aufgenommen mit fernbedienten 35-mm Film-Kameras direkt am launch pad - und in Zeitlupe - Ausschnitt aus dem offiziellen NASA-Dokumentarfilm):


Was geschah sonst noch im Sommer 1969?
Der erste Heim-Videorekorder kommt auf den Markt: der Philips LDL 1002. Er konnte 45 Minuten in schwarz-weiß aufzeichnen und kostete in (West-)Deutschland ca. 1800.- DM - eine Bandkassette allein kostete 60,- DM.

In den USA wird Compuserve Inc. gegründet - später einer der ersten Online-Dienste für jedermann, noch später ein Wegbereiter des Internets.

27. Juni:
New York: Stonewall-Aufstand in der Christopher Street - ein entscheidendes Datum im Bürgerrechtskampf der Schwulen und Lesben. Daran erinnert seitdem der "Christopher Street Day".
14. Juli:
Ausbruch des Fußballkrieges zwischen Honduras und El Salvador.
20. Juli:
Thor Heyerdahl muss seinen Versuch, mit dem Papyrusboot "Ra" von Afrika aus die Karibik zu erreichen, abbrechen. Das Boot beginnt sich kurz vor dem Ziel Barbados aufzulösen.
13. August:
Schwere Grenzkonfrontation zwischen der Sowjetunion und China als Nachwirkung des Usuri-Zwischenfalls - die sowjetische Führung deutet an, das chinesische Kernwaffentestgelände Lop Nor mit Atomwaffen angreifen zu wollen.
12. August:
im nordirischen Derry stürmten Protestanten den katholischen Stadtteil Bogside und provozierten die katholischen Bewohner, indem sie den 280. Jahrestag der "Befreiung" "Londonderrys" von den Katholiken feierten. Die katholische Bevölkerung verbarrikadierte sich und lieferte sich zwei Tage lang Straßenschlachten mit den Protestanten und der Polizei.
14. August:
Einsatz britischer Truppen in Nordirland.
15. August – 18. August (geplant bis zum 17. August):
Woodstock Music and Art Festival, das berühmteste Open-Air Musikfestival überhaupt. Wahrscheinlich ist es auch deshalb legendär, weil es trotz der unkontrollierten und unkontrollierbaren Menschenmenge zu keinen nennenswerten Gewalttätigkeiten kam.
1. September:
In der BRD tritt das 1. Strafrechtsänderungsgesetz in Kraft. Dies bewirkt auch eine Änderung des § 175, wodurch gleichgeschlechtliche Sexualkontakte unter erwachsenen Männern (damals ab 21 Jahren) erstmals seit 1532 im gesamten zu Deutschland zählenden Gebiet nicht mehr strafbar waren.

Einige Sommerhits des Jahres 1969:
The Fifth Dimension: Aquarius / Let The Sunshine In (aus dem Musical "Hair").
Desmond Dekker: The Israelites (erster Reggae-Welthit).
The Beatles: The Ballad of John and Yoko.
Edwin Hawkins Singers: Oh Happy Day.
Rolling Stones: Honky Tonk Women.
In Deutschland (West) allgegenwärtig und interessanterweise auch in Großbritannien erfolgreich: die "Nonstop Dancing"-Platten von James Last. (Die meiner Meinung nach besser als ihr späterer Ruf sind.)

Und übrigens:
Bryan Adams, der in dem Lied "In the Summer of ´69" von seiner ersten Band und der "schönsten Zeit seines Lebens" schwärmt, war damals erst 9 Jahre alt.

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